Wissenschaft

Susanne Foitzik: Weltmacht auf sechs Beinen

Weltmacht auf sechs Beinen Book Cover
Weltmacht auf sechs Beinen Susanne Foitzik/Olaf Fritsche Rowohlt Erschienen am: 15.10.2019 Seiten: 319 ISBN: 978-3-498-02140-5

Inhalt:
Klein, aber oho! Sie sind faszinierend – und sie sind überall: AMEISEN. Die Alleskönner unter den Insekten haben eigene Formen der Arbeitsteilung, Kommunikation und Selbstorganisation entwickelt – und sind uns Menschen damit gar nicht so unähnlich.

Sie legen Gärten an und züchten Pilze, halten sich Blattläuse als Nutzvieh und verteidigen es gegen Räuber. Sie entwickeln Abwherstoffe gegen Krankheitserreger und nutzen sogar Antibiotika. Weitgehend unbemerkt hat die Weltmacht auf sechs Beinen ein Imperium errichtet, das sich rund um den Globus spannt. Eines ist sicher: Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie Ameisen mit anderen Augen sehen. (Klappentext)

Rezension:
Auf dem ersten Blick klingt es nach einem Special-Interest-Titel, aber gerade dies ist das vorliegende, im Rowohlt Verlag erschiene Werk nun gerade nicht.

Tatsächlich gibt die Wissenschaftlerin Susanne Foitzik uns Lesern einen interessanten und spannenden Exkurs über das Leben der zunächst unscheinbar wirkenden kleinen Krabbeltiere, deren emsiges Treiben wir zuweilen in Wäldern, im Garten oder auch mal in der heimischen Küche beobachten dürfen, wenn es irgendwo eine undichte Stelle gibt und Nahrung für die Ameise nicht weit ist.

Doch, Ameisen sind so viel mehr als wir sie zu sehen bekommen. Tatsächlich reicht die Biomasse aller Tiere an die aller Menschen heran. Noch mehr spannende Fakten werden mit Augenzwinkern und viel Humor aneinander gereiht.

Die Biologin berichtet in kurzweiligen Kapiteln von ihrer Arbeit und darüber, welche Erkenntnisse wir bisher über das Leben und Sozialverhalten von Ameisen gewinnen konnten und wohin sich die Wissenschaft dahingehend gerade bewegt.

Im Fokus stehen dabei nicht nur unsere einheimischen Tiere, wir sprechen hier von um die hundert Arten, sondern auch die kuriosen Spielarten der Natur. Da gibt es spartanisch organisierte invasive Armeen, Ackerbauer und Viehzüchter sowie Sklavenhalter.

Susanne Foitzik nimmt uns mit in den Armeisenbau, der erstaunliche Ausmaße annehmen kann, mitunter jedoch auch in eine Eichel hineinpasst.

In kurzen und handlichen Kapiteln berichten die Autoren vom Leben im Ameisenstaate und versammeln dabei Fakten, die zum Staunen einladen und den Blick auf die kleinen Krabbeltiere verändern werden.

Ohne Ameisen, so viel steht nach wenigen Sätzen bereits fest, würde das ökologische Gleichgewicht unseres Planeten durcheinander geraten, gleichwohl sie es im Kleinen selbstständig ins Wanken bringen können. Auch Ameisen schaffen und bewirtschaften Monokulturen und übernehmen im Handstreich ganze Regionen, verdrängen dabei andere Tier- und natürlich Ameisenarten.

Der heimischen Waldameise geht es gut, aber wer wusste vorher schon, dass manch andere Arten sich im letzten Ausweg selbst in die Luft sprengen können, als Floße fungieren oder mit Antibiotika Krankheiten bekämpfen können, dass der Einzelne dem Untergang geweit und nur in der Masse das Überleben garantiert ist?

Wenn nicht ein anderes Ameisenvolk einen Blick auf Bau und Nahrungskonkurrenz wirft. Welcbe Erkenntnisse haben wir über das Leben dieser nur scheinbar unscheinbaren Tiere bereits gewonnen und welchen Weg geht die Wissenschaft mit den Ameisen derzeit?

Verhaltensbiologie ist seit Darwin kaum spannender gewesen. Abschließend bleibt nur die Erkenntnis, das nichts so ist, wie es scheint und auch kleine Tiere eine große Wirkung haben können.

Eben klein, aber oho!

Autoren:
Prof. Dr. Susanne Foitzik ist eine international renommierte Evolutionsbiologin und studierte zunächst Biologie und Zoologie in Würzburg und Regensburg.

Nach einem Aufenthalt in den USA arbeitete sie u.a. in München und hält aktuell einen Lehrstuhl am Institut für Molekularbiologie der Universität Mainz inne. Dort erforscht sie das Sozialverhalten von Ameisen und publizierte ihre Ergebnisse in über 100 Veröffentlichungen.

Dr. Olaf Fritsche ist Biophysiker und promovietrer Biologe. Als Redakteur für “Spektrum der Wissenschaften”, sowie als Autor oder freuer Journalist berichtet er über die neuesten Erkenntnisse aus Natur und Technik.

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Mario Ludwig: Tierische Jobs

Tierische Jobs Book Cover
Tierische Jobs Sachbuch wbg Theiss Hardcover Seiten: 192 ISBN: 978-3-8062-3964-5

Inhalt:
Was machen Tiere eigentlich beruflich? Ein Frosch als Schwangerschaftstest, Katzen als Spione und ein Esel als Schäferhund?

Unglaublich, aber wahr! Mario Ludwig stellt die unglaublichen und skurillen Berufe unserer tierischen Helfer vor und erzählt, wie sie uns mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten helfen, unseren Alltag besser zu meistern. Zum bewerbungsgespräch um die Stelle als Trüffelsucher taucht da neben dem Schwein auch schon mal ein Hund auf. Und warum nicht mal eine Taube einstellen statt einem Radiologen? (Klappentext)

Rezension:
Blindenhunde oder Pferde und Delfine, die zu therapeutischen zwecken eingesetzt werden, kennt an sich jeder. Auch die Brieftaube dürfte den meisten ein Begriff sein, nicht zuletzt der Schäferhund als Bewacher von Haus und Hof. Doch, unsere tierischen Freunde helfen uns bisweilen in noch ganz anderen Bereichen unseres Alltags. Der Biologe und Autor Dr. Mario Ludwig hat seine kuriosesten Funde einmal zusammengestellt. Entstanden ist ein witziges und kurioses Sachbuch.

In kleine Häppchen zum Nebenherschmökern zeigt der Autor, welche Tätigkeiten tiere schon eingenommen haben, um unseren Alltag zu bewältigen. Außen vor gelassen wird das Schicksal von medizinischen Versuchstieren ganz bewusst, da es zu diesem Themenkomplex bereits ausreichende und weiterführende Literatur gibt, doch wie sieht es eigentlich mit der ersten Hündin und dem ersten Schimpansen im Weltraum aus?

Weshalb bekommt eine bestimmte Rattenart eine Spezialausbildung als Minensucher und warum scheiterten die Amerikaner Katzen als Spione auszubilden? All dies erläutert der Autor im zuweilen ernsten, jedoch immer humorigen Unterton und zeigt, dass es manchmal ohne unsere tierischen Helfer nicht geht, zumal in vergangenen Zeiten als technische Lösungen noch weit eintfernt waren von unseren heutigen Möglichkeiten.

Jedes Kapitel umfasst maximal eine Hand voll Seiten und jede erdenkliche Tierart, die sich als Fußpfleger zuweilen aber auch als Archäologe betätigen. Und vielleicht steckt in unseren Haustieren doch mehr als wir denken? Der Autor jedenfalls, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sondern auch zu eigenständiger Recherche einlädt, ist überzeugt von den tierischen Fähigkeiten, weiß jedoch auch um das Tierwohl, welches nicht außer Acht gelassen wird.

Nicht umsonst ist der meiste Purpurfarbstoff heute künstlichen Ursprungs und Vanillearoma aus Kuhdung zum Glück sehr selten.

Unterlegt ist das amüsante Sachbuch mit einer umfassenden Quellenangabe, doch wer unseren tierischen Helfern auf die Schliche kommen möchte, weiß am Ende wie gesucht werden soll. Wissenserwerb oder reine Unterhaltung, Mario Ludwig gelingt beides umfassend.

Autor:
Mario Ludwig wurde 1957 in Heidelberg geboren und ist ein deutscher Biologe und Autor. Nach der Schule studierte er zunächst Biologie und Sportwissenschaften, arbeitete bis 1992 am Zoologischen Institut der Universität Heidelberg.

Seit 1992 ist er in leitender Funktion bei der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage tätig und seit 1994 im Bereich der schädlingsbekämpfung und Gewässergüte tätig. Seit 1993 schreibt er Bücher über Tiere und Natur undist häufiger Gast in Fernseh- und Hörfunksendungen. Ludwig ist zudem als Dozent, Vortragsredner und Interviewpartner gefragt.

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Lorenz Wagner: Der Junge, der zu viel fühlte

Der Junge, der zu viel fühlte Book Cover
Der Junge, der zu viel fühlte Rezensionsexemplar/Sachbuch Europaverlag Hardcover Seiten: 214 ISBN: 978-3-95890-229-9

Inhalt:

Henry Makram zählt zu den bekanntesten Hirnforschern der Welt. Seine Arbeiten gewinnen Preise, die größten Universitäten umwerben ihn, doch dann wird sein Sohn Kai geboren. Schnell wird klar: Kai ist anders, er ist Autist. Henry fühlt sich so hilflos wie alle Eltern. Schmerzhaft wird ihn bewusst, wie wenig seine vielbeachteten Aufsätze ihn zu helfen vermögen und so stürzt sich der Forscher auf die Frage, was Autismus wirklich ist.

Erst als sich der Blick des Wissenschaftlers mit dem des Vaters verbindet, gelingt nach Jahren der Durchbruch. Seine Erkenntnisse stürzen um, was wir bisher über Autismus zu wissen glaubten. Lorenz Wagner hat Makram und seinen Sohn begleitet. Beide haben ihm ihre Geschichte erzählt.

Rezension:

Wer über Autismus spricht, meint zumeist eine bestimmte Spielart dieses Syndroms. Wir alle kennen Filme wie Mercury Puzzle oder Rain Men. Einigen von uns ist vielleicht die Reportage im Gedächtnis, wo für ein Autist über eine Häuserskyline geflogen wurde und diese hinterher fenstergenau auf einen Bogen Papier zeichnen konnte.

Zwischen vollständiger Zurückgezogenheit und Hochintelligenz scheint es nichts anderes zu geben und doch umfasst Autismus unzählige Varianten. Wer einen Autisten kennt, kennt genau einen und so ist es schwierig, ein allgemeingültiges Bild zu bekommen.

Das gilt für Laien, aber auch für die Wissenschaft. Zumindest seit kurzem. Einem, den das schmerzhaft bewusst wurde, ist der Hirnforscher Henry Makram. Der Journalist Lorenz Wagner hat ihn einige Wochen begleitet und dessen Geschichte aufgeschrieben.

Henry Makram ist nicht irgendwer, sondern jemand, der sein Fachgebiet versteht. Dort anerkannt, forschte er über Jahre hinweg über Zusammensetzung und Kommunikation zwischen Gehirnzellen und entwickelte sich zu einem gefragten Experten.

Seine Aufsätze waren viel beachtet, doch muss selbst eine Koryphäe irgendwann an seine Grenzen stoßen. Das geschah bei Makram jedoch nicht im wissenschaftlichen, sondern im privaten Bereich, als sein Sohn geboren wurde, der sich anders und langsamer entwickelte als gleichaltrige Kinder.

Schnell ist klar, Kai ist Autist und so stürzte Henry sich zur Problemlösung auch hier in die Forschungen. Was ist Autismus? Wodurch wird es ausgelöst? Wie kann man Betroffenen helfen und zugleich Verständnis der Mitmenschen für eben diese fördern?

Ein ums andere Mal stehen der Hirnforscher und sein Team vor einer Lösung, scheitern jedoch immer wieder, bis sie alle bisherigen Erkenntnisse in Frage stellen. Dann gelingt der Durchbruch. Lassen sich die Erkenntnisse auf die Allgemeinheit der Autisten übertragen? Der Rest der wissenschaftlichen Welt ist skeptisch und Kai, seinem Sohn, ist noch immer nicht geholfen.

Lorenz Wagner hat die Familie Makram über Wochen begleitet, für eine Reportageriehe des SZ-Magazins, aus der dieses Buch entstand.

Zunächst skeptisch, da ich selbst mit einer Spielart von Autismus umgehen muss, auch mit anderen Autisten im Alltag zu tun habe, Vorurteile kenne und Verallgemeinerungen skeptisch gegenüber stehe, war ich doch neugierig über die Ansichten Henry Makrams, der eine neue Sichtweise in die noch junge Autismusforschung hinein gebracht hat, die jedoch immer mehr Anhänger gewinnt.

Bisher war es so, dass in der Arbeit mit Autisten empfohlen wurde, diese bestimmten Reizen auszusetzen, um sie so in die “normale” Welt zurück zu holen. was aber, wenn genau das falsch ist?

Wenn man eher die Zurückgezogenheit und Reizarmut fördern sollte, um sich so der Gefühlswelt von Autisten anzunähern? Was, wenn Autisten nicht gefühlsarm wären, sondern sich zurückzogen, weil sie in einer reizüberfluteten Welt zu viel fühlen mussten?

Waren dann nicht alle bisherigen Behandlungsansätze falsch? Wie genau muss sich unser Bild von Autismus ändern, damit Betroffene als vollwertig angesehen werden? Muss sich die Umgebung nicht den Autisten anpassen, nicht umgekehrt?

Der Journalist, der den Forscher und dessen Familie begleitet hat, entwarf das interessante Portrait eben dieser, welches zugleich den jüngeren Wandel in der Autismusforschung wiederspiegelt. Entstanden ist ein hoch interessantes Buch, welches die neuen Ansätze, die langsam in Betrachtung der Autisten Fuß fassen, Laien und Interessierten, sowie Angehörigen von Betroffenen, verständlich näher bringt.

Tatsächlich kann ich nicht wenige Erkenntnisse Makrams auf mich übertragen, die aus den Betrachtungen seines Sohnes Kai und aus seinen Forschungen heraus entstanden. Die neuen Ansätze werden in Zukunft helfen, einen freundlicheren und verständnisvolleren Umgang mit Autisten zu fördern, alleine dies ist schon ein großer Verdienst Makrams für die Forschung, denWagner hier hervorhebt.

Es geht jedoch noch weiter. Der Journalist beschreibt in verständlicher und einfacher Sprache, Laien zugänglich, in wie weit Henrys Arbeiten dazu beigetragen haben, Aktivitäten des menschlichen Gehirns zu entschlüsseln, wobei man mit den Forschungen noch lange nicht am Ende ist, und warum Tierversuche bis zu einem gewissen Punkt wichtig waren, um heute vielfach ohne Tierversuche auszukommen.

Diese kleinen Exkurse, die alle aus der beschäftigung mit Autismus heraus entstanden, zeigen zugleich den Wandel der medizinischen Wissenschaft und der Wirkung, die neue Erkenntnisse haben können.

In sofern ist dieses Portrait eben nicht nur Betroffenheitsbericht und Familiengeschichte, sondern zeigt auch den Wandel in der jüngeren Medizingeschichte. So einfach und verständnisvoll, dabei nicht einseitig und sehr aufgeschlossen betrachtet, liest man dies noch viel zu selten, weshalb jeden Interessierten die Lektüre zu empfehlen ist.

