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Bruno Preisendörfer: Deutschland 2 – Als unser Deutsch erfunden wurde

Als unser Deutsch erfunden wurde Book Cover
Als unser Deutsch erfunden wurde Reihe: Deutschland – 2 Galiani Berlin Erschienen am: 09.06.2016 Seiten: 472 ISBN: 978-3-86971-126-3

Inhalt:

Martin Luther hat mit seinen Wirken das Leben und denken, nicht zuletzt das religiöse Denken der Deutschen nachhaltig geprägt. Wie aber lebten der Prediger und seine Zeitgenossen, damals im 16. Jahrhundert?

Wir schauen Handwerkern und Händlern über ihre Schultern, Hans Sachs beim Versemachen und Luthers Frau Katharina bei der Haushaltsführung. Wir erleben Dürer beim Malen und die Fugger beim Wirtschaften.

Vom Aufwachsen in der Lutherzeit bishin zur Beisetzung erleben wir den Alltag unserer Vorfahren und fürchten uns vor dem Jüngsten Gericht. Eine Reise in unsere Geschichte. (eigene Inhaltsangabe)

Bücher der Reihe:

Bruno Preisendörfer: Deutschland 1 – Als Deutschland noch nicht Deutschland war

Bruno Preisendörfer: Deutschland 2 – Als unser Deutsch erfunden wurde

Bruno Preisendörfer: Deutschland 3 – Als die Musik in Deutschland spielte

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Rezension:
Vor allem für die jenigen, die glauben, dürfte einer der größten Deutschen kein Geringerer als Martin Luther sein. Der Württemberger Prediger, der das wuchernde und korrupte katholische Glaubenssystem in Frage stellte und damit einen ungeher großen Stein ins Rollen brachte, vermag uns heute noch zu faszinieren.

Doch, wer war der Mann, dessen Wirken erst 2017 im großen Jubiläum Tribut gezollt wurde? Welche Veränderung brachte der Reformator in das Denken der Menschen, wie genau prägte er den künftigen komplizierten Glaubensmechanismus, der fortan das Leben im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bestimmen sollte?

Wie lebten er und seine zeitgenossen, von Dürer bishin zu den umtriebigen Fuggern? Was aßen sie, auf welchen Stand waren Bildung oder gar die Medizin, in einer Zeit, in der die Pest wütete und Frauen haufenweise auf die Scheiterhaufen landeten?

Wie wuchsen Kinder auf, wie unterschied sich das Leben von Bauern und Städtern, vom Erbadel bishin zu durch neue Wirtschaftszweige gewordenen Neureichen? Bruno Preisendörfer nimmt seine Leser mit, auf eine Zeitreise, in ein Jahrhundert, welches die Deutschen, die noch gar keine waren, nachhaltig prägen sollte.

Es ist ungemein schwer, ein Sachbuch zu bewerten, welches in seiner Thematik gut recherchiert wurde, dessen Funke aber nicht überspringen möchte. “Als unser Deutsch erfunden wurde”, wirkt wie ein Pädagoge, der zwar fachlich versiert ist, alleine keine Begeisterung entfachen kann, einen Sachverhalt so zu vermitteln, dass man auch gewillt ist, mehr zu erfahren.

Zitate von Gedichten etwa, werden nur schwer lesbar im Fließtext untergebracht, welches weder den Augen förderlich ist, noch dem Verständnis. Absätze und eine Schreibweise, eben in Gedichtform, Zeile für Zeile, hätten hier gut getan.

Auch das Einfädeln der Personenbiografien, die an das Werk selbst hintenan gestellt wurden, hätte den Erläuterung der Themen gut getan. Auch die breitere Fächerung des Inhalts ist hier nicht förderlich. Der Leser schweift ab, überfliegt, um zur nächsten interessanten Stelle zu gelangen, von denen es gleich wohl viele gibt.

Den Vorsatz, einen Zeitrahmen von nahezu einem Jahrhundert und einem Stückchen mehr zu umfassen, versucht Preisendörfer redlich. Fachlich ist ihm das einigermaßen gelungen.

Tatsächlich lässt die Grobheit eines Gesamtüberblicks die Detailliertheit vermissen, die die Konzentration auf einzelne Themen, eines Ausschnitts aus dieser Zeit, hätte bewirken können. Die gleiche Schwäche, wie beim Vorgänger, der thematisch in die Nachfolgezeit einzuordnen ist.

Ein paar Seiten mehr, die Einwebung der hintenangestellten Biografien und eine verlegerische Entscheidung, Reime nicht als Fließtext unterzubringen, hätten hier geholfen.

So aber bleibt der Eindruck eines Geschichtsbuches, welches die Faszination für Luther und seine Zeitgenossen zwar versucht, zu erläutern, es aber nach dem Schließen des Buchdeckels nicht zu halten vermag.

Autor:
Bruno Preisendörfer wurde 1957 in Kleinostheim/Unterfranken geboren und ist ein deutswcher Schriftsteller für Sachbücher und Belletristik. Nach der Schule und verschiedenen Stationen in Süddeutschland arbeitete er zunächst als Angestellter in einem Obdachlosenheim.

Anschließend studierte er Germanistik, Politikwissenschaften und Soziologie. 1982 zog er nach Berlin, wo er das Studiom abschloss. 1997 promovierte er. Von 1987 bis 1997 arbeitete er in verschiedenen Ressorts eines Zeitungsmagazins, nevor er 1995 redaktionsleiter wurde.

Als Redakteur arbeitete er zudem für die Zeitschrift “Freibeuter”. Heute arbeitet er vor allem als freier Schriftsteller. Der Autor ist mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit den NDR Kultur-Sachbuch-Preis, 2016.

