Kulturgeschichte

Katrin Schumacher: Naturkunden – Füchse: Ein Portrait

Inhalt:

Welch ein Tier. Wo es auftaucht, verändert es die Spielregeln.

Geschmeidig und klug macht sich Katrin Schumacher in ihrem persönlichen Tierportrait auf einen natur- und kulturgeschichtlichen Beutezug durch Fuchsbaue und Hühnerställe, Pelzgerbereien und Stadtlandschaften, um den realen und imaginären, den ebenso listigen wie charmanten Güchsen auf den Pelz zu rücken. (Klappentext)

Einordnung:

Das Werk ist Teil der Reihe “Naturkunden”.

Rezension:

Nicht allein einen wissenschaftlichen Blick gibt die Buchreihe “Naturkunden” auf verschiedene Themen, immer auch wird der Mensch und sein Einwirken in Bezug zum Objekt gesetzt. So kommt es, das auch der Fuchs ins Visier genommen wird, dessen kulturgeschichtliche Bedeutung die Journalistin Katrin Schumacher einmal beleuchtet hat. Entstanden dabei ist ein kompakter Rundumblick.

Und mehr leider auch nicht. Die Biologie wird hier schmählich behandelt. Zwar werden einige Aspekte des Lebenszyklus’ und Sozialverhaltens erläutert, hintenangestellt ein kleiner Überblick zu den verschiedenen Unterarten, doch dominiert in den Zeilen der Blick des Menschens.

Ein Wandel wird beschrieben, vor allem vom Pelzlierferanten und begehrten Jagdziels, welches nicht immer einfach zu erreichen ist, zum Kultobjekt, welches als grafisches Motiv auf allen möglichen Gegenständen prankt, zudem neben den Menschen inzwischen der zweite große Stadtbewohner ist. Der Blickwinkel bleibt, zu wenig erfährt man über Natur und Biologie, zu lange scheint die Autorin durch Pelzgerbereien und mit Jägerinnen umhergestreift zu sein. Wäre dies ein Film, würde man die obligatorische Texttafel vermissen, dass hierfür kein Tier zu Schaden gekommen ist.

Der wissenschaftliche Blick wird zu kurz gehalten. Biologinnen, wie etwa Adele Brand oder Sphia Kimmig liefern ein ausführlicheres und fundierteres Portrait und halten sich nicht mit Beschreibungen etwa auf, wie Pelzhandel früher wirkte und Gerbereien arbeiten. Wer jedoch an dieser historischen Komponente mehr interessiert ist, wird bei Katrin Schumacher an Informationen fündig. Es wirkt dennoch und vor allem deswegen irritierend, dass diese Art von Portrait so ihren Eingang in die Reihe “Naturkunden” gefunden hat.

Wer zudem schon Grundlagenwissen besitzt, wird nichts neues mehr hier raus entnehmen. So bleibt den Fans von Meister Reineke nur, andere Literatur zu suchen.

Autorin:

Katrin Schumacher wurde 1974 in Lemgo geboren und ist eine deutsche Literaturwissenschaftlerin, Journalistin, sowie Jurymitglied des Preises der Leipziger Buchmesse. Nach der Schule absolvierte sie in Bamberg, Antwerpen und Hamburg ein Studium der Germanistik, Journalistik und Kunstgeschichte und schreibt seit dem Literaturkritiken für den Hörfunk, moderierte für mehrere Radiosender und übernahm nach ihrer Promotion verschiedene Lehraufträge bis ins Jahr 2015.

Danach war sie Redaktionsleiterin im MDR für “Literatur, Film, Bühne”, seit 2020 für “Musik und Kunst”. Ab 2016 war sie Redaktionsleiterin des MDR-Ressorts „Literatur, Film, Bühne“, seit 2020 ist sie stellvertretende Redaktionsleiterin des Ressorts “Musik und Kunst”. Vorher arbeitete sie als Literaturredakteurin und ist zudem Mitglied des Buchzeit-Teams des Senders 3sat.

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Georg Piltz: Der Prinzenraub und andere historische Kriminalfälle

Der Prinzenraub und andere historische Kriminalfälle Book Cover
Der Prinzenraub und andere historische Kriminalfälle Georg Piltz Das neue Berlin Erschienen am: 24.09.2014 Seiten: 288 ISBN: 978-3-360-02188-5

Inhalt:

Warum entführte Kunz von Kauffungen bei Nacht und Nebel die beiden Prinzen seines Landes? Ist Friedrich II. schuld am grausamen Tod seines Jugendfreundes? Und wie kam es, dass die Mark Brandenbrug in die Hände eines greisen Betrügers fiel?

