Fantasy

Patric J. Kaaf: Lucian Mason 1 – Und der Splitter des Schicksals

Zuordnung in der Reihe:

Patric J. Kaaf: Lucian Mason 1 – Und der Splitter des Schicksals

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Inhalt:

Lucian Mason ist ein ganz normaler Junge aus New York. Doch ein Geheimnis umwittert hin; Er ist ein Magier, der von seinen Eltern in die Menschenwelt geschickt wurde, um ihn zu beschützen. Als er von seiner wahren Herkunft erfährt, beginnt für ihn eine fantastische Reise nach Moridan, die größte und geheimnisvollste Zauberschule aller Welten.

Dort muss er sich nur dem Unterricht, fiesen Lehrern und elitären Mitschülern stellen, sondern auch spannende Abenteuer bestehen. Denn es erscheint ein geheimnisvolles Licht, das alle Welten ins Chaos stürzen kann. Der gefürchtetste aller dunklen Magier steht kurz davor, von seinen Anhängern in unsere Welt zurückgebracht zu werden. (Klappentext)

Rezension:
Liebevoll umsorgt lebt der zwölfjährige Lucian Mason bei seiner Tante, die eine kleine Bar in New York betreibt und mit dem wenigen Geld ihren Neffen den Besuch einer Privatschule ermöglicht. Der Junge, der sich dort vor allem gegenüber seinen elitären Mitschülern schwer tut, hat seine Eltern nie kennengelernt, bis er nach einem Vorfall von der Welt erfährt, aus der seine Familie stammt.

Und auch er soll fortan die Magie dahinter kennenlernen und das Internat Moridan besuchen, eine geheimnisvolle Zauberschule. Für Lucian und seine neuen Freunde ein großes Abenteuer, nicht ahnend, welche Gefahr auf sie zukommt. Eine, die alles verändern könnte.

Nach Tradition der englischen Internatsliteratur und angesichts des großen Vorbilds haben sich bereits einige Schreibende daran versucht, das bekannte Szenario sich zu eigen zu mache. Oftmals kommt dabei jedoch nicht mehr als ein Abklatsch heraus, deren Qualität durchaus breit gefächert wirkt, zumeist nicht einmal über das Niveau einer Fanfiction hinauskommt.

Mit “Lucian Mason und der Splitter des Schicksals” haben wir einen gelungenen Versuch, der in Elementen einen Wiedererkennungswert hat, jedoch genug Eigenständigkeit und Potenzial für Kommendes bietet, dass sich die Lektüre dieser Jugendfantasy unbedingt lohnt.

Für einen Auftaktband sehr ausführlich, hat Patric J. Kaaf eine spannungsgeladene Vorgeschichte der eigentlichen Handlung vorangestellt, in der die Lesenden zunächst die Chance bekommen, den titelgebenden Hauptcharakter kennenzulernen. Der Autor lässt sich Zeit, schon zu Beginn, was der Ausgestaltung des Protagonisten gut tut. Schon hier sind Unterschiede zum offensichtlichen Vorbild sichtbar, was sich über die gesamte Lektüre zeigt. Lucian ist von Beginn an vielschichtig.

Ein intelligenter, wissbegieriger und sensibler Junge, der für Abenteuer zu haben ist, dem aber im nächsten Moment auch Gefühle übermannen können. “Harry Potter” wirkt dagegen gerade zu Beginn vergleichsweise ungelenk, auch verweigert Kaaf zunächst eine eindeutige Tendenz, wobei es natürlich klar formulierte Gegensätze gibt, auch unter sich gegenseitig wohlgesinnten Charakteren, die wir lesend über das gesamte Schuljahr auf dieser sehr besonderen Zauberschule in einer magischen Welt begleiten, die in einