Henner Fürtig: Geschichte des Irak
Inhalt:
Ist der Irak ein gescheiterter Staat? Im Norden kontrollieren die Kurden und Islamisten riesige Gebite, im Süden rivalisieren Schiiten und Sunniten um die Macht, und zwischen diesen Fronten werden Minderheiten wie Christen oder Jesiden aufgerieben.
Henner Fürtig zeigt, dass die Ursachen für diesen Zerfall historisch weit zurückliegen. Er erzählt die Geschichte des Zweistromlandes von der kolonialen Staatsgründung 1921 über die brutale Diktatur Sadam Husseins und die amerikanische Invasion 2003 bis heute und fragt nach den Chancen für eine Rückkehr zum Frieden. (Klappentext)
Rezension:
Ob der Flüchtlingsproblematik gehen Berichte, direkt über dieses Land, derzeit ein wenig unter, wobei gerade dort und in den Nachbarstaaten einige der häufigen und dringlichen Fluchtursachen zu finden sind. Das Chaos, der Terror und der Zerfall des Iraks in seine Bestandteile, je nachdem, in welchem Landesteil man sich gerade befindet und welcher Glaubensrichtung man angehört.
Die Ursachen sind historisch bedingt und liegen weit zurück. Noch vor der Staatsgründung, vor dem Zerfall des Osmanischen Reiches, in dem sich die heutigen Gebiete des Landes befanden, wurde die Saat dafür gelegt, den Staat oder was daraus einmal werden sollte, ins Chaos zu stürzen.
Henner Fürtig zeigt, welche Weichen und Blockaden im Laufe der Geschichte von einheimischen und Fremdherrschern gleichermaßen gestellt wurden, um dien Irak zu dem zu machen, was er heute ist.
Ob gewollt oder ungewollt. Der Autor differenziert zwischen Sichtweisen und Problemen, beleuchtet alle Seiten der Medaille Irak gleichermaßen und zeigt die Gründe dafür auf, dass heute dieses kulturell so reichhaltige und geschichtsträchtige Land ums Überleben kämpfen muss.
Wer die Ursachen für die heutigen Probleme des Iraks und seine Gesellschaft näher kennenlernen möchte, muss tief in die Geschichte zurückblicken. Henner Fürtig ist dies gelungen, ohne zu übertreiben, ohne zu pauschalisieren. Neutral ausgewogen und auf den Punkt genau stellt er historische Zusammenhänge leicht verständlich dar.
Ein hoch interessantes Sachbuch ist dabei entstanden über ein ebensolches Land. Der flüssige Schreibstil und die gute Recherchearbeit tragen das übriges dazu bei, diese Ländergeschichte ungeschönt, vielseitig und spannend darzustellen. Der Ausgang bleibt dabei freilich offen. Keiner weiß heute, wie sich die Situation des Irak künftig entwickeln, ja, ob der Staat überhaupt als solcher überleben oder doch noch implodieren wird.
Zu wünschen wäre es nicht, eher, dass die Menschen im Zweistromland sich auf ihre Stärken und Gemeinsamkeiten besinnen, zusammenhalten, damit die Geschichte des Irak weiter geschrieben werden kann. Henner Fürtig mit einem Beitrag, der dies außerhalb des Iraks mit diesem Buch ins Bewusstsein der Menschen rückt und damit einen wertvollen Beitrag leistet.
Autor:
Henner Fürtig wurde 1953 geboren und ist Professor am Historischen Seminar der Universität Hamburg und Direktor des GIGA Institut für Nahost-Studien. Zuvor arbeitete er am oriientalischen Institut der Universität Leipzig sowie als Projektgruppenleiter am Zentrum Moderner Orient in Berlin.
Er ist Vorstandsmitglied des European Association of Middle East Studies (EURAMES). Fürtigs aktuelle Forschungsthemen befassen sich u.a. mit Potenzen und Grenzen nahöstlicher Führungsmächte sowie dem politischen Islam und dessen Faktor im „Arabischen Frühling“. Zu diesen und anderen Themen veröffentlichte Fürtig bereits zahlreiche Bücher und Aufsätze.
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