heyne

Stephen King: Später

Inhalt:

Der kleine Jamie Conklin wächst in Manhattan als Sohn einer Literaturagentin auf und wirkt wie ein ganz normaler Junge. Doch der Junge hat ein Geheimnis, er kann die Geister kürzlich Verstorbener sehen und mit ihnen sprechen. Die Toten selbst müssen seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Als der lukrativste Autor seiner Mutter Tia kurz vor Vollendung eines lang ersehnten Abschlussbandes stirbt, nutzen beide Jamies Gabe. Mit dem Befragen der Toten rufen sie jedoch ungewollte Dämonen hervor. (Inhaltsangabe lt. Verlag)

Rezension:

Gäbe es einen Preis für nichtssagende Klappentexte, der Heyne-Verlag hätte ihn diesmal bekommen und so muss hier die Inhaltsangabe der Umschlagseite herhalten, um einen Eindruck vom neuesten Werk aus der Feder Stephen Kings zu bekommen.

Wieder einmal konfrontiert der Großmeister der amerikanischen Horrrorliteratur ein Kind als Hauptprotagonisten mit dem Übernatürlichen. Wieder einmal beginnt ruhig, was mit fortschreitender Seitenzahl in immer tiefere Abgründe rutscht.

Aus der Ich-Perspektive des kleinen Hauptprotagonisten wird die Geschichte erzählt, die im Vergleich zu anderen Werken Stephen Kings regelrecht kompakt ausfällt. Das Grundgerüst ist, wie so oft, ein kindlicher Hauptprotagonist, der mit der Gabe des Übernatürlichen ausgestattet, eine Geschichte ins Rollen bringt und in immer höherem Erzähltempo diesen sämtliche Nerven abverlangen wird, die es zu behalten gilt.

Die Erzählung selbst liest sich flüssig und eignet sich für ungeübte King-Leser als Einstieg in die Welt der Horror-Literatur. Dazu notwendige Elemente sind nur sehr dossiert vorhanden. Gestandene Fans des Autors, die eine Geschichte im Stil von “Es” oder der Novelle “Die Leiche” erwarten, werden trotz gewisser Parallelen wahrscheinlich eher enttäuscht sein.

Eher Roman mit leichten Gruselelementen, benötigt King hier nicht lange, um gewisse Sympathieträger herauszuschälen und diese nicht nur mit Jamies Gabe zu konfrontieren. Tatsächlich bringt der Autor subtil Themen wie die Korruption innerhalb der amerikanischen Polizei, Alkoholismus. Drogen und Inzest unter, verlangt dabei seiner Leserschaft Einiges ab, zumal hier die Konzentration auf Weniger der Geschichte gut getan hätte.

Diese hätte ein paar hundert Seiten mehr vertragen können, gleichzeitig aber ist man dann doch froh, nur diese wenigen durchstehen zu müssen. Wahrscheinlich wäre hier ein Mittelweg angebracht gewesen. Hier wollte der Autor zu viel, auf zu geringer Seitenzahl. Themen werden nicht auserzählt, sind vielmehr Grundlagenelemente des Handlungsstrangs, der konsequent aus Jamies Perspektive fortgeführt wird. Das Ende wirkt gezwungen.

Ob das an der Übersetzung liegt, müssen Andere entscheiden. So aber wirkt die Erzählung halbgar. Lesbar? Ja. Aber nichts, was man nicht unbedingt muss.

Autor:

Stephen King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Vor allem für seine Horror-Romane bekannt, gilt er als einer der kommerziell erfolgreichsten und meistgelesenen Gegenwartsautoren. Er studierte Englisch und arbeitete kurze Zeit als Lehrer, verkaufte bereits Kurzgeschichten und veröffentlichte 1973 seinen ersten Roman. Weitere folgten, die in mehreren Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt wurden. Stephen King wurde für sein Werk ausgezeichnet, u. a. mehrfach mit dem Bram Stoker Award.