Manche Erläuterungen zwar, hätte ich mir persönlich etwas ausführlicher gewünscht, doch auch so dürfte Wagners feinfühlige Erzählweise und Makrams differenzierte Autismusforschung das Bild verändern, welches wir von Autisten haben. Dies ist Beider Verdienst.

Autor:

Lorenz Wagner wurde 1970 geboren, studierte u.a. Romanistik und schloss ein Wirtschaftsstudium ab. Nach dem Volontariat arbeitete er für die Financial Times Deutschland als Redakteur, derzeit schreibt er für das Magazin der Süddeutschen Zeitung. Bekannt wurde er durch das einzige private Interview mit BMW-Erbin Susanne Klatten.

Seine Artikel wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit den Theodor-Wolff-Preis. Zu den meistgelesenen Artikeln wurde die Erzählung der Geschichte des Hirnforschers Henry Makrams und seines autistischen Sohnes, woraus dieses Buch entstand.

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T.C. Boyle: Die Terranauten

Die Terranauten Book Cover
Die Terranauten T.C. Boyle Erschienen am: 09.01.2017 Hanser Verlag Seiten: 606 ISBN: 978-3-446-25386-5

Inhalt:

Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von “Ecosphere 2” verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehsender filmen, als wäre es eine Reality-Show. Eitelkeit, Missgunst, Rivalität – auch in der schönen neuen Welt bleibt der Mensch schließlich doch, was er ist. Und es kommt, wie es kommen muss: Der smarte Ramsay verliebt sich in die hübsche Dawn – und sie wird schwanger. Kann sie das Kind in der geschlossenen Sphäre austragen oder muss das experiment abgebrochen werden? […] (Umschlagtext)

Rezension:

Die amerikanische Weltraumorganisation NASA und auch ihr europäisches Pendant ESA arbeiten bereits seit einigen Jahren an Plänen für die Zukunft der bemannten Raumfahrt. Diese sollen die Menschen nicht nur erneut zum Mond, sondern auch, im Idealfalle auf den Mars führen. Ein Szenario, was nach derzeitigen technischen Stand durchaus realistisch ist.

Nur, wie bereitet man sich auf solch eine Mission vor? Wie trainiert man ein Überleben in geschlossenen Systemen, abhängig von den vorhandenen Ressourcen und nur wenigen Menschen, wie sie einem auch in einer ebensolchen Mission zur Verfügung stehen würden? Doch wohl nur auf der Erde.

Dieses Experiment, man bringe acht Menschen in eine Art Biospäre unter und sehe zu, wie sie überleben, sich ihre Nahrung selbst erwirtschaften und mit den vorgewundenen Bedingungen zurechtkommen oder auch nicht, hat es Anfang der 1990er Jahre tatsächlich gegeben. Heute ist das Projekt, dessen Überreste noch immer für universitäre Forschungen genutzt werden, als gescheitert anzusehen. Genau so, wie Boyls darauf basierender Roman.

Angelehnt an die tatsächlichen Geschehnisse und diese, zumindest die von der ersten Crew erlebten Tage, spinnt Boyle eine Geschichte menschlicher Intrigen, Liebe, Neid, Hass und all der anderen Abgründe und schafft so die Grundlage für eine interessante Geschichte. Die Protagonisten einmal eingeführt, sind kaum bis überhaupt nicht sympathisch, rauben jedoch ihren Lesern die letzten Nerven. So viel Gesülze und Oberflächlichkeit versammelt, zieht der Autor diese Linie bis zum bitteren Ende durch und bleibt oberflächlich. Zeile für Zeile.

Kaum ein Spannungsbogen wird längerfristig gehalten, eine charakterliche Entwicklung der Figuren ist nicht auszumachen und vom Alltag hinter Glas erfährt man gerade einmal ansatzweise etwas, und erlebt ansonsten nur Geplänkel wie in einer schlechten amerikanischen Sitcom.

Der Schreibstil, schlicht und einfach, lässt zwar die Leser nicht in Stich, Boyle jedoch tut es. Triebgesteuerte Erwachsene, die sich mehr als pubertär verhalten. Möchtegernwissenschaftler, deren Charakterzüge der Autor zwielichtig und ansonsten uneinsichtig geformt hat. So, dass man geneigt ist, dieses Buch selbst in eine Ecospähre zu verwünschen, auf dass sie die dort Eingeschlossenen in den Wahnsinn treibe. Der Autor hätte gut daran getan, einen historischen Roman zu schreiben, um die tatsächlichen Geschehnisse.

Dann wäre dieses Projekt nicht annähernd so gegen die Wand gefahren, wie das wirkliche Experiment, welches allenfalls 08/15 Erkenntnisse erbracht hatte, die man auch ohne “Biosphäre 2” über kurz oder lang gehabt hätte. Davon abgesehen, dass sich die Wirklichkeit eines geschlossenen Systems in einem nachgebauten auf der Erde befindlichen nie so darstellen lässt, wie es sich in einer Raumstation etwa abbilden lassen würde oder irgendwann tatsächlich auf den Mars.

Ein Roman, der auf ganzer Linie, von der ersten bis zur letzten Seite enttäuscht und nur nicht vollständig von der Werteskala runterfällt, da die Idee an sich nicht schlecht, man zumindest eine Ahnung (leider nicht mehr) vom tatsächlich gemachten Experiment bekommt, außerdem die Frage der Skrupelosigkeit gestellt wird, die zwangsläufig entsteht, wenn Wissenschaft einhergehen muss mit wirtschaftlichen und öffentlichen Interesse.

