Maulwurf

Charlie Mackesy: Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Meer

Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Meer Book Cover
Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Meer Charlie Mackesy Ullstein/List Erschienen am: 28.02.2020 Seiten: 128 ISBN: 978-3-4713-60217 Übersetzerin: Susanne Goga-Klinkenberg

Inhalt:

Ein Junge und ein Maulwurf begegnen einander, ein Fuchs und ein Pferd schließen sich den beiden an. Gemeinsam gehen sie gegen die Einsamkeit an, gegen die Traurigkeit und die Angst. Aus den ungleichen Gestalten werden Freunde, die einander bestärken und füreinander da sind. (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:

Was soll man schon sagen, über diese Art Coffee Table Bücher, die selbst nicht viele Worte beinhalten, in denen man dennoch versinkt? Antoine de Saint-Exupery hat es vorgemacht, sein Werk, seine Zeichnungen vom kleinen Prinzen ist inzwischen zu einem Klassiker avanciert. Der Ausspruch: “Man sieht nur mit dem Herzen gut.”, ist als gefügeltes Wort in aller Munde.

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Ein paar Eindrücke aus dem Werk.

Dergleichen könnte auch mit diesem vorliegenden Werk von Charlie Mackesy passieren. Ja, es ist ihm sogar zu wünschen. Die Zeichnungen mit dem auf das Wesentliche reduzierenden Pinselstrich tragen das Werk, sowohl im Bildmaterial, Farbgebung als auch in der Schrift. Der Text ist limitiert. Die Wirkung ist ungleich größer.

“Manchmal fürchte ich, ihr merkt, dass ich gewöhnlich bin”, sagte der Junge. “Um geliebt zu werden, musst du nicht außergewöhnlich sein”, sagte der Maulwurf.

Charlie Mackesy: “Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd”

Die Geschichte ist schnell erzählt. Vier ungleiche Protagonisten mit all ihren Ängsten und Schwächen, Unzulänglichkeiten, begegnen einander. Die verschiedenen Charaktere schließen Freundschaft und gehen einen Weg gemeinsam. Wohin, ist nicht wichtig. Der Weg, die Freundschaft, der Zusammenhalt ist das Ziel. Gemeinsam ist man stärker, doch auch aus Schwächen kann Stärke erwachsen.

“Eine unserer größten Freiheiten liegt darin, wie wir auf Dinge reagieren.”

Charlie Mackesy: “Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd”

Mackesy lässt sich schnell lesen, doch die Zeichnungen laden ein, der Autor im Vorwort ausdrücklich dazu, zu verweilen, zwischen den Seiten zu springen und sich darin zu verlieren. Dem kommt man gerne nach. Zu schnell lieb gewinnt man den Jungen und seine ungleichen Begleiter. Mit diesen lacht man, seufzt, wird nachdenklich, melancholisch oder glücklich.

Eindrücke sagen hier mehr als Worte. Das Werk muss man in den Händen halten, sich anschauen, um die Wirkung zu verstehen und die Faszination des Rezensenten. Ein Kleinod, was im Bücherregal verbleiben wird, immer wieder zum Hervorholen, um das Positive aus den Zeichnungen, dem Text hervorzuholen und den Tag in einem anderen Licht zu sehen. Und das ist doch auch mal schön, oder?

Autor und Zeichner:

Charlie Mackesy ist Künstler und Illustrator, lebte in Südafrika und Amerika, derzeit in Brixton und zeichnete Cartons für diverse Zeitungen und Zeitschriften, gestaltete Bücher für den Verlag Oxford University Press. In Galerien stellt er seine Werke aus. Die aktuelle Arbeit von Mackesy ist hier zu sehen: https://www.charliemackesy.com/

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Rene Marik: Wie einmal ein Bagger auf mich fiel

Wie einmal ein Bagger auf mich fiel - Eine Provinzjugend Book Cover
Wie einmal ein Bagger auf mich fiel – Eine Provinzjugend Autor: Rene Marik Droemer Taschenbuch Seiten: 239 ISBN: 978-3-426-30221-7

Inhalt:
Westerwald, Kasernen, Bratensoßengeruch: Rene Marik verbringt seine Kindheit in einem Bundeswehrlager, dessen kantine von seinen Eltern betrieben wird. Während die “Grünen” draußen im Feld zelten und rumballern üben, versucht er dem seltsamen Verhalten der Erwachsenen einen Sinn abzuringen.

