Gestalt

Matthias Egeler: Elfen und Feen

Inhalt:

Dieser Band bietet kompetent und unterhaltsam einen Überblick über Geschichte und Geschichten der Elfen und Feen von ihren Ursprüngen in keltischen und nordischen Mythen bis in die Welt der isländischen „Elfenbeauftragten“ und von Harry Potter. Mal verstörende, mal zauberhafte Begegnungen mit Naturgeistern oder Gestalten wie etwa den Herrinnen von Avalon (Artussage), mit Elrond und Galandriel (Herr der Ringe), Titania und Oberon (Mittsommernachtstraum) oder auch Peter Pan verheißen Abenteuer und Lesevergnügen.

Zugleich wird deutlich, wie jede Epoche ihre eigenen Feen und Elfen hervorgebracht hat – und in den sich wandelnden Vorstellungen vom Übernatürlichen erkennen wir die Ängste und Sehnsüchte der jeweiligen Zeiten bis in unsere Tage. (Klappentext)

Rezension:

Heute ein fester Bestandteil der westlichen Populärkultur, haben seit ihrem Ursprung in der nordischen und keltischen Mythologie Elfen und Feenfiguren einen Wandel durchgemacht, der auf uns blicken lässt, die wir von ihnen erzählen. Dies gilt für ihre Gestalt, ebenso für ihre Fähigkeiten oder auch Rolle in unseren Gesellschaften. Jede Epoche hat eine eigene Anderwelt. Auf eine Reise durch die Geschichte bis zur Gegenwart nimmt uns der Autor Matthias Egeler mit und wirft damit auch einen Blick auf uns selbst.

Wenn es um Mythen und Legendengestalten geht, muss ein Rahmen abgesteckt werden, innerhalb dessen man sich orientiert, sonst ist die Gefahr sich zu verzetteln zu groß, gibt es doch von allen Geschichten regionale oder zeitlich zu verortende Varianten, weshalb sich der Experte für Altskandinavistik auf sein Fachgebiet konzentriert. Viele andere Figuren, mit denen man sich etwa im Mittelalter oder noch früher Naturphänomene oder Schicksalsschläge wie Krankheiten erklärt hat, hier nicht behandelt werden. Diese Beschränkung tut dem kompakt gehaltenen Sachbuch gut, gibt es doch immer noch genug Stoff zu erzählen.

Zwei Themenkomplexe werden hier abgebildet, zum einen der geschichtliche Wandel des Feenmythos im keltischen Raum, zum anderen der Bogen von den Gehöft ansässigen Elfengestalten im nordischen Island bis hin zur „Elfenbeauftragten“, die ursprünglich nur für den Tourismus eine Karte der verorteten historischen Plätze, derer man diesen Figuren auf dieser Insel zuspricht, zeichnen sollte.

Spannend wird hier beschrieben, wie Mythengestalten früher genutzt wurden, sich Krankheiten oder Kindersterblichkeit zu erklären, aber auch wie deren Rollen sich im Laufe der Zeit verändert haben. Mit zunehmender Modernisierung nahmen Kunst und Kultur der Anderwelt Macht und Einfluss, erst viel später etwa kam es zur Rückbesinnung auf die alten Geschichten.

Matthias Egeler räumt dabei auch Nebenkriegsschauplätze populärer Diskussionen auf Social Media auf, wenn es etwa um die Gestalt von Elfen und Kobolden der Harry Potter Filme und Bücher geht, ohne diese Auseinandersetzung explizit zu erwähnen, zeigt aber auch was Tolkin und andere bewirkt haben, aber auch wie die Theosophie ihre Zeichen gesetzt hat, bis hin zu gefälschten Fotos und Träumereien.

Zumindest letztere haben ein längeres Leben und so wird die Geschichte, wie sie Matthias Egeler zu erzählen weiß, wohl auch künftig fortgesetzt werden können. Dieses durchaus für den Verlag ungewöhnliche, jedoch gut recherchierte Sachbuch ist ein guter Einstieg in diese Welt.

Autor:
Matthias Egeler studierte zunächst Indologie, Nordistik und Indogermanistik, bevor er verschiedene Stationen in Oxford, Cambridge und München durchlief. An der Goethe-Universität Frankfurt/Main lehrt er als Professor für Altskandinavistik. Zu seinen Forschungsgebieten zählen die altnordische Literatur- und Kulturgeschichte, sowie des mittelalterlichen Irlands.

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Aimee Carter: Animox 1 – Das Heulen der Wölfe

Das Heulen der Wölfe Book Cover
Das Heulen der Wölfe Animox – Band 1 Kinderbuch/Jugendbuch Oetinger Hardcover Seiten: 376 ISBN: 978-3-7891-4623-7

Inhalt:
Simon ist ein ganz normaler Junge – mit einem großen Geheimnis: er kann mit Tieren sprechen. Doch als ein Adler ihn vor den wilden Bestien des Tierreichs warnt und seine Mutter von einer Horde ratten entführt wird, verändert sich Simons Leben schlagartig.

