2018

Lisa Brennan-Jobs: Beifang

Beifang Book Cover
Beifang Lisa Brennan-Jobs berlin Verlag Erschienen am: 04.09.2018 Seiten: 381 ISBN: 978-3-8270-1364-4 Übersetzerin: Bettina Abarbanell

Inhalt:

“Achtundzwanzig Prozent der männlichen Bevölkerung der USA könnten der Vater sein.” Das sagte Steve Jobs dem Time Magazine über seine Tochter Lisa. Für die Öffentlichkeit war er da schon ein Halbgott. Was bedeutet es, einen Vater zu haben, der lange nichts von einem wissen wollte?

Behutsam nähert Lisa Brennan-Jobs sich dieser für sie brennenden Frage und versucht, in ihren Kindheitserinnerungen Antworten zu finden. Aber, anderes als von vielen erhofft, ist dies Buch keine gehässige Abrechnung mit dem Apple-Guru geworden, sondern eine kluge und berührende Auseinandersetzung mit der überwältigenden Liebe zwischen Eltern und Kindern – allen Widrigkeiten zum Trotz. (Klappentext)

Rezension:

Es gab wohl kaum einen Menschen in der IT-Branche,der unser Bewusstsein für Technik und Design in jüngerer Zeit so beeinflusste und mitgestaltete, wie Steve Jobs und so ist der Gründer von Apple wohl einer der Menschen aus dem Silicon Valley, die am meisten bewundert wurden sind.

Der Computer-Revolutionär ist zugleich jedoch einer der Gestalten, die verhasst wurden und viele Neider auf sich zogen und so ist dieser Denker und Tüftler, dessen Erfolgsgeschichte, wie so viele andere, in einer Garage startete, eine der interessantesten Figuren unserer Tage gewesen. Lisa Brennan-Jobs erlebte Steve Jobs aus nächster Nähe, einen Menschen, der im Umgang mit den Massen und der Technologie Ideen in die Welt setzte und Richtungen bestimmte, im privaten Umgang jedoch äußerst kompliziert war.

Dies ist noch nett ausgedrückt, doch die Biografie “Beifang” der Autorin versucht eine gerechte Annäherung an die Vaterfigur, die für sie selbst lange Zeit so unerreichbar war. Behutsam zeigt sie auf, wie Jobs’ Charaktereigenschaften Menschen an sich banden, zugleich verletzten. Der Apple-Gründer als im Zentrum stehende Sonne, die Menschen als um ihn herumkreisende Planeten. Sie berichtet rückblickend von den schwierigen Jahren ihrer Kindheit, zwischen zwei gegensätzlichen Elternteilen und der Suche nach ihrem Platz in der Welt, in ihrer Familie und vor allem im Herzen ihres Vaters.

Still und leise, ohne schrille Zwischentöne, berichtet die Autorin, natürlich nicht frei von persönlichen Gefühlen. Es ist interessant, Steve Jobs im Privaten zu sehen. Dieses Bild, welches einen krassen Kontrast zum öffentlich bekannten setzt. Lisa Brennan-Jobs schafft dies, nachdenklich ohne Frustration und zeigt so diese andere Seite, die das kurze und geniale Leben dieses Machers prägte, aber auch alle Menschen und besonders Lisa um sich herum.

Viel persönliches erfahren die Leser in “Beifang”, nichts bewegendes oder gar Interna aus dem Apple-Universum. Wer das sucht, muss irgendetwas anderes lesen. Es ist hier nicht zu finden. Doch, interessanter ist der menschliche Blick hinter der Geschichte und der gelingt der Autorin sehr intensiv. Sie schafft es, eine andere Seite Steve Jobs’ aufzuzeigen und vervollständigt somit ein Puzzle, welches bisher unvollständig geblieben ist und sich selbst eine Annäherung an ihren Vater, die ihr erst gegen Ende seines Lebens gelang.

Autorin:

Lisa Brennan-Jobs wurde 1978 geboren und ist die Tochter des Apple-Gründers Steve Jobs. Nach einem Gerichtsprozess erkannte Steve Jobs die Vaterschaft an, die Autorin lebe einige Zeit bei ihm und studierte danach in Harvard und am King’s College in London. Für verschiedene Firmen arbeitend, u.a. für mehrere Nachrichtenmagazine, arbeitet sie heute als Redakteurin und Autorin. Mit ihrer Familie lebt sie in Brooklyn/New York.

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Gerald Durrell: Korfu 1 – Meine Familie und andere Tiere

Meine Familie und andere Tiere Book Cover
Meine Familie und andere Tiere Gerald Durrell Rezensionsexemplar/Biografie Piper Verlag Hardcover Seiten: 399 ISBN: 978-3-492-05917-6

Inhalt:

Gerald Durrell erinnert sich an seine wundervoll sorglose Kindheit. Und erweckt sie in diesem witzig sinnlichen Familienroman noch einmal zum Leben. Britischer Humor trifft auf griechische Kauzigkeit, kindliche Beobachtungslust auf tierische Mitbewohner und die flirrende Atmosphäre der Insel. Selten durfte man sich bei großer Literatur so herrlich amüsieren. Geralds liebenswerte Familie und die unverstellt charmanten Korfioten machen diesen englischen Klassiker in neuer Übersetzung zu einer wahren Wiederentdeckung. (Klappentext)

Reihenfolge der Bücher:

Gerald Durrell: Korfu 1 – Meine Familie und andere Tiere

Gerald Durrell: Korfu 2 – Vögel, Viecher und Verwandte

Gerald Durrell: Korfu 3 – Im Garten der Götter

[Einklappen]

Rezension:

Klappentexte wecken Erwartungen und der zum Roman “Meine Familie und andere Tiere” vorliegende stapelt nicht gerade tief. Entsprechend skeptisch geht man als Leser an die Lektüre heran, gleichwohl man mit aller Ehrlichkeit konsultieren muss, dass Fanmilienleben doch genau so, und nicht anders ist oder zumindest so sein sollte. Chaotisch, impulsiv, verquer, sonderbar und ereignisreich. Der Zoologe Gerald Durrell, der an sich nur über die Tier- und Pflanzenwelt der griechischen Insel Korfu schreiben wollte, nimmt den Leser mit auf eine Reise, zum Sehnsuchtsort seiner Kindheit.

Mit den Durrells, deren Geschichte, besonders eben das Leben auf der Insel im Mittelmeer, betreits mehrfach verfilmt wurde, begibt sich der Leser nach Korfu und hinein, in ein großes Abentuer, dessen chaotische Auswirkungen nicht nur Gerald und dessen Familie in ihren Bann ziehen. Britischer ordnungssinn trifft auf familiäres Chaos und auf mediterrane Gelassenheit, so dass zwangsläufig urkomische Situationen entstehen lassen. Die Charaktere, durch die Beobachtungsgabe des Autoren mit den Blick des Familienmitglieds intensiv und sehr detailliert gezeichnet, nehmen den Leser sofort für sich ein, wobei an sich nicht viel passiert.

