Rede

Caroline Draeger (Hrsg.): Angela Merkel – Die großen Reden

Inhalt:
“Deutschland, das sind wir alle.”, “Es ist sehr ernst.” oder “Wir schaffen das.” – diese Zitate aus wichtigen Reden von Bundeskanzlerin Angela Merkel machen Schlüsselmomente deutscher Politik lebendig. Sie zeigen, welch entscheidende Rolle die Reden der Kanzlerin spielten: während der Bankenkrise 2008, in der Flüchtligsdebatte 2015 und in besonderen Maße in der Corona-Pandemie 2020/21.

Angela Merkels Reden verdeutlichen, für welche Werte die erste Kanzlerin der Republik stand – jenseits aller politischen Interessen. Und warum uns ihre Worte weit über den Ort und den Anlass hinaus heute noch bewegen. (Klappentext)

Rezension:
Die Auswertung einer 16-jährigen Kanzlerschaft hatte bereits vor ihrem Ende begonnen. Bücher erschienen im Laufe ihrer letzten Legislaturperiode zu Hauf. Bildbände waren darunter, Biografien und Abrechnungen. Welchen Platz sich die erste Frau an der Spitze des politischen Geschehens der Bundesrepublik gesichert hat, wird die Zeit zeigen. Ihre Drei-Wort-Sätze, auf die man Angela Merkel gerne reduzierte, entwickelten ein Eigenleben, welches polarisierte, mindestens aber bezeichnend war, für die Zeit, in der sie fielen.

Jenseits von “Sie kennen mich.” waren es jedoch immer auch große Reden, die Wegmarken markierten und Zeichen setzten, wenn sie auch unprätentiös vorgetragen wurden. Angela Merkel sprach nicht nur als erste deutsche Regierungschefin vor dem israelischen Parlament, der Knesset, auch vor dem amerikanischen Kongress, nicht zuletzt im Bundestag oder in zahlreichen Fernsehansprachen im Zuge der Corona-Pandemie. Da kam die frühere Wissenschaftlerin zum Vorschein, die mit der Wende ihren Einstieg in die Politik fand und beide Ebenen versuchte, miteinander in Einklang zu bringen.

“Es war weniger das Vorbereitete als das Spontane, nicht der Vortrag, sondern ihre Schlagfertigkeit, mit der Merkel einen Saal durchaus in wenigen Worten für sich einnehmen konnte, weil sie für kurze Zeit aus dem Amt ins Authentische wechselte.”

Nico Fried im Vorwort zu “Angela Merkel – Die großen Reden”.

Die Verlagslektorin Caroline Dreager und der Journalist Nico Fried haben zusammengetragen, was an Reden für die Zeitgeschichte bedeutsam werden dürfte. Sie werten dabei nicht, lediglich das Vorwort ordnet ein wenig ein, ansonsten ist man lesend frei, dies für sich selbst zu sortieren. Kennzeichnend, manches liest sich leichter, als es sich zum Zeitpunkt des Vortragens anhörte. Doch bekommen wir hier einen Einblick in minutiös ausgearbeitete Reden, die natürlich auf eine bestimmte Wirkung abzielten. Interessant auch, was sich vor allem an formulierten politischen Zielen umsetzen ließ und was nicht oder nur mit Abstrichen.

Das gesprochene Wort ist eines der wichtigsten Werkzeuge im Politikbetrieb, zumal der Regierungschefin. Etwas anderes als eine Sammlung von Reden braucht es daher nicht unbedingt. Unabhängig vom politischen Standpunkt der Lesenden ist dieses Werk ein gelungenes zeithistorisches Dokument.

Autoren:

Dr. Caroline Draeger wurde 1967 geboren und ist promovierte Sinologin. Sie arbeitet als Verlagslektorin.

Nico Fried wurde 1966 in Ulm geboren und ist ein deutscher Journalist. Er studierte in München und Hamburg Politikwissenschaften. Seit 2007 leitet er die Parlamentsredaktion der Süddeutschen Zeitung in Berlin. Vorher arbeitete er für die Berliner Zeitung, nachdem er im Jahr 2000 zur Süddeutschen Zeitung wechselte. 2004 übernahm er die journalistische Beobachtung der SPD.

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Joanne K. Rowling: Was wichtig ist

Was wichtig ist Book Cover
Was wichtig ist Joanne K. Rowling Carlsen Erschienen am: 30.11.2017 Seiten: 75 ISBN: 978-3-551-58777-0

Inhalt:

“Wir brauchen keine Magie, um unsere Welt zu verwandeln, wir tragen alle Kraft, die wir brauchen, bereits in uns.” (Klappentext)

Abschlussrede von Joanne K. Rowling vor Studenten der Harvard University, 2008.