Auf der Suche nach Freiheit vom piefigen Alltag stürzt sich Rene gemeinsam mit der bis zur Besinnungslosigkeit gelangweilten Dorfjugend in immer verwegenere Abenteuer, bis es eines Nachts zur Katatrophe kommt, in der ein Bagger die Hauptrolle spielt… (Klappentext)

Rezension:
Alles Gute kommt von Oben. Ob dies der Fall ist, wenn man den Titel wahr werden lässt, sei dahingestellt, den bekannten Puppenspieler Rene Marik scheint es jedoch nicht geschadet zu haben. Und so nimmt uns der Komödiant mit, in seine doch recht sonderbare Kindheit, die zunächst einmal geprägt ist von Kommandoton und ständigen Geballer, wenn die “Grünen” nmal wieder ihre Feldübungen abhalten.

Die “Grünen” sind in diesem Fall die in einer Kaserne stationierten Soldaten, deren Kantine durch Mariks Eltern betrieben wird und so fühlt sich der Junge, der dem ganzen nichtsw abgewinnen und sich auf die Erwachsenen auch keinen Reim machen kann, oft genug wie ein Außerirrdirscher. Die Schule fällt ohnehin hinten runter.

Rene Marik beschreibt mit seinem eigenwilligen Humor das Aufwachsen zwischen Uniformen, kleineren und oft größeren familiären Katastrophen. Kurzweilig, slapstickhaft sind die Kapitel. Diesen stil muss man mögen, sonst funktioniert diese amüsante Biografie nicht, in der es nie geradlinig zugeht, sondern immer kurvenreiche Wege genommen werden.

Man durchlebt mit dem Autoren Tagträume in langatmigen Schulstunden, derer gibt es viele, oder die Flucht vor dem Schlägertypen im angrenzenden Dorf, der noch ganz andere Seiten hat. Der Ich-Erzähler versetzt sich zurück in seine Kindheit und lässt die Erinnerungen lebendig werden, um dann doch gegen Ende unverhofft ins kalte Wasser geworfen zu werden.

Dieses Stilmittel der Wendung ist hier angebracht, da der Bruch zwischen Kindheit und Jugend mit rosaroter Brille und vollkommenen Erkennen der Realität sehr abrupt erfolgt und zu einem notwendigerweisen nachdenklichen Ende führt, welches sich schon für sich lohnt, gelesen zu werden. Mit einem Appell, worauf wird nicht verraten, endet diese Kindheitsbiografie und man gelangt schon als Leser zu der Erkenntnis, dass humorvolle Menschen im Grunde ernst sind.

Oder umgekehrt? Das bleibt Mariks Geheimnis, der nicht nur mit seinem Puppenspiel die Menschen zum Schmunzeln und Lachen bringt, sondern dies auch in Textform schafft. Einige Längen gibt es im Handlungsverlauf, was den Erinnerungen geschuldet sein mag, dennoch hätte ich mir manche Ereignisse etwas ausführlicher geschildert gewünscht. Das ist dann jedoch Freiheit des Schreibenden, wie viel man von sich preiszugeben bereit ist oder wie viel man seinen Lesern zumuten mag.

Rene Marik hat, zumindest meistens, die richtige Balance gefunden.

Autor:
Rene Marik wurde 1970 in Hildesheim geboren und ist ein deutscher Puppenspieler, Komiker, Gitarrist, Sänger und Schauspieler. Nach einer abgebrochenen Lehre als Kfz-Mechaniker holte er sein Abitur nach und studierte zunächst in Siegen Mathematik, bis er 1995 an die Hochschule für Schauspielkunst “Ernst Busch” in Berlin wechselte und das Fach “Puppenspiel” belegte.

1999 erhielt er sein Diplom und war in den Jahren darauf Mitglied des Ensembles am Theaterhaus Jena. Regelmäßige Auftritte im Quatsch Comedy Club und in “Bar jeder Vernunft” machten ihn bekannt. Seine Auftritte wurden mehrfach ausgezeichnet. Seine bekannteste Figur ist ein sprachbehindeter und blinder Maulwurf. Regelmäßig tourt er durch Deutschland. Marik lebt in Berlin.

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