Tatsächlich ist der Handlungsverlauf eher ruhig, wenn man eben vom Zusammenspiel der Personen und deren Auswirkungen mal absieht, aber aus Sicht des Kindes Gerald “Gerry” Durrells passiert eben doch eine ganze Menge. Mit der Lust am Beobachten lässt uns der Autor an den Beginnen seiner zoologischen Interessen teilhaben, aber auch die Beschreibungen der Menschen um ihn herum sind mehr als amüsant. Zwar wünscht man sich manche Ausführungen noch genauer, bleiben einige Figuren vergleichsweise blass, dennoch fliegen die Seiten nur so dahin, ohne dass man allzu viel vermisst.

Britischen Humor sollte man allerdings mögen. wer damit nichts anfangen kann und den Zugang nur schwer findet, ist mit diesen Roman falsch bedient. Für alle anderen erweckt Durrell die Sehnsucht, diese gleichsam chaotische wie liebenswerte Insel und ihre Bewohner, tierisch und menschlich, zu entdecken und sich einmal näher mit den Leben und Wirken der Durrells zu beschäftigen, die nicht nur einen, in der Fachwelt, hoch akzeptierten Zoologen hervorgebracht haben, sondern auch einen Schriftsteller, einer der älteren Brüder Gerald Durrells, der mehrmals haarscharf am Nobelpreis für Literatur vorbei geschrammt ist. Die Grundlagen dafür liegen auf Korfu.

Der Autor unterlässt es, zu erzählen, wie die Familie sich auf Korfu über Wasser gehalten hat, gibt jedoch interessante Einblicke in ein Leben, welches in vielerlei Sicht heute nicht mehr so hätte stattfinden können. Um so faszinierender der Werdegang des Autoren und Zoologen, dessen Erlebnisse mit Tieren und Menschen nicht nur ein Schmunzeln hervorrufen dürften. Diese Erzählung ist positiv und lebensbejahend, sollte auch nur unter diesen Gesichtspunkt gelesen werden. Für Tierhalter, Naturfreunde, Mittelmeer-Liebhaber und Familienmenschen eine unbedingte Empfehlung.

Autor:

Gerald Durrell wurde 1925 in Indien geboren und war ein britischer Autodidakt und Zoologe. 1935 wanderte seine Familie nach Korfu aus, wo Durrell einen Teil seiner Kindheit verbrachte, musste jedoch unter den Eindruck des Krieges 1939 nach England übersiedeln. Er arbeitete zunächst als Tierpfleger und Tierfänger, unternahm später mehrere Expeditionen, u.a. mach Mexiko und Madagaskar.

Durrell arbeite für mehrere Fernsehsender and Dokumentationen und schrieb Bücher über Tiere und Zoohaltung. 1959 gründete er einen eigenen Zoo, 1980 eine Mini-Universität, die bis heute in Techniken zur Bewahrung von Tierarten ausbildet. Er starb 1995 auf Jersey.

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taztageintagaus – ein kurzblick

Journalisten behandeln Literatur-Blogger, besonders im Blick auf das Feuilleton, ja nicht immer freundlich, wie einige Artikel in der Vergangenheit bewiesen haben, doch eine Zeitung war mutig und ich durfte mir diese mal genauer anschauen, was meint, das Gebäude und die Redaktionskonferenz.

Grund genug für einen Kurzblick.

In Zeiten immer höherer Medienkonzentration ist es schon ein besonderes Zeichen, wenn eine Zeitung sich ein neues Gebäude leistet, doch eben dieses hat die taz gesetzt, als sie kürzlich das neue Gebäude in der Friedrichsstraße bezogen hat. Vormals in der Rudi-Dutschke-Straße beheimatet, entsteht hier, auch in Sichtweite des kompletten Gegensatzes Axel-Springer-Verlags, der in Sichtweite immer mehr Medienkonzentration anhäuft und doch auch mit schrumpfenden Leserzahlen zu kämpfen hat.

Seit 1977 über das Projekt einer linken Tageszeitung nachgedacht wurde, steht diese Zeitung für streitbaren, aber immer unabhängigen Journalismus. Doch, was macht diesen aus? Wie werden die Themen ausgewählt, nach welcher Relevanz und wie läuft eine Nachbetrachtung und Aufbereitung der Themen ab, bevor eine Zeitung in den Druck geht, bevor auf den Internetportalen der Druckmedien die neuesten Nachrichten und auch sonst Informationen erscheinen.

Immer mehr Menschen ist dies unklar, um so wichtiger ist eine Möglichkeit, die die taz ihren Lesern und auch sonst bietet. Nach Voranmeldung kann man an der Redaktionskonferenz teilnehmen und schauen, wie Journalismus funktioniert. Welche Themen waren am Vortag relevant, was ist im Laufe des Tages in Deutschland und der Welt geschehen und wie wurde das präsentiert?

Von der Konkurrenz und sich selbst. Tiefer ins Detail darf ich hier nicht gehen, kann hier aber berichten, dass ich positiv überrascht war, wie diskutiert wurde und dass es wünschenswert ist, dass gerade diese Zeitung gegenüber der Medienkonzentration verschiedener Konzerne bestehen bleibt. Auf die nächsten 40 Jahre, im neuen Gebäude an der Friedrichsstraße.


Die Unabhängigkeit der Zeitung…

Um die Unabhängigkeit einer Zeitung zu wahren, hat die Tageszeitung taz den Weg einer genossenschaftlichen Organisation gewählt. Dies funktioniert so, wie man es etwa von einigen Wohnungsgesellschaften kennt, die ähnlich funktionieren. Man hinterlegt einen Kapitalanteil, im Falle der taz 500 Euro Mindestbeitrag (Ratenzahlung ist möglich), in einem Topf und wirkt so am Erhalt der Unabhängigkeit einer zwar kleinen, aber meinungsstarken Zeitung mit.

Wer wer wissen will, hier sind noch mehr Informationen zu finden.

Die taz besichtigen, so geht’s.
Hier klicken.

Der Artikel enthält Werbung und entstand mit Unterstützung des Beworbenen. Der Betreiber des Blogs dankt für den Blick hinter die Kulissen.

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Bettina Röhl: “Die RAF hat Euch lieb”

"Die RAF hat Euch lieb" Book Cover
“Die RAF hat Euch lieb” Sachbuch Hardcover Erschienen am: 10.04.2018 Seiten: 639 ISBN: 978-3-4532-0150-7

Inhalt: Bettina Röhl über den Paradigmenwechsel 68, die Gründung der RAF und den Mythos um ihre Mutter Ulrike Meinhof.

