Farbe

Kurzblick: Große Kunstgeschichten für kleine Künstler*Innen

Kurzblick: In dieser Kategorie kommt all das zum Tragen, was sonst nirgendwo hineinpasst. Etwas nicht zu schreiben, wäre ja schade.

Der Begriff -Kunstmuseum- sorgt alleine schon für entsprechende Bilder im Kopf. Behangene Wände, steril und staubtrocken die Atmosphäre, hallende Schritte auf den Parkettböden und Aufsichtspersonen, die bei jedem Geräusch, lauter als ein leichtes Hüsteln, zusammenzucken und einschreiten. Vielleicht sind es, nicht nur, diese Dinge, die dafür sorgen, dass das Interesse für solche Stätten und die Werke, die dort präsentiert werden, schon in der Gruppe der Erwachsenen sehr limitiert ist? Kinder scheinen da erst recht unerreichbar zu sein, obwohl diese durchaus gerne malen, zeichnen, basteln, eben kreativ sind.

Amy Guglielmo/Petra Braun: Große Kunstgeschichten – Vincent van Gogh: Er sah die Welt in lebhaften Farben, ISBN: 978-3-8310-4452-8 (Abbildung: Dorling Kindersley)

Inzwischen jedoch gibt es Museen, die den Versuch wagen, dagegen zu steuern. Kreative Workshops in allen Richtungen werden angeboten, es gibt Führungen, die speziell auf die Kleinsten zugeschnitten werden, inzwischen auch Bücher, die einladen, selbst kreativ zu werden und etwa zu zeichnen, wie die Großen. Eine neue und dahingehend sehr anregende Reihe ist die der -Großen Kunstgeschichten- aus dem Sachbuchverlag Dorling Kindersley, die jetzt mit zwei Werken startet und zukünftig hoffentlich die eine oder andere Fortsetzung erfährt.

Beide Werke, erschienen bei Dorling Kindersley, ISBN: 978-3-8310-4452-8, sowie ISBN: 978-3-8310-4453-5, hier und hier. (Abbildungen: Dorling Kindersley)

In Zusammenarbeit mit dem New Yorker Metropolitan Museum of Art (MET) folgen die Autorinnen Gabrielle Balkan und die Illustratorin Josy Bloggs der amerikanischen Künstlerin Georgie O’Keeffe, während sich Amy Guglielmo und Petra Braun auf die Spuren Vincent van Goghs begeben. In verständlicher Sprache und wunderbar illustriert wird das Leben der beiden Kunstschaffenden dargestellt, Merkmale der Zeichenstile und einzelne Werke herausgestellt.

Damit nicht genug, auch werden immer wieder Anregungen gegeben, an denen sich nicht nur die Kleinsten versuchen können. So heißt es etwa: “Schau dir eine Pflanze genau an. Was siehst du? Versuche, die Einzelheiten zu malen.”, oder aber: “Betrachte deine Hand ganz genau und versuche, sie in verschiedenen Positionen zu zeichnen.” Im Anschluss daran findet sich ein kleiner Zeitstrahl in Form einer Aneinanderreihung von Bildern, eine kleine Begriffssammlung, die nochmals Augenmerk auf wichtige beschriebene Informationen lenkt. Natürlich kindgerecht erklärt.

Gabrielle Balkan/Josy Bloggs: Große Kunstgeschichten – Georgia O’Keeffe: Sie sah die Welt in einer Blume, ISBN: 978-3-8310-4453-5 (Abbildung: Dorling Kindersley)

Zwei Werke, die für kreative Kinder sicher interessant sind, zudem einige Anregungen geben, um selbst kreativ zu werden und vielleicht einige davon auch für Museumsbesuche begeistern können. Das wäre doch schön. Eventuell gibt es die eine oder andere Idee, was man sonst noch malen könnte, gleich dazu.

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Sy Montgomery: Rendezvous mit einem Oktopus

Rendezvous mit einem Oktopus Book Cover
Rendezvous mit einem Oktopus Sy Montgomery mare Verlag Erschienen am: 29.08.2017 Seiten: 336 ISBN: 978-3-86648-265-4 Übersetzerin: Heide Sommer

Inhalt: Er ist der heimliche Star der Meere: der Oktopus. Mit acht Armen und drei Herzen verfügt das Ausnahmetier über körperliche Superkräfte – vor allem aber ist es schlau.

Kraken können lernen, tricksen, spielen, und wenn sie etwas nicht können, ist es: Langeweile aushalten. Mit Witz, Sachkenntnis und Empathie erzählt Sy Montgomery von ihren Begegnungen mit diesen außergewöhnlichen Tieren und nimmt den Leser mit auf eine unvergessliche Reise. (Klappentext)

Rezension:

Abseits von den Tieren, die zum Orakel stilisiert werden, ist die erste Reaktion der meisten Menschen Unverständnis gegenüber den Weichtieren, die natürlich so ganz anders sind als wir. Ohne Wirbelsäule, ohne schützenden Panzer, eine klitschige Masse mit acht Armen, die jeder ein Eigenleben zu führen scheinen, drei Herzen und tatsächlich blauen Blut.

