Dirk Kummer: Alles nur aus Zuckersand

Inhalt:
FĂŒr Fred und seinen besten Freund Jonas ist jeder Tag ein Abenteuer. Am liebsten spielen sie in der verlassenen Fabrik, ganz in der NĂ€he der Grenze zu West-Berlin. Doch als bekannt wird, dass Jonas‘ Mutter einen Ausreiseantrag gestellt hat, werden die beiden aus ihrem unbeschwerten Alltag gerissen.
Ab sofort dĂŒrfen sie sich nicht mehr treffen. Aber die Freunde haben einen Plan: Heimlich fangen sie an, einen Tunnel in den Brandenburger Sand zu graben. Auch wenn Jonas die DDR verlĂ€sst, werden sie sich wiedersehen. Ganz sicher. (Klappentext)
Rezension:
Das Leben könnte so einfach sein, wenn die Erwachsenen nicht immer so kompliziert wĂ€ren. Und wenn dann noch die blöde Politik dazu kommt, ist alles aus. Was also tun? Auf diese Formel könnte man diesens Kleinod der jĂŒngeren Kinderliteratur aus dem Carlsen-Verlag herunterbrechen, die von zwei Jungen erzĂ€hlt, die um ihre Freundschaft kĂ€mpfen. Identifikationsfiguren sind Jonas und Ernst, beste Freunde, die alles zusammen unternehmen.
Man stromert durch die Gegend, auf den Schulhof und durchlebt einen wunderschönen Sommer, bis zu dem Tag, an den fĂŒr Ernst die Welt zusammenbricht. Jonas‘ Mutter hat doch tatsĂ€chlich einen Ausreiseantrag gestellt. Was das heiĂt, begreift Jonas sofort.
Nie wieder werden sie zusammen spielen können, denn Ende der 1970er Jahre ist die Welt noch in zwei Teile getrennt, durch ZĂ€une, Mauern, Stacheldraht. Doch die beiden Freunde entwickeln einen Plan, man mĂŒsste nur einen Tunnel graben, dann könnte man sich treffen. In der zwischenzeit könnte man es ja per Telepathie versuchen, wie die Ureinwohner in Australien. Daran wĂŒrden Ernst auch nicht seine systemtreuen Eltern oder die Sportschule hindern. Gesagt, getan.
Man beginnt zu graben. Unweit der Grenze, in einem verlassenen FabrikgebÀude. Doch, nicht nur der brandenburgische Sand bereit den beiden Jungen Probleme.
So viel zum Inhalt, der allen bekannt sein dĂŒrfte, die den Film „Zuckersand“ 2017 im Fernsehen geschaut haben. Der Film war gut, die Schauspieler noch besser und so stellt man sich die Jungen gleich einmal bildlich vor, wie sie da fassungslos vor der Entscheidungsgewalt der Erwachsenen stehen und einer Politik, die sie noch niht verstehen.
Warum sollte man ausgerechnet ihnen die Freundschaft zueinander verbieten? Warum fallen nachts manchmal SchĂŒsse an der Grenze und wie erhĂ€lt man eine Freundschaft, die auseinander gerissen wird? Fragende Kinderaugen inklusive.
Dirk Kummer hat als Regisseur des Filmes gezeigt was er kann und dies in einer fĂŒr gerade jĂŒngere Kinder freundlicheren Variante abgewandelt nun zwischen zwei Buchdeckeln verpackt. Trotzdem oder gerade deswegen funktioniert dieser kleine Roman gerade fĂŒr die Zielgruppe sehr gut, da hier Werte wie Freundschaft, Mut und Zusammenhalt dem gegenĂŒber gestellt werden, was man durchaus als Erwachsenenverhalten bezeichnen kann, sich unbedingt zu einer Seite bekennen zu mĂŒssen. Erwachsene machen die Welt kompliziert. So einfach ist das.
EinfĂŒhlsam baut Dirk Kummer mit wenigen SĂ€tzen, das Werk ist nicht sehr umfangreich, die Charaktere auf, die man sofort mag. FĂŒr Kinder bieten beide Jungen Identifikationsfiguren und so ganz nebenbei erklĂ€rt man ein aus Kinderaugen sicherlich unverstĂ€ndliches StĂŒck Geschichte. Dicht ist der Schreibstil, temporeich die ErzĂ€hlweise, auch wenn Ernsts Gedanken mal wieder zu den Aborigines nach Australien reisen.
Dort kann Jonas ja bald sein, er selbst mĂŒsste entweder Reisekader des Olympiateams werden oder spĂ€ter Rentner. Interessenten sei empfohlen, jedoch nicht so lange zu warten. Ihr solltet das Buch gleich lesen. Vielleicht nachdem ihr den Film gesehen habt. Aufgrund der Erarbeitung des Stoffes funktioniert das auch.
Autor:
Dirk Kummer wurde 1966 geboren und ist ein deutscher Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler. Nach Kindheit und Jugend in Falkensee und Ost-Berlin, spielte Kummer als 13-jÀhriger in seiner ersten Fernsehrolle und leistete nach seinem Abitur drei Jahre Wehrdienst bei den Grenztruppen. Danach studierte er Darstellende Kunst.
1992 ging er in die Schweiz, arbeitete ab 1993 nur noch sporadisch als Schauspieler, hauptsĂ€chlich als Regie-Assistent und erhielt 2002 ein Autorenstipendium der Drehbuchwerkstatt NĂŒrnberg und des Bayerischen Rundfunks. Ein Jahr spĂ€ter arbeitete er fast ausschlieĂlich asl Drehbuchautor und Regisseur. Sein Film „Zuckersand“ erhielt 2017 u.a. den 3sat-Zuschauerpreis und 2018 den Grimme-Preis.
Dirk Kummer: Alles nur aus Zuckersand Weiterlesen »