Brauchte die Bundesrepublik die Revolte von 68? Die APO-Bewegung und ihre “Speerspitze”, die RAF, sind die wohl meist beschriebenen Themen der neueren politischen Geschichte des Landes. Anhand bisher unbekannter Fakten und Dokumente und der Stimmen neuer Zeitzeugen erzählt die Autorin, die als Kind die Gründung der RAF hautnah miterlebte, die scheinbar bekannte Geschichte noch einmal neu. Bettina Röhl liefert eine durchrecherchierte Erzählung und eine umfassende Analyse, die den Urknall von 68 fühlbar macht. (Klappentext)

Rezension:

Geschichte wird immer dann lebendig, wenn sie von Zeitzeugen spannend und mit viel Hintergrundwissen erzählt wird. Die Autorin Bettina Röhl hat diese Kenntnisse und vertiefte sie zudem durch eigene Recherche, sammelte Schriftstücke und befragte Zeitzeugen, die das, was sie erlebte, verifizieren und aus einer anderen Perspektive erzählen können.

Herausgekommen ist ein umfassendes Portrait einer der umstrittensten und zugleich sagenumwobenden Personen der jüngeren deutschen Geschichte. Der Werdegang und die Radikalisierung Ulrike Meinhofs.

Die linke Journalistin, die sich von der APO-Bewegung und Rudi Dutschke angezogen fühlt, radikalisierte sich, wie einige andere auch und beschloss auf den Worten, welche zeitlebens ihre stärkste Waffe bleiben sollten, Taten folgen zu lassen, die die Ziele der Bewegung ad absurdum führten. Ihre Tochter Bettina Röhl erzählt Meinhofs Werdegang, der zugleich Auf- wie Abstieg ist und analysiert haarscharf die 68er Bewegung, nimmt sie wahrharftig auseinander, bevor sie ebenso unerbittlich und ohne rosa Brille ihre Mutter von so manchen Sockel stößt.

Unterlegt mit der anwaltlichen Korrespondenz der Meinhof mit ihren Anwälten, sowie Interviews mit ehemaligen Weggefährten geht sie dem auf den Grund, warum ihre Mutter in den Terrorismus abglitt und den Irrweg nicht mehr klar sah.

Die Autorin argumentiert sachlich, zeigt jedoch immer wieder auch die Perspektive der Wahrnehmung in ihrer Kindheit und stellt beides, ihr Erleben und das ihrer Mutter gegenüber, ergänzt durch Zeitzeugenberichte und Interviews, sowie Briefwechsel. Mehr braucht Bettina Röhl nicht, um neben Butz Peters’ “Tödlicher Irrtum” oder etwa Stefan Austs “Der Baader Meinhof Komplex” bestehen zu können, und zudem neue interessante Einblicke zu liefern.

Nichts verklärend, immer sachlich trennt sie die Wahrnehmung des Kindes Bettina Röhl mit den Geschehnissen und schrecklichen Auswirkungen der Taten der 68er Bewegung, insbesondere der Ereignisse um Ulrike Meinhof selbst und schafft damit eine neue Perspektive, die zu wichtig ist, um sie unter den Tisch fallen zu lassen.

Jenseits aller verklärender, auf sensationsheischender Sicht ausstehender Literatur geht die Autorin wohltuend sachlich und argumentativ genau mit der Thematik um, so dass man nicht umhin kommt, Röhl zu lesen, um Meinhof zu fassen. Der Versuch zu verstehen mag nicht jeden gelingen, aber den Blick zu schärfen schafft die Autorin unbedingt.

Autorin:

Bettina Röhl wurde 1962 in Hamburg geboren und ist eine deutsche Journalistin und Autorin. Ihre Eltern sind der Verleger klaus Rainer Röhl und die spätere Terroristin der RAF Ulrike Meinhof. Röhl wuchs zunächst bei ihren Eltern, später nach der Trennung der Eltern bei ihrer Mutter auf, bis diese in den Untergrund abtauchte.

Nachdem Röhl in ein Flüchtlingslager nach Sizilien entführt wurde, mit dem Ziel den Vater das Sorge- und Zugriffsrecht zu entziehen, wurden Röhl und ihre Schwester durch einen RAF-Aussteiger und den Journalisten Stefan Aust befreit. 1982 legte sie das Abitur ab und studierte Geschichte und Germanstik. Seit dem arbeitet sie für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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Augustin Erba: Die auffällige Merkwürdigkeit des Lebens

Die auffällige Merkwürdigkeit des Lebens Book Cover
Die auffällige Merkwürdigkeit des Lebens Augustin Erba ullstein Erschienen am: 10.08.2018 Seiten: 436 ISBN: 978-3-550-05005-3

Inhalt:

Amadeus hat es von Anfang an schwer in der neuen Schule. Schon sein Name ist in Schweden ungewöhnlich und so wird der Junge von seinen Klassenkameraden hemmungslos gemobbt. Zu Hause ist es nicht besser, die Mutter krank und dysfunktional, der Vater, ein Mathematiker, interessiert sich nur für Zahlen und lässt die Kinder Schläge spüren. Später, der erwachsene Amadeus ist ein erfolgreicher Journalist, der eine eigen Familie gründet und hofft, nicht so zu werden, wie seine Eltern es waren. Doch, die Vergangenheit holt die Gegenwart ein. Eine Konfrontation ist unvermeidlich. (eigene Inhaltsangabe).

Rezension:

Schweden ist ein wahrhafter Garant für gute melancholische und kühl strukturierte Krimis, immer öfter jedoch auch für die großen Romane. Einen solchen hat Augustin Erba mit “Die auffällige Merkwürdigkeit des Lebens” vorgelegt und erzählt autobiografisch gefärbt die Geschichte seiner Familie. Perspektivisch wechselnd lernt der Leser den Hauptprotagonisten zunächst als Kind und später als Erwachsenen kennen, in jeder Phase des Lebens vor einem wahrhaften Geröll von Problemen stehend.

Detailliert ausgearbeitet, durchlebt Amadeus die Hölle einer Kindheit zwischen dysfunktionalen Eltern; die Krankheit der Mutter und die Wut des Vaters, der den Sohn seinen Unmut durch Schläge spüren lässt, machen ihn ebenso zu schaffen, wie das hemmungslose Mobbing seiner Mitschüler. Später, schon längst erwachsen und ein erfolgreicher Journalist, hat er immer noch mit den Folgen zu kämpfen, die scheinbar unaufhaltsam ihn in eine Katastrophe steuern lassen.

So viel zum Inhalt, der zwar auf leisen Sohlen daher kommt, egal, welche Perspektive man betrachtet, aber handlungstechnisch einen kontinuierlichen Spannungsbogen entstehen lässt, dessen Wirkung man sich kaum entziehen kann.

Zu stark lässt der Autor seinen Protagonisten unter den eigenen Erfahrungen leiden. Schließlich ist dies ein autobiografisch gefärbter Roman, der zeigt, dass es hinter den Fassaden eines durchschnittlichen Familienhaushaltes nicht immer so zugeht, wie es scheint. Der Leser fiebert mit, zuckt zusammen, atmet auf, nur um dann wieder gleichsam eines Kleidungsstückes in einer Wäschetrommel hin und her geworfen zu werden.

