Science Fiction

Michaela Göhr: Fantastische Abenteuer 1 – Ein unglaubliches Band

Inhalt:
Timo findet sich eigentlich ganz normal. Und mal ehrlich – kann er was dazu, dass er zufällig blind ist? Eines Tages zieht im Nachbarhaus eine Familie mit einem Jungen in seinem Alter ein. Und der ist nun echt nicht normal! Alles, was Simon sich vorstellt, wird wirklich – egal, ob es sich um Schokotorte, Inline-Skates oder einen megastarken Riesen handelt. Schnell freunden sich die beiden ungleichen Jungen an und erleben aufregende Abenteuer zusammen. Eigentlich läuft alles perfekt – bis finstere Gestalten aus Simons Vergangenheit auftauchen und sowohl die Freunde als auch ihre Familien in große Gefahr bringen. (Klappentext)

Reihe:
Dies ist der erste Band der Kinderbuchreihe „Fantastische Abenteuer“, von Michaela Göhr. Parallel dazu gibt es eine Jugend-/Erwachsenenbuchreihe „Der Fantast“, die im Bereich Urban Fantasy den Protagonisten Simon durch sein Leben begleitet. Beide Reihen können unabhängig von einander gelesen werden.

Rezension:
Parallel zu der Urban-Fantasy-Reihe „Der Fantast“, ist aus der Feder von Michaela Göhr eine andere entstanden, die sich mehr an jüngere Leserinnen und Leser richtet. Mit „Fantastische Abenteuer“ sprengt die Autorin jede Einsortierung von sich selbst, in den Grenzen von Genres bis zu Zielgruppen und hat hier für Kinder eine ganz wunderbare Erzählung geschaffen, die die Kindheit der bereits in den Bänden für eine, nur etwas, ältere Leserschaft, noch einmal näher beleuchtet. Entstanden dabei ist eine Reihe über Freundschaft, Mut, Zusammenhalt und des über sich Hinauswachsens.

Nicht ganz so rasant wie in „Der Fantast“, lässt die Autorin hier die Geschichte aus Sicht des Freundes von Timo erzählen, der mit seiner Begabung, Dinge aus seiner Vorstellung heraus Wirklichkeit werden zu lassen, nicht nur das Zusammensein und Spielen zur Herausforderung werden lässt. Auch Begehrlichkeiten bei finsteren Menschen hat Simon längst geweckt, die seine Fantasie für ihre Zwecke einspannen wollen. Dies ist der Grund, warum der Junge und seine Familie in Timos Nachbarschaft ziehen.

Und Timo hat mit einer ganz eigenen Herausforderung zu kämpfen. Er ist blind und muss sich daher auf seine anderen Sinne verlassen. Doch sein neuer Freund wird ihn helfen, über sich hinauszuwachsen, sich auch mal etwas zu trauen, dabei jedoch als gleichrangig angesehen wird. Schon damit ist die Erzählung ungeheuer stark. Einw Einschränkung erzählt Michaela Göhr in ihrem kurzweiligen Roman nicht als Schwäche, sondern als Chance, zudem auch Timo sehr schnell die Rolle sowohl als Simons Korrekturat einnimmt. Zudem wird der Junge sehr schnell entdecken, dass auch der scheinbar perfekte Freund mit ganz eigenen Grenzen zu kämpfen hat.

Dies ist hier etwas anders herausgearbeitet als in der Jugendbuch- und Erwachsenenreihe. Eine Spur behutsamer. Während in „Der Fantast“, Simon, aus dessen Sicht heraus dort die Geschichte erzählt wird, manchmal eine Spur zu egositisch und sich selbst überschätzend, rüberkommt, wirkt hier der Wechsel der Perspektive sich wohltuend aus. Die Kindheit beider wird hier auf mehrere Bände gestreckt erzählt, in kompakten Kapiteln, immer wieder aufgelockert durch kleine Zeichnungen und im Anschluss mit einem kleinem Glossar, in denen vorkommende Begriffe, wie die Braille-Schrift, kindgerecht erklärt werden.

Nicht zuletzt die beiden Hauptprotagonisten sind auch hier feinsinnig ausgearbeitet, mit all ihren Schwächen und Stärken. Wie Inklusion funktioniert, natürlich im Sinne der Geschichte, zeigt die Autorin sehr unaufgeregt, ohne erhobenen Zeigefinger. Alle Figuren haben so ihre Ecken und Kanten. Selbst die Antagonisten sind nachvollziehbar gestaltet. Gegensätze, schon in Bezug der beiden Hauptfiguren zueinander, fügen sich in die Erzählung ein, ohne Lücken oder unerklärliche Wendungen entstehen zu lassen.

Insbesondere Timo ist als Identifikationsfigur gut herausgearbeitet. Nicht nur, dass man die Welt einmal aus einer gänzlich anderen Perspektive wahrnimmt, sondern auch seinen Gefühlen ob der Sprunghaftigkeit und Abenteuerlust, was milde ausgedrückt ist, seines Freundes gegenüber. Er ist schon ob seiner Voraussetzungen der ruhigere, überlegende nachdenkliche Part der beiden. Auch das ist hier als Plus-Punkt anzusehen, einmal einen solcher Art gestalteten Hauptcharakter zu haben.