Der Kunsthistoriker Georg Piltz kannte die Schlösser und Burgen von Sachsen, Thüringen und Preußen wie kein Zweiter. Sie sind Zeugen eenheit voller Intrigen, Mord, Diebstahl und Hexenwahn. Piltz hat ihnen ihre Geheimnisse entlockt und zeigt, wie klug, raffiniert und fintenreichdie gekrönten häupter agierten oder agieren ließen.

Fast immer waren sie schnell und ohne allzu große Hemmungen bereit, sich krimineller Praktiken zu bedienen, wenn es um Machtzwachs und Erhaltung der Staatsräson ging. (Klappentext)

Rezension:

Wer mit offenen Augen durch Ostdeutschland geht, tief in die Geschichte Thüringens, Sachsens oder Preußens eintaucht, entdeckt so manche Überraschungen.

Düstere Zeiten werden erlebbar in den kleinen Heimatmuseen vieler Kleinstädte, wenn es um die Erhaltung der Macht des Adels und seiner Bediensteten geht. Man wird nicht umhinkommen, Schwindler, Betrüger, Mörder zu entdecken, oft gedeckt durch die höchsten Ebenen der Staaten, die sich auf diesen Gebieten einst befanden.

Georg Piltz nimmt uns hier auf eine Zeitreise in unsere Vergangenheit mit und deckt so manche Kuriosität auf, die es in sich und die man unseren Vorfahren gar nicht zugetraut hätte.

Herausgekommen dabei ist ein wundersames, leicht zu lesendes und informatives Portrait von neun historischen Kriminalfällen, die es in sich haben. Einer erstaunlicher als der andere. Der Autor, selbst fasziniert, beleuchtet fachlich versiert, örtliche Gegebenheiten der jeweiligen Zeit, Gründe von Herrschern, Generälen, Adligen und solchen, die sich dafür hielten.

Mit einer leichten Prise Humor, noch viel mehr Wissen zeigt er uns, warum die Entführung zweier sächsicher Prinzen grandios scheiterte oder die kleine thüringische Stadt Hildburghausen jahrelang ein großes Geheimnis hütete. Kurzweilig und kenntnisreich gestaltet sich diese Lektüre, die eine Zusammenstellung aus anderen kunsthistorischen Werken georg Piltz’ vbedeutet, da dieser drei Jahre zuvor gestorben war.

Eine Hinterlassenschaft, die nicht nur dazu dient, Wissen aufzubauen und die geschichtlichen Besonderheiten einiger Orte Ostdeutschlands nachzuvollziehen, sondern ebenso als kulturgeschichtlicher Reiseführer dienen kann.

Am Ende eines jeden kapitels finden sich Hinweise auf Dauerausstellungen, Heimatmuseen und örtlichen Gegebenheiten, interessant für den, wer an die Orte des Geschehens gehen und die Zeiten nachempfinden möchte. Schnell zu lesen, ohne Abstriche, sind die einzelnen Kapitel, immer wieder aufgelockert durch Bilder und historische Zeichnungen, die das Ganze komplettieren.

Von Dessau über Altenburg, Hildburghausen oder Eisenach, Ostdeutschland hat eine große und für Gesamtdeutschland wichtige Vergangenheit, deren Geheimnisse es zu entdecken gilt. Georg Piltz hilft bei der Suche und ist dabei auf so manche Ungeheuerlichkeit und Kuriosität gestoßen. Nachspüren und entdecken lohnen sich unbedingt.

Autor:

Georg Piltz wurde 1925 in Frankfurt am Main geboren und war ein deutscher Schriftsteller, Kunsthistoriker und Herausgeber. Nach dem Krieg arbeitete er als Volontär bei der Niedersächsischen Volksstimme, einer Regionalzeitung der KPD. Nach der Währungsreform 1948 siedelte er in die spätere DDR über.

Dort arbeitete er ab 1953 für den Aufbau-Verlag, arbeitete später als Schriftsteller und schrieb vor allem kunst- und kulturhistorische Bücher. Einige Werke erschienen auch als Lizenzausgaben im Westen. Bis 1990 war er Mitglied im Schriftstellerverband der DDR.

Einige seiner arbeiten wurden nach seinem Tod zusammengefasst und erschienen 2014 posthum unter den Titel: “Der Prinzenraub und andere historische Kriminalfälle”. Er selbst starb im Jahr 2011.

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