Mittelmeer

Gerald Durrell: Korfu 1 – Meine Familie und andere Tiere

Meine Familie und andere Tiere Book Cover
Meine Familie und andere Tiere Gerald Durrell Rezensionsexemplar/Biografie Piper Verlag Hardcover Seiten: 399 ISBN: 978-3-492-05917-6

Inhalt:

Gerald Durrell erinnert sich an seine wundervoll sorglose Kindheit. Und erweckt sie in diesem witzig sinnlichen Familienroman noch einmal zum Leben. Britischer Humor trifft auf griechische Kauzigkeit, kindliche Beobachtungslust auf tierische Mitbewohner und die flirrende Atmosphäre der Insel. Selten durfte man sich bei großer Literatur so herrlich amüsieren. Geralds liebenswerte Familie und die unverstellt charmanten Korfioten machen diesen englischen Klassiker in neuer Übersetzung zu einer wahren Wiederentdeckung. (Klappentext)

Reihenfolge der Bücher:

Gerald Durrell: Korfu 1 – Meine Familie und andere Tiere

Gerald Durrell: Korfu 2 – Vögel, Viecher und Verwandte

Gerald Durrell: Korfu 3 – Im Garten der Götter

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Rezension:

Klappentexte wecken Erwartungen und der zum Roman “Meine Familie und andere Tiere” vorliegende stapelt nicht gerade tief. Entsprechend skeptisch geht man als Leser an die Lektüre heran, gleichwohl man mit aller Ehrlichkeit konsultieren muss, dass Fanmilienleben doch genau so, und nicht anders ist oder zumindest so sein sollte. Chaotisch, impulsiv, verquer, sonderbar und ereignisreich. Der Zoologe Gerald Durrell, der an sich nur über die Tier- und Pflanzenwelt der griechischen Insel Korfu schreiben wollte, nimmt den Leser mit auf eine Reise, zum Sehnsuchtsort seiner Kindheit.

Mit den Durrells, deren Geschichte, besonders eben das Leben auf der Insel im Mittelmeer, betreits mehrfach verfilmt wurde, begibt sich der Leser nach Korfu und hinein, in ein großes Abentuer, dessen chaotische Auswirkungen nicht nur Gerald und dessen Familie in ihren Bann ziehen. Britischer ordnungssinn trifft auf familiäres Chaos und auf mediterrane Gelassenheit, so dass zwangsläufig urkomische Situationen entstehen lassen. Die Charaktere, durch die Beobachtungsgabe des Autoren mit den Blick des Familienmitglieds intensiv und sehr detailliert gezeichnet, nehmen den Leser sofort für sich ein, wobei an sich nicht viel passiert.

Tatsächlich ist der Handlungsverlauf eher ruhig, wenn man eben vom Zusammenspiel der Personen und deren Auswirkungen mal absieht, aber aus Sicht des Kindes Gerald “Gerry” Durrells passiert eben doch eine ganze Menge. Mit der Lust am Beobachten lässt uns der Autor an den Beginnen seiner zoologischen Interessen teilhaben, aber auch die Beschreibungen der Menschen um ihn herum sind mehr als amüsant. Zwar wünscht man sich manche Ausführungen noch genauer, bleiben einige Figuren vergleichsweise blass, dennoch fliegen die Seiten nur so dahin, ohne dass man allzu viel vermisst.

Britischen Humor sollte man allerdings mögen. wer damit nichts anfangen kann und den Zugang nur schwer findet, ist mit diesen Roman falsch bedient. Für alle anderen erweckt Durrell die Sehnsucht, diese gleichsam chaotische wie liebenswerte Insel und ihre Bewohner, tierisch und menschlich, zu entdecken und sich einmal näher mit den Leben und Wirken der Durrells zu beschäftigen, die nicht nur einen, in der Fachwelt, hoch akzeptierten Zoologen hervorgebracht haben, sondern auch einen Schriftsteller, einer der älteren Brüder Gerald Durrells, der mehrmals haarscharf am Nobelpreis für Literatur vorbei geschrammt ist. Die Grundlagen dafür liegen auf Korfu.

Der Autor unterlässt es, zu erzählen, wie die Familie sich auf Korfu über Wasser gehalten hat, gibt jedoch interessante Einblicke in ein Leben, welches in vielerlei Sicht heute nicht mehr so hätte stattfinden können. Um so faszinierender der Werdegang des Autoren und Zoologen, dessen Erlebnisse mit Tieren und Menschen nicht nur ein Schmunzeln hervorrufen dürften. Diese Erzählung ist positiv und lebensbejahend, sollte auch nur unter diesen Gesichtspunkt gelesen werden. Für Tierhalter, Naturfreunde, Mittelmeer-Liebhaber und Familienmenschen eine unbedingte Empfehlung.

Autor:

Gerald Durrell wurde 1925 in Indien geboren und war ein britischer Autodidakt und Zoologe. 1935 wanderte seine Familie nach Korfu aus, wo Durrell einen Teil seiner Kindheit verbrachte, musste jedoch unter den Eindruck des Krieges 1939 nach England übersiedeln. Er arbeitete zunächst als Tierpfleger und Tierfänger, unternahm später mehrere Expeditionen, u.a. mach Mexiko und Madagaskar.