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Stephen King: Das Institut

Das Institut Book Cover
Das Institut Stephen King Heyne Erschienen am: 09.09.2019 Seiten: 768
ISBN: 978-3-453-27237-8
Übersetzer:
Bernhard Kleinschmidt

Inhalt:

Der Spielplatz war von einem mindestens drei Meter hohen Maschendrahtzaun umgeben. An zwei Ecken sah Luke Kameras. Sie waren so verstaubt, dass sie wahrscheinlich lange nicht gereinigt wurden. Hinter dem Zaun war nichts als Wald, meistens Tannen…

Was immer das Institut darstellte, es stand also inmitten eines alten Waldes, inmitten von nirgendwo. Was den Spielplatz anging, war Lukes erster Gedanke: Wenn es einen Gefängnishof für Kinder im Alter von sechs bis sechszehn gäbe, dann sähe der exakt so aus. (Klappentext)

Rezension:

Es ist die Geschichte, die man vom amerikanischen Großmeister des Horrors erwartet und dennoch enthält “Das Institut” für seine Leser wieder Überraschungen bereit, die einem erstaunen und erschaudern lassen. Zunächst jedoch setzt Stephen King auf ein altes funktionierendes Rezept, eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen als Protagonisten als Sympathiefiguren in Szene zu setzen und strickt eine phantastische Coming-of-Age-Geschichte, wie es die Spezialität des Autoren von “Es” oder der Novelle “Die Leiche” (“Stand by me”) geworden ist.

Im Zentrum des Ganzen, Luke Ellis, ein zwölfjähriger Junge, hochintelligent, der bereits die Zulassung für zwei amerikanische Universitäten in der Tasche hat und eines Nachts entführt und in eine mysteriöse Einrichtung verbracht wird, wo er zusammen mit anderen Kindern grausame Tests durchlaufen muss. Wozu ist zunächst nicht klar, doch der Junge merkt bald, dass nach einer gewissen Anzahl von Untersuchungen Kinder verschwinden und nicht mehr zurückkehren. Ihm wird klar, dass er fliehen muss. Doch, dies ist bisher niemanden gelungen.

“Meinst du, unser Erinnerungsvermögen ist ein Segen oder ein Fluch?”

Luke Ellis, Hauptprotagonist von “Das Institut”.

Der zweite Hauptstrang dieser sich mit zunehmender Seitenzahl immer rasanter gestaltenden Erzählung, geht es um Tim, einen ehemaligen Polizisten, der als eine Art Nachtwächter in einem verschlafenen Nest anheuert, um mit der Vergangenheit abzuschließen und sich neu zu orientieren. Später führen beide Handlungsstränge zusammen, zu einem fulminanten Showdown, dessen Ausgang hier nicht verraten werden soll.

Stephen King gelingt es hier, zwei sympathische Hauptprotagonisten zu schaffen, die zunächst alleine und später gemeinsam sich gegen das Böse stellen müssen. Was das ist und wozu dies dient, ist zu Beginn nicht klar, spielt jedoch auch keine Rolle, doch hat der Autor genügend Material zu einer Erzählung zusammen verflochten, was zeigt, wozu dieser eigentlich fähig ist.

Verschwörungstheorien, die bröckelnde Fassade amerikanischer Kleinstädte, der Hillbilly-Faktor, der die Atmosphäre schafft und eine Gruppe von Kindern, die in einem besonderen Moment zu ungewöhnlichen Mitteln greifen müssen, um nicht nur sich zu retten. Daraus ist eine interessante und vielschichtige Geschichte entstanden, die einem kaum loslässt. Keine Seite ist hier zu viel oder zu wenig geschrieben worden.

Doppelperspektisch erzählt, lullt Stephen King seine Leser zunächst ein, um Zeile zu Zeile Horrorelemente einfließen und wirken zu lassen, wenn gleich sich solche Elemente im Gegensatz zu anderen Werken von ihm wohl in Grenzen halten. Eine schlüssige Handlung ist es, welche diesen Pageturner auszeichnet, wo auch Wendungen gelingen, an denen andere Schriftsteller scheitern würden. Zudem ist auch die Handlung der Gegenseite verständlich und nachvollziehbar aufgebaut.

Der Autor, dessen Geschichte vielleicht etwas zu sehr amerikanische Elemente verpackt, hat hier ein Meisterwerk geschaffen, welches ein wenig unter dem Handwerk des Übersetzens zu leiden hatte. Hätte es Verlag und Übersetzer ein Bein abgebrochen, als Fußnote Begriffe wie “Nachtklopfer” zu erklären?

Nur die wenigsten Leser außerhalb Amerikas dürften damit etwas anzufangen wissen. Zur Information, damit ist eine Position etwas unterhalb eines Nachtwächters gemeint. So etwas sorgt für Atmosphäre, stört jedoch ein wenig beim Lesefluss.