Das hätte Boyle, zuzüglich eben der wissenschaftlichen Seite mehr ausbauen müssen. So aber bleibt leider nur ein gescheiterter und oberflächlicher Beziehungsroman. Rundablage P.

Autor:

T.C. Boyle wurde 1948 geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Boyle, der in schwierigen Verhältnissen aufwuchs studierte nach der Schule Englisch und Geschichte und nahm an Kursen für Kreatives Schreiben teil.

Danach arbeitete er als Lehrer an einer High School und schrieb erste Erzählungen.

Eine Veröffentlichung davon brachte ihn die Aufnahme in einem Schreibworkshop ein. 1977 erwarb er einen Doktortitel in englischer Literatur. Seit 1986 ist er ordentlicher Professor an der University of Southern California. 1982 veröffentlichte er seinen ersten Roman. Boyles Werke wurden mehrfach ausgezeichnet.

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Hampton Sides: Die Polarfahrt

Die Polarfahrt Book Cover
Die Polarfahrt Hampton Sides mare Erschienen am: 01.10.2019 Seiten. 576 ISBN: 978-3-86648-243-2 Übersetzer: Rudolf Mast

Inhalt:

Der Nordpol galt als Problem, als Ende der Welt und ungelöstes Geheimnis. Ein blinder Fleck auf den Landkarten. Ein verrückter Zeitungsverleger, auf der Jagd nach Sensationsgeschichten, kaufte ein Schiff, erkor einen Kapitän und schickte 1879 dreiunddreißig Männer ins Eis, die die Theorie eines offenen Polarmeeres überprüfen sollten.

Doch, die USS Jeanette blieb im Packeis stecken. Fortan kämpfte die Besatzung des Schiffes um ihr Überleben. Meilenweite Märsche über das gefrorene Meer, Schneeblindheit, Erfrierungen, Stürme und Hunger brachten die Mannschaft an ihre physischen und psychischen Grenzen. Hampton Sides erzählt ihre Geschichte. (abgewandelter Klappentext)

Rezension:

So unscheinbar, wie sie wirkt, diese Welt aus Schnee, Fels und Eis, so unverzeihlich geht sie mit begangenen Fehlern um. Es ist eine scheinbar endlose und abweisende Gegend, die Nordpolarregion, gerade deswegen ungeheuer fasznierend.

Hampton Sides ist eingetaucht in die Gegend umbarmherziger Kälte und hat sich auf Spurensuche begeben. Herausgekommen dabei ist ein faszinierender und facettenreicher Bericht über die wohl eindrücklichste und vom grausigen Schicksal verfolgte Erkundungsexpedition, die es in diese Gegend verschlagen hat.

Vor wenigen Jahrhunderten noch war gänzlich wenig über die kälteste Region des Erdballs bekannt, und der Drang sich zu beweisen war besonders bei den Männern der damals noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika besonders groß.

Es ist hier die Geschichte junger Offiziere und Naturforscher, Ärzte und Meteorologen, aber auch eine Erzählung unglaublicher menschlicher Kraft und großer Pionierleistungen, die der Autor zu Tage gefördert und dicht recherchiert eine geeignete Plattform gibt.

Eindrückklich wird geschildert, wie groß das Verlangen bei den Männern dieser Generation, die in Zeiten kurz vor der Elektrifizierung der Infrastruktur, der Erfindung der Glühbirne und wegweisenden Maschinen, wie die Dampfmaschine, sich zu beweisen und welche Bedeutung die Erkundung der letzten weißen Flecken auf den Landkarten für die Menschen hatte.

Intensiv begleitet der Leser auf Grundlage von Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, ausführlich geschildert, die Vorbereitungen zu einer Expedition, die dann doch sprichwörtlich im Eis stecken bleiben musste.

Geschildert wird die Auswirkungen von Sensationsgier, schon damals als es noch keine anderen Medien als Zeitungen gab, und welche fatalen Folgen kleinste Fehler schon bei der Planung haben konnten, zudem welchen Gefahren Entdecker damals auf noch unbekannten Terrain ausgesetzt waren.

Das alles wird klar und deutlich, kurzweilig und über die Maßen so spannend geschildert, wie nur wahre Geschichte sein kann. Hier merkt man in jeder einzelnen Zeile, die intensive Rechercheleistung von Hampton Sides, der den Weg in die Katastrophe und für zu wenige Teilnehmer der Expedition wieder hinaus, beschreibt.

Durchsetzt und aufgelockert wird dieses Sachbuch mit den Fotos aller Teilnehmer dieser Polarfahrt und Karten auf den Innenseiten des Buchdeckels.

Die hochwertige Aufmachung und die erzählte, gut recherchierte Geschichte, deren Expeditionsmitglieder für die künftige Kartographie und Naturforschung trotz Scheiterns wichtige Erkenntnisse brachten, ist es wert, erfahren und weiter verbreitet zu werden.

Der Leser wird dem Leid der Besatzung der USS Jeanette so nachempfinden können, als wäre er selbst Mitglied dessen, auf das es einem kalt den Rücken hinunter laufe. Eine unbedingte Empfehlung, die außerhalb des Eisschrankes gelesen und gut sichtbar in jedes Regal gehört.