Kaum jemand hat das Glück, nicht irgendwann in seinem Leben mit Mobbing in Berührung zu kommen und Familiengeschichten sind auch nicht selten ohne Tragödien zu erzählen. Dies zu verbindend zu erzählen, ist Erba gelungen. Nachhall garantiert.

Die raue Fassade des Erlebten kommt sehr schnell zum Vorschein, der eine oder andere Leser wird vielleicht irgendwann erahnen, worauf das alles hinausläuft, stört jedoch nicht beim Lesen selbst. Ruhig und behutsam zeigt der Autor, wie schnell uns unsere Vergangenheit zu fesseln vermag und wie wenig Verdrängung nützt. Erba stellt jedoch anhand seines Protagonisten dar, dass niemand gezwungen ist, so zu werden, wie die Eltern und selbst schlimm Erlebtes zwar nicht vergessen, aber überwunden werden kann.

Wenn dies die Quintessenz des Romans ist, dann ist schon viel gewonnen. Eine berührende Geschichte, die uns im Innersten trifft.

Autor:

Augustin Erba wurde 1968 geboren und ist ein schwedischer Journalist und Autor. Sein Vater stammt aus Ägypten, seine Mutter aus dem österreichischen Haus Habsburg-Lothringen. Er arbeitet derzeit für einen schwedischen Radiosender. “Die auffällige Merkwürdigkeit des Lebens” ist sein zweiter Roman.

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John Boyne: Cyril Avery

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Cyril Avery Autor: John Boyne Piper Verlag Erschienen am: 02.09.2019 Seiten: 736 ISBN: 978-3-492-23116-9 Übersetzer: W. Löcher-Lawrence

Inhalt:

Schon vor seiner Geburt steht Cyril Averys Leben unter einem ungünstigen Stern. Als uneheliches Kind hat er keinen Platz in der konservativen Gesellschaft Irlands der 1940er Jahre. Ein exzentrisches Dubliner Ehepaar nimmt ihn bei sich auf, doch auch dort fühlt er sich nicht zu Hause. Bis eines Tages ein Junge im Hausflur steht – und mit ihm ein Abenteuer beginnt, das Cyril genau das finden lässt, wonach er immer gesucht hat: seinen Platz in dieser verrückten Welt. (Klappentext)

Rezension:

Irland war vor noch wenigen Jahrzehnten das Armenhaus Europas, in dem die katholische Kirche noch vor den staatlichen Politikern, mit all ihren veralteten Moralvorstellungen und Predigten das Sagen hatte und das Leben der Menschen, besonders in den Dörfern, bestimmte.

Ohnehin zerrüttet durch die ständigen politischen Auseinandersetzungen, gab es nicht viel, woran sich die einfache Bevölkerung orientieren und halten konnte, doch die angespannte gesellschaftliche Situation ließ Abweichungen von der Norm nicht zu. John Boyne, einer der großen irischen Schriftsteller hat sich der Geschichte und vor allem den Wandel moralischer Vorstellungen angenommen und erzählt die Geschichte seines Heimatlandes und den gesellschaftlichen Wandel in großen Bildern.

Erzählen kann der Autor, wie er in unzähligen Romanen, allen voran “Der Junge im gestreiften Pyjama” und “Der Junge auf den Berg” bewiesen hat und es ist eine Großtat, sich ebenso mit einem entscheidenden Aspekt der irischen geschichte auseinandergesetzt zu haben.

Anhand des Protagonisten Cyril, der von der Mutter gezwungenermaßen weggegeben wird und bei Adoptiveltern aufwächst, die sich alles andere als solche verhalten, beschreibt Boyne die Leidensgeschichte derer, die nicht in das erzkonservative gesellschaftliche Bild passten, die katholische Kirche und Politik ihrer Bevölkerung aufzwangen.

John Boyne, der sich in seinen anderen Erzählungen durchaus auf das Beschreiben von Coming-of-age-Situationen versteht, misslingt hier der erste Teil des Romans, in sofern, dass dieser verhältnismäßig blass bleibt. Frank McCourt hat dies in den Romanen, die er über seine Lebensgeschichte verfasst hat, besser verstanden, berichtete jedoch von tatsächlich Erlebten, während Boyne Geschichte erdenken musste. Dieser Funke springt jedoch nicht über, was dann erst im zweiten Teil passiert.

Der Handlungsverlauf versteht sich erst im Mittelteil zu steigern, in einer Wucht, die den ersten Seiten nur am Anfang zu Gute kommt, dann jedoch eine ganze Weile abebbt. Doch, es scheint als habe der Autor erst nach mehreren hundert Seiten wirklich in die Geschichte eingefunden und so lohnt es sich für den Leser auch, durchzuhalten. Man ist gefangen von der Dynamik der Protagonisten, den Tragödien, kurzen Momenten des Glücks, bevor die Figuren dann wieder allzu hart auf den Boden der Tatsachen gedrückt werden.

Damit allein hätte der Roman das Zeug zu einem Meisterwerk, alleine der Schluss zeigt, dass “Friede, Freude, Eierkuchen” und alle verstehen sich irgendwie, alle kommen miteinander aus oder machen eben ihren Frieden miteinander im wirklichen Leben zwar wünschenswert ist, aber wann passiert das schon so? Doch, nur in den wenigsten Fällen und gerade bei der bewegten Geschichte, die uns Boyne hier erzählt, nehme ich das ihn nicht ab.

Eine Prise mehr Nachdenklichkeit, weniger Sentimentalität und eine Spur weniger Anlehnung an John Irving hätte der Handlung ganz gut getan. So ist es dennoch eine Geschichte mit Ecken und Kanten, die zwar nicht besonders aber dennoch irgendwie im Gedächtnis bleibt.

Autor:

John Boyne wurde 1971 in Dublin geboren und ist ein irischer Schriftsteller. Nach der Schule studierte er Englische Literatur am Trinity College in Dublin, sowie Kreatives Schreiben in Norwich. Zahlreiche seiner Romane wurden ins Deutsche übersetzt, bekannt wurde er einer größeren Menge mit “Der Junge im gestreiften Pyjama” (2006), welcher zudem verfolt wurde. Boyne nimmt sich in seinen Romanen und Kurzgeschichten immer wieder gesellschaftlichen und kontroversen Themen an und war 2013 Jurymitglied im Kinder- und Jugendprogramm für “Das außergewöhnliche Buch” beim Internationalen Literaturfestival Berlin. Seine Werke wurden in über 46 Sprachen übersetzt. Boyne lebt in Dublin.