Kurzatmig, folgeschnell ist die Handlung, die mit zunehmender Seitenzahl an Tempo gewinnt und eine Sogwirkung zeigt, derer man sich kaum zu entziehen weiß. Stephen King verlässt sich darauf jedoch nicht allein, sondern schafft ein Gedankenkonstrukt zwischen amerikanischer Einöde und Verschwörungstheorien, die einem die Schauer den Rücken hinunterlaufen lassen.

Der Autor zeigt damit, dass er immer noch in der Lage ist, eine grandiose Geschichte zu schreiben. Ich würde sogar soweit gehen, “Das Institut” eine moderne Version von “Es” zu nennen, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Querverweise zu anderen Werken von King nicht ausgenommen, wobei jetzt keine Kenntnisnahme notwendig ist, um in die Ungeheuerlichkeiten dieses Romans abzutauchen.

Der Großmeister des amerikanischen Horrors mit einer Geschichte wie “Es” und einem zwölfjährigen Protagonisten, der über sich hinauswachsen muss. Ungeachtet des Mikros und der kleinen Kamera da drüben an der Wand lohnt es sich, diese zu verfolgen.

Zur Leseprobe: hier klicken

Autor:

Stephen Edwin King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Unter verschiedenen Pseudonymen und unter seinem eigenen Namen verfasste er vor allem Horror-Literatur, aber auch zahlreiche Kurzromane.

Seine Bücher wurden in über 50 Sprachen übersetzt, womit King zu den meistgelesenen und kommerziell erfolgreichsten Autoren der Gegenwart zählt. Nach der Schule studierte er Englisch, unterrichtete in diesem Fach und arbeitete in verschiedenen Berufen, bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte. Sein Werk „Carrie“ erschien 1974 in deutscher Übersetzung als erstes Werk von King. Zahlreiche seiner Werke wurden verfilmt.

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Lesung: Robert Harris und “Der zweite Schlaf”

Es ist ja nachts durchaus etwas los in Berlin, gerade um diese Zeit. Neben den derzeit stattfindenden “Festival of Lights”, was an und für sich schon beeindruckend ist, fand gestern in der Berliner Bertelsmann-Repräsentanz eine Lesung der besonderen Art statt. Das Setting ist hier zu erwähnen, ein altehrwürdiges Gebäude, direkt an der Spree, direkt an der Allee “Unter den Linden”. An einem exklusiveren Ort für solch eine Veranstaltung war ich auch noch nicht. Und dann natürlich Robert Harris, der sein neuestes Werk vorstellte. “Der zweite Schlaf“.

Die Berliner Bertelsmann-Residenz, “Unter den Linden 1”.

Ich habe noch nicht viel von ihm gelesen, genauer gesagt nur “Vaterland”, aber auch andere Romane von ihm interessieren mich sehr. Dieses hier soll nun komplett aus den Rahmen fallen. Harris verarbeitet ja oft historische oder politisch-konfliktreiche Stoffe und vermischt sie mit fiktionalen Inhalten, hier hat er sich jedoch ausprobiert. Das vorliegende Szenario ist komplett erdacht.

Was wäre wenn unsere technologischen und zivilisatorischen Errungenschaften verschwinden würden und in Vergessenheit geraten, die Welt in eine Art Mittelalter zurückfallen und die Erforschung der Vergangenheit verboten wäre? Wie würden die Menschen dieser Zukunft mit Artefakten und Funden aus unserer Zeit umgehen? Welche Fragen würden sie sich stellen, wenn Fragen stellen ebenso verboten wäre? Klingt doch nach einem interessanten Szenario, oder?

Robert Harris, “Der zweite Schlaf”, Heyne Verlag, Seiten: 415, Hardcover.

Robert Harris machte auf mich den Eindruck eines Menschen mit einer sehr guten und differenzierten Beobachtungsgabe, Humor und vor allem Nähe. Überhaupt nicht abgehoben. er hat ein wenig erzählt über seine Schreibarbeit, speziell an diesem Buch und nach der Lesung blieb Zeit Fragen zu stellen, natürlich das Buch zu kaufen und signieren zu lassen. Ein Büffet mit diversen Häppchen und Getränken war auch aufgebaut.