Die Erzählung selbst ist nachvollziehbar und in sich schlüssig gestaltet. Rasante Momente wechseln sich hier etwas regelmäßiger als in „Der Fantast“, mit etwas ruhigeren ab. Diese gehören auch mit den darin formulierten Beschreibungen zu den stärkeren der Geschichte. Diese lebt insbesondere von kleinen Details, die ab und an eingestreut werden. Wie fühlt sich das an, wenn man, wortwörtlich, den Boden unter den Füßen verliert, den Grund dafür vielleicht zu wissen, aber eben nicht zu sehen? Das und anderes wird hier so ganz nebenbei kindgerecht erzählt und schafft „Einblick“ in eine sonst nicht oft zur Sprache gebrachten Welt.

Und trotzdem oder gerade deswegen kann man sich das Beschriebene bildlich gut vorstellen, sowohl was Orte als auch Figuren und ihre Handlungen angeht. Die Reihe funktioniert dabei für sich alleine, ebenso auch in Ergänzung zum parallel existierenden „Fantasten“. Hier ist Mitwachsen möglich. Wer Erzählungen für Kinder sucht, die unaufgeregt, Themen wie Inklusion und Freundschaft, Zusammenhalt, näherbringen, liegt hier in jedem Fall richtig. Auch die Einbindung fantastischer Elemente in die reale Welt funktioniert hier im Übrigen.

Michaela Göhr, die auch hier wieder Erfahrungen aus ihrer Arbeit in der Sonderpädagogik eingebracht hat, hat es mit diesem Buch noch einmal mehr geschafft, sich schriftstellerisch zu steigern und auch den Spagat zwischen Kinder- und Jugend- oder junger Erwachsenenliteratur hinzubekommen. Den fünften Stern möchte ich einmal offen lassen, um zu sehen, was da noch kommt.

Autorin:
Michaela Göhr ist eine deutsche Schriftstellerin und wurde 1972 im Sauerland geboren. Zunächst studierte sie Sonderpädagogik und arbeitet seit vielen Jahren an einer Förderschule Sehen. Mit dem Schreiben von Geschichten begann sie bereits in ihrer Kindheit. Ihren ersten Roman verfasste sie 2014. Seitdem schreibt sie Urban Fantasy für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

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Michaela Göhr: Der Fantast 1

Inhalt:
Simon erscheint auf den ersten Blick wie ein durchschnittlicher junger Mann. Seine mentale Kraft ist jedoch phänomenal: Alles, was er sich vorstellt, wird real, gegenständlich, lebendig! Merkwürdige, aufreibende Ereignisse sind seit seiner frühesten Kindheit an der Tagesordnung, was die verzweifelten Eltern dazu bringt, sich Spezialisten anzuvertrauen. Ein Entschluss, der das Leben der kleinen Familie in große Gefahr bringt. Simon wehrt sich auf seine ganz eigene Art. Seine Vorstellung wächst mit ihm, bis er mit der geballten Macht seiner Fantasie zurückschlägt …

Mit diesem Buch beginnt die spannende Lebensgeschichte des Fantasten, einem der ungewöhnlichsten Helden unserer Zeit. (Klappentext)

Reihe:
Dies ist der Auftaktband, also Band 1, der Reihe „Der Fantast“, der mit der Kindheit des Protagonisten beginnt und ein ganzes Leben erzählt. Parallel zu der aus fünf Bänden bestehenden Reihe, gibt es eine Kinderbuch-Reihe, die die Kindheit und Jugend des Protagonisten aus Sicht seines Freundes erzählt und breiter ausfächert, die hier mit Band 1 beschrieben ist.

Rezension:
In einer Mischung aus Fantasy-Roman und Jugendbuch nimmt Schriftstellerin Michaela Göhr ihre Leserschaft auf eine Reise voller Abenteuer und Gedanken, die die Welt verändern werden. Entstehen tun diese im Kopf des Protagonisten, der sie zu Gegenständen und Objekten formt, die wirklich werden, ohne sichtbar zu sein. Schon früh jedoch werden darauf andere aufmerksam, die diese Fähigkeiten für ihre eigenen Zwecke nutzen wollen. Mit zunehmenden Alter aber lernt Simon diese Kräfte immer besser zu formen und zu beherrschen, um für das Gute zu kämpfen. Gegen alle Widerstände.

Der Auftaktband, die seinen Fokus auf Kindheit und Jugend, bis hinein ins junge Erwachsenenalter des Protagonisten legt, ist eine Genre-Mischung par excellence und verbindet darüber hinaus auch noch zwei Reihen über Altersgrenzen hinweg. Mit „Der Fantast“ wird die Lebensgeschichte von Simon begonnen zu erzählen, der mit seiner ungewöhnlichen Begabung Begehrlichkeiten weckt, jedoch diese in etwas Positives umwandeln möchte, die davon abzweigende Reihe „Fantastische Abenteuer“ ist dagegen unter den Kinder- und frühen Jugendbüchern angesiedelt. Sie erzählt die Abenteuer der Kindheit und Jugend, aus Sicht des besten Freundes des Protagonisten, der trotz seiner Einschränkungen, Timo ist blind, im übertragenen Sinne zum Auge Simons, und auch dessen Gewissen, wird.

Doch mit „Der Fantast“ führt die Autorin in das Leben beider Protagonisten ein, die sich ob ihrer Einschränkungen und Begabungen gegenseitig ergänzen. Schon mit den ersten Konturen der Geschichte werden Ecken und Kanten der protagonisten sichtbar, die bei aller beschriebener Perfektion, die Simons Fähigkeiten hervorzubringen scheinen, Risse und Herausforderungen erscheinen lassen. Oberflächlich scheint der Protagonist das Mary Sue Klischee in Reinform zu bedienen, doch gerade im Zusammen- und Gegenspiel zu anderen Figuren zeigt sich das Unperfekte, auch in den Charakterzügen Simons. Gerade wenn dieser zweifelt und an seine Grenzen gelangt, die, ja, in anderen Sphären liegen als die ihn umgebender Menschen, zeigt sich eine gewisse Bandbreite, woraus kurze Momente des Innehaltens entstehen. Hier hat Michaela Göhr nicht nur ruhige Augenblicke, sondern besonders starke Szenen geschaffen.