Durrell arbeite für mehrere Fernsehsender and Dokumentationen und schrieb Bücher über Tiere und Zoohaltung. 1959 gründete er einen eigenen Zoo, 1980 eine Mini-Universität, die bis heute in Techniken zur Bewahrung von Tierarten ausbildet. Er starb 1995 auf Jersey.

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Margaret Mazzantini: Das Meer am Morgen

Das Meer am Morgen Book Cover
Das Meer am Morgen Margaret Mazzantini Dumont Erschienen am: 02.10.2013 Seiten: 128 ISBN: 978-3-8321-6260-3 Übersetzerin: Karin Krieger

Inhalt:

Virtous und in eindringlichen Bildern erzählt Margaret Mazzantini in diesem poetischen Roman das Schicksal zweier Jungen und ihrer Familien. Farid und Vito leben in Ländern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so nah beieinander liegen. Was sie auf immer trennt – und verbindet -, ist das weiter blaue Meer dazwischen. (Klappentext)

Rezension:

Ein Roman wie ein Paukenschlag, wachrüttelnd und den Finger in die Wunde legend. Dies ist Margaret Mazzantinis “Das Meer am Morgen”. Erzählt wird die Geschichte, zweier Jungen, der eine in Libyen auf der Flucht vor Bürgerkrieg, Hunger und Elend, der andere in Italien, die Situation der Flüchtlinge registrierend und mit seiner eigenen Zukunft hadernd.

Der 18-jährige Vito findet am Strand eine Halskette, wie sie kleinen Kindern in Libyen zum Schutz vor bösen Geistern umgelegt wird und denkt dabei an das Schicksal derer, die flüchten müssen. Und an die eigene Familiengeschichte, schließlich floh seine Familie selbst einst aus Afrika nach Italien.

Auf der anderen Seite des Meeres spielt sich indes das Drama einer Flucht ab. Ein verrosteter, dann völlig überladener Kahn, soll die Flüchtenden den Wohlstand Europas näher bringen, doch ist mit Beginn der Fahrt schon das grausame Schicksal der Menschen besiegelt.

Erst gehen Trinkwasser und Benzin zur Neige, dann der Lebensmut. Schließlich sterben die ersten. Auch der kleine Farid vermag nicht mehr durchzuhalten.

Ein bedrückender eindrücklicher Roman, der auf wenigen Seiten so emotional wie möglich die Misere der Flüchtlinge näher bringt, die nichts anderes wollen als ein besseres Leben ohne Gefahren und dafür alle Strapazen auf sich nehmen.

Gerade heute, in denen die Scharfmacher a la Pegida die Oberhand gewinnen und Staatschef ihre Augen und Grenzen vor dem Elend der Menschen verschließen.

Margaret Mazzantini zeigt mit “Das Meer am Morgen”, was es heißt, auf der Flucht zu sein, macht die Leiden, die Hoffnungen derer greifbar, die unmittelbar betroffen sind. Ob als Flüchtlinge selbst oder in den Ankunftsländern, die zuerst die Verzweiflung der Menschen zu spüren bekommen.

Die Autorin rüttelt wach. Natürlich gibt es auch Probleme, die durch den Flüchtlinsstrom entstehen, darum geht es hier aber nicht. Es geht um die Betroffenen selbst, die sich nicht anders zu helfen wissen als sich in die Hände von Schleppern zu begeben und diesen ihr Schicksal zu überlassen.

Mit dem Mut der Verzweiflung Unmengen von Geld aufbringen müssen um eine gefährliche Reise anzutreten, die ins Ungewisse führt und auf deren Weg unzählige Menschen sterben. Ein wichtiges Buch, gerade heute.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und dennoch anspruchsvoll, so dass der Roman sowohl von Erwachsenen als auch von frühen Jugendlichen gelesen werden kann. Tatsächlich lag der Roman bei den Jugendbüchern aus und dies ist auch richtig so.

Wer, wenn nicht die nächste Generation ist von unseren Entscheidungen, die wir heute treffen, morgen betroffen und in welcher Welt wollen wir morgen überhaupt leben?

Die Antwort hängt alleine von den Entscheidungen ab, die wir heute treffen und vielleicht sollte man mehr Menschlichkeit, gerade in dieser Frage, walten lassen. Margaret Mazzantinis Buch kann als Aufruf dazu verstanden werden, mal über das Schicksal der Betroffenen nachzudenken.

Ein wunderbarer Roman.

Autorin:

Margaret Mazzantini wurde 1961 in Dublin geboren und arbeitete nach der Schule als Theaterschauspielerin und für Film- und Fernsehproduktionen. Eine größere Aufmerksamkeit erlangte sie jedoch mit ihren Romanen, die inzwischen sämtlich ins Deutsche übersetzt wurden. Für Werke wie “Die Zinkwanne” wurde sie mit mehreren italienischen Preisen ausgezeichnet. Mit ihrer Familie lebt sie in Rom.

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