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Björn Berge: Atlas der verschwundenen Länder

Atlas der verschwundenen Länder Book Cover
Atlas der verschwundenen Länder Björn Berge Verlag: dtv Erschienen am: 09.03.2018 Seiten: 239 ISBN: 978-3-423-28160-7

Inhalt:

Es gibt unzählige Länder, die im Laufe der Zeit wieder von den Landkarten verschwunden sind, und von vielen ist nichts geblieben. Björn Berge hat sich für diesen Atlas der anderen Art von seiner Briefmarkensammlung inspirieren lassen.

Angeregt von diesen kleinsten Dokumenten der Welt hat er sich auf eine spannende Spurensuche begeben und lässt alte Länder und Zeiten wieder auferstehen. Es finden sich bekannte Namen wie Helgoland, Schleswig und Danzig ebenso wie extische, darunter Inini, Sazan oder Kap Juby. (Klappentext)

Rezension:
Es gibt viele Arten Macht auszuüben und zu zeigen, Briefmarken heraus- und in den Druck zu geben, war viele Jahrhunderte eine davon. Sie zeigen, wer gerade zu jener Zeit die politische und wirtschaftliche Macht innehatte, die Art des Druckes lässt auf die Eigenheiten jener Regionen, den Wünschen und Vorstellungen ihrer politischen Führer, Ansprüche erkennen.

Das Material z.B. der Farbe, des Papiers, des Klebers auf die Voraussetzungen, auf die man sich örtliche einlassen musste. Ein gefülltes Briefmarkenalbum erzählt Geschichten von Städten, Ländern, und Politik, in aller erster Linie jedoch von denen, die sie benutzten.

Björn Berge hat sein Briefmarkenalbum hervorgeholt und dabei besondere Wertzeichen genauer unter die Lupe genommen. Der Autor nimmt seine Leser mit in längst vergessene Zeiten, Länder, die es nicht mehr gibt. Wie mit dem in etwa vergleichbaren “Atlas der erfundenen Orte” von Edward Brooke-Hitching, ist mit den vorliegenden Werk dem dtv-Verlag ein erneuter Coup gelungen.

Das Sachbuch, welches sich auf den ersten Blick mit einem etwas langweiligeren Thema bechäftigt, offenbart, wie einst die Welt ausgesehen hat und welche Macht- und Ränkespiele sich überall auf unseren Planeten über die jahrhunderte lang abgespielt haben.

In Form von Postwertzeichen, nicht unbedingt wertvoll, gebraucht und zerschlissen sowie so, erzählt der Autor ihre Geschichte, die heute fast vergessen ist. In kurzweiligen, jeweils gerade einmal ein paar Seiten langen Kapiteln, begibt sich der norwegische Autor auf Spurensuche.

Ergänzt durch Personengeschichte und immer mit Quellenangabe weiterführender Literatur, manchmal auch ortsüblichen Kochrezepten und Berichten von damals dort lebenden Personen, ist eine bunte Mischung von Geschichten entstanden, die vom kurzen oder längeren Leben der Länder erzählen, die sich so selbstsicher fühlten, um eigene Briefmarken herauszugeben, und doch heute im Nirvana der Geschichte verschwunden sind.

Detailliert beschreibt der Autor die im Mittelpunkt stehenden Marken und offenbart, dass sie keineswegs nur dröges Papier darstellen, sondern Gegenstände, die etwas zu erzählen haben.

Es ist ein Buch für Sammler und Fans mitunter kurioser, aber immer auch spannender Geschichtsschreibung, die von wechselhaften Mächteverhältnissen, Glücksrittern und Pechvögeln, kolonialen Größenwahn und Entdeckerstolz erzählt, aber auch von den Unglücken, mitunter in recht kurzer Zeit, von den Landkarten und damit vom Tableau der Weltgeschichte zu verschwinden.