Autor:

Hampton Sides wurde 1962 in Memphis/Tennessee geboren und ist ein US-amerikanischer Historiker, Autor und Journalist. Er schloss sein Geschichtsstudium an der Yale University ab und hielt danach Gastvorlesungen an verschiedenen Institutionen der USA.

Er ist Berichterstatter für die Zeitschrift “Outside” und arbeitet für das “National Geographic Magazine”, sowie verschiedenen großen Zeitungen, u.a. die “The Washington Post”. Er ist Autor mehrerer Bücher mit geschichtlichen Themen und lebt mit seiner Familie in Santa Fe/New Mexico.

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Gavin Extence: Das unerhörte Leben des Alex Woods

Das unerhörte Leben des Alex Woods Book Cover
Das unerhörte Leben des Alex Woods Gavin Extence Blanvalet Verlag Erschienen am: Seiten: 477 ISBN: 978-3-7341-0098-7

Inhalt:

Alex Woods ist zehn Jahre alt, und er weiß, dass man sich mit einer hellseherisch begabten Mutter bei den Mitschülern nicht beliebt macht. Und dass die unwahrscheinlichsten Ereignisse eintreten können – er trägt Narben, die das beweisen. Was Alex noch nicht weiß, ist, dass er in dem übellaunigen Mr. Peterson einen ungleichen Freund finden wird. Der ihm sagt, dass man nur ein einziges leben hat und immer die bestmöglichen Entscheidungen treffen sollte. Darum ist Alex, als er sieben Jahre später mit 113 Gramm Marihuana und einer Urne voller Asche in Dover gestoppt wird, einigermaßen sicher, dass er das Richtige getan hat… (Klappentext)

Rezension:

An sich ist es eine Geschichte, die ähnlich schon hundertfach erzählt sein dürfte. Eine sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen zwei Personen, die eigentlich nichts miteinander gemeinsam haben aber feststellen, dass sie einander brauchen und das Leben des jeweils Anderen mit Sinn erfüllen. So auch hier. Gavin Extence stützt sich auf dieses altbekannte Konstrukt, entwickelt daraus jedoch gleich auf den ersten Seiten eine Geschichte, die die Leser in ihren Bann zieht.

Zunächst liegt das an den unheimlich symphatischen Protagonisten, den wir zu Beginn des Romans am Ende der Geschichte treffen und der diese dann gedanklich aufrollt aber auch an die verqueren Gegenparts von Alex Woods, der für sein Alter immer ein wenig zu altklug und sonderbar wirkt, den aber ein Naturphänomen entgültig zur lokalen Berühmtheit, zumindest zeitweilig, und zum Sonderling unter seinen Mitschülern macht.

Und, es ist nicht der Himmel, der ihm auf den Kopf fällt.

Einfühlsam beschreibt der Autor den nicht so ganz gewöhnlichen Alltag seines Protagonisten aus der Ich-Perspektive, welche eine Nähe zum Leser herstellt, die zweifelsfrei funktioniert. Fast hat man das Gefühl, daneben zu stehen und Alex’ Erzählungen zu lauschen. Noch realistischer dadurch, dass keine der Figuren aalglatt wirkt, viele nicht gerade gesellschaftskonform. Ecken udn Kanten, die sich jedoch im Zeitraum von sieben Jahren, in dem die Geschichte spielt, weiterentwickeln dürfen, was extence behutsam, jedoch mit immer schnelleren Erzähltempo, vorantreibt.

Dabei klingt der Plot der Geschichte in Form eines Himmelsobjektes zun#ächst einmal unglaubwürdig, doch gibt es ihn tatsächlich. Der deutsche Alex Woods heißt Gerry Blank und wurde als 14-jähriger 2009 von einem Meteoriten auf den Schulweg getroffen. Man darf also streiten, ob alles Gute wirklich von Oben kommt.

Für andere, die sich weniger Gedanken darüber machen möchten, bleibt dieser feinfühlige Roman über einen sympathischen Nerd und seine Mitmenschen, die einem schnell ans Herz wachsen werden. Fast ist man traurig darüber, wenn man die letzte Seite umgeschlagen hat, doch ein wenig glücklicher als vor dem Lesen.

Dieses Kleinod hat es nicht verdient, auf den Stapeln ungelesener Bücher dieser Welt auf seine Leser zu warten und sollte sofort hervorgeholt werden. Ein Meteoriteneinschlag kann schließlich dein Leben verändern. Für den Protagonisten Alex Woods tut er das ganz wundersam.

Und als Leser bekommen wir eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, Halt und Familie. Darüber, dass es oft die Quer- und Andersdenkenden sind, die in der Gesellschaft vielleicht schief angesehen werden, aber insgesamt ihren Weg ohne größere Fehlschläge gehen und oft die für sie richtigen Entscheidungen treffen. Alex Woods macht dies so wunderbar, wie Gavin Extence, dem mit seinem Debütroman ein großartiger Wurf gelungen ist.

Autor:

Gavin Extence wurde 1982 geboren und wuchs in der englischen Grafschaft Lincolnshire auf. 2013 veröffentlichte er seinen ersten Roman, der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. 2015 veröffentlichte er seinen zweiten Roman, der 2016 ins Deutsche übersetzt wurde. Der Autor lebt mit seiner Familie in Sheffield.