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Karlheinz Weißmann: Prophet der Deutschen – Martin Luther für junge Leser

Prophet der Deutschen -  Book Cover
Prophet der Deutschen – Martin Luther für junge Leser Rezensionsexemplar/Sachbuch Verlag: Junge Freiheit Hardcover Seiten: 171 ISBN: 978-3-929886-64-1

Inhalt:

Es gibt wenige Menschen, die ihren Weg so entschlossen gegangen sind, wie er. Ein Weg, von dem er überzeugt war, dass Gott ihn gewiesen habe. Luther ging seinen Weg furchtlos, obwohl er niemals gerade verlief.

Er folgte ihm, unbekümmert um das, was die Leute sagten, ohne Rücksicht auf das, was die Mächtigen wünschten. Luther ist bis heute nicht vergessen. Ein großer deutscher. Einer, dessen Denken und Handeln uns vielleicht fremd erscheinen mag, dessen Leistungen für unsere Nation aber gar nicht zu überschätzen sind.

Ein großer Mensch. Einer, dessen Ehrlichkeit und Unerschrockenheit uns beeindrucken muss. Ein Vorbild. Einer, der für die Freiheit des Gewissens kämpfte und bereit war, dafür die Folgen auf sich zu nehmen. (Klappentext)

Rezension:

2017 jährt sich die Reformation zum 500. Mal. Für die Stadt Wittenberg ein Kraftakt und ein großes Werbemoment. Martin Luther, der in der Schlosskirche zu Wittenberg wirkte, gilt heute als einer der größten Deutschen und das zu einer Zeit, in der immer mehr Menschen angeben, keiner Glaubensrichtung anzugehören.

Doch, was ist dran an den Menschen, der dem Volk “auf’s Maul schauen” wollte, sich für die deutsche Übersetzung der Heiligen Schrift stark machte, erst den katholischen Glauben reformieren wollte und sich schließlich gegen den Papst und die bestehende Ordnung wante?

Mit all ihren Folgen, wie die Spaltung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, der Abspaltung der Eidgenossenschaften, aus denen später die Schweiz hervorgehen sollte, die Schwächung des Kaisers und nicht zuletzt den Dreißigjährigen Krieg, dessen Beginn Luther nicht mehr erlebte.

Karlheinz Weißmann dröselt auf, stellt das Leben Luthers zu seiner Zeit dar und bringt mit seinem Sachbuch eine gute und verständliche Erklärung heraus, gerichtet an explizit junge Leser.

Allzu wissenschaftlich wird es nicht, dafür einprägsam, erhält man Einblick in einen spannenden Teil der deutschen Geschichte und in das Wirken eines Mannes, der heute durchaus differenziert betrachtet werden kann.

Und Weißmann hat sich dieser Aufgabe gestellt. Beleuchtet Hintergründe von Luther selbst, seiner Freunde, seiner Gegner und tut dies mit einer Ruhe, dass man zwar einen Einblick bekommt, jedoch Kritik an der historischen Person zwar angeschnitten wird, jedoch zu kurz kommt.

Das ist schade, da gerade die Zielgruppe durchaus schon fähig ist, mit zwei Seiten einer Medaille fertig zu werden.

Dennoch, wichtige Stationen des Reformators, dessen Ziel zurst nicht einmal die Infragestellung des Papsttums gewesen ist, werden beleuchtet. Gerade so ausführlich, wie es eben geht, ohne den Sinn aus den Augen zu verlieren, jedoch nicht zu ausführlich.

Wir begleiten Luther durch seine Kindheit und Jugend, seinen Entschluss ins Kloster einzutreten und in seiner Beschäftigung mit der Heiligen Schrift. Schließlich Verbannung und Verstecken als Junker Jörg in Wittenberg und das Nachleben eines streitbaren Menschens.

Das ist alles logisch gegliedert und gut erzählt, nebenbei gesagt auch wunderschön illustriert, dennoch ist es an manchen Stellen einfach zu unkritisch. Luthers Judenfeindlichkeit etwa, wird nur kurz angeschnitten und etwas wirr gerechtfertigt.

Etwas, was man kaum durchgehen lassen kann und nur mit dem Zudrücken aller verfügbarer Hühneraugen gangbar ist. Denn, auch junge Leser sollten ruhig schon mit allen Eigenschaften einer Person ausführlich konfrontiert werden, wenn man schon Personengeschichte macht.

So bleibt ein Sachbuch für Kinder, welches gute Ansätze verfolgt (Die politische Ausrichtung des Autoren siehe VWikipedia mal außenvor gelassen, wenn sie denn so stimmt.), an manchen Stellen jedoch für das Zielpublikum zu hoch greift, an anderen Stellen hätte tiefschürfender sein können.

Der Autor möchte viel, kann auch begeistern und interessieren, und für einen Themeneinstieg ist diese Ausgabe sicher geeignet, indes vollständig zu überzeugen vermag sie nicht.

Autor:

Karlheinz Weißmann wurde 1959 in Northeim geboren und ist Buchautor und Gymnasiallehrer. er studierte Evangelische Theologie, Pädagogik und Geschichte an der Georg-August-Universität in Göttingen, sowie in Braunschweig, legte beide Staatsexima ab und promovierte an der TU Braunschweig.

Er wurde Mitglied der Hochschulgilden der Deutschen Gildenschaft und arbeitet seit 1984 als Gymnasiallehrer für evangelische Religion und Geschichte. Er ist Mitglied im Philologenverband Niedersachsen.

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