Religion

Andreas Steinhöfel/Melanie Garanin: Völlig meschugge?!

Inhalt:

Benny, die Umweltaktivistin Charlie und Hamid, der 2015 als Flüchtlingskind aus Syrien kam, sind dickste Freunde. Nichts kann sie auseinander bringen. Nichts? Als Benny von seinem Opa eine Kette mit Davidstern erbt, finden die drei sich in einem Strudel aus Antisemitismus, Mobbing und Gewalt wieder, der sie mit sich reißt und ihre Freundschaft zu zerstören droht. (Klappentext)

Rezension:

Die Geschichte der drei Freunde beginnt mit ihrem Ende. Der zwölfjährige Benny wird verletzt aufgefunden, aus einer alten Höhle geborgen, in der er zuvor gestürzt war. Noch einmal ist er mit den Schrecken davongekommen, doch was war zuvor passiert? Eine beeindruckende Graphic Novel ist hier parallel zur gleichnamigen Jugendserie der Fernsehsender ZDF und Kika erschienen, die mit ihrem Inhalt das Werk in die Reihe der Bücher gegen das Vergessen rückt.

Erzählt wird die Geschichte dreier Freunde. Benny ist Mittelpunkt der Gruppe, sportlich und mitreißend. Charlie gehört nicht nur die Modelleisenbahn, um die sich die Gruppe regelmäßig versammelt, in gelben Gummistiefeln engagiert sich die Vegetarierin zudem für Umwelt- und Naturschutz. Der Dritte im Bunde ist Hamid, der 2015 mit seiner Familie aus Syrien nach Deutschland kam und seine Gedanken und Gefühle in Zeichnungen verarbeitet.

Nichts kann die drei auseinander bringen, doch in der weiterführenden Schule geht es rau zu. Handys verschwinden, Mobbing und Ausgrenzung sind an der Tagesordnung. Als Benny offen eine Kette mit Davidstern trägt, stellt dies auch die Freundschaft zu Hamid in Frage, dem sein älterer Bruder einige krude Gedanken in den Kopf gesetzt hat. Ein Strudel, der sich immer heftiger auftürmenden Gewalt beginnt die Freundschaft der drei zu zerreißen.

Soviel zum Inhalt der Geschichte, die sich trotz der thematischen Schwere leicht lesen und diskutieren lässt, was nicht nur an der grafischen Aufbereitung durch Melanie Garanin liegt, sondern auch an der einfühlsamen Erzählweise durch Steinhöfel, der wie kaum ein anderer deutschsprachiger Kinderbuchautor es schafft, wichtige Fragen aufs Tableau zu bringen, dabei keine Fäden der Handlungsstränge zu verlieren oder ins Klischeehafte abzurutschen. In einer Mischung aus Comic- und Mangastil werden Mobbing, Antisemitismus und Ausgrenzung, Freundschaft und Mut so aufbereitet, dass sich dies gemeinsam, z. B. im Unterricht oder alleine gut lesen lässt, finden doch alle entsprechende Äquivalente in der realen Welt.

Vergleichsweise ausführlich orientiert sich das Werk sehr eng an der gleichnamigen, ebenfalls sehenswerten TV-Serie, die parallel dazu entstand. Die Kapiteleinteilung entspricht der Benennung der einzelnen Folgen. Durch die Erzählweise entfallen in beiden Medien Längen. Zudem fehlt der erhobene Zeigefinger fast gänzlich.

In der Serie sind die Charaktere wechselseitig perspektivgebend, während die Graphic Novel vor allem aus der Sicht von Charlie erzählt wird. Doch die drei Hauptcharaktere sind hier wunderbar ausgestaltet, haben allesamt Ecken und Kanten, in ihren Reaktionen nachvollziehbar. Der erzählte Zeitraum ist unbestimmt, es kann sich dabei jedoch nur um wenige Wochen handeln. der Handlungsort könnte überall in Deutschland sein. Gegensätzliche Protagonisten sind klar definiert gehalten, aber auch deren abstruse Beweggründe sind ausreichend ausgearbeitet, so dass sich eine Dynamik zwischen den Figuren entfaltet, die dem Werk eine gewisse Geschwindigkeit und Brisanz verleiht.

Interessant bei solcher Lektüre ist immer auch die Farbgebung. Kontraste ergeben sich durch die warmen Farben, wenn aus der Sicht etwa von Benny erzählt wird, und den eher dunkelblau gehaltenen Tönen, wenn von Hamid die Rede ist, der seine Gedanken mit sich herumträgt. Zudem sind auch hier die Zeichnungen innerhalb der Zeichnung zu erwähnen, da der Junge parallel zur Handlung das Erlebte selbst malerisch verarbeitet. Große Freistellen wechseln sich zudem ab mit witzigen Randbewegungen, so dass zwischen all dem Ernst es genug auflockernde Momente gibt.

Diese Graphic Novel behandelt all die Themen, die alle Schüler/innen in der einen oder anderen Form kennen, sei es, da sie selbst Betroffene sind oder in derer Umgebung bestimmte Dinge passieren, über die gesprochen werden muss. Dafür bietet das Werk eine Grundlage und kann sicher als Aufhänger und Diskussionsgegenstand im Unterricht genutzt werden. Der Vergleich zur Ringparabel in Lessings Werk “Nathan der Weise” drängt sich auf. Moderner kann man eine Thematik kaum aufbereiten.

Gerade in unserer Zeit, in der extreme Richtungen wieder Zulauf erhalten und Glaube immer noch zur Konfrontation missbraucht wird oder als Aufhänger, auszugrenzen, ist solch ein Werk gerade für Jüngere wichtig, um zu zeigen, dass es auch anders geht, dass Freundschaft, Mut und Zusammenhalt ideologische Grenzen überwinden können. Auch eine Botschaft, wie sie sich durch einige von Steinhöfels Werken zieht.

Dieses Werk, was junge Lesende ernst nimmt und in der Lage ist, neue Perspektiven zu geben, ist damit unbedingt empfehlenswert.

Autoren:

Andreas Steinhöfel wurde 1962 geboren und ist ein deutscher Schriftsteller. Nach dem Abitur begann er ein Studium der Biologie und Englisch auf Lehramt, bevor er zu Medienwissenschaften, Anglistik und Amerikanistik wechselte. 1991 erschien sein erstes Kinderbuch, seit 2016 ist er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er ist Autor mehrerer ausgezeichneter Kinder- und Jugendbücher, schreibt Drehbücher. Sein Werk wurde bereits mehrfach verfilmt.

Melanie Garanin wurde 1972 geboren und ist eine deutsche Illustratorin, Kinderbuchautorin und Comiczeichnerin. Zunächst studierte sie in Potsdam-Babelsberg Animationsfilm. Seit 1998 arbeitet sie als freiberufliche Animatorin und Illustratorin für eigene Werke und die anderer Titel. 2020 erschien ihre erste autobiografische Graphic Novel, in der sie den Tod ihres Sohnes verarbeitete. Sowohl eigene als auch die von ihr illustrierten Titel anderer Autoren wurden in mehrere Sprachen übertragen.