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Sascha Mamczak: Der Weg zum Mars

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Der Weg zum Mars Hrsg. Sascha Mamczack (u.a.) Heyne Erschienen am: 12.10.2015 Seiten: 298 ISBN: 978-3-453-31718-5

Inhalt:

Wie weit sind wir auf dem Weg zum Mars? Seit Jahrhunderten beobachten die Menschen den Mars. Seit Jahrzehnten schicken die Raumfahrtagenturen sonden und Rover zum roten Planeten. Seit Jahren arbeiten sie an einer bemannten Marsmission. Doch wann werden die ersten Menschen ihren Fuß auf den Mars setzen? Und welche Gefahren und Geheimnisse erwarten sie dort? Ein umfassender Überblick über den Stand von Forschung und Technik und die Visionen für die Reise des Menschen zum roten Planeten. Mit einem Vorwort von ISS-Astronaut Clayton C. Anderson. (Klappentext)

Einordnung:

Dieses Buch ist eine Mischung aus Sachbuch, populärwissenschaftlichen Roman, Science-Fiction und Gedankenszenario. Ich habe mich für eine Einordnung in ersteres entschieden, da die fachliche Komponente, die zahlreichen technischen Details, die hier beschrieben werden, die Geschichte über das gewöhnliche Maß eines Romans hinaus bestimmen.

Die Geschichte um 5 Astronauten dient nur dazu, die Details verständlicher zu machen. In Buchhandlungen ist der Titel sowohl im Sachbuchbereich als auch bei den Science Fiction Romanen zu finden.

Rezension:

Nachdem sie schon Menschen zum Mond geschickt, Sonden und Satelliten ins All geschossen und unbemannte Raumfahrzeuge (Rover) auf den Mars Proben nehmen und erforschen haben lassen, planen die staatlichen Raumfahrtagenturen, allen voran NASA und ESA bereits den nächsten Coup.

Der Mensch soll auf den Mars landen und die Geschichte des roten Planeten erforschen und dabei viele Fragen klären, die uns bewegen. Gab oder gibt es Leben auf den Mars? Wie sieht es mit Rohstoffen, wie mit Wasser aus? War der Mars einst ein zweiter blauer Planet?

Wenn ja, wie wurde er zu der lebensfeindlichen Umgebung, die er heute ist? Blüht dieses Schicksal auch unserer Erde? Und, kann man den roten Planeten eines Tages wieder besiedeln?

Dies sind Fragen, die die Astronauten auf den beraumten Marsmissionen der Staatengemeinschaften klären sollen und schon jetzt wird an Plänen zur Durchführung solcher getüftelt. Die Technik dafür existiert bereits und kann, einige Weiterentwicklungen vorausgesetzt, eingesetzt werden.

Und das Sicherheits.- und Überlebenstraining der Astronauten wurde über die Jahrzehnte immer wieder angpasst. Für die Wissenschaftler und Astronomen, den astronauten selbst sowie so, ist es keine Frage des Ob jemals Menschen zum Mars geschickt werden, die Frage ist nur noch Wann?

Sascha Mamczak und Sebastian Pirling beschreiben beeindruckend, wie weit der technische Stand zur Vorbereitung der Marsmissionenschon ist und dass es nur noch den Willen der Regierungen bedarf, ein solches Projekt zu wagen und zu finanzieren.

Anhand einer, eher nebensächlichen Geschichte um sechs Astronauten wird viel Detailwissen aus Technik und Astronomie für den Laien leicht verständlich erklärt. Der Leser erfährt zudem genug über die Vorbereiutng einer solchen Mission, vom Astronautentraining und diverser Details, die ihm sonst verschlossen bleiben.

Auch über den Sinn und Zweck einer solchen Unternehmung klären die Autoren auf, der nur vordergründig in der Mission selbst liegt. Tatsächlich gebe es viele Stoffe und Materialien (von Klebstoffen in der Industrie bishin zu besonders festen Klebeband oder Materialien für Anziehsachen) nicht, wenn sie die NASA und andere Weltraumorganisationen nicht für ihre raumfahrtflüge entwickelt hätten.

Und so liegt hiermit ein hoch interessantes Buch vor, was bezug nimmt auf all die Gedankenspiele, die sich hoch renommierte Wissenschaftlerweltweit machen, um eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft ein solches Abenteuer möglich zu machen. Die Reise zum roten Planeten.

Dieses Buch habe ich anstatt des “Marsianers” gelesen, der in der Buchhandlöung direkt daneben lag, wobei hier ein Faktencheck von Pierling und Mamczak über den Roman erstaunliches zu Tage fördert. Der Romanautor muss demnach erstaunlich gute Recherchearbeit geleistet haben.

Abgesehen davon klären die Autoren über das Für und Wider einer solchen riskanten, ja lebensbedrohlichen aber für die Wissenschaft lohnenden Unternehmung auf. Sie berichten über Schwierigkeiten und Problemen, die gemeistert werden müssen bis hin zu den Zielen und wie ein Ablauf einer solchen mehrjährigen Forschungsarbeit wäre.

Heute ist vieles davon noch Fiktion und Pionierarbeit wäre es sowie so, allein sie wird nicht mehr in allzu ferner Zukunft Wirklichkeit werden.

Obwohl sehr einfach gehalten und auf das wesentliche an Fachvokabular, welches im Glossar des Buches erklärt wird, beschränkt, wird es zu Teilen sehr technisch, gleichwohl die Rahmenhandlung in Romanform geschrieben ist.