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Felicitas von Lovenberg: Gebrauchsanweisung fürs Lesen

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Gebrauchsanweisung fürs Lesen Sachbuch Piper Hardcover Seiten: 127 ISBN: 978-3-492-27717-4

Inhalt:

Wie, warum und was wir heute lesen – eine leidenschaftliche Anstiftung zur Lektüre für alle, die vom Lesen nicht lassen wollen. (Klappentext)

Rezension:

Die Reihe “Gebrauchsanweisung für”-Reihe aus den Piper-Verlag ist vor allem in der Reiseliteratur nicht mehr wegzudenken. Eigentlich stellen hier Autoren Länder und Städte, ihre Kultur, Geschichte, sehenswürdigkeiten und die Eigenheiten ihrer Bewohner vor und so manch Gereister wird das eine oder andere wiedererkennen, mit dieser kleinen Liebeserklärung an das Lesen als Tätigkeit wird das Schema jedoch durchbrochen.

Felicitas von Lovenberg schreibt über ihre liebste Passion und lässt ihre Leser an grundsätzliche Fragen teilhaben, aber auch an solche, die die Leserschaft seit jeher spalten. Kann man sich zunächst darauf einigen, dass die denk- und Merkfähigkeit durch das Lesen von Büchern angekurbelt wird, gehen schon die Meinungen beim Ordnen der Regale oder den Abbrechen von Büchern auseinander.

Die Autorin versucht auf diese und andere Fragen Antworten zu geben, verhält sich sehr diplomatisch zu allem. Nicht Schweizerin, aber dennoch keine Meinung. Nur die eine, Lesen ist toll, aber das wissen wir ja.

Was mich aber dennoch überzeugt, sind die reinen Fakten, wenn es um die wissenschaftliche Betrachtung des Lesens als Tätigkeit geht, sowie die Erklärung, warum Printbücher nachhaltiger wirken als E-Book-Reader. Wobei man sich hier auch die Frage stellen darf, warum dann überhaupt der Verlag eben solche auch verkauft.

Es geht jedoch interessant weiter und damit dies nicht nur graue Theorie bleibt, hat von Lovenberg zitate großer Autoren herausgepickt, an denen sie sich entlang hangelt und so eine leidenschaftliche Stimme, zusammengesetzt aus vielen anderen, für das Lesen erhebt.

Man erfährt nicht viel Neues, aber wird in seiner Lieblingstätigkeit bestärkt, freut sich um so mehr auf den nächsten großen oder kleinen Schmöker und die darin vorkommende Welt, die es zu entdecken gilt. Alleine dafür lohnt sich die Lektüre.

Autorin:

Felicitas von Lovenberg wurde 1974 in Münster geboren und ist eine deutsche journalistin, Literaturkritikerin, Autorin und Verlegerin. Während der Schulzeit wechselte sie von Deutschland auf ein englisches Internat und trat nach ihrem College-Abschluss in die Feuilleton-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein.

Seit 2008 leitete sie dort das Ressort Literatur und moderiert in unregelmäßigen Abstäden die SWR-Sendung lesenswert. Sie ist Mitglied in mehreren Literaturstiftungen und übernahm 2016 die verlegerische Geschäftsführung des Piper-Verlages.

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Sharad P. Paul: Die Wunderwelt der Gene

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Die Wunderwelt der Gene Sharad P. Paul Scorpio Verlag Erschienen am: 02.11.2018 Seiten: 348 ISBN: 978-3-95803-137-1 Übersetzerin: Elisabeth Liebl

Inhalt:

Unsere evolutionäre Vergangenheit und unsere genetische Veranlagung bestimmen die Funktionsweise unseres Körpers. Der Arzt und Evolutionsbiologe Dr. Sharad P. Paul hat einen revolutionären Ansatz entwickelt, der es uns ermöglicht, unsere Gesundheit über unsere Gene positiv zu beeinflussen – für schöne Haut in jedem Alter, ein gesundes Herz, mehr Energie sowie ein gesteigertes Erinnerungsvermögen.

Er beschreibt die Rolle der Gene in unserem Körper, geht ihrer Entwicklung nach und zeigt, wie wir sie für unsere Gesundheit nutzen können. Dr. Sharad P. Paul bietet eine spannende Einführung in die Zusammenhänge wischen Evolution, Gesundheit und der Wunderwelt der Gene und wie diese durch Lebensstil, Ernährung, Bewegung, Stressmanagement und Lebenseinstellung beeinflusst werden. Mit zahlreichen Fallbeispielen und Studien. (Verlagstext)

Rezension:
Äußere Umwelteinflüsse verändern unseren genetischen Code, auch mit unserer eigenen Lebensführung nehmen wir darauf Einfluss. Eine Gleichung, die jahrhundertelang funktioniert hat, gerät ins Wanken. Immer mehr Menschen entwickeln Unverträglichkeiten, etwa gegen Gluten oder gegen Milch, andere sind so eingespannt, dass Stressfaktoren Tumore begünstigen. Woran liegt das?

Gerät das genetische Gleichgewicht ins Wanken oder ist das ein Prozess, den wir für uns selbst ins Positive verändern können? Der Arzt Dr. Sharad P. Paul untersucht seit Jahren unsere Gene und deren Wirkung, hinterfragt, welche Gene dafür sorgen, dass wir bestimmte Fette zu uns nehmen können, andere nur schlecht verarbeiten, warum Einige von uns Kaffee vertragen, andere nicht und welche Auswirkungen es auf’s Gehirn hat, wenn wir durchschnittlich immer dicker werden. Alles eine Sache der Gene.

Der revolutionäre Ansatz, einen Lebensstil angepasst an unsere Gene zu führen, die bei jedem von uns unterschiedlich stark ausgeprägt sind, setzt sich immer mehr durch. Schließlich kann heute auf vielerlei Unverträglichkeiten hin getestet werden, es gibt Medikamente, die unseren Körper gegen Volkskrankheiten wie Diabetis unterstützen und Gentests, die vorbeugend genutzt werden können, um mit unserer Lebensführung dann gezielt entgegen zu wirken.

Dabei predigt der Autor nicht mit erhobenen Zeigefinger, sondern mahnt, mehr auf unser eigenes Körpergefühl zu achten, darauf zu schauen, was und wie wir essen und letztendlich leben. Er zeigt, dass unsere Gene Schlüssel von allem sind, aber auch, wie wir mit unserem Einfluss uns ein besseres und längeres Leben verschaffen können.

Paul zeigt auf, wie sich unsere Gene im Laufe der Evolutionsgeschichte entwickelten und welche Auswirkungen dies noch heute hat, in einer Zeit, in der unsere Gesellschaft schnelllebiger ist als jede genetische Veränderung es sein kann.

Es ist ein interessantes aber hoch komplexes Thema und so kommt der Autor nicht ganz weg von seiner sehr wissenschaftlichen Denk- und letztendlich Schreibweise. Das ist dem Thema durchaus angemessen, macht aber das Lesen ohne Vorbildung ungemein schwierig.

Welcher Laie kann sich schon die Unterschiede zwischen recht ähnlich bezeichneten Genen auf Anhieb merken, wenn immer wieder mit Abkürzungen gearbeitet wird, die vielleicht im Fachjargon geläufig sind, aber den Leser zum ersten Mal vor die Füße geworfen werden? Ständig erwischt man sich beim Hin- und Herblättern. Moment, wie war das nochmal?