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Johann Hinrich Claussen/Ulrich Lilie: Für sich sein

Inhalt:

Jeder scheint die Einsamkeit zu kennen, und doch ist sie wie ein unerforschter Kontinent. Johann Hinrich Claussen und Ulrich Lilie vermessen in ihrem kurzweiligen Atlas Zufluchtsorte, an denen man endlich “für sich” ist, die Weiten der Loneliness, die man melancholisch durchwandert, das Reich der Solitude, in das sich Mönche, Wissenschaftler und Künstler zurückziehen, und die eisigen Regionen der Isolation, in denen man zu erfrieren droht. Sie erklären, was die Forschung über Einsamkeit sagt, und weisen Wege der Befreiung. Ein hilfreicher Führer für alle, die den Kontinent der Einsamkeit näher erkunden und sicher wieder verlassen wollen. (Klappentext)

Rezension:

Familien werden immer kleiner, die Anzahl alleinlebender Menschen steigt stetig. Bestattungen ohne Trauernde nehmen zu. Unter den Lebenden entführen Stress und Depressionen zuweilen in das Reich der Einsamkeit. Doch, was ist das überhaupt? Welche Zustände der Einsamkeit gibt es? Gibt es neben der ungewollten auch gewollte Einsamkeit? Wie kehrt man Einsamkeit um? Wann ist sie erwünscht, wann zu gefährlich, um sie zu ignorieren?

Die Autoren Johann Hinrich Claussen und Ulrich Lilie haben sich nicht nur zurückgezogen, um für uns Lesende das Reich der Einsamkeit zu erkunden.

Der Begriff der Einsamkeit ist zunächst und vor allem psychologisch interessant, doch kann dieser auf vielen weiteren Ebenen betrachtet werden. Folgerichtig erklären die Autoren anhand verschiedener Beispiele die Arten der Einsamkeit, die sie meinen, festgestellt zu haben. Ein spannender Ansatz ist das, der spannend erzählt, zum Nachdenken über sich und Andere führt, hier jedoch nicht funktioniert. Der Einstieg ist so anstrengend wie ermüdend zu lesen. Schon für die ersten Seiten muss man volle Konzentrationj und, am besten, drei Tassen Kaffee aufbieten. Wer da ein ganzes Buch durchhält, verdient Hochachtung.

Fachlich schwebt dieses Sachbuch irgendwo zwischen Populärwissenschaft und Ratgeber. Positiv ist zu erwähnen, dass Angebote wie Seelsorgetelefonnummern hinten an erwähnt werden, auch einige historische Referenzen lesen sich interessant, doch so umfassend das vorliegende Werk ist, es funktioniert nur bedingt. Zu oft schweifen beim Lesen die Gedanken ab, zu viele Stellen muss man immer und immer wieder nachlesen, um ja nicht den Faden zu verlieren.

Ein sehr trockener Schreibstil negiert die an sich kurzen Kapitel. zu viel wiederholt sich einfach. Im Gedächtnis bleibt dann kaum etwas haften. Grundsätzlich ist das für ein Sachbuch eher schlecht, für einen Ratgeber sowie so. Gut gemeint ist eben nicht immer wirklich gut. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Autoren:

Johann Hinrich Claussen wurde 1964 in Hamburg geboren und ist ein deutscher Theologe und Autor. Zunächst studierte er Theologie in Tübingen, Hamburg und London, bevor er promovierte. Im selben Jahr wurde zum Pastor der Nordelbischen Kirche ordiniert und tratt eine erste Pfarrstelle an. Er habilitierte 2005 an der Universität Hamburg und lehrte später als Privatdozent. Von 2007 bis 2016 war er Hauptpastor in St. Nikolai in Hamburg, 2016 schließlich im Rat der EKD Leiter des Kulturbüros in Berlin. Claussen schreibt regelmäßig für deutsche Zeitungen und Zeitschriften sowie für verschiedene Anstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Er gehört zum Herausgeberkreis der Predigtstudien.

Ulrich Lilie wurde 1957 in Rhumspringe geboren und ist ein deutscher Theologe. Seit 2014 ist er Präsident der Diakonie in Deutschland und 2020 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung.

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Michael A. Meyer: Leo Baeck – Rabbiner in bedrängter Zeit

Inhalt:

Rabbiner, Intellektueller, Liberaler und sprecher der jüdischen Gemeinde in dunkelsten Zeiten der Verfolgung: Leo Baeck gehört zu den faszinierendsten Persönlichkeiten der jüdischen Geschichte. Michael A. Meyer lässt in seiner anschaulichen Biografie einen engagierten Denker lebendig werden, der hinter seiner Rolle als Ikone der deusch-jüdischen Geschichte zu verschwinden drohte. (Klappentext)

Rezension:

Oft genug kommen bei vielen namhaften Persönlichkeiten öffentliche Wirksamkeit und Privatleben nicht zur Deckung, Bei viel zu wenigen ist die Übereinstimmung zwischen Gesagten und letztendlichen Taten so groß, wie bei Leo Baeck.

Doch, wer war dieser Mann, der als oberster Repräsentant der organisierten deutsch-jüdischen Gemeinschaft nicht nur ein beeindruckendes Pensum an wissenschaftlichen Ausarbeitungen vorweisen konnte, auch Menschen jüdischen Glaubens half, unterzutauchen, zu emigireren oder wenigstens die Moral derer zu stärken und Nöte zu lesen, von denen, die keine andere Wahl hatten als in Deutschland zu bleiben?

Wie ist sein Wirken im Berlin der Nazi-Zeit, im Ghetto Theresienstadt und nach Kriegsende zwischen Amerika und London zu beurteilen und was bleibt von der Person Baecks in der heutigen Zeit? Der Historiker Michael A. Meyer begab sich auf Spurensuche. Dabei ist die vorliegende, sehr eindrucksvolle Biografie entstanden. Unter den zahlreichen Persönlichkeiten, deren Wirken heute teilweise fast vergessen ist, nimmt Leo Baeck eine Sonderstellung ein. An einzelne Abschnitte wird heute erinnert, doch wie ist der Rabbiner, der Wissenschaftler, der Denker und die Person in ihrer Gesamtheit zu beurteilen.

Was bleibt, wo heute das Leben und die Arbeit anderer intellektueller Größen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und an was sollte erinnert werden, gerade bei Baeck, der es von Beginn an geschafft hatte, den unterschiedlichen Strömungen des jüdischen Glaubens eine Stimme zu geben und gerade in Zeiten akuter Bedrohung, zumal für das eigene Leben, zwischen den Stühlen auch seinen Gegnern die Stirn zu bieten.