Und Tinte. Es sind hoch intelligente Tiere, die ihre Stimmung durch Farben signalisieren; wenn sie rot sind, sind sie sauer; und sich in jede noch so scheinbar unmögliche Öffnung quetschen können und doch, wissen wir so wenig über sie.

Die Autorin und Naturforscherin nimmt ihre Leser mit auf eine faszinierende Reise zu ebenso erstaunlichen, wie unergründlichen Geschöpfen. Durch Seefahrergeschichten von einst zu grausamen Ungeheuern geschriebenen Tieren entdeckt sie die wahre Seite eines faszinierenden Wesens.

Sie nähert sich den Tieren in Gefangenschaft und in der freien Natur, hilft mit bei der Feldforschung draußen, in der freien Natur und lässt sich, sprichwörtlich, fallen, in die Umarmung eines Oktopusses. Fakten- und kenntnisreich, unterstützt durch die Eindrücke und den Wissen vieler Experten auf den Gebiet der Mollusken, versucht Montgomery sich die Welt aus der Sicht ihrer achtarmigen Bewohner zu erschließen.

Neben der persönlichen Bekanntschaft mit den Kraken des New England Aquariums in Boston gewinnt sie interessante Einsichten in ein Leben, welches den meisten von uns verschlossen bleibt.

Ein besonderes Sachbuch, welches nicht ohne Grund in der deutschen Ausgabe bei mare zu finden ist. Nach dem erzählerischen Sachbuch “Die Polarfahrt” von Hampton Sides, ist dies der nächste Knüller, der mich ebenso begeistern konnte.

Detailliert beschreibt die Autorin ihre Faszination, die Versuche der Annäherung an eine so weit entfernt entwickelte Spezies, vergisst jedoch nicht die fachliche Komponente, so dass all die Leser auf ihre Kosten kommen werden, die ihr Wissen mal auf einem ganz ungewöhnlichen Gebiet erweitern, dabei jedoch die literarische Komponente nicht zu kurz kommen lassen möchten.

Tatsächlich vergisst man von Zeile zu Zeile manchmal, dass es sich um ein Sachbuch, nur eben der anderen Art handelt.

Wenn man der Autorin etwas vorwerfen möchte, und das ist jetzt Jammern auf hohen Niveau und führt zu einer eher philosophischen Diskussion, die tatsächlich an anderer Stelle zu führen ist, ist es die Gefahr der Nähe zu den Tieren.

Nicht im Sinne, dass diese extrem gefährlich wären. Diese bedenken schafft Montgomery schnell beiseite. Aber diese starke manchmal doch zu vermenschlichte Beziehung, die sie zu einigen der Exemplare aufbaut, denen sie begegnet, könnten falsche Schlüsse folgen.

Wir sprechen hier immerhin von Wildtieren, auch wenn sie teilweise in Gefangenschaft, d.h. in Aquarien gehalten und studiert werden. Diese Art und Weise, auf die Kraken zu zugehen, macht jedoch nur einen kleinen Teil dieses detaillierten Sachbuches aus.

Hat ein Oktopus Gefühle? Wie löst dieses Tier ihm gestellte Aufgaben? Kann er planen und wofür stehen all die farben, die er zeigen, all die Formen, die er sich aufgrund körperlicher Veränderungen zu Eigen machen kann?

Wie viel Kraft kann ein Oktopus mit einem einzelnen Saugnapf aufwenden, und weshalb ist ein Bostoner Krake regelmäßig des Nachts ausgebrochen? Amüsante Geschichten und erstaunliche Fakten versammelt die Autorin mit dem Ziel, verstehen zu wollen. Und am Ende wird man nie wieder Tintenfischringe essen können. Das hat auch etwas.

Autorin:

Sy Montgomery wurde 1958 in Frankfurt/Main geboren und ist eine Naturforscherin, Schriftstellerin und Drehbuchautorin. 1979 schloss sie ihr Studium an der Syracuse University in den Fächern Journalismus, Französisch und Literatur ab, sowie in Psychologie. Ihr wurden zwei Ehrendoktortitel verlieren.

Ihre Bücher, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, wurden für verschiedene Preise nominiert, u,.a. den National Book Award im Bereich Sachbuch. Sie schreibt Drehbücher u.a. für National Geographic TV und beteiligt sich an wissenschaftlichen Studien und Expeditionen im Bereich der Naturforschung.

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