Die Antagonisten sind klar definiert, zum Teil jedoch vielschichtiger und wandlungsfähiger als der Hauptprotagonist selbst, wobei dieser durch die Autorin in den Folgebänden sicherlich noch weiter entwickelt wird. Trotzdem kann man sich in beide Seiten gut hineinversetzen, gerade auch in deren Zusammenspiel. Daraus entstehende Szenen bleiben eher im Gedächtnis, trotzdem die Geschichte kaum Atempause zulässt, was manchmal des Guten zu viel wirkt, als vorkommende Dialoge. Die Stärke des Romans liegt vor allem in der Beschreibung von Aktionen der Figuren.

Perspektivisch wird die Geschichte vor allem aus der Sicht Simons erzählt, während andere Sichtweisen nur durch Dialoge und Wortwechsel zum Tragen kommen. Das Erzähltempo schafft spannungsreiche Momente, die aneinandergereiht wie auf eine Perlenkette durch die Erzählung führen, was zwar ein flüssiges Lesen schafft, andererseits auf Dauer jedoch ermüdet. Kurz den Roman pausieren lassen, um dann weiterzulesen, sollte jedoch hier helfen. An der einen oder anderen Stelle hätten hier ruhigere Momente dem Text gut getan, aber auch hier muss man eventuell den Band im Kontext der Reihe oder, wenn man die Kinderbuchreihe dazu nimmt, von Michaela Göhr geschaffenen Welt betrachten.

Positiv hervorzuheben ist, dass keine größeren Lücken oder unlogischen Wendungen im Sinne der Geschichte zu finden sind, was einem nicht stocken lässt, im Gegensatz zu ein paar Schreibfehlern, die aber gut und gerne in darauf folgenden Auflagen korrigiert werden könnten. Ansonsten fallen diese nicht weiter ins Gewicht.

Michaela Göhr beflügelt jedoch die Fantasie. Wenn Gedanken wirklich werden könnten, was würde man selbst damit anfangen? Beginnend beim Schokoeis, welches dann tatsächlich sich so anfühlt und auch so schmeckt wie echtes, ansonsten aber unsichtbar ist, bis hin zu Gegenständen oder Fluggeräten. Würdet ihr euch in einen Hubschrauber setzen, den ihr zwar fühlen, berühren, dessen Türen ihr öffnen, ihn aber ansonsten nicht sehen könntet? Und wenn er euren eigenen Kopf entspringen würde?

Mit ein paar Abzügen in der B-Note, jedoch Potenzial nach oben, zieht dieser Roman mit diesen Gedankengängen in die Geschichte hinein, zudem man sich das alles vorstellen kann. Noch spannender wird es dann sicher im weiteren Verlauf, wenn noch mehr Facetten, vor allem von Simon, sichtbar werden.

Da „Der Fantast“ sich weder an normale menschliche noch an Genre-Grenzen hält, ist diese Urban-Fantasy-Erzählung sowohl im Jugendbuchbereich lesbar, mit leichter Gewichtung zum zweiten. Elemente wie Freundschaft, Zusammenhalt, Mut und Über-sich-Hinauswachsen und ja, auch das Erkennen von Möglichkeiten und das Treffen von Entscheidungen werden hier thematisiert. Sehr viel schon für einen Auftakt, bei dem man gespannt sein darf, was Michaela Göhr in den Folgebänden daraus bereits gemacht hat.

In diesem Sinne gibt es hier gerne eine Leseempfehlung.

Autorin:
Michaela Göhr ist eine deutsche Schriftstellerin und wurde 1972 im Sauerland geboren. Zunächst studierte sie Sonderpädagogik und arbeitet seit vielen Jahren an einer Förderschule Sehen. Mit dem Schreiben von Geschichten begann sie bereits in ihrer Kindheit. Ihren ersten Roman verfasste sie 2014. Seitdem schreibt sie Urban Fantasy für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

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Lew Marschall: Heirs of the Phoenix 1 – Der Fluch des schwarzen Phönix

Einordnung:
„Der Fluch des schwarzen Phönix“ ist der erste Band der „Heirs of the Phoenix“-Reihe.

Inhalt:
Lena, eine talentierte junge Biochemikerin, wird nach ihrem Oktoberfestbesuch Opfer eines Überfalls. Statt im Krankenhaus aufzuwachen, findet sie sich als NSC in einem Computerspiel wieder, ohne Zugang zu den Menüs oder die Möglichkeit, sich auszuloggen. Als Stallmagd in einer faszinierenden Fantasy-Welt muss sie nun neue Begleiter für Helden züchten: Ratten, Einhörner und Raptoren. Dabei hasst Lena es schon, bei Freunden das Katzenklo zu säubern.