Welche Diskussionen stieß er in seiner Glaubensgemeinschaft an. Was bedeutete die Person Baecks für die jüdische Gemeinden in Oppeln, Berlin und später in seiner Funktion im Ältestenrat im Ghetto Theresienstadt?

Die Tür öffnete sich und ein SS-Offizier trat ein. Es war Eichmann. Er war sichtlich betroffen, mich zu sehen. “Herr Baeck, Sie leben noch?” Er sah mich sorgfältig an, als wenn er seinen Augen nicht traute, und fügte kalt hinzu: “Ich dachte, Sie wären tot.” “Herr Eichmann, Sie scheinen ein zukünftiges Ereignis vorauszusagen.” “Jetzt verstehe ich. Totgesagte leben länger, nicht wahr?”

Michael A. Meyer: Leo Baeck – Rabbiner in bedrängter Zeit

Michael A. Meyer ist ein Kenner der Schriften Leo Baecks, hat diese ausgewertet und nun in einer eindrucksvollen Biografie zusammengefasst. Erstmals werden Denken, wissenschaftliches und religiöses Arbeiten, sowie der Mensch Baeck gemeinsam bedrachtet und einer Wertung unterzogen, die nur respektvoll und voller Hochachtung vor dieser Person sein kann.

Dabei hält sich der Historiker strikt an die biografischen Stationen und stellt kompakt das Wirken Baecks anhand seiner Schriften dar, zeigt, wo dem rabbiner Grenzen gesetzt waren und welche zweifelhaften Entscheidungen er mitunter auch fällen musste.

Wie Leo Baeck selbst, ist der Historiker Meyer ein Mensch der leisen Töne, was der Biografie mehr als gut tut. Die einzelnen Ausschnitte aus Baecks Arbeiten sind nicht immer leicht zu lesen. Seicht ist etwas anderes. Hierauf muss man sich einlassen. Vorkenntnisse, insb. im Bereich der Strömungen innerhalb der jüdischen Religion, schaden nicht, aber auch sonst vermittelt dieses Werk, welches zu einer Standardlektüre avancieren könnte, viel Information und Wissen über den Menschen, den Gelehrten und Rabbiner Baeck und dessen Zeit.

Immer wieder im Wechsel werden wissenschaftliches Arbeiten, religiöses und gesellschaftliches Wirken beleuchtet und dem Wenigen gegenüber gestellt, was vom Privatmenschen Leo Baeck bekannt ist. Diese Schablonen, entstanden nach intensiver Rechercheleistung, so übereinander gelegt, ergeben ein beeindruckendes Bild, welches noch nach dem Lesen wirkt.

Autor:

Michael Albert Meyer wurde 1937 in Berlin geboren und ist ein US-amerikanischer Historiker der neuzeitlichen jüdischen Geschichte. Nachdem seine familie über spanien in die USA emigrierte wuchs er in Los Angeles auf und studierte an der University of California Geschichte. Am Hebrew Union College Cincinnaty (HUC) promoviererte er und lehrte ab 1964, wurde drei Jahre später Mitglied des HUC.

Zwischen 2000 und 2008 nahm er zudem regelmäßig Lehraufträge der Hebräischen Universität Jerusalem an. Meyer widmetee sich der Erforschung des Reformjudentums und der Herausgabe verschiedener Schriftebn u.a. Leo Baecks und von Joachim Prinz. Zudem ist er Mitherausgeber einer vierbändigen Deutsch-Jüdischen Geschichte. Von 1991 bis 2013 war er Präsident des Leo-Baeck-Instituts. Im Jahr 2001 erhielt er die Ehrendoktorwürde des Jewish Theological Seminary of America.

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Shahak Shapira: Holyge Bimbel

Inhalt:

1 flyes book für den trendbewussten Yolo-Swagger, der schon alles hant.
Endlich können wirklich alle die Bibel lesen: die heilige Schrift in Internetdeutsch.

Die besten Stories aus dem freshen u old school Testyment oversetzt, icl. Bimbel Allstarz wieJesus Chrispus, Moses Def, Adolf & Eva, Jona Hill, A-Broham u numberreiche weitere Larrys! (Klappentext)

Rezension:

AM SEVENTEEN DAY checkte God die meganice Mother Earth, die er gebuildet hat, mit water u Sky, u birrds u Schrimps, u Sun u Starz u Dattelpalmen u viele Pikachus u au Adolf u Eva. U Gott sayte: “was is das für 1 nices life?”

Shahak Shapira: Holyge Bimbel

Vorweg, wer keinen Funken Humor besitzt, über die Verballhornung von Religion nicht lachen kann und Satire nicht erkennt, wenn sie vor einem einen Handstand mit doppelten Radschlag oder one nice burnenden Busch macht, der braucht diese Rezension nicht zu lesen. Alle anderen können weiter versuchen, mir zu folgen. Ist ja bei meiner normalen Schreibe manchmal schon schwer genug.

Dieser Zufallsfund war tatsächlich nicht unter Humor oder Satire in der Buchhandlung zu finden, sondern lagerte tatsächlich im Bereich bierernster religiöser Werke und alleine der Titel zog die Aufmerksamkeit auf sich. Aufgeklappt, erste Zeilen gelesen und hängen geblieben. Die bekanntesten Geschichten der Bibel in Internetsprache, Dialogform und so geschrieben, dass man es sich sofort als Theaterstück vorstellen kann. Natürlich nur, wenn man Religion alles andere als ernst nehmen und mit mehr als Augenzwinkern betrachten kann. Dann funktioniert das wunderbar.

Es ist purer Spott, der in anderen Teilen der Welt sicher Proteste ausgelöst hätte, hier aber funktioniert, nachdem sich immer mehr Teile der christlichen Kirchen selbst durch ihre Taten demontiert haben. Alles andere ist dann nur noch halb so wild. Wer damit nicht zurechtkommt, der lasse die Finger davon, für alle anderen noch eine kleine Kostprobe, wie dieser eine bekloppte Appel.

So viel rot unterstrichenes hatte ich noch nie in einem Text-Dokument.

Viele Yearz later kamen die Isralarrys in ihr Final Destination in Israland an, aber dann splilteten sie sich in 12 tribes u makten ihr eigenes Thing wie Destiny’s Child u es gab nonstop Beef mit dem Rudi-Volk der Syphilisiers.

In diesen Times of War makten immer wieder überkasse volksheroes 1 appereance: die sogecallten “großen Richtern” wie Samulel, Debora-bora, Gidehonk oder Richterin Barbara Salesch. Aber der overste Banger vong denen war samsung. Samsung war 1 krasser strongman vong Chucknorrisness her u fickte das Leben zahlreicher Syphilister everyday aus fun an der Happiness.