Ich bin sicher, solch ein Autor hätte noch viel mehr Menschen interessiert, aber gerade für die, die es nicht so mit Menschenmassen haben, sind die Lesungen in der Bertelsmann-Repräsentanz eine gute Sache. Es gibt dort kein Gedränge, schon von der Raumaufteilung her und der Anzahl der Plätze. Das Einzige, was man tun muss, ist sich vorher online anzumelden, auf der Internetseite und bis auf das Buch, wenn man denn möchte, musste man auch nichts bezahlen. Nicht mal für Häppchen und Getränke.

Abwechselnd wurde mal Englisch, mal Deutsch gelesen. Gleich ein ganz anderer Sound.
Robert Harris spricht über die Arbeit an seinem Roman. Moderiert hat die Veranstaltung Dr. David Eisermann (l.), die deutschen Passagen hat der Schauspieler Denis Abrahams (r.) gelesen.

Gefallen hat mir, dass auch der Autor sich nach der Lesung zwischen die Besucher begeben hat, am Büffet war und zwischen den Tischen hin und her gegangen ist und sich unterhalten hat. Kein “Ich lese, signiere und dann verschwinde ich durch die Hintertür.” Einmal mehr habe ich mein schlechtes Englisch bedauert. Aber ich habe mich mit einer anderen Besucherin der Veranstaltung rege unterhalten und das ist auch so etwas, was ich an solchen Lesungen liebe. Man kommt ins Gespräch.

Robert Harris und ich.

Am Ende war ich dann noch bei den Brennpunkten des anfangs erwäghnten “Festival oft Lights“. Ich rege mich ja oft über das Chaos in Berlin auf, aber in solchen Momenten liebe ich diese Stadt. Fotos liefere ich nach, sobald gesichtet.

Der virtuelle Spendenhut

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Bettina Röhl: “Die RAF hat Euch lieb”

"Die RAF hat Euch lieb" Book Cover
“Die RAF hat Euch lieb” Sachbuch Hardcover Erschienen am: 10.04.2018 Seiten: 639 ISBN: 978-3-4532-0150-7

Inhalt: Bettina Röhl über den Paradigmenwechsel 68, die Gründung der RAF und den Mythos um ihre Mutter Ulrike Meinhof.

Brauchte die Bundesrepublik die Revolte von 68? Die APO-Bewegung und ihre “Speerspitze”, die RAF, sind die wohl meist beschriebenen Themen der neueren politischen Geschichte des Landes. Anhand bisher unbekannter Fakten und Dokumente und der Stimmen neuer Zeitzeugen erzählt die Autorin, die als Kind die Gründung der RAF hautnah miterlebte, die scheinbar bekannte Geschichte noch einmal neu. Bettina Röhl liefert eine durchrecherchierte Erzählung und eine umfassende Analyse, die den Urknall von 68 fühlbar macht. (Klappentext)

Rezension:

Geschichte wird immer dann lebendig, wenn sie von Zeitzeugen spannend und mit viel Hintergrundwissen erzählt wird. Die Autorin Bettina Röhl hat diese Kenntnisse und vertiefte sie zudem durch eigene Recherche, sammelte Schriftstücke und befragte Zeitzeugen, die das, was sie erlebte, verifizieren und aus einer anderen Perspektive erzählen können.

Herausgekommen ist ein umfassendes Portrait einer der umstrittensten und zugleich sagenumwobenden Personen der jüngeren deutschen Geschichte. Der Werdegang und die Radikalisierung Ulrike Meinhofs.

Die linke Journalistin, die sich von der APO-Bewegung und Rudi Dutschke angezogen fühlt, radikalisierte sich, wie einige andere auch und beschloss auf den Worten, welche zeitlebens ihre stärkste Waffe bleiben sollten, Taten folgen zu lassen, die die Ziele der Bewegung ad absurdum führten. Ihre Tochter Bettina Röhl erzählt Meinhofs Werdegang, der zugleich Auf- wie Abstieg ist und analysiert haarscharf die 68er Bewegung, nimmt sie wahrharftig auseinander, bevor sie ebenso unerbittlich und ohne rosa Brille ihre Mutter von so manchen Sockel stößt.

Unterlegt mit der anwaltlichen Korrespondenz der Meinhof mit ihren Anwälten, sowie Interviews mit ehemaligen Weggefährten geht sie dem auf den Grund, warum ihre Mutter in den Terrorismus abglitt und den Irrweg nicht mehr klar sah.