Auf der Suche nach einem Ausweg entdeckt sie Schwachstellen im Spiel, levelt ihren Charakter und erlernt einzigartige Skills. Als sie jedoch einen Spieler tötet, gelangt sie in den Besitz eines mysteriösen Artefakts, das die wahre Natur des Spiels offenbart und ihr einen gefährlichen Feind einbringt. Wird Lena als NSC das Spiel überlisten und ihrem virtuellen Gefängnis entkommen können?
(Inhalt lt. Autor)

Rezension:
Ein Computer- oder Konsolenspiel zwischen den Buchdeckeln beginnen wir zu erkunden, als wir mit Lena in eine atemraubende, komplexe Welt voller Gefahren eingesogen werden. Diese ist die Spielumgebung von „Heirs of the Phoenix“, in der die Spielenden dank modernster Technologien und Virtual Reality Herausforderungen gegenübertreten und ihre Charaktere stetig verbessern müssen. Dabei drängt die Zeit.

Lena muss schnell einen Weg finden, dieser phantastischen Welt zu entfliehen, um ihr reales Leben wieder aufzunehmen. Ist es zu spät, bleibt ihr Bewusstsein in der cloudbasierenden Umgebung gefangen. Oder, noch schlimmer, wird für immer zerstört.

Der Roman von Autor Lew Marschall ist ein temporeicher Reihenauftakt, der die reale Welt mit einer fantastischen Umgebung verschmelzen lässt, in der unsere Protagonistin sich wiederfinden muss. Schnell muss sie die Mechaniken des Spiels verstehen, und ihre Rolle darin. Auch wir werden lesend in eine uns vollkommen unbekannte Welt hineingeworfen und müssen uns zwischen Anforderungen und Charakter-Bögen zurecht finden.

Anfangs ist das gewöhnungsbedürftig, zumal, wenn dies der erste Versuch ist, sich im Genre des sogenannten literarischen Roll-Play-Game zu bewegen, doch auch das gelingt sehr rasch. Der Reihenauftakt ist da als anfängerfreundlich zu bezeichnen und hat durch die Verschmelzung zwischen realen Geschehnissen und der Auseinandersetzung der Protagonistin mit sich selbst genug Anknüpfungspunkte zu bieten.

Wenn man überhaupt einen Kritikpunkt nennen möchte, ist es der, dass Lena sich beinahe zu schnell in der neuen ungewohnten Umgebung zurechtfindet. Sie selbst ist feinfühlig ausgearbeitet. Nach und nach erfahren wir, nebst ihrer Ecken und Kanten, einzelne Begebenheiten aus ihrer Vergangenheit, was die Protagonistin greif- und nachvollziehbar macht. Sowohl in ihren Handlungen als auch dem Agieren gegenüber anderen Figuren.

Diese sind teilweise etwas blass gezeichnet, was aber daran liegen mag, dass ihnen eventuell eine stärkere Gewichtung in den Folgebänden zukommen wird. Andere Figuren, die teilweise nach Charakterzügen oder Eigenschaften benannt sind, schließt man dagegen schnell ins Herz und hofft geradezu darauf, auch in weiterer Folge mit ihnen Abenteuer zu erleben. Auch die Antagonisten sind nachvollziehbar gestaltet.

Auch die mehr als komplexe Spielumgebung ist verständlich beschrieben. Hier merkt man sofort die Spielfreude des Autoren an dieser Art von Computerwelten und auch das Interesse an Virtual Reality und künstlicher Intelligenz. Hier scheut sich Lew Marschall nicht, eine Zwischenposition einzunehmen, einerseits deren Möglichkeiten zu erkennen und ja, auch ein wenig zu träumen, andererseits die Gefahren zu benennen, sollte man sich auf diese bedenkenlos einlassen.

Nicht nur für Gamer oder Nerds ist dieser Roman, der auch im beiliegenden Artwork kreativ ist. Eine Karte der Spielumgebung zum Herausnehmen lag zumindest meiner Version (Hardcover) bei.

Mit der völlig frei erfundenen Welt nutzt der Autor sehr viele Möglichkeiten aus, verliert dabei nicht die von ihm erdachte Spielmechanik aus den Augen. Einzelne Wendungen wirken dabei etwas sprunghaft, aber es tauchen zumindest keine unerklärlichen und damit störenden Lücken auf.

Spannende Momente entstehen nicht nur durch die teilweise sehr detaillierte Beschreibung von Lenas‘ Abenteuern, sondern auch durch Rückblenden und Einschübe aus der wirklichen Welt. Nach und nach ergeben so Puzzlestücke ein Gesamtbild. So schwankt die Erzählung an manchen Stellen fast ins Thrillerhafte oder Science-Fiction-mäßige hinein. Das so gekonnt zu mischen, ist großartig. Gerne mag man sich ausmalen, was in dieser Welt so noch alles passieren mag. Immer mit einem leichten Gruselschauer im Nacken, natürlich.

Die Erzählung vermag gut zu unterhalten, zudem sie sich ebenso schnell lesen lesen lässt. An manchen Stellen wirken dabei die Nebencharaktere sogar noch ein Stück interessanter als es die Hauptprotagonistin tut. Auch klassische Motive, wie die der bösen Königin oder David gegen Goliath werden bedient. Man kann sich das alles so vorstellen.

„Der Fluch des schwarzen Phönix“ war abseits meines sonstigen Lesegeschmacks, nicht immer tue ich mich gerade mit Fantasy leicht, ein überraschend gelungener Versuch, dem ich gerne bereit war zu folgen. Potenzial nach oben ist dennoch natürlich vorhanden. Gerade deshalb lohnt es sich, die weiteren Bände nicht aus den Augen zu verlieren. Oder den Drachen in der Höhle?

Autor:
Lew Marschall zockt seit über zwanzig Jahren mit Würfel und Keybord Rollenspiele. In seinen Geschichten bündelt er die Erfahrung als Spieler, Spielleiter und Autor.