Shahak Shapira: Holyge Bimbel

Autor:

Shahak Shapira wurde 1988 geboren und ist ein deutscher Künstler, Schriftsteller, Musiker, Comedian und Satiriker. Im Westjordanland aufgewachsen, emigrierte er 2002 gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Deutschland. Nach dem Abitur studierte er an der Miami Ad School in Berlin und arbeitet als Creative Director für verschiedene Auftraggeber, u.a. tritt er als DJ in verschiedenen Clubs auf und produziert selbst elektronische Musik.

Anfang 2017 begann er mit seinem Projekt Yolocaust eine Debatte um die Erinnerungskultur am Holocaust-Mahnmal, in dem er zwölf dort entstandene Selfies von Besuchern mit Material aus den NS-Vernichtungslagern kombinierte. 2017 parodierte er die Bibel und nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an. Immer wieder macht der Künstler mit Aktionen zu Themen um Rechtsradikalismuss, Hass und Religion auf sich aufmerksam, um Debatten anzustoßen.

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Hermann J. Roth: Grün – Das Buch zur Farbe

Inhalt:

Die Farbe Grün zeigt sich überraschend vielfältig. Sie symbolisiert und zelebriert wie keine andere das Leben, den Neubeginn und das Wachstum. Ob Blattgrün, grüne Hoffnung, “grün hinter den Ohren”, grüne Patina, leuchtende Smaragde, Kermit der Frosch oder British Racing Green – hier versammeln sich alle Schattierungen einer schillernden Farbwelt.

Dieses zauberhafte Sammelsurium spannt den Bogen von der jahrtausendealten Faszination der alten Ägypter für die Farbe Grün bis hin zu aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit und grüne Politik. Grün hat eine magische Anziehungskraft – und dies ist das ultimative Buch zur Farbe. (Klappentext)

Rezension:

Die Grüne Himbeereule ist alles andere, nur keine Eule und eine Grüne Hochzeit hat nur bedingt etwas mit der Grünen Hölle zu tun. Die Welt der Farbe Grün, sie ist umfassend, faszinierend und vielschichtig zu gleich. Schon die Menschen im Alten Ägypten zerrieben Malachit-Gestein für grünen Lidschatten. Leuchtende Smaragde waren den indischen Mogulherrschern Symbol für Reichtum und Macht. Heute steht die Farbe Grün wie keine andere für das schützenswerte Leben, die Umwelt und Nachhaltigkeit.

Der Pharmazeut und Künstler Hermann Josef Roth hat sich aufgemacht, den Pinsel in die Hand genommen und erkundet mit uns die faszinierende Welt einer Farbe in all ihren Schattierungen. Unterhaltsam aufbereitet, lädt er dazu ein, eine Farbe zu entdecken, die nicht nur für Hoffnung oder Wachstum steht, auch in Kunst, Philosophie, Literatur und Musik immer wieder Akzente setzt.

Welchen Rang hat in Ministerien die grüne Tinte und was war gleich nochmal “Der grüne Orgasmus”? Der Autor sortiert, ordnet ein und erklärt, als Ergebnis einer großen Rechercheleistung, die in einem umfangreichen und kreativen Nachschlagewerk mündete. Ein Duden zur Farbe, wo gibt es das schon?

Roth lädt dazu ein, zu stöbern, hintereinander weg zu lesen, selbst zu recherchieren und quer durch die Themenbereiche zu blicken, die unsere Welt umfassen. Ohne das grüne Chlorophyll, dass die Farbe der Pflanzen bedingt, welches die Fotosynthese anregt, gäbe es keinen Sauerstoff und damit kein Leben auf der Erde. Und auch nicht dieses wunderbare ganz in Grün gehaltene Sammelsurium.

Autor:

Hermann Josef Roth wurde 1929 in Eisenberg/Pfalz geboren und ist ein deutscher Pharmazeut, Hochschullehrer und Künstler. zunächst studierte er Pharmazie in Würzburg und promivierte 1956. 1961 wurde er habilitier. Zwischen 1966-83 war er Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Bonn, bis 1981 zudem Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft.

Von 1983-1994 wirkte er zudem in Tübingen und erlangte Bekanntheit als Autor und Mitautor zu Büchern über u.a. Arzneistoffe, Stereochemie von Arzneistoffen. Seit 1972 beschäftigte sich Roth zudem mit Malerei und Grafik. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz und wurde mit der Caspar-Borner-Medaille der Universität Leipzig ausgezeichnet.

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Stephan Orth: Couchsurfing 4 – Couchsurfing in Saudi-Arabien

Inhalt:

Als Saudi-Arabien erstmals Touristen einreisen lässt, packt Bestsellerautor Stephan Orth sofort sden Rucksack. Von Couch zu Couch erkundet er das Königreich und erhält Einblicke in eine verschlossene Gesellschaft, wie sie bisher keinem westlichen besucher möglich waren. er wird Zeuge eines radikalen Wandels, sieht Frauen Auto fahren und tanzt mit Zehntausenden beim Wüsten-Rave. Doch jenseits der Glitzerwelt gelten drakonische Strafen, und an der Grenze zum Jemen sind die Bomben nicht zu überhören. Stephan Orth berichtet von seiner bisher aufregendsten Reise. (Klappentext)

Rezension:

Allgegenwärtig sind sie, die Fotos der Männer, die das Land beherrschen. Beim Betrachten kommen Stephan Orth, dem oft gereisten Journalisten, Zweifel. Ist Herrschern zu trauen, die ihrem Volk nicht direkt in die Augen schauen? Die Blicke des Königs und des Kronprinzen sind immer seitlich von der Kamera gerichtet.

Der Autor hat sich erneut aufgemacht, einen weiteren weißen Fleck von seiner Landkarte zu tilgen und bereist als einer der ersten Touristen überhaupt Saudi-Arabien, welches die Türen erstmals für Privatreisende öffnet und geht so gleich auf die Bewohner des Landes zu. Direkt in ihre Wohnzimmer. Der Kontakt zu den Menschen Saudi-Arabiens erstaunt, begeistert, macht nachdenklich und erweitert den Blick über den Tellerrand.

Wo sonst hat man noch dieses Gefühl, schon am Flughafen in eine völlig fremde Welt einzutauchen und doch beschleicht sie den übermüdenden Reisenden schon beim Betreten fremden Bodens. Saudi-Arabien war für reine touristische Reisen ein bisher weißer Fleck auf den Karten, die Nachrichten, die es aus diesem Land in die westlichen Medien schaffen, zumeist nicht positiv. Nur vorsichtig wird er versucht, dieser Spagat zwischen Mittelalter und Moderne. Die Herrscherfamilie lässt die Bevölkerung ein wenig atmen, um selbst um so fester auf dem Wüstenschiff, aus Öl und Religion gebaut, zu sitzen.