Immer mit Weitblick, so manches Mal mit Stirnrunzeln und oft mit einer Brise Scharfsinn und Humor liegt mit dem “Atlas der verschwundenen Länder” ein besonderes Geschichtsbuch vor, welches dazu anregt, seine eigene (oder geerbte) Briefmarkensammlung hervorzuholen und auf Entdeckungstour zu gehen.

Vielleicht finden sich ja noch mehr spannende Geschichten, die es zu erzählen gilt?

Autor:
Björn Berge ist ein norwegischer Architekt und Wissenschaftler, der eine Leidenschaft für’s Wandern und dem Sammeln von Treibgut hegt. Sein zweites großes Projekt ist eine Sammlung von Briefmarken, von allen Ländern, die je auf der Erde existiert und welche herausgegeben haben.

Im vorliegenden Buch stellt er eine Auswahl von Briefmarken und deren Geschichten vor.

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Edgar Allan Poe: Unheimliche Geschichten

Unheimliche Geschichten Book Cover
Unheimliche Geschichten Edgar Allan Poe Rezensionsexemplar/Erzählung Erschienen am: 10.03.2017 Seiten: 421
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-28118-8 Übersetzer: Andreas Nohl

Inhalt:

Poes Werk war und ist eine Provokation. Seine protagonisten, kühn und verwegen, gehen an die Grenzen des kognitiv Fassbaren, des physikalischen Raums, sie wandeln zwischen Leben und Tod: der nacht- und opiumsüchtige Detektiv Auguste Dupin, der seltsam überspannte Abenteuerer William Legrand, der Mondfahrer Hans Fall. Poe nimmt der Angst alles Schauerlich-Beschaulische und legt ihre zuckenden Herzmuskeln bloß. (Klappentext)

Einordnung:

Dies ist der erste Band einer, geplant, fünfbändigen Reihe. Sie enthält neben zahlreichen Kurzgeschichten Baudelaires Kommentare, Anmerkungen des Übersetzers, ein Nachwort und die editorische Nachbearbeitung des Ganzen.

Auswahl der Geschichten:

– Der Doppelmord in der Rue Morgue

– Der entwendete Brief

– Der Gold-Skarabäuas

– Ente einer Ballonfahrt

– Das beispiellose Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall

– “Manuskript in Flasche gefunden”

– Ein Sturz in den Malstrom

– Die Fakten im Fall von M. Valedemar

– Mesmerische Offenbarung

– Eine Geschichte aus den Ragged Mountains

– Morella

– Ligeia

– Metzengerstein

sowie Texte von Charles Baudelaire

Rezension:

Ich erinnere mich irgendwo noch eine ganz alte Ausgabe der Geschichten von Edgar Allan Poe zu besitzen. Der Einband beinahe zerfallen und die Schrift in Fraktur. Gelesen habe ich die Geschichten nie, da das Interesse nicht vorhanden war, dennoch war mir der amerikanische Schriftsteller als einer der großen Literaten bekannt.

Besonders für seine Horror- udn Detektivgeschichten. Doch Poes Werke umfassen viel mehr. Andreas Nohl legt mit der nun vorliegenden Neuübersetzung den Lesern die ganze Bandbreite dieses schriftstellerischen Genies vor, der nicht nur mit einem erzählerischen Talent gesegnet war, sondern auch wissenschaftliche und philosophische Überlegungen in diese einfließen ließ.

Entstanden ist dabei eine Sammlung von Geschichten, die in den kommenden Jahren im dtv-Verlag neu aufgelegt und damit einer noch größeren Masse an Lesern zugänglich gemacht wird.

Dabei versucht Nohl Edgar Allan Poe gerecht zu werden und die Verdienste Baudelaires zu würdigen, dem es zu verdanken ist, dass sein idol nicht in Vergessenheit geriet. Und das ist vortrefflich gelungen, wenn auch in keiner Zeile Poes von einfach zugänglicher Arbeit die Rede sein kann. Vielmehr ist Poe hohe Literatur.