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Divina Michaelis: Die Entdeckung des Homo Serpentes

Die Entdeckung des Homo Serpentes Book Cover
Die Entdeckung des Homo Serpentes Divina Michaelis Qindie Erschienen am: 17.02.2016 Seiten: 90 ISBN: 978-3-73963-432-6

Inhalt: Zusammen mit anderen Wissenschaftlern wird Lara Evelyn Douglas zum Planeten Hereia geschickt. Dort sollen sie das Ökkosystem des fremden Planeten und das Überleben auf der Raumstation im Orbit testen, um Erkenntnisse für die Lebenssituation auf der Erde zu gewinnen.

Lara entdeckt promt eine andere Spezies, die sich kaum vom Homo Sapiens unterscheidet. Die Schlangenmenschen haben so u.a. ein ganz anderes Verhältnis zum Sex, und entfalten damit auch eine Wirkung der besonderen Art auf Lara. Sie ist damit jedoch nicht allein. (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:
Diese Geschichte macht es mir doppelt schwer. Zum einen bin ich nicht gerade der typische Erotikleser, falls es den überhaupt gibt, zum anderen fällt mir auch Science Fiction nicht gerade leicht.

Darauf einlassen kann ich mich selten und wenn, muss die Handlung schon sehr früh im Verlauf das gewisse Etwas besitzen, einen Schalter umlegen, um das Geschehen weiter zu verfolgen. „Die Entdeckung des Homo Serpentes“ schafft diesen Spagat und vermag zu überraschen.

Dabei beginnt das ganze zunächst wie jede „normale“ Science Fiction beginnen würde. Erotik entwickelt sich daraus, kommt erst an zweiter Stelle. Überhaupt ein wohltuendes Merkmal der Geschichten von Divina Michaelis, die nicht um des Gerammels Willen ( Divina Entschuldige den Ausdruck.) schreibt, sondern die Figuren sich entwickeln, und erst aus der Geschichte heraus, die erotische Komponente entwickelt.

Nicht pornös, sondern feinfühlig beschreibt die Ich-Erzählerin ihr Empfinden und die Entwicklungen inner- und außerhalb der Raumstation. Abwechslungsreiche Charakterisierungen der Protagonisten, die zum Handlungsverlauf beitragen, inklusive.

„Die Entdeckung des Homo Serpentes“ wird so denkbar und ist glaubwürdig beschrieben, wie es eben auf einem Minimum von Seiten möglich ist.

Schließlich ist das nur ein Apetizer und Auftakt zu einer Trilogie, derer der Leser sich annehmen wird, sobald man sich die letzten Zeilen zu Gemüte geführt hat. Die volle Punktzahl gibt es nur nicht, um wenigstens noch ein wenig Luft nach Oben zu lassen, für die eigentliche Geschichte.

Die ausarbeitung der Charaktere hat mir sehr gefallen, sowohl der menschlichen als auch der anderen, sowie das Beschreiben des Lebens auf der Raumstation. In den Folgebänden erhoffe ich mir, ein wenig mehr über das Leben der „Homo Serpentes“ und ihrer Umwelt zu erfahren, was natürlich eine Kurzgeschichte nicht so bieten kann.

Dann jedoch gerne mit der gewissen Portion Erotik, die ebenfalls passend zur Geschichte geschrieben werden dürfte. Eine klare Empfehlung auch für die, die sich gerne einmal an diesem Genre qualitativ hochwertig heranwagen möchten.

Autorin:
Divina Michaelis hat schon in der Schule Kurzgeschichten und Satiren für die Schülerzeitung geschrieben und arbeitete neben den Beruf fünf jahre an ihren ersten Roman. Lange Zeit als Moderatorin in einem Flirt- und Liebesforum aktiv, widmet sie sich der Erotikliteratur.

Unter den Label von Qindie verlegt sie in Eigenregie ihre Geschichten, die nie Erotik zum Selbstzweck beinhalten, sondern sich die eine oder andere prickelnde Situation aus den Handlungen heraus ergibt.

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Sergej Lukianenko: Quazi

Quazi Book Cover
Quazi Sergej Lukianenko Heyne Erschienen am: 13.11.2017 Seiten: 397 ISBN: 978-3-453-31852-6

Inhalt:

Russland in naher Zukunft. Nach einer mysteriösen Katastrophe hat sich die Welt auf dramatische Weise verändert: Auferstandene, sogenannte Quazis, leben nun Seite an Seite mit den Menschen.

Eine Tatsache, mit der sich der Moskauer Polizeibeamte Denis Simonow nicht abfinden kann, denn er hegt einen ganz privaten Hass auf die Quazis. Doch dann wird ihm einer der Auferstandenen als Partner zugeteilt – in einem Fall, der tief in das Geheimnis um die Quazis führt… (Klappentext)

Rezension:

Das Spiel um die Zukunft der Menschen beginnt harmlos. Der russische Polizeibeamte Denis Simonow bekommt einen Quazi zugeteilt, um in einem Kriminalfall zu ermitteln. Es gibt nur ein Problem, Quazis sind anders als normale Menschen und Simonow zutiefst verhasst.

Bald stoßen die beiden ungleichen Ermittler in Geheimnisse vor, die zutiefst beunruhigen. Steht den Menschen nach der nicht näher definierten großen Katastrophe ein weiteres Unglück bevor, welches sie entgültig zu vernichten und die Quatzi zum Herrscher über den Planeten zu werden droht? Oder ist friedliche Koexistenz möglich?

Dazu müssen Denis und der Quazi Michael ihre Vorurteile über Bord werfen und zusammenarbeiten. Doch, können sie einander trauen?