Das ist schade, denn der Ansatz, ein Buch für Laien zu dieser Thematik zu verfassen, ist großartig und man findet auch irgendwann hinein, in die Erklräungen, die in sich geschlossen und logisch sind, aber bis dahin, mindestens aber die Hälfte des Buches über, muss man sich durchkämpfen.

Und das zehrt an den Nerven, wobei man sich, und da sind wir wieder beim Thema, fragt, ob dies an den Genen des Lesers liegt oder eben an der Art des Autoren Dinge verständlich machen zu wollen.

Im großen und ganzen wird hier aber ein neuer medizinischer Ansatz vorgestellt, der immer mehr an Boden gewinnt. Warum nicht einfach Unverträglichkeiten, nur ein Beispiel, annehmen und unsere Lebensweise darauf umstellen, durch unsere Lebensführung unsere Gene dann so beeinflussen, dass sie uns keine Lebensqualität nehmen, ja sogar, dass wir welche dazugewinnen.

Bitterer Beigeschmack, diesen Gentest, der über 21 Gene und ihre Auswirkungen teset, vom Autoren mit entwickelt, wird am Ende angepriesen. Theoretisch kann ihn jeder machen, anhand einer Speichelprobe. Die Testergebnisse bekommt man dann in englischer Sprache zugeschickt.

Allerdings nur, wenn man sich das auch leisten kann. Der Schlüssel zur Gesundheit liegt eben nicht nur in unserer DNA, leider eben auch im Portemonaie.

Autor:
Dr. Sharad P. Paul ist Arzt, Chirug und Evolitionsbiologe. Zudem arbeitet er als außerordentlicher Professor an der Auckland University of Technology sowie als Dozent an verschiedenen anderen neuseeländischen Universitäten. 2003 wurde ihm der Health Innovation Award verliehen, 2012 der Chair’s Award.

Geboren in England, seine Kindheit in Indien verbracht, lebt er heute in Australien unde Neuseeland. Er ist Mitentwickler eines Gentests, mit denen sich die meisten körperlichen Unverträglichkeiten auffinden lassen, die durch unseren Alltag zustande kommen.

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Sebastian Fitzek: Der Insasse

Der Insasse Book Cover
Der Insasse Sebastian Fitzek Droemer Erschienen am: 24.10.2018 Seiten: 378 ISBN: 978-3-426-21853-6

Inhalt:

Um die Wahrheit zu finden, muss er seinen Verstand verlieren. Der Insasse. Vor einem Jahr verschwand der kleine Max Berkhoff. Nur der täter weiß, was mit ihm geschah. Doch der sitzt im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie und und schweigt. Max’ Vater bleibt nur ein Weg, um endlich Gewissheit zu haben. Er muss selbst zum Insassen werden. (Klappentext)

Rezension:
Vorweg, zählt eure Kinder noch einmal durch.

Es ist der wohl schrecklichste Zustand für Eltern, zu wissen, dass ihr Kind höchstwahrscheinlich nicht mehr am Leben ist und dennoch keine endgültige Gewissheit zu haben. Till Berkhoff lebt genau in einem solchen und will sich dieses Wissen verschaffen. Doch der, der ihm verraten könnte, was mit Max, seinem kleinen Sohn, geschehen ist, sitzt in der geschlossenen Abteilung einer Berliner Psychiatrie und schweigt.

Wie also mehr erfahren? Till Berkhoff fast einen geradezu absurden Plan. Er will sich in die Anstalt einschleußen lassen, was auch gelingt, um den Täter nahe zu sein. Kaum dort, laufen die Dinge aus den Ruder und Till ist in einem Verwirrspiel gefangen welches ihn um den Verstand bringt. Und dem Tod zu nahe.

So viel zur Geschichte, von der man auch gar nicht mehr verraten kann, ohne den Handlungssträngen vorweg zu greifen, die Deutschlands erfolgreichster Autor für Psychothriller wieder um eine interessante Idee herumwebt. Der Grundgedanke, eine Urangst von Eltern zu nehmen und daraus einen solchen Spannungsbogen zu entwickeln, kann man im Prinzip nur als genial bezeichnen, zumal in dieser Ausführung.

Der Autor spielt hier mit all den Facetten, die auch seine anderen Thriller zu Bestsellern werden ließen, greift hier jedoch noch mehr dort, wo es weh tut. Ein Wohlfühl-Buch ist dies nicht, eher ein Thriller, mit dem sich Sebastian Fitzek selbst übertrifft.

Nicht zahlreich ist das Figurenensemble, dafür gibt es um so mehr kurzweilige Kapitel mit kaum zu fassenden Cliffhangern, bei denen man in Gefahr läuft, als leser selbst irre zu werden. Wieder gibt es doppelte Böden und eine Auflösung, die total überrascht, ohne ins Verschwörungstechnische zu gleiten, was den einen oder anderen Leser bei jüngeren vorangegangenen Werken Fitzeks abgeschreckt haben mag.

Hier haben wir jedoch wieder einen mehr klassischen Psychothriller, in dem der Autor sich etwas traut und seinen Lesern auch etwas zutraut. Auch, wenn’s weiß Gott keine leicht verträgliche lektüre ist. Ein Pageturner ist es dennoch.

Die Ausarbeitung der Protagonisten ist gelungen und auch der kontinuierliche Spannungsaufbau hat es in sich. Selbst an der Auflösung habe ich, psychologisch nicht irgendwie vorgebildet oder so, kein Haar in der Suppe gefunden und war noch gegen Ende völlig ahnungslos.

Wie so oft bei Fitzek. Es gibt einfach Thriller, die funktionieren und Fitzeks Werke gehören für mich immer dazu. Dieses Mal jedoch noch mit einer Steigerung, die unter die Haut ging.

In einer Rezension zu einem Werk von Fitzek gehört es sich schon fast, die Danksagung nicht zu vergessen, denn was passiert, wenn man das tut, weiß der Autor aus eigener Erfahrung. Dieses Mal in der Form einer Kurzgeschiche, sozusagen als Bonus. Auch sehr lesenswert.

Hinzunehmend die haptische Gestaltung, die an eine Gummizelle erinnert, muss man auch den Verlag Respekt vor solch ein Ideenreichtum einräumen. Eben ein Thriller, der nicht spurlos am Leser vorrübergeht. In jeder Hinsicht. Man sollte sich nur fragen, ob man noch bei Verstand ist.

Autor:
Sebastian Fitzek wurde 1971 in Berlin geboren und ist ein deutscher Schriftsteller. Zunächst arbeitete er nach dem Jura-Studium, welches er bis zum ersten Staatsexamen verfolgte, als Chefredakteur und Programmdirektor verschiedener Radiostationen, bevor er 2006 seinen ersten Psychothriller “Die Therapie” veröffentlichte.