Die Autorin argumentiert sachlich, zeigt jedoch immer wieder auch die Perspektive der Wahrnehmung in ihrer Kindheit und stellt beides, ihr Erleben und das ihrer Mutter gegenüber, ergänzt durch Zeitzeugenberichte und Interviews, sowie Briefwechsel. Mehr braucht Bettina Röhl nicht, um neben Butz Peters’ “Tödlicher Irrtum” oder etwa Stefan Austs “Der Baader Meinhof Komplex” bestehen zu können, und zudem neue interessante Einblicke zu liefern.

Nichts verklärend, immer sachlich trennt sie die Wahrnehmung des Kindes Bettina Röhl mit den Geschehnissen und schrecklichen Auswirkungen der Taten der 68er Bewegung, insbesondere der Ereignisse um Ulrike Meinhof selbst und schafft damit eine neue Perspektive, die zu wichtig ist, um sie unter den Tisch fallen zu lassen.

Jenseits aller verklärender, auf sensationsheischender Sicht ausstehender Literatur geht die Autorin wohltuend sachlich und argumentativ genau mit der Thematik um, so dass man nicht umhin kommt, Röhl zu lesen, um Meinhof zu fassen. Der Versuch zu verstehen mag nicht jeden gelingen, aber den Blick zu schärfen schafft die Autorin unbedingt.

Autorin:

Bettina Röhl wurde 1962 in Hamburg geboren und ist eine deutsche Journalistin und Autorin. Ihre Eltern sind der Verleger klaus Rainer Röhl und die spätere Terroristin der RAF Ulrike Meinhof. Röhl wuchs zunächst bei ihren Eltern, später nach der Trennung der Eltern bei ihrer Mutter auf, bis diese in den Untergrund abtauchte.

Nachdem Röhl in ein Flüchtlingslager nach Sizilien entführt wurde, mit dem Ziel den Vater das Sorge- und Zugriffsrecht zu entziehen, wurden Röhl und ihre Schwester durch einen RAF-Aussteiger und den Journalisten Stefan Aust befreit. 1982 legte sie das Abitur ab und studierte Geschichte und Germanstik. Seit dem arbeitet sie für verschiedene Zeitschriften und Magazine.

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Sergej Lukianenko: Quazi

Quazi Book Cover
Quazi Sergej Lukianenko Heyne Erschienen am: 13.11.2017 Seiten: 397 ISBN: 978-3-453-31852-6

Inhalt:

Russland in naher Zukunft. Nach einer mysteriösen Katastrophe hat sich die Welt auf dramatische Weise verändert: Auferstandene, sogenannte Quazis, leben nun Seite an Seite mit den Menschen.

Eine Tatsache, mit der sich der Moskauer Polizeibeamte Denis Simonow nicht abfinden kann, denn er hegt einen ganz privaten Hass auf die Quazis. Doch dann wird ihm einer der Auferstandenen als Partner zugeteilt – in einem Fall, der tief in das Geheimnis um die Quazis führt… (Klappentext)

Rezension:

Das Spiel um die Zukunft der Menschen beginnt harmlos. Der russische Polizeibeamte Denis Simonow bekommt einen Quazi zugeteilt, um in einem Kriminalfall zu ermitteln. Es gibt nur ein Problem, Quazis sind anders als normale Menschen und Simonow zutiefst verhasst.

Bald stoßen die beiden ungleichen Ermittler in Geheimnisse vor, die zutiefst beunruhigen. Steht den Menschen nach der nicht näher definierten großen Katastrophe ein weiteres Unglück bevor, welches sie entgültig zu vernichten und die Quatzi zum Herrscher über den Planeten zu werden droht? Oder ist friedliche Koexistenz möglich?

Dazu müssen Denis und der Quazi Michael ihre Vorurteile über Bord werfen und zusammenarbeiten. Doch, können sie einander trauen?

Sergej Lukianenko schickt seine Leser mit dem Roman “Quazi” wieder einmal auf eine phantastische Reise durch ein düsteres Zukunftsszenario für Russland, welches auch hierzulande zum Bestseller asvancieren dürfen.

Klar und spannend geschrieben, legt die Geschichte ein rasantes Tempo vor und behandelt die großen Themen: Sind die Menschen wirklich die Krone der Schöpfung? Gibt es Leben nach dem Tod und wenn ja, zu welchen Preis könnte dies möglich sein?