Rezension:

Eine Frau, der man ihren Erfolg gönnen mag, ist Joanne K. Rowling zweifellos. Aus Armut und Erfolglosigkeit heraus, schrieb sie sich mit den Geschichten um den Zauberlehrling Harry Potter in die Herzen von Millionen Lesern weltweit.

Daraüber hinaus engagiert sie sich für wohltätige Zwecke, nutzt ihren Einfluss um auf die Arbeit in der Erforschung der Krankheit Multiple Sklerose aufmerksam zu machen, oder auch auf Sozialarbeit im Rahmen verschiedener Projekte um Kinder und Jugendliche.

Was aber ist wirklich wichtig? Sind es unsere messbaren Erfolge, wie das nächste Gehalt, die berufliche Stellung, materielle Sicherheit? Oder doch die Kraft der Phantasie, die man von Kindesbeinen an besitzt, aber als Erwachsener manchmal droht, aus den Augen zu verlieren?

In ihrer Rede vor einem Abschlussjahrgang der Studenten der Harvard University hat sich die erfolgreichste Autorin der Neuzeit an einer Antwort versucht.

Wie bewertet man eine Rede, deren Wirkung man nicht nachvollziehen kann, zumal, wenn diese vor einer Gruppe von Menschen gehalten wurde, die ohnehin sehr priviligiert sind?

Wer in Harvard studiert, tut dies, weil er ein Stipendium dafür bekommen hat, besondere Fähigkeiten, besonderes Wissen hat oder aus einflussreichen, wohlhabenden Familien kommt, oder im schlechtesten Fall einen ungeheuren Kredit aufgenommen hat, um sich das Studium leisten zu können.

Wie beurteilt man etwas, dessen Eindruck man nicht teilen kann, weil man die Original-Sprache der Rede nur grundsätzlich beherrscht, sich diese jedoch mehrfach anhören müsste, um vollends zu begreifen und von der man schon von vorn herein weiß, dass sie in der Übersetzung wahrscheinlich viel verloren hat, die zudem hauptsächlich von der Person lebt, die sie nicht nur geschrieben, sondern auch vorgetragen hat?

Fragen, die sich der Leser dieser kleinen Verschriftlichung stellen darf und auch sollte, um der Beurteilung gerecht zu werden. Zumal man sie ohnehin wohl.

In den Weiten des World Wide Web finden würde, nahezu kostenfrei und von der anzunehmen ist, dass sie sich wahrscheinlich nicht verkaufen würde, wenn sie von einer weniger bekannten und auch wichtigeren Person gehalten worden wäre. Trotzdem ist “Was wichtig ist”, doch ein kleines Juwel, wenn man es auch nicht überbewerten sollte.

Joanne K. Rowling erinnert hier daran, was uns zudem macht, was wir sind. Dass das Scheitern viel sicherer ist, als so mancher Erfolg, und dass wir uns immer wieder zurückbesinnen sollten, auf unsere Phantasie, die dazu geeignet ist, uns über schwierige Zeiten hinweg zu tragen.

Gerade erfolgsorientierte Menschen vergessen dies vielleicht, so dass die Lektüre nicht unbedingt schadet. Auch, wenn man ehrlich sein muss, man nichts vermissen wird, wenn man sie nicht gelesen hat.

Durchsetzt mit einer Brise britischen Humors wird diese Rede besonders in ihren letzten Sätzen sehr stark, wenn auch Passagen mit aus dem Beginn in Erinnerung bleiben werden.

Alles andere wird nach und nach durch unsere Phantasie ersetzt werden. Diese ihren Raum zu geben, ist Rowlings Anliegen vor den Harvard Absolventen gewesen. Mehr braucht es auch oft nicht.

Autorin:

Joanne K. Rowling wurde 1965 geboren und ist Schriftstellerin, Drehbuch-Autorin und Schirmherrin verschiedener Wohltätigkeitsorganisationen. Nach ihrem Studium arbeitete sie u.a. als Lehrerin und für Amnesty International, bevor sie 1997 ihren ersten Roman veröffentlichte.

Dieser und die darauf folgenden Bände verkauften sich über 450 Millionen Mal und wurden in über 80 Sprachen übersetzt und verfilmt. Mehrere Zusatzbücher schrieb sie für wohltätige Zwecke.

Sie ist zudem Drehbuchautorin und Co-Autorin eines im Harry Potter Universum spielenden Theaterstücks am Londoner West End. Für ihre schriftstellerische und karikative Arbeit erhielt Rowling zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Order of the British Empire und den Hans Christian Andersen Preis.

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