Technisch unvermögende Leser müssen sich also konzentrieren, dann aber wird die Reise zum roten Planeten um so erstaunlicher und faszinierender werden.

Autoren:

Sascha Mamczak wurde 1970 geboren und studierte Politische Wissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Öffentliches Recht in München und Edinburgh. Er arbeitet heute als Autor, Lektor in der bayerischen Landeshauptstadt. Zuletzt ist von ihm das Buch “Die Zukunft – Eine Einführung” erschienen.

Sebastian Pirling wurde 1979 geboren und studierte nach der Schule Germanistik und arbeitete als Redakteur und Grafikdesigner. Heute ist er als Lektor im Bereich Fantasy, Science Fiction und Jugendbuch im Heyne Verlag tätig. Er lebt mit seiner Familie in München.

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Alan Weisman: Countdown – Hat die Erde eine Zukunft?

Countdown - Hat die Erde eine Zukunft? Book Cover
Countdown – Hat die Erde eine Zukunft? Alan Weisman Piper Taschenbuch Seiten: 573 ISBN: 978-3-492-30551-8

Inhalt:

Alle 108 Stunden gibt es eine Million mehr Menschen auf der Erde. Wie lange dauert es noch, bis sie kollabiert?

Der Countdown hat begonnen: Die Erde kann uns nicht mehr lange (er)tragen – immer mehr Menschen produzieren imer mehr Müll, verbrauchen mehr Ressourcen und stoßen mehr CO2 aus.

Alan Weisman nimmt uns mit auf eine aufrüttelnde Reise durch über 20 Länder und zeigt, wie nur eine drastische Reduzierung der Bevölkerungszahl unser Überleben auf der Erde sichern kann – provokativ und Augen öffnend! (Klappentext)

Rezension:

Der Mensch hat als einzige Spezies auf unserem Planeten das Potential sich selbst auszurotten und das alleine durch seine Anwesenheit und schier unaufhörlich wachsende Zahl. Immer mehr Menschen teilen sich Lebensraum, Nahrung, Wasser und Energie-Rohstoffe, immer mehr Menschen hungern und andere leben im Überfluss und der dadurch unermesslichen Wegwerf-Gesellschaft. Immer mehr Müll und immer mehr Kohlenstoffdioxid verpesten Luft, Wasser und Boden. Doch, wann ist die Grenze erreicht?

Wann der Zeitpunkt, an dem es einen Menschen mehr gibt als die Erde ertragen kann? Wann zerstört homo sapiens seine Lebensgrundlagen entgültig? Diesen Fragen stellt sich Alan Weismann, zugleich auf der Suche nach der Lösung dieses Problems, welches uns innerhalb des Jahrhunderts wohl treffen wird.

Und er sucht zugleich nach der Lösung. Was wäre, wenn wir einfach weniger Menschen würden? Wenn die Geburrtenraten aller Länder nur der Ersatzrate entsprechen, überall Bevölkerungsprogramme, Familienplanung stattfänden?

Wenn arme Menschen in den Entwicklungsländern flächendeckend Zugang zu kostenfreier Bildung, Aufklärung und Verhütungsmitteln hätten? Reiche Länder (etwa in Europa) ihr Bevölkerungsschrumpfen nicht als Hemmnis sondern als Chance begreifen und der Anbau von Nahrungsmitteln auf mehrheitlich biologischen Anbau zurückgeführt würde? Die Verwendung von Stcikstoffdünger reduziert und der Fleichkonsum zurückgefahren wird?

Alan Weisman hat mit “Countdown – Hat die Erde eine Zukunft?” erneut ein sehr fundiertes und detailliertes Sachbuch veröffentlicht, was unbedingte Beachtung verdient. Gestützt auf zahlreiche wissenschaftliche Quellen entwirft er ein Szenario zur Rettung unserer Spezies, die kurz davor ist, sich selbst auszurotten und bietet Lösungsansätze an, wie dies gelingen kann.

Er zeigt die Folgen vom Nicht-Handeln auf aber auch Projekte, überall auf der ganzen Welt, selbst in Ländern, in denen man es nicht erwartet, die hoffen lassen auf eine glücklichere Zukunft unseres Planeten. Gespickt mit Zahlen und unter Mitarbeit von Wissenschaftlern von Biologen über Historikern, Chemikern, Meteorolgen und Agrarwissenschaftlern schickt Weisman den Leser auf eine Reise, die nicht ohne Folgen bleibt.

Denn eines ist unbestritten, die Erde kann auch ohne uns überleben, wird dies auch tun. Die Frage ist, ob wir wirklich das Überleben unserer Spezies auf’s Spiel setzen möchten?

Autor:

Alan Weisman wurde 1947 in Minneapolis, Minnesota geboren und ist ein US-amerikanischer Autor und Journalist. Zahlreiche Auslandsreportagen rund um die Welt schrieb er für Zeitschriften wie “Harper’s Magazine”, “The Atlantic Monthly” aber auch für die legendäre New York Times oder das “Discover Magazine”.

Zudem ist er als Radio-Produzent tätig. Weisman ist Professort für Journalismus an der Universiät von Arizina. Sein Buch “Die Erde ohne uns”, welches 2007 erschien, war die Grundlage einer gleichnamigen Serie, die sich mit der Entwicklung der Natur und der Erdgeschichte nach dem Verschwinden des Menschen befasste.

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