Ist dies überhauopt erstrebenswert und wie weit würde man gehen, um praktisch Unsterblichkeit zu erlangen? Selbst, wenn das Zwischenstadium eine Art Höllendasein (Nein, kein Schreibfehler.) wäre.

Der Leser wird in die Geschichte hinein geworfen, direkt ins kalte Wasser. So, wie der Beginn, sind auch die Protagonisten. Scharfkantig und nicht immer sympathisch, werden am Rande moralische Fragen in die Handlung eingewoben.

Zudem merkt man auch diesem Monumentalwerk der Fantasy wieder an, dass der Autor ein Psychologiestudium hinter sich hat. So schnell gelingt es kaum einen anderen seine Leser in den Bann zu ziehen und in den Strudel dicht aufeinander folgender Ereignisse hinen zu ziehen.

Die Geschichte selbst, sie wirkt. Als Einzelband, wie auch als Reihenauftakt, was bei Lukianenko durchaus möglich wäre. Allein, sicher ist dies nicht.

Stetiger Spannungsaufbau und ein rasantes Erzähltempo sorgen für gute Unterhaltung, welche man bei dem Autor auch erwarten darf. Nicht mehr und nicht weniger. Hohe Literatur ist dies nicht, jedoch gibt es im Fantasy nur weniges was auf vergleichbarer Höhe agieren kann.

Der Leser erlebt die Berg- und Talfahrt aus der Sicht des Hauptprotagonisten und betet darum, dass es nie so sein wird, wie in diesen Zeilen beschrieben. Die Story jedoch weiterzuverfolgen, wäre wünschenswert.

Auch um der Anspielungen auf den Alltag und große politische Fragen unserer Zeit willens. Dies macht Lukianenko hier wieder sehr geschickt, dass es förmlich zur Suche danach einlädt. Für alle anderen, die nicht danach fahnden, ergibt sich dennoch ein spannendes Abenteuer, gespickt mit den großen Fragen der Menschen.

Was wäre wenn..? Die Antwort (z.B. nach einem Leben nach dem Tod, zum Preis des Verlusts bestimmter Eigenschaften aus dem vorherigen Leben) muss der Leser selbst finden. Ein großer Fantasy-Roman aus der Feder des russischen Meister-Autoren über Toleranz, Freundschaft, Mut, Zusammenhalt, Leben, Tod und eine Gesellschaft der Zukunft, die es zu entdecken gilt.

Unbedingte Leseempfehlung.

Autor:

Sergej Lukianenko wurde 1968 in Karatau/heutiges Kasachstan geboren und ist ein erfolgreicher Science-Fiction- und Fantasy-Schriftsteller. Er studierte nach der Schule zunächst Medizin in Alma-Ata und arbeitete als Psychiater.

Anfang der 1980er Jahre begann er Kurzgeschichten zu bveröffentlichen und etablierte sich sehr bald als erfolgreicher Autor. Heute lebt er in Moskau. International bekannt wurde er durch seine Science-Fiction-Reihe “Die Wächter”, deren erste Bücher verfilmt wurden.

2005 lief der Film, der in Russland mehr als 15 Million Dollar einspielte, in Deutschland an. Lukianenko erhielt zahlreiche russische und internationale Preise, darunter den Deutschen Phantastik-Preis 2010. Zahlreiche Werke von ihm sind noch nicht übersetzt.

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Stephen King: Es

Es Book Cover
Es Stephen King Heyne Erschienen am: 08.04.2011 Taschenbuch Seiten: 1543 ISBN: 978-3-453-50403-5

Inhalt:

Es. Das Böse in Gestalt eines namenlosen Grauens. In Derry, Maine, schlummert das Böse in der Kanalisation: Alle 28 Jahre wacht es auf und muss fressen. Sieben Freunde entschließen sich, dem Grauen entgegenzutreten und ein Ende zu setzen. Stephen Kings Meisterwerk über die Mysterien der Kindheit und den Horror des Erwachsenseins.

(Klappentext)

Rezension:

Wenn es so etwas wie ein Urwerk des modernen Schauer- oder Horror-Romans gibt, ist es sicherlich die Erzählung “Es”. Geschrieben vom Großmeister des Horror-Genres selbst, Stephen King. Zum 70. Geburtstag und zum Auftakt der Neuverfilmung des Klassikers, der in den 90er Jahren für Furore sorgte, hat der Heyne-Verlag dem Roman ein neues Cover spendiert und lässt eine neue Generation den Gruselklassiker neu erleben.