In mehreren Sprachen übersetzt avancierte Fitzek zu einem der meist gelesenen Psychothriller-Autoren, der den Europäischen Preis für Kriminalliteratur 2016/2017 erhielt. Einige seiner Werke wurden für das Theater adaptiert oder verfilmt. Seit 2013 engagiert er sich zudem ehrenamtlich als Schirmherr für den Verein -Das frühgeborene Kind-. Fitzek lebt mit seiner Familie in Berlin.

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Reisebericht Rom – Die ewige Stadt

Städtereisen möchte Keiner aus meiner Familie mit mir unternehmen. Auch aus meinen Bekanntenkreis findet sich niemand, der sich dazu bereit erklärt, so etwas mit mir zu machen. Das liegt daran, weil ich Städtetrips für gewöhnlich ausdehne und auch viel anschauen möchte.

Zwar sitze ich auch gerne mal in einem Cafe, aber eben nicht nur. Irgendwo kriege ich einen Rappel und muss mir mindestens zwei sehenswürdigkeiten am Tag oder ein Museum ganz ausführlich anschauen. Da hat schon so mancher Mitreisender kapituliert, also mache ich das alleine. Für alle Beteiligten, auch für mich entspannter.

Los ging es am Samstag-Morgen und ich bin natürlich, wie immer zu früh am Flughafen gewesen. Als Touristiker sowie so tagtäglich mit Notfällen und allerlei Kuriositäten konfrontiert, weiß ich halt, was passieren kann, aber es hat alles geklappt. Einchecken, Kofferabgabe, der Flug war sehr ruhig. Was will man mehr? In Rom angekommen, erst einmal orientieren und das Gepäck holen.

Mit den Leonardo-Express, netter Schnellzug, ging es dann zum Hauptbahnhof Termini mitten ins Zentrum Roms. Beim Zugkartenkauf ein kleiner Schreck, der Automat wollte meine Kreditkarte nicht haben. Am Schalter ging’s jedoch. Die Fahrt selbst dauerte nicht mehr als eine halbe Stunde. Zwei Straßen von Termini entfernt lag dann auch mein Hotel.

Das Haus, wo das Hotel einquartiert war, beheimatete mehrere Hotels, pro Etage eines und insgesamt waren es drei. Wie sich ein paar Zimmer als Hotel rentieren, ist mir schleierhaft, aber für’s Übernachten reichte es. Immerhin war das Zimmer sauber.

In den Fahrstuhl im Treppenhaus habe ich mich allerdings nicht getraut. Das schien einer aus der Zeit gewesen zu sein, als die Dinger erfunden wurden. So eine Art Korb oder Käfig. Da mein Zimmer in der zweiten Etage lag, habe ich dort immer die Treppe genommen.

Als erstes bin ich zum Monument Vittorio Emanuele II. gelaufen, dieser große monolithische Klotz, den die Einheimischen “Hochzeitstorte” nennen und einfach nur pompös ist. Wenn man durch das gebäude durchläuft und die Fahrstuhlfahrt nach ganz oben bezahlt, hat man von dort aber eine herrliche und beeindruckende Aussicht über Rom. Die kann ich jeden nur empfehlen.

Nach einem kleinen Trattoria-Besuch in der Gegend bin ich dann zum Colosseum gelaufen und habe ein paar Nachtbilder gemacht. Es war schon dunkel. Eis gegessen, und irgendwie sollte das so mein abendliches Rom-Ritual werden. Man gönnt sich ja sonst nichts.

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Auch das oben beschriebene Monument ist bei Nacht übrigens sehr beeindruckend, wie wohl alle sehenswürdigkeiten Roms, zumal sich dort an der Piazza venezia und in der Gegend um Forum Romanum und Colosseum die straßenkünstler tummeln. Da kann man schon eine Weile verbringen.

Am nächsten Tag habe ich zwei Reiseführer-Rundgänge mitgemacht, die mich einmal zu verschiedenen Mosaiken und vielen Kirchen geführt haben, u.a. der Lateranskirche, der noch immer der Bischof von Rom, also der Papst vorsteht und dann den Bernini-Spaziergang, der mich zu verschiedenen Brunnen geführt hat, die ja irgendwie das Markenzeichen Berninis sind und das Stadtbild wesentlich prägen.

Mein nicht funktionierender Orientierungssinn, fehlerhafte Stadtpläne und unzureichende Beschilderungen der Straßen führten im Übrigen dazu, dass ich mich heillos verlaufen habe. Mehrmals. Und wenn ich dabei schöne Plätze und Wege gefunden habe, kann ich euch nicht mehr sagen, wie man dahin kommt und wo das genau war. Ich bin foh, dass ich wieder auf bestimmte Wegpunkte zurückgefunden habe, die mir dann etwas Orientierung ermöglichten.

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Dabei habe ich aber die spanische Treppe entdeckt, das Pantheon und den Bernini-Brunnen, in den man doch bitte eine Münze werfen sollte, um vielleicht einmal wieder nach Rom zurückzukehren. Ist mir nicht gelungen, bei den Menschenmassen das auch nur ansatzweise zu versuchen. Ich kam einfach nicht an den Brunnen nah genug heran. Wohl Pech gehabt. Aber, ich habe dort in der Nähe gut gegessen.

Nicht direkt dort, das sind zumeist Touristenfallen, aber ein zwei Seitenstraßen weiter. Und wieder einmal Eis. In der Nähe des Pantheons befindet sich übrigens eine Gelatoria, die derer 150 Sorten verkauft. Googlet das mal. Das ist toll anzusehen und schmeckt im Übrigen auch.

Am nächsten Tag ging es dann in den Vatikan. Ich hatte mein Ticket vorreserviert, empfehle das auch jeden anderen reisenden. Die Schlange der Ticketlosen war schon um neun Uhr einmal so lang, dass ich das Ende nicht mehr sehen konnte und ich stand in der Reihe daneben und kam dank Ticket innerhalb einer halben Stunde in das Vatikanische Museum, was aus mehreren Bereichen besteht, rein.

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Tipp, nehmt euch ein oder zwei Sammlungen des Museum vor und dafür Zeit, alles schafft man nicht anzuschauen, da es einfach so viel zu sehen gibt. Man wird zwar überall durchgeschleußt, aber irgendwo ist ja auch die Aufnahmefähigkeit begrenzt.

Die Ägyptische und die Griechische Sammlung haben mich am meisten beeindruckt, sowie die Galeria della Geografiche, ein lang gestreckter Saal, deren Decken mit Szenen aus der Schöpfungsgeschichte verziert sind, sowie an den seitenwenden detailliert gemalte Karten der einzelnen Regionen Italiens aus den Mittelalter dargestellt sind. Schön gestaltete alte Landkarten, so etwas begeistert mich und davon habe ich mir dann auch ein Kunstbuch gekauft.

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Danach bin ich noch auf die benachbarte Engelsburg gegangen und auch das ist sehr sehenswert. Wer dort einmal ist, sollte sich diese Sehenswürdigkeit, alleine schon wegen des Ausblickes über den Tiber und die Umgebung und den Kontrast in der Architektur wegen, nicht entgehen lassen.