Sergej Lukianenko schickt seine Leser mit dem Roman „Quazi“ wieder einmal auf eine phantastische Reise durch ein düsteres Zukunftsszenario für Russland, welches auch hierzulande zum Bestseller asvancieren dürfen.

Klar und spannend geschrieben, legt die Geschichte ein rasantes Tempo vor und behandelt die großen Themen: Sind die Menschen wirklich die Krone der Schöpfung? Gibt es Leben nach dem Tod und wenn ja, zu welchen Preis könnte dies möglich sein?

Ist dies überhauopt erstrebenswert und wie weit würde man gehen, um praktisch Unsterblichkeit zu erlangen? Selbst, wenn das Zwischenstadium eine Art Höllendasein (Nein, kein Schreibfehler.) wäre.

Der Leser wird in die Geschichte hinein geworfen, direkt ins kalte Wasser. So, wie der Beginn, sind auch die Protagonisten. Scharfkantig und nicht immer sympathisch, werden am Rande moralische Fragen in die Handlung eingewoben.

Zudem merkt man auch diesem Monumentalwerk der Fantasy wieder an, dass der Autor ein Psychologiestudium hinter sich hat. So schnell gelingt es kaum einen anderen seine Leser in den Bann zu ziehen und in den Strudel dicht aufeinander folgender Ereignisse hinen zu ziehen.

Die Geschichte selbst, sie wirkt. Als Einzelband, wie auch als Reihenauftakt, was bei Lukianenko durchaus möglich wäre. Allein, sicher ist dies nicht.

Stetiger Spannungsaufbau und ein rasantes Erzähltempo sorgen für gute Unterhaltung, welche man bei dem Autor auch erwarten darf. Nicht mehr und nicht weniger. Hohe Literatur ist dies nicht, jedoch gibt es im Fantasy nur weniges was auf vergleichbarer Höhe agieren kann.

Der Leser erlebt die Berg- und Talfahrt aus der Sicht des Hauptprotagonisten und betet darum, dass es nie so sein wird, wie in diesen Zeilen beschrieben. Die Story jedoch weiterzuverfolgen, wäre wünschenswert.

Auch um der Anspielungen auf den Alltag und große politische Fragen unserer Zeit willens. Dies macht Lukianenko hier wieder sehr geschickt, dass es förmlich zur Suche danach einlädt. Für alle anderen, die nicht danach fahnden, ergibt sich dennoch ein spannendes Abenteuer, gespickt mit den großen Fragen der Menschen.

Was wäre wenn..? Die Antwort (z.B. nach einem Leben nach dem Tod, zum Preis des Verlusts bestimmter Eigenschaften aus dem vorherigen Leben) muss der Leser selbst finden. Ein großer Fantasy-Roman aus der Feder des russischen Meister-Autoren über Toleranz, Freundschaft, Mut, Zusammenhalt, Leben, Tod und eine Gesellschaft der Zukunft, die es zu entdecken gilt.

Unbedingte Leseempfehlung.

Autor:

Sergej Lukianenko wurde 1968 in Karatau/heutiges Kasachstan geboren und ist ein erfolgreicher Science-Fiction- und Fantasy-Schriftsteller. Er studierte nach der Schule zunächst Medizin in Alma-Ata und arbeitete als Psychiater.

Anfang der 1980er Jahre begann er Kurzgeschichten zu bveröffentlichen und etablierte sich sehr bald als erfolgreicher Autor. Heute lebt er in Moskau. International bekannt wurde er durch seine Science-Fiction-Reihe „Die Wächter“, deren erste Bücher verfilmt wurden.

2005 lief der Film, der in Russland mehr als 15 Million Dollar einspielte, in Deutschland an. Lukianenko erhielt zahlreiche russische und internationale Preise, darunter den Deutschen Phantastik-Preis 2010. Zahlreiche Werke von ihm sind noch nicht übersetzt.

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Edgar Allan Poe: Unheimliche Geschichten

Unheimliche Geschichten Book Cover
Unheimliche Geschichten Edgar Allan Poe Rezensionsexemplar/Erzählung Erschienen am: 10.03.2017 Seiten: 421
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-28118-8 Übersetzer: Andreas Nohl

Inhalt:

Poes Werk war und ist eine Provokation. Seine protagonisten, kühn und verwegen, gehen an die Grenzen des kognitiv Fassbaren, des physikalischen Raums, sie wandeln zwischen Leben und Tod: der nacht- und opiumsüchtige Detektiv Auguste Dupin, der seltsam überspannte Abenteuerer William Legrand, der Mondfahrer Hans Fall. Poe nimmt der Angst alles Schauerlich-Beschaulische und legt ihre zuckenden Herzmuskeln bloß. (Klappentext)

Einordnung:

Dies ist der erste Band einer, geplant, fünfbändigen Reihe. Sie enthält neben zahlreichen Kurzgeschichten Baudelaires Kommentare, Anmerkungen des Übersetzers, ein Nachwort und die editorische Nachbearbeitung des Ganzen.

Auswahl der Geschichten:

– Der Doppelmord in der Rue Morgue

– Der entwendete Brief

– Der Gold-Skarabäuas

– Ente einer Ballonfahrt

– Das beispiellose Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall

– „Manuskript in Flasche gefunden“

– Ein Sturz in den Malstrom

– Die Fakten im Fall von M. Valedemar

– Mesmerische Offenbarung

– Eine Geschichte aus den Ragged Mountains

– Morella

– Ligeia

– Metzengerstein

sowie Texte von Charles Baudelaire

Rezension:

Ich erinnere mich irgendwo noch eine ganz alte Ausgabe der Geschichten von Edgar Allan Poe zu besitzen. Der Einband beinahe zerfallen und die Schrift in Fraktur. Gelesen habe ich die Geschichten nie, da das Interesse nicht vorhanden war, dennoch war mir der amerikanische Schriftsteller als einer der großen Literaten bekannt.