Das umfangreiche und ausschweifende Werk erzählt die Geschichte einer Gruppe von Kindern, die allesamt in Außenseiter-Rollen gedrängt, ums physische und psychische Überleben kämpfen.

Egal, ob nun der Brillenträger, Asthmatiker oder Übergewichtige, sie alle haben ihr Päkchen an Schmähungen zu tragen, die ihnen von der Erwachsenenwelt, mehr noch aber von ihren Altersgenossen entgegen gebracht werden. Dies bessert sich nicht, als im Jahrer 1958 plötzlich Kinder und Jugendliche verschwinden. Darunter Georgie, der kleine Bruder des stotternden aber charismatischen Bill, der später einmal ein erfolgreicher Schriftsteller sein wird.

Bill und seine Freunde begeben sich auf Spurnsuche und begegnen einem Grauen, welches ihre schlimmsten Alpträume zum Leben erweckt. 28 Jahre später, der Kampf beinahe vergessen, längst sind aus den Kindern von einst gestandene Frauen und Männer geworden, holt sie der Schrecken wieder ein.

Es ist immer noch lebendig und gefährlich. Bill und seine Freunde schicken sich an, dem Monster erneut entgegen zu treten. Wird es gelingen, Es erneut zu besiegen?

Sprunghaft erzählt, in einander fließenden Abschnitten, wechselt die Erzählung zwischen den Jahren und den Charakteren hin und her. Ein stilmittel, was für Spannung sorgt und diese auch bis zur letzten Seite hält, insgesamt aber über Gebühr benutzt wird und zur Verwirrung beitragen kann.

Wer sich jedoch auf die Geschichte einlässt, erlebt eine wundersame Erzählung, in der es Stephen King Zeile für Zeile gelingt, den Gegensatz zwischen Kindehit und Erwachsenen-Welt im Detail herauszuarbeiten und die Charaktere fortlaufend zu entwickeln.

Der Leser, auch der, der keine der beiden Verfilmungen vor Augen hat, spielt die Geschichte vor eben diesen ab und kann sich der Faszination von Pennywise nicht entziehen, ebenso wenig wie die Kinder, die ihrem Verderben entgegen gehen und dagegen ankämpfen müssen.

Ein klarer Schreibstil, durchsetzt mit, trotz des Genres oder gerade deswegen, unglaublich viel Witz und Humor, lassen einem die Charaktere ans Herz wachsen, die alle vielschichtig beschrieben werden.

Auch Nebenprotagonisten kommt ein hoher Stellenwert zu, der diese manchmal noch interessanter scheinen lässt, als es die Hauptfiguren tun. Der Autor beschreibt auch die Umgebung sehr anschaulich, fast als stünde man selbst in einer verstaubten aber dennoch lebendigen amerikanischen Kleinstadt der 1950er bzw. 1980er Jahre.

Freunde des Horrorgenres kommen wahrscheinlich nicht umhin, dieses Großwerk zu lesen, doch sollte man dies vielleicht, trotz seines Umfangs als Einstieg in diese Welt verwenden. Ansonsten könnte das Ende leicht enttäuschen, welches nicht so stimmig passen möchte, wie der überwiegende Part der Geschichte. Tatsächlich ist es beinahe zu abgedreht und unwirklich, wo doch die Geschichte sonst sehr harmonisch im Stil wirkt.

Dennoch, die Phantasien der Kindheit, Alpträume in vielerlei Gestalt, liebenswert, teilweise auch herrlich verrücke Protagonisten (Piep-Piep!) machen den Wälzer zu einem Kleinod des Horror-Romans, den man durchaus frönen sollte.

Autor:

Stephen Edwin King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Unter verschiedenen Pseudonymen und unter seinem eigenen Namen verfasste er vor allem Horror-Literatur, aber auch zahlreiche Kurzromane.

Seine Bücher wurden in über 50 Sprachen übersetzt, womit King zu den meistgelesenen und kommerziell erfolgreichsten Autoren der Gegenwart zählt. Nach der Schule studierte er Englisch, unterrichtete in diesem Fach und arbeitete in verschiedenen Berufen, bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte.

Sein Werk „Carrie“ erschien 1974 in deutscher Übersetzung als erstes Werk von King. Zahlreiche seiner Werke wurden verfilmt.

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