Der nächste Morgen begann sehr früh, ich wollte nämlich noch auf die Kuppel des Petersdoms, wofür man sich extra anstellen muss. In den Petersdom kommt man ja so rein, aber ohne Bargeld eben nicht auf die Kuppel und ich hatte am Vortag keines mehr. Aber ich war ja dann am nächsten tag dort, habe die Variante für Faule genutzt, die Hälfte des Weges per fahrstuhl, dann nochmal einige Treppenstufen. Die letzten Meter sind sehr abenteuerlich.

Die Wände des aufganges werden immer schräger, bald läuft man selbst schräg und sehr beengt, zuletzt dient ein festes Tau als Geländer. Aber der ausblick von Oben in den Petersdom hinein und schließlich über den Petersdom und Rom ist spektakulär und dafür lohnt sich das. Höhen- und Platzangst sind allerdings nicht zu empfehlen.

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Danach ging es nach Trastevere und dort habe ich praktisch den ganzen restlichen Tag verbracht. Das war auch so ein im Reiseführer beschriebener Rundgang, der das zeigte, was heute die Stadt als traditionelles Trastevere verkauft. Für fotos allemal sehr schön, aber man weiß halt nicht, was für Touristen extra so gemacht wurde und was tatsächlich wirklich ist.

Findet ob der Touristenströme dort überhaupt noch echtes römisches Leben statt? An manchen Straßenecken hatte ich da so meine Zweifel. Übrigens, dort wie auch woanders in rom beim essen aufpassen. Die Pasta hat überall geschmeckt, das Eis auch, aber von drei Pizzen waren zwei einfach ekelhaft.

Nächster Morgen, neue Kraft in den Füßen. Man läuft da echt Kilometer, die man zu Hause nicht macht, ging es in die Innereien des antiken Roms. Ich habe das Forum Romanum, der Kapitolshügel und das Colosseum besucht. Und praktisch jeden Stein, vermute ich, aus jeden Winkel fotografiert.

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Ich mag ja so etwas. Hier sieht man das, was in den Geschichtsbüchern beschrieben wird und kann sich die Triumpfzüge nach siegreichen Schlachten, die Gladiatorenkämpfe und überhaupt das römische Leben in der Antike richtig gut vorstellen.

Man sieht, was damals schon möglich war zu bauen und kann auch den einen oder anderen Archäologen bei der Arbeit beobachten. Gegraben wird da nämlich noch immer. Danach bin ich wieder über die Piazza Venezia durch die Gassen gegangen und habe am Plazza del Teatro die beste Eisdiele meines Rom-Besuches entdeckt. Wer sich also dahin verirrt, die haben sehr schönes Apfel-Zimt-Eis.

Im Folgenden wollte ich auch noch die Villa Borghese besichtigen. Diese beherbergt eine Vielzahl von Skulpturen und auch die Parkanlage soll wunderschön sein. ich hatte dazu sogar eine Führung gebucht, alleine der römische Berufsverkehr hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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Ich kam erst in die fünfte U-Bahn der Linie, die ich nehmen musste und dann ist es ja noch ein ganzes Stück zu Fuß. auf die Idee, mit den Bus von Termini bis praktisch direkt davor zu fahren, bin ich leider nicht gekommen und so war ich viel zu spät da. Und das, bei nur zwei möglichen Besichtigungsterminen pro Tag, der am Nachmittag war auch schon ausgebucht. Damit der weite Weg, wirklich weit, nicht umsonst gewesen ist, bin ich dafür dann in den benachbarten städtischen Zoo gegangen.

Man vergleicht ja ganz gerne. Ist ein hübsches Glände, das alles, etwas klein und die Tierwelt auf ein paar wenige Exoten beschränkt, aber die haltungsbedingungen sind ordentlich, wenn auch ich das besser kenne und natürlich durch meinen Heimatzoo Leipzig entsprechend verwöhnt bin. Aber, wie geschrieben, ich wollte ja den Tag trotzdem vernünftig verbringen.

Nach den Zoo-Besuch bin ich dann noch zurückgeschlendert, bis zur Spanischen Treppe, von dort aus durch zahlreiche Gassen. Eigentlich bin ich nicht der Typ für’s einfach so Schlendern und sich Treiben lassen, ich plane und wehe es geht etwas schief. Aber da und dort gibt es hübsche Trattorien und das eine oder andere Eis macht auch so manchen Fehlversuch wett.

Am nächsten Tag schließlich die Kapitolinischen Museen und die waren schon toll. Dort steht u.a. auch die Statue von der Romulus und Remus’ säugenden Wolfin und noch weitere Skulpturen, die wir alle aus Geschichtsbüchern und Dokumentationen kennen. Ein Besuch lohnt sich also, doch ich habe so gegen Ende meines Urlaubes dann doch meine begrenzte Aufnahmefähigkeit bemerkt.

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Die Katakomben z.B. am nächsten Tag habe ich ausgelassen und bin stattdessen weiter durch die Gassen gestromert, noch einmal zum Pantheon. Irgendwie fasziniert mich dieses Gebäude, zur Spanischen Treppe und noch mal dies und das von Außen besichtigt, in einige Kirchen hineingegangen, nachdem ich die vollendete Diskriminierung erlebt habe. Muss wahrscheinlich auch sein, aber ich wollte doch nur Klamotten kaufen, hatte einen Laden meiner eigentlichen Lieblingsmarke entdeckt.

Nein, der Verkäufwer verkauft nur an “Italien persons”, dann bin ich halt einfach gegangen und kaufe das Zeug halt in heimischen läden. Da versteht man mich wenigstens.

Insgesamt bin ich nicht ganz so überzeugt von Rom, wie vielleicht einige andere. Klar, dies und das und jenes sollte man gesehen haben, aber das war’s dann auch schon. Ich möchte, so es sich ergibt, natürlich nochmal zu den antiken Stätten, in den vatikan und auf die Kuppel hinauf, aber das muss nicht mehr in Rahmen eines solchen Tripps erfolgen.

Mich interessieren jetzt andere Städte mehr. Von Italien vielleicht Neapel mit Vesuv, Pompeij und Herkulaneum, wobei man das auch an einem verlängerten Wochenende erledigen könnte. Oder Venedig, wo man einfach mal das Treiben zwischen den Kanälen beobachten kann oder vielleicht Mailand, wobei ich über diese Stadt noch so gar nichts weiß. Nächstes Jahr soll es aber in eine andere Himmelsrichtung gehen. Wohin, steht noch nicht fest.

Souvenirs:
– Harry Potter 1 auf Italienisch (ich Sammler halt)
– Kunstbuch über die Galleria Carte della Geografiche
– Limoncello und Lakritzlikör, die beide den Flug heil überstanden haben

https://www.instagram.com/p/BpCdceFl94p/

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