Besonders für seine Horror- udn Detektivgeschichten. Doch Poes Werke umfassen viel mehr. Andreas Nohl legt mit der nun vorliegenden Neuübersetzung den Lesern die ganze Bandbreite dieses schriftstellerischen Genies vor, der nicht nur mit einem erzählerischen Talent gesegnet war, sondern auch wissenschaftliche und philosophische Überlegungen in diese einfließen ließ.

Entstanden ist dabei eine Sammlung von Geschichten, die in den kommenden Jahren im dtv-Verlag neu aufgelegt und damit einer noch größeren Masse an Lesern zugänglich gemacht wird.

Dabei versucht Nohl Edgar Allan Poe gerecht zu werden und die Verdienste Baudelaires zu würdigen, dem es zu verdanken ist, dass sein idol nicht in Vergessenheit geriet. Und das ist vortrefflich gelungen, wenn auch in keiner Zeile Poes von einfach zugänglicher Arbeit die Rede sein kann. Vielmehr ist Poe hohe Literatur.

Alleine schon der Sprache wegen, und des Erzählstils wegen, worauf man sich unbedingt konzentrieren sollte. Die wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Überlegungen Poes, die sich in seinen Geschichten entlang des Erzählstrangs hangeln, sind ebenso nicht dazu angedacht, sich fallen zu lassen.

Vielmehr fordern sie das Denken heraus, führen in die Irre und gestalten die Überlegungen seiner Protagonisten zu spannenden Abenteuern a la Jules Verne oder Krimiserien, ganz ohne Skalpell.

Den Stil freilich, muss man mögen, was nicht immer gelingt. Gerade die „Messmerischen Offenbarungen“ sind schwierig zu lesen und nicht immer zugänglich, ansonsten bleibt der Eindruck eines Tausendsassas, dem jedes Genre geglückt ist, in dem er sich versucht hat.

Und das haben seither nur wenige mehr geschafft. Für Fans klassischer amerikanischer Literatur auf jeden Fall, für Bewunderer unterschwelligen Grusels sowie so, ist diese Ausgabe (und die da kommenden) ein Muss.

Für alle anderen ein Weg, ihren Horizont dem Unglaublichen zu öffnen. es lohnt sich mit Dupin auf Spurensuche zu gehen oder Hans Pfaalls Reise zum Mond zu begleiten. Am Ende gilt aber auch hier, der Mond selbst strahlt nicht, doch ist nichts so wie es scheint. Was dahinter steckt, muss der Leser selbst herausfinden.

Autor:

Edgar Allan Poe wurde 1809 in Boston geboren.. Er war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der vor allem das Genre der Kriminalliteratur, der Science-Fiction und der Horrorliteratur prägte. Zahlreiche Werke von ihm hatten astronomischen, physikalischen oder philosophischen Hintergrund.

Er studierte an der Universität von Virginia/Charlottesville alte und neue Sprachen und lernte sowohl Spanisch, Französisch als auch Italienisch. Schon in seinen Studienjahren verschuldete er sich und begann zu trinken.1827 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband und verpflichtete sich der US-Army für 5 Jahre, wurde dort mehrmals befördert.

1829 wurde Poe ehrenhaft entlassen und kehre nach Richmond, seinem Lebensmittelpunkt vor der Armee, zurück. Er kehrte jedoch zum Militär zurück und studierte an einer Militärakademie, von der er später wegen regelverstößen verwiesen wurde. zwischen 1831 und 1835 veröffentlichte er weitere Erzählungen, war weiterhin Verleger und Herausgeber mehrerer Zeitschriften.

Er starb 1848 unter unbekannten umständen. Die Todesursache ist ungeklärt.

Ursprünglicher Herausgeber:

Charles Baudelaire wurde 1811 in Paris geboren und übertrug von 1845 an Poes werzählungen ins Französische, publizierte einen Band mit Erzählungen des amerikanischen Schriftstellers und machte ihn in seinem Heimatland bekannt.

1858 schloss er die Übertragung von Poes Geschichten ab und starb verarmt 1867. Seine Dichtungen, Kritiken über Kunstausstellungen und Übersetzungen machten ihn weithin über das literarische Paris hinaus beklannt.

Übersetzer:

Andreas Nohl wurde 1954 in Mühlheim an der Ruhr geboren und ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. er studierte zunächst Philosophie in West-Berlin und Frankfurt am Main. Nach einem Studiumaufenthalt in San Francisco arbeitete er als Antiquar und ist seit 1989 als freier Schriftsteller tätig, veröffentlichte jedoch bereits 1978 seine erste Erzählung.

Dafür erhielt er den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung. Als Essayist und Herausgeber hat sich Noehl vor allem für die amerikanische Literatur eingesetzt. Von 1990-2003 veröffentlichte er Literaturkritiken für die Zeitung Die Zeit und die Neue Zürcher Zeitung.