Alleine schon der Sprache wegen, und des Erzählstils wegen, worauf man sich unbedingt konzentrieren sollte. Die wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Überlegungen Poes, die sich in seinen Geschichten entlang des Erzählstrangs hangeln, sind ebenso nicht dazu angedacht, sich fallen zu lassen.

Vielmehr fordern sie das Denken heraus, führen in die Irre und gestalten die Überlegungen seiner Protagonisten zu spannenden Abenteuern a la Jules Verne oder Krimiserien, ganz ohne Skalpell.

Den Stil freilich, muss man mögen, was nicht immer gelingt. Gerade die “Messmerischen Offenbarungen” sind schwierig zu lesen und nicht immer zugänglich, ansonsten bleibt der Eindruck eines Tausendsassas, dem jedes Genre geglückt ist, in dem er sich versucht hat.

Und das haben seither nur wenige mehr geschafft. Für Fans klassischer amerikanischer Literatur auf jeden Fall, für Bewunderer unterschwelligen Grusels sowie so, ist diese Ausgabe (und die da kommenden) ein Muss.

Für alle anderen ein Weg, ihren Horizont dem Unglaublichen zu öffnen. es lohnt sich mit Dupin auf Spurensuche zu gehen oder Hans Pfaalls Reise zum Mond zu begleiten. Am Ende gilt aber auch hier, der Mond selbst strahlt nicht, doch ist nichts so wie es scheint. Was dahinter steckt, muss der Leser selbst herausfinden.

Autor:

Edgar Allan Poe wurde 1809 in Boston geboren.. Er war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der vor allem das Genre der Kriminalliteratur, der Science-Fiction und der Horrorliteratur prägte. Zahlreiche Werke von ihm hatten astronomischen, physikalischen oder philosophischen Hintergrund.

Er studierte an der Universität von Virginia/Charlottesville alte und neue Sprachen und lernte sowohl Spanisch, Französisch als auch Italienisch. Schon in seinen Studienjahren verschuldete er sich und begann zu trinken.1827 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband und verpflichtete sich der US-Army für 5 Jahre, wurde dort mehrmals befördert.

1829 wurde Poe ehrenhaft entlassen und kehre nach Richmond, seinem Lebensmittelpunkt vor der Armee, zurück. Er kehrte jedoch zum Militär zurück und studierte an einer Militärakademie, von der er später wegen regelverstößen verwiesen wurde. zwischen 1831 und 1835 veröffentlichte er weitere Erzählungen, war weiterhin Verleger und Herausgeber mehrerer Zeitschriften.

Er starb 1848 unter unbekannten umständen. Die Todesursache ist ungeklärt.

Ursprünglicher Herausgeber:

Charles Baudelaire wurde 1811 in Paris geboren und übertrug von 1845 an Poes werzählungen ins Französische, publizierte einen Band mit Erzählungen des amerikanischen Schriftstellers und machte ihn in seinem Heimatland bekannt.

1858 schloss er die Übertragung von Poes Geschichten ab und starb verarmt 1867. Seine Dichtungen, Kritiken über Kunstausstellungen und Übersetzungen machten ihn weithin über das literarische Paris hinaus beklannt.

Übersetzer:

Andreas Nohl wurde 1954 in Mühlheim an der Ruhr geboren und ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. er studierte zunächst Philosophie in West-Berlin und Frankfurt am Main. Nach einem Studiumaufenthalt in San Francisco arbeitete er als Antiquar und ist seit 1989 als freier Schriftsteller tätig, veröffentlichte jedoch bereits 1978 seine erste Erzählung.

Dafür erhielt er den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung. Als Essayist und Herausgeber hat sich Noehl vor allem für die amerikanische Literatur eingesetzt. Von 1990-2003 veröffentlichte er Literaturkritiken für die Zeitung Die Zeit und die Neue Zürcher Zeitung.

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