Handlung:
Im Hebrst 1993 wird das beschauliche Städtchen Harting Farms in Maryland vom Verschwinden mehrerer Kinder erschüttert. Zunächst denken die Bewohner noch an Ausreißer – bis in dem großen, gespenstischen, umwaldeten December Park die erste Leiche eines Mädchens gefunden wird.
Die Zeitungen sprechen vom Entführer als Piper – als Rattenfänger, wie in der Sage der Brüder Grimm -, weil er gekommen ist, um die Kinder wegzulocken. Doch in den Schulgängen flüstern die Kinder noch viel düstere Namen. (Klappentext)
Rezension:
Dieses Werk des amerikanischen Autoren Ronald Malfi hat von den ersten Seiten an einen Gruselfaktor, der fesselt und zugleich zweifeln lässt, ob man die Nacht friedlich durchschlafen kann.
Eigentlich ist Harting Farms ein verschlafenes Nest, in dem sich Hase und Fuchs schon vor Einbruch der Dunkelheit gute Nacht sagen und doch ist seit dem die ersten Jugendlichen und Kinder verschwunden sind, im Ort nichts mehr so wie es war.
Und so erleben der 15-jährige Angelo und seine Freunde, wie der Fund einer Mädchenleiche aus der Nachbarschule die Atmosphäre auf den Straßen verändert. Die Menschen bekommen Angst, werden unsicher und übervorsichtig. Auch Angelo bekommt dies mit voller Wucht zu spüren, sein Vater ist einer der ermittelnden Polizisten im Ort.
Und so wird der LÖeser gleichsam der Protagonisten ins kalte Wasser eines Strudels aus Spekulationen und Verdächtigungen geworfen. Immer neue Fragen und Abgründe tun sich auf, die zwar schnell flüssiges Lesen zulassen, die Spannung aber ins Unermessliche steigen lassen.
Mit den Urängsten von Eltern und den größten Befürchtungen von Familien spielt Malfi und lässt eine Gruppe jugendlicher Charakterköpfe, die mehr oder weniger, eher mehr sympathisch sind aber mit Ecken und Kanten, auf Antworten stoßen, wer der Täter sein könnte. Anfangs ist noch jeder verdächtig und sei es nur der Mathelehrer, weil der mal eine schlechte Note vergeben hatte.
Doch, bald wird aus anfangs nur langsamer, fast interessensloser Suche bitterer Ernst, der verzweifeln, schlucken und schwitzen lässt. Der Gurselfaktor, kein fiktionaler Horror, ist hoch. Die Stimmung so düster wie das Cover selbst.
Natürlich gibt es auch hier die klischeehaften Dorfschrecken, die vor allem durch sinnlos rohe Gewalt auf sich aufmerksam machen oder den geheimniskrämerischen Ladenbesitzer, doch die Wahrehit liegt Angelo, der schriftstellerische Begabungen hegt, näher als ihm lieb ist.
Ein spannendes Buch über ein Dorf im Ausnahmezustand, was genreübergreifend von Horror über Krimi, Roman bis Jugendbuch alles zu bieten hat und diese Mischung in Perfektion bringt. Man sollte es daher nicht im Park bei Dämmerung lesen. Nur auf eigene Gefahr.
Autor:
Ronald Malfi wurde 1977 in New York geboren und studierte nach der Schule Englisch. Hauptsächlich schreibt er Kurzgeschichten und Romane im Horror- und Thriller-Genre. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet u.a. mit dem Gold IPPY Award (für „Die Treppe im See“).