Ansteigende Nummern blinken auf, er hat eine Gebetsapp installiert, das digitale Äquivalent zu einer Gebetskette. Als er das gerät wegpackt, hat er 561 geschafft, als Gesamtzahl wird 29037 angezeigt. Da sage noch mal einer, der Islam sei nicht in der Lage sich zu modernisieren.

Stephan Orth: Couchsurfing in Saudi-Arabien

Stephan Orth begnügt sich nicht damit, vom entfernten Standpunkt des Hotelbuchenden, Kulissen zu betrachten. Als Couchsurfer sucht er den privaten Kontakt, übernachtet in Wohnzimmern und nimmt ein Stück Alltag seiner Gastgeber mit. Die zeigen die Orte und berichten von Änderungen, die sie mal freudig, mal kritisch betrachten. Die Nuancen der Vorsicht, sie entgehen dem Journalisten nicht. Das Land mag einen modernen Anstrich verpasst bekommen, die Herrscher sind absolut und allgegenwärtig.

Von Ort zu Ort nimmt uns der Autor mit auf seine Reise, berichtet vom Frust, wenn mal wieder ein Gastgeber abgesagt hat, was gegen Ende ob des auch Saudi-Arabien sich näherndem Virus’ häufiger vorkommt, von saudischen Influencern und davon, welche Freiheiten im neuen Wüstenstaat genossen werden können. Vorsichtig, nicht allzu sehr.

“Wenn eine Frau mich respektiert, dann respektiere ich sie auh”, erklärt er mir, was ganz vernünftig klingt, bis ich um eine Präzisierung bitte: “Und wie zeigt eine Frau ihren Respekt?” “Indem sie das tut, was ich sage.”

Stephan Orth: Couchsurfing in Saudi-Arabien

Kurzweilig lesen sich die einzelnen Kapitel, die nach den jeweiligen Reiseabschnitten. Augenfällig ist Stephan Orths Beobachtungsgabe und sein Blick für Details. Die Bevölkerung hat jahrzehntelang gelernt, Kritik wohldossiert zu formulieren und gut zu verpacken. Der Autor hat gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen und nimmt sie auf.

“Falken haben es gut bei uns. Besser als viele Menschen.”, sagt Fahad und lacht kurz über seine Worte. Dann blickt er nachdenklich auf die ordentlich aufgereihten, gepflegten Tiere, deren Augen mit Leder bedeckt sind, damit sie keinen Ärger machen.

Stephan Orth: Couchsurfing in Saudi-Arabien

Ergänzt wird das Werk, wie auch schon die vorangegangenen Reiseberichte, durch Kartenmaterial, einen eindrücklichen Fototeil und hier durch eine kleine bebilderte Vokabelliste. Touristisches Erleben einmal ganz anders, in einem Land, welches mit Touristen noch kaum Erfahrungen hat und die vom Autoren praktizierte Art des Reisens so nicht vorgesehen hat. Die Leserschaft ist eingeladen, dies aus sicherer Distanz zu erleben und, wenn Reisen wieder möglich werden, die Türen selbst einen Spalt zu öffnen.

Autor:

Stephan Orth wurde 1979 in Münster geboren und ist ein deutscher Journalist und Autor. Zunächst studierte er Anglistik, Wirtschaftswissenschaften in Wuppertal, anschließend Journalismus in Brisbane, Australien. Von 2007-2008 absolvierte er ein Volontariat bei Spiegel Online und arbeitete anschließend als Redakteur. 2012 begab er sich auf eine Inlandeis-Expedition nach Grönland und veröffentlichte 2015 seinen Reisebericht “Couchsurfing im Iran”. Seit 2016 ist er freiberuflicher Autor. Stephan Orth lebt in Hamburg.

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Johann Hinrich Claussen: Die seltsamsten Orte der Religionen

Die seltsamsten Orte der Religionen Book Cover
Die seltsamsten Orte der Religionen Johann Hinrich Claussen C.H. Beck Verlag Erschienen am: 27.08.2020 Seiten: 239 ISBN: 978-3-406-75598-9 Illustrationen: Lukas Wossagk

Inhalt:

Niemand hat die Absicht, einen seltsamen Ort zu schaffen. Es passier einfach. Der älteste Steingarten Japans wird von Moos überwuchert, Bäume erweisen sich plötzlich als heilkräftig, Kirchen müssen vor Verfolgern versteckt werden. Das Buch führt seine Leserinnen und Leser zu 39 christlichen und nichtchristlichen Orten auf der ganzen Welt, die wie von einem anderen Stern sind. (Klappentext)

Rezension:

Die Welt ist voller Religion, ob es einem gefällt oder nicht.

Johann Hinrich Claussen: Die seltsamsten Orte der Religionen

Was und woran glaubst du? An der Frage scheiden sich, sprichwörtlich, die Geister und so kommt es nicht von Ungefähr, dass sich die unterschiedlichen Spielarten in den verschiedensten Plätzen und Orten, Gebäuden, manifestieren. Kirchen, Moscheen und Synagogen, Tempel sind zwar die Norm, doch Religion zeigt sich eben nicht nur in offiziellen Bauten.

Vielerorts gibt es Abweichungen von der Norm, die hervorstechen und dadurch zu etwas Besonderen werden. Der Autor und Theologe Johann Hinrich Claussen nimmt uns Lesende mit auf eine Reise zu den spirituellen Orten der Welt.

Der sonderbare Trip erfordert einen besonderen Reiseführer, der nun in der Art eines kurzweiligen Sachbuches bei C.H. Beck vorliegt. In handlichen Kapiteln und kurzweiligen Abschnitten werden hier Pilgerziele für Millionen ebenso vorgestellt, wie Orte religiöser Prägung, die nur einer kleinen ausgewählten Gruppe von Menschen vorbehalten sind.

Spannend die Geschichten dahinter, weshalb in Frankreich etwa ein Postbote sein Mausoleum errichtet hat oder der Gottesdienst seinen Weg ins Internet gefunden hat. Hat wer vielleicht Angst vor dem Tod, gibt es inzwischen die Möglichkeit sich einfrieren zu lassen. Nachhaltigkeit gibt es jedoch auch ganz und gar, zum Beispiel in Spanien. Dort wird eine Kathedrale aus Müll errichtet.

Aus der Ferne sieht es aus wie ein überdimensionierter Schrotthaufen – ein wildes Gewirr von Metallstäben, die spitz in die Höhe ragen. Dabei ist es das Nationalheiligtum Litauens.

Johann Hinrich Claussen: Die seltsamsten Orte der Religionen

Vornehmlich christliche Orte werden hier aufgelistet, was dann auch einer der wenigen Kritikpunkte ist, immer mit Ortsangabe und kurzem, überhaupt nicht trögen geschichtlichen Abriss. Manifestifikationen anderer Religionen sind Einsprengsel und werden in wenigen Beiträgen erörtert. Schade, dabei gibt es gerade auf diesem Gebiet sicher so viel zu entdecken, wenn es auch nicht für jeden ein Besuch im indischen Rattentempel sein muss.