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Andrej Djakow: Dunkelheit – Die St.-Petersburg-Trilogie

Dunkelheit - Die St.-Petersburg-Trilogie Book Cover
Dunkelheit – Die St.-Petersburg-Trilogie Andrej Djakow Science Fiction Heyne Taschenbuch Seiten: 1135 ISBN: 978-3-453-31760-4

Inhalt:

Wir schreiben das Jahr 2033. Ein Atomkrieg hat weite Teile der Welt verwüstet. Nur in den gigantischen U-Bahn-Netzen der Städte konnten die Menschen überleben. So wie der zwölfjährige Waisenjunge Gleb, der sein Dasein im Untergrund der St. Petersburger Metro fristet. Eines Tages wird er jedoch mit einer Gruppe von Gefährten auf eine gefährliche Expedition geschickt, die sie an die verstrahlte Oberfläche führt. Für Gleb beginnt das größte Abenteuer seines Lebens… (Klappentext)

Einordnung:

Die Rezension bezieht sich auf die Gesamtausgabe der Trilogie von Andrej Djakow, die im Taschenbuch-Format bei Heyne erhältlich ist. Die Teile (Die Reise ins Licht; Die Reise in die Dunkelheit; Hinter dem Horizont) kann man auch einzeln erwerben, sollten jedoch unbedingt in der Reihenfolge gelesen werden.

Bei den einzelnen Bänden ist jeweils eine Karte des Metro-Systems von St. Petersburg zu finden, die bei der Gesamtausgabe fehlt, jedoch zur Orientierung der Handlungsorte nützlich sein kann. Die Geschichte spielt im Metro 2033/2034-Universum von Dmitry Glukhovsky, welches man widerum nicht gelesen haben muss, um der Handlung folgen zu können.

Rezension:

Die Welt ist nach einem verheerenden Atomkrieg eine andere als wir sie kennen. Auf der Oberfläche bevölkern Mutanten des Ökosystems die einst dem Menschen untertan gemachte Erde und Homo Sapiens lebt zurückgedrängt im löchrigen Schutz der bröselnden U-Bahn-Systeme längst vergangener Städte. So auch Gleb, der als Waisenjunge sein Dasein in einer Metrostation Sankt Petersburgs fristet. Ohne Eltern aufwachsend, die bei einem Krieg zwischen mehreren Metro-Stationen umgekommen sind, begeht er seinen trostlosen Alltag als ein Stalker von einer seiner Expeditionen zurückkehrt.

Dieser und andere moderne Abenteurer halten die Metro am leben, beschaffen wichtige Dinge wie Medikamente oder sonstige Materialien von der verstrahlten Oberfläche, an denen es unter der Erde mangelt. Gleb bewundert diese Männer in ihren Schutzanzügen und wird promt von Taran, einer dieser Stalker, ausgewählt, in künftig zu begleiten.

Und Gleb nutzt diese Chance, der Trostlosigkeit zu entfliehen. Für den Zwölfjährigen erweißt sich jedoch bald das große Abenteuer als schmaler Grad zwischen Leben und Tod.

Andrej Djakow schafft mit seiner Trilogie, was dem Erfinder des Science-Fiction-Szenarios Glukhovsky nicht gelungen ist. Die Qualität der Geschichte über drei Bände lang zu halten, dabei kein Wort zu viel oder zu wenig zu schreiben und überdies, die Figuren ans Herz qwachsen zu lassen.

Der zwölfjährige Hauptprotagonist ist mit seiner anfangs kindlichen, später erwachsen wirkender Sichtweise, ein positiver Sympathieträger mit charakterlich vielen Facetten. Genau so wie Taran, der kantig unnahbar erscheint, dennoch über einen guten Kern verfügt. Der Autor lässt die Charaktere sich entfalten, Fehler begehen, Abenteuer bestehen und Verluste erleiden, und sie daran wachsen. Ein großes Plus, dass selbst aus der schlimmsten Katastrophe Hoffnung erwachsen kann.

Mit viel Einfallsreichtum gelingt es Djakow positive und ruhige Momente mit schnellen und spannungsgeladenen Situationen zu wechseln, so dass die Seitenzahl gut zu bewältigen ist. Schließlich kann man die drei Romane auch einzeln und nicht nur hintereinander weg lesen, sollte dies aber der Reihenfolge nach tun.

Nachdem ich von „Metro 2034“ von Dmitry Glukhovsky enttäuscht war, bin ich froh, in der selben Richtung doch noch mal einen neuen Versuch gewagt zu haben. Mit einem Autor, der offenbar aus den Fehlern seines Vorgängers gelernt hat.

Dies tut dem spannenden und zum Nachdenken anregenden Szenario gut, welches sich all die jenigen antun sollten, denen Konflikt und Machtstreben in der Welt noch nicht genug sind. Der Mensch hat das Potential sich auszulöschen und es ist nicht sicher, ob die darauffolgende Natur das Häuflein Überlebende positiv und einladend in die neue Welt mit aufnimmt.

Sorgen wir dafür, dass es gar nicht so weit kommt und wir dieses Gedankenspiel wirklich nur Gedanken sein lassen können, die im flüssigen Schreibstil Glukhovskys davon zeugen, dass wir es in der Hand haben, wie sich unsere Zukunft gestaltet.

Autor:

Andrej Gennadjewitsch Djakow wurde 1978 geboren und ist ein russischer Schriftsteller. er lebt in St. Petersburg und arbeitet als Auditor für Qualitätsmanagement. Für die Buchserie des Metro-2033-Universiums schrieb er eine großteils ins Sankt Petersburg spielende trilogie und zählt zu den beliebtesten Autoren des Science-Fiction-Szenarios.

Andrej Djakow: Dunkelheit – Die St.-Petersburg-Trilogie Weiterlesen »