Endlich erfährt er die Wahrheit über seine Gabe: Er ist ein Animox – ein Mensch, der sich in ein Tier verwandeln kann! Wird auch er zum Wolf animagieren wie sein Onkel? Schon steckt Simon mitten in der erbitterten Schlacht der fünf Tierkönigreiche und erkennt bald seine wahre Bestimmung: Er muss die geheime Welt der Animox vor der Vernichtung retten… (Klappentext)

Zuordnung:
Dies ist der erste Band der Reihe „Animox“.

Rezension:
Die Fähigkeit, mit Tieren zu sprechen, ist für Simon Thorn, einen zwölfjährigen Jungen, Alltag und zugelich Handicap, gilt er dadurch zugleich als Sonderling in seiner Umgebung. Der Junge, der kaum Freunde hat und nahezu täglich in Konfrontation mit seinen Klassenkameraden gerät, möchte mit den Wechsel in die neue Schule nicht auffallen, was gar nicht so leicht ist, gerät er gleich zu Beginn in eine Auseinandersetzung. Zu allem Überfluss scheint auch noch die Tierwelt verrückt zu spielen.

Schnell kommt Simon einem Geheimnis auf die Spur. Er ist ein Animox, ein Gestaltwandler. Doch, in welches Tier er sich verwandeln kann, ist zunächst unklar und auch unwichtig, muss sich der Junge einer drängenden Frage stellen. Wer hat ihn, und warum, von seiner Mutter und seinem Onkel getrennt? Nur die Vertreter der Tierreiche können ihn jetzt noch helfen. Doch, wem soll Simon vertrauen?

Ein spannender Reihenauftakt und eines der ersten Bücher, der gerade in Mode zu scheinenden Reihen, die das Thema Gestaltwandlung zur Geltung bringen. Wieder einmal in Amerika spielend, wo die Mythen der Urbevölkerung genug Stoff für interessante Ansätze bieten, wird hier der Inhalt in den Großstadtdchungel übertragen und eine Auseinanderfigur zum Hauptptagonisten erwählt, mit dem sich junge Leser gut identifizieren können.

Dabei geht es gleich zum Auftakt rasanter zu als etwa in der Variante „Woodwalkers“ der deutschen Autorin Katja Brandis, was für erheblichen Schwung im Handlungsverlauf sorgt, der bis zum Ende des ersten Bandes auch durchgehalten wird. Nichts destotrotz hat „Das Heulen der Wölfe“ seine ruhigen Momente, wenn sie auch rar gesät sind.

Die Protagonisten sind feinfühlig ausgearbeitet und gerade zu Beginn nicht dem üblichen Gut-Böse-Schema leicht zuzuordnen, welches man heutzutage allzuoft in Kinderbüchern findet. Aimee Carter traut ihren Lesern offenbar zu, sich auch zwischen Graustufen zurecht zu finden, was sich sehr angenehm liest.

Ein weiterer Pluspunkt, mit den „Animox“-Büchern findet sich eine weitere Reihe in den Regalen, die auch das Interesse von Jungen weckt, eine für Verlage traditionell schwerer zu erreichende Zielgruppe, wenngleich es auch für Mädchen hier vielschichtige Protagonisten gibt, mit denen man sich identifizieren kann.

Kurzweilige und fassbare Kapitel mit zahlreichen Cliffhangern und überraschenden Wendungen tragen zum Lesegenuss bei. Der Spannungsbogen und klare Handlungsverlauf wird bis zum Ende zielgerichtet verwoben. Protagonisten mit vielschichtigen Charkterzügen und Absichten tragen das Ihrige dazu bei.

Es ist Urban Fantasy für Kinder oder junge Jugendliche, die spannender kaum ausgearbeitet sein könnte, so dass auch ältere Leser ihren Spaß an dieser Reihe haben können. Vorausgesetzt, Aimee Carter hält die spannende Erzählstruktur und klare Sprache bis zum Ende durch. Für den Auftakt gilt dies in jedem Fall.

Eine klare Leseempfehlung gibt es hierbei und auch gleich einmal kuriose Fakten zur Entstehung und Publizierung dieser Reihe. Die Autorin ist im englischen Sprachraum zu Hause und diese, ihre ersten Bücher, wurden in Amerika durchaus gut vom Publikum aufgenommen, waren erfolgreich.

Der amerikanische Verlag glaubte jedoch nicht an den weiteren Erfolg der Reihe und so warten die amerikanischen und englischen Kinder und Jugendlichen nach Band 3 händeringend auf die Fortsetzung der Reihe.

Deutsche Leser haben da mehr Glück, ein Verdienst des Verlages Oetinger, der sein Publikum nicht auf den Trockenen sitzen ließ und alle geschriebenen Bände auch publizierte. Meist ist es eher umgekehrt, doch hier können die deutschsprachigen Leser mit Simon Thorn den vollständigen Weg durch die Welten der Tierreiche beschreiten, wozu man nach diesem Band unbedingt Lust hat, diese Reihe weiter zu verfolgen.

Es lohnt sich.

Autorin:
Aimee Carter wurde 1986 geboren und ist eine amerikanische Jugendbuch- und Young-Adult-Schriftstellerin. Sie studierte an der Universität Michigan und schrieb mehrere Reihen für Kinder und Jugendliche. Sie wurde 2017 mit der Kalbacher Klapperschlange ausgezeeichnet, einen undotierten Literaturpreis, der durch eine Kinderjury vergeben wird.

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