Sachlich und wohlwollend sind die Schilderungen. Kritik schimmert kaum durch, doch zeigt Claussen durchaus Wege auf, die Menschen konsequent gegangen sind, wenn diese sich verstoßen oder ausgegrenzt, wahlweise auch erleuchtet gefühlt haben, um ihrem Glaube Ausdruck zu verleihen.

Das funktioniert im Großen und Ganzen, wenn auch einige Längen beim Lesen entstehen, die jedoch den Blick über den Tellerrand schärfen. Und, wer weiß? Vielleicht begibt sich ja der eine oder andere Leser selbst einmal auf Entdeckungsreise. Der Autor zeigt zumindest, dass sich ein Trip da und dorthin durchaus lohnen kann.

Autor:

Johann Hinrich Claussen wurde 1964 in Hamburg geboren und ist ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Autor. Er studierte evangelische Theologie in Tübingen, Hamburg und London, promvierte dort im Jahr 1996.

Im selben Jahr wurde er zum Pastort ordiniert, habilitierte sich 2005 an der Universität Hamburg und lehrte dort als Privatdozent. Claussen ist Beauftragter im Rat der EKD für Kultur und leiter des dort dafür zuständigen Büros. Für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften schreibt er regelmäßig Beiträge. Eines seiner ersten Werke erschien im Jahr 2004.

Illustrator:

Lukas Wossagk ist seit 2012 als freiberuflicher Illustrator und Grafiker tätig, unter anderem für Projekte der Stadt München. Zudem wirkte er bereits mehrfach für im C.H. Beck Verlag erschienene Werke.

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James Baldwin: Nach der Flut das Feuer

Nach der Flut das Feuer Book Cover
Nach der Flut das Feuer James Baldwin dtv Erschienen: 19.06.2020 (Neuauflage) Seiten: 128 ISBN: 978-3-423-14736-1 Übersetzerin: Miriam Mandelkow

Inhalt:

James Baldwin ist 10 Jahre alt, als er zum ersten Mal Opfer weißer Polizeigewalt wurde. 30 Jahre später, 1963, brach “Nach der Flut das Feuer” – “The Fire Next Time” – wie ein Inferno über die amerikanische Gesellschaft herein und wurde sofort zum Bestseller.

Baldwin rief dazu auf, dem rassistischen Albtraum, der die Weißen ebenso plage wie die Schwarzen, gemeinsam ein Ende zu machen. Ein Ruf, der heute wieder sein ganzes provokatives Potenzial entlädt. (Inhaltsangabe des Verlags)

Rezension:

Überall wird sie inzwischen wieder geführt, diese Debatte um die Gleichheit aller Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Religion oder Sexualität, nachdem vielerorts geglaubt wurde, dass rassistische Auswüchse der Vergangenheit angehören. Dem ist nicht so. Bilder, rund um den Globus, beweisen es. Gewalt gegen Minderheiten allerorts greift zuweilen um sich und wird immer aggressiver und brutaler offensichtlich.

Doch, auch heute gibt es die jenigen, die sich dem entgegenstellen und auch die Texte von vor Jahrzehnten, die wieder aktuell werden und zur Diskussion stehen. Ganz vorne dabei, James Baldwins Essays und Romane, in denen sich der in New York geborene Schriftsteller für die Gleichheit aller einsetzte und damit zu einem Sprachrohr der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wurde.

Seine erste Veröffentlichung “The Fire Next Time”, der weitere folgten, besaß innerhalb Amerikas schon damals genug Sprengkraft, um die Massen aufhorchen zu lassen. heute ist dies wieder der Fall.

Was ist eigentlich Rassismus, wo beginnt solcher und welche Auswirkungen hat dies eigentlich, auf die jenigen, die unter ihn leiden, aber auch auf jene, die ihn entfesseln und tragen? Baldwin legt Zeile um Zeile eine komplexe Problematik frei, die man kaum erfassen kann, der auch keine Rezension eines solchen Textes nur annähernd gerecht wird.

Ich glaube, dass die Menschen besser sein können als angenommen, und ich glaube, dass Menschen besser sein können, als sie sind.

James Baldwin: Nach der Flut das Feuer.

In Baldwins Text wird der Wille, etwas zum Positiven zu bewegen, deutlich. Zeile für Zeile deutet er auf das Negative, macht jedoch auch klar, an das Positive, den Willen des Menschen zur Veränderung zu glauben. In klaren Worten drückt er aus, was damals war, was heute unter anderen Vorzeichen immer noch ist und welche Wurzeln der Rassismus der Weißen in Amerika hat.

Seine eigenen Erinnerung an erlebte Ungerechtigkeit hat er ebenso eingearbeitet, wie die Großen der jüngeren amerikanischen Geschichte, die Baldwin erlebte. Welche Rolle spielt Religion, welche Hautfarbe und warum ist das so? Wie können wir dies überwinden? Baldwin stellt Fragen, die immer neue aufwerfen.

Den Lesenden muss klar werden, dass es einfache Antworten nicht geben kann, nicht geben wird, sondern an diesen Stellschrauben immer wieder gedreht und die Debatte lebendig gehalten werden muss.

Doch solange wir im Westen der Hautfarbe eine solche Bedeutung beimessen, machen wir es der Masse unmöglich, sich nach irgendwelchen anderen Kriterien zusammenzuschließen. Hauptfarbe ist keine menschliche oder persönliche Realität; sie ist eine politische Realität.

James Baldwin: Nach der Flut das Feuer.

Der Autor appelliert daran, nachzudenken, hinzuschauen, sich der eigenen Vorurteile bewusst zu werden und zu hinterfragen. Wie schaffen wir es, eine andere Gesellschaft zu werden, in der Determinanten wie Hautfarbe und Religion keine Rolle spielen, wenn auch aus letzterer vor allem Baldwin seine Kraft zieht, etwas ungewohnt für europäische Lesende. Was kann ein jeder tun?

Fragen, die bis heute brandaktuell bleiben. James Baldwin reiht seine Gedanken wie Perlen einer Kette aneinander und zwingt die Leser sich der rauen Wirklichkeit zu stellen. Zugleich verdeutlicht er, dass Hass nicht die Lösung sein kann, egal von welcher Seite man diese Debatte führt, sondern Liebe und Verständnis für einander.

Baldwin ist voller Wut, jedoch auch voller Zuversicht, beschreibt Geschichtsverläufe und legte frei, was lange verborgen blieb, nach seinem Tod zu lange in Vergessenheit geriet und heute wieder hervorgeholt wird.

Was Weiße über Schwarze nicht wissen, offenbart also genau und unerbittlich ihr Unwissen über sich selbst.

James Baldwin: Nach der Flut das Feuer.

Fast jede Seite ist gekennzeichnet vom Willen zur Veränderung, nicht nur für die Benachteiligten, Ausgegrenzten, sondern für alle Menschen, vor allem in Amerika, natürlich mit den Blick über den Tellerrand weltweit. Baldwin beschreibt die Schwierigkeiten einer Gesellschaft, von der wir lange geglaubt haben, sie überwunden zu haben.

Jüngste Vorfälle von rassistischer Gewalt diesseits und jenseits des großen Teiches zeigen das Gegenteil. Und so gilt weiterhin ein Zitat Baldwins, nicht Bestandteil dieses Textes, welcher sich lohnt zu lesen:

Wie ich euch nenne, sagt nichts über euch aus oder nur ganz selten; wie ich euch nenne, sagt aber alles über mich.

James Baldwin, 1963, Rede vor Schülern einer amerikanische High School.

Es ist ein beeindruckender Text. Selten war das Gefühl so groß, einem Werk in der Rezension nicht gerecht werden zu können, obwohl ich mir so viele wichtige Stellen markiert habe. Oder, gerade deswegen?

Autor:

James Arthur Baldwin wurde 1924 in Harlem, New York City geboren und war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Nach seinem Schulabschluss machte sich Baldwin als Essayist und Rezesent einen Namen und setzte sich mit seinen Texten für Gleichberechtigung, unabhängig von Hautfarbe, Sexualität und Religion ein. 1953 veröffentlichte er in Paris seinen ersten Roman. Immer wieder engagierte sich Baldwin zudem in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, schrieb zahlreiche Gedichte und Theaterstücke. Baldwin starb 1987 in Südfrankreich.

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Joannis Stefanidis: Holy Freaks

Holy Freaks Book Cover
Holy Freaks Joannis Stefanidis Knaur Taschenbuch Erschienen am: 01.04.2020 Taschenbuch Seiten: 224 ISBN: 978-3-426-79081-6

Inhalt:

Joannis Stefanidis hat ein Dauerklingeln in den Ohren, das ihn in den Wahnsinn treibt. Und so beschließt er eines Tages, den grauen Berliner Alltag hinter sich zu lassen und sich auf die Suche nach der spirituellen Super-Droge zu machen, die ihm Glück und Heilung verheißt. Seine Reisen führen von Indien über ein Meditationszentrum in Sri Lanka in den peruanischen Dschungel.

Er meditiert, bis sein Kopf endlich zur Ruhe kommt, lacht sich in einen Glücksrausch, trifft Schmerzfresser, Erleuchtete, Endorphin-Junkies und kiffende Super-Yogis. In seinem Buch erzählt er von seinen irrwitzigen Begegnungen und berauschenden Erfahrungen. (Klappentext)

Rezension:

Was soll man schon groß drüber schreiben, sind doch Erfahrungen anderer nur schwer zu werten, wenn man sie nicht selbst nachvollzogen hat? Macht man aber genau das nicht mit einer Rezension? Ordnet und benotet man das Erlebte nicht, wenn man sich darüber den Kopf zerbricht, wenn man die Leseeindrücke wiedergibt?

Andererseits, laden uns die Autoren nicht dazu ein, zu werten, sich ein eigenes Bild zu machen, den Blick von Außen auf das Geschehene zu werfen, wenn sie dies veröffentlichen? Unter diesen Gesichtspunkt kann man vielleicht eine Rezension verfassen.

Joannis Stefanidis ist einer derer, deren Namen in Rezensionen sträflich vernachlässigt werden, wobei sie doch so wichtig sind. Als Übersetzer hat er bereits zahlreiche Fantasyromane, Thriller und Jugendbücher dem deutschen Lesepublikum zugänglich gemacht und wird wohl auch zukünftig dafür sorgen, dass die Bücherregale mit allerhand Novitäten gefüllt werden können.

Das ist eine arbeit im stillen Kämmerlein, nichts desto trotz erfordert sie Konzentration, doch was geschieht, wenn diese auf einmal massiv gestört wird und nicht mehr aufrecht erhalten werden kann?

So geschehen, dem Autoren, den ein intensiver Tinnitus zu schaffen machte und der sich darauf hin auf eine Entdeckungsreise begab. Nach Indien, Südostasien und Peru verschlug es ihn zu Wunderheilern, selbst ernannten Gurus und in Meditationszentren. Stefanadis berichtet darüber und vor allem von den Begegnungen mit gewöhnlichen und erstaunlichen Menschen.

Da wird auch schon mal ein Treffen in einem indischen Bahnhof zum Dreh- und Angelpunkt.

Immer wieder öffnet sich Stefanidis dem Neuen, den Unbekannten. Die Suche nach Erlösung von Schmerzen tritt irgendwann in den Hintergrund, wird unwichtig.

Um so intensiver macht der Autor vor allem Erfahrungen mit verschiedenenen Arten der Meditation und entdeckt dann ganz am Ende, dass es vielleicht doch nicht nur das in sich Hineinatmen ist oder Lach-Yoga, welches Glück und Heilung verspricht, sondern etwas anderes Banaleres.

Joannis Stefanidis auf einer Sinnsuche, die er selbst ohne werten zu wollen betreibt, ist eine Mischung aus Reisebericht, spirituellen Buch, Erfahrungsbericht und vielleicht vor allem für ihn selbst eine Art Erinnerung an das, was selbst in unserer hektischen Welt möglich ist, an Ruhe und Glück zu gewinnen, wenn man denn will.

In wie fern das als Anregung für die Leser dienen kann, ist schwierig zu sagen. Wie die Lektüre hilft, auch. Ruhe und Gelassenheit muss man vielleicht lernen. Erleuchtung und Heilung, zu groß um das genauer zu definieren, kann man nicht einfach so erlangen, wenn das denn möglich ist. Der Autor scheint seinen Weg gefunden zu haben.

Ob es den Lesern gelingen wird?

Autor:

Joannis Stefanidis wurde 1964 geboren und wuchs in Westberlin auf. Er ist Musiker, Autor und Reisender. Hauptberuflich arbeit er als Übersetzer und ist den Lesern in dieser Tätigkeit hauptsächlich durch die Bücher der “Eragon”-Reihe bekannt. Zahlreiche Thriller und Jugendbücher wurden ebenfalls von ihm ins Deutsche übersetzt. er lebt in Berlin und Mumbai.

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Simon Schwartz: IKON

IKON Book Cover
IKON Simon Schwartz Avant Verlag Erschienen am: 01.03.2018 Seiten: 216 ISBN: 978-3-945034-79-8

Inhalt:

IKON folgt dem Russen Gleb Botkin, der als Sohn des Leibarztes des russischen Zaren die Oktoberrevolution miterlebt und dabei seine engste Vertraute verliert – die Zarentochter Anastasia.

Jahre später, im amerikanischen Exil, trifft der spirituell entwurzelte Ikonenmaler Botkin eine psychisch kranke Frau, die vorgibt, seine verlorene Anastasia zu sein und Anspruch auf den russischen Thron erhebt. Botkin, der sein ganzes Seelenheil auf diese tragische Gestalt projiziert, verliert erneut den Halt und verschreibt sich mit Leib und Seele seiner wiedergefundenen Ikone.

IKON ist eine – auf wahren Begebenheiten basierende – Erzählung über Verlust, Projektion und die Liebe zweier verlorener Seelen, die von der Brutalität des 20. Jahrhunderts gezeichnet wurden. (Klappentext)

Rezension:

Die Geschichte der Anna Anderson, die unter mysteriösen Umständen in einer Berliner Heilanstalt in den 1920er Jahren auftauchte und Anspruch darauf erhob, eine der Töchter des letzten Zaren von Russland zu sein, ist bekannt und bereits Stoff für zahlreiche filmische und nicht zuletzt literarische Umsetzungen gewesen.

Zu schön um wahr zu sein ist es doch, einem grausamen Massaker, wie durch ein Wunder, entkommen zu sein und damit um Stellung und nicht zuletzt einem unvergleichlichen Vermögen, wenn auch kaum greifbar, zu kämpfen.

Doch, lässt sich eine Geschichte, die sich über einen Zeitraum von Jahrzehnten abspielte und mindestens die Wucht eines Krimis auf vielerlei Ebenen hatte, wirklich in Form einer Graphic Novel erzählen?

Die Umsetzung einer komplexen Thematik in Comic.Form ist bereits mehreren Zeichnern gut gelungen. Die Graphic Novel um Anne Frank etwa gehört wohl dazu und auch die mehrteilige Kindheits- und Jugendbiografie des Charlie-Hebdo-Zeichners Riad Sattouf “Der Araber von morgen” kann man da nennen. Wie steht es also um “IKON”, in der Simon Schwartz die Geschichte des Russen Gleb Botkin und des Mythos Anastasia erzählt?

Zunächst ist auffällig der grobe Zeichenstil, der in Schwarz-Weiss diese atemraubende Geschichte versucht, zu verbildlichen. Bewusst ist hier vom Versuch die Rede, denn nur schwer gewöhnt man sich an die unruhigen Zeichnungen, die im zusammenhang mit der sprunghaften Erzählweise eine Konzentration abverlangen, die man wohl kaum bei einer Graphic Novel voraussetzen darf.

Zudem wechseln sich hier Zeitebenen nach nur wenigen Seiten ab, Handlungsstränge, die sich nur schwer zusammenführen lassen, zumal für ungeübte Leser. Vorkenntnisse um die Ereignisse des Lebens der letzten Zarenfamilie, der Mordnacht in Jekaterinburg 1918 und nicht zuletzt um Anastasia/Anna Anderson selbst, sind unbedingt von Nöten, möchte man sich auf die Graphic Novel auch nur halbwegs einlassen.

Wer will, erfährt so einiges über die russisch-orthodoxe Religion, die Bedeutung und Werdung von Ikonen, versteht die Anspielungen, die Simon Schwarz hier durchaus gelungen eingebracht hat. Das funktioniert jedoch nur bei denen, die nicht gerade Einsteiger in diese Thematik sind.

In der Graphic Novel nachempfunden. Gleb Botkin zeichnet für die Zarenkinder.
Quelle: Simon Schwartz, IKON, Avant Verlag.

Die Zeichnungen Gleb Botkins für die Zarenkinder gab es wirklich, sahen auch so ähnlich aus, wie sie der Protagonist in mehreren Szenen zu Papier bringt, auch hält sich der Autor strickt an die Historie und erliegt nicht der Versuchung, dem schon aufgeklärten aber immer noch an manchen Stellen gepflegten Mythos um Anastasia neue Nahrung zu verschaffen.

Wenn man jedoch dieses Vorwissen nicht hat, fällt es trotz der nachstehenden Erläuterungen schwer, in die Geschichte einzutauchen und sich auch darauf einzulassen.

Prägnant ist der erdrückend wuchtig wirkende Zeichenstil.
Quelle: Simon Schwartz, IKON, Avant Verlag.

Zu wuchtig, zu eigenwillig wirken sämtliche Protagonisten, was am Zeichenstil einerseits liegt, von den ständigen Zeitsprüngen mal gar nicht zu reden, andererseits auch und besonders an einer Überbetonung von Charakterzügen. Das funktioniert vielleicht auf einer Theaterbühne, damit’s dann auch der Zuschauer in der hintersten Reihe mitbekommt, hier aber allzu aufdringlich und abstoßend wirkt.

Wer sich wirklich mit der Tragik der Familie des letzten Zaren beschäftigen wollte, noch keine Berührungspunkte mit der Thematik hat, sollte besser zu Simon Sebag-Montefoire oder Elisabeth Heresch (“Alexej, der Sohn des letzten Zaren”) greifen, die beiderseits hervorragende und verständlich zu lesende Sachbücher darüber verfasst haben. Damit ist Interessierten und Kennern eher gedient.

Mittels eines DNA-Tests konnte Jahrzehnte später zweifelsfrei festgestellt werden, dass es sich bei Anna Anderson nicht um die Zarentochter Anastasia handelte.

Simon Schwartz über richtige und falsche Ikonen.

Nebenbei erfährt der Leser etwas über russische Orthodoxie und die Entstehung von Ikonen.
Quelle: Simon Schwartz, IKON, Avant Verlag.

Zeichner:

Simon Schwartz wurde 1982 geboren und ist ein deutscher Comiczeichner, Autor und Illustrator. Nach dem Abitur arbeitete er im Mosaik Verlag und studierte von 2004-2009 Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg.

Für verschiedene Tageszeitungen verfasst er reegelmäßig Comic-Strips und veröffentlichte 2009 seinen ersten comic-Roman. Für Wände mehrerer Gedenkstätten zeichnete er die Vorlagen. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet.

Weiterführende Links und Literatur:

Ein anderer Blog: MonerlS bunte Welt

Simon Sebag-Montefoire: Die Romanows

Douglas Smith: Rasputin – Und die Erde wird zittern

Wikipedia: Die Ermordung der Zarenfamilie

Das Ipatjew-Haus / 10 Fakten / Wikipedia: Anna Anderson

Wikipedia: Anastasia Nikolajewna Romanowa

Helen Rappaport: The Romanov Royal Matyrs (Book Trailer)

Empfehlenswerte Verfilmung:

“Nikolaus & Alexandra”, Spielfilm von 1971, bassierend auf Robert K. Massies gleichnamigen Buch. Sehr nah am Biografischen. Länge: 181 Minuten.

Vielleicht schreibe ich doch mal ein Special zu verschiedenen Verfilmungen und anderen Büchern? Da gibt’s mehrere sehr interessante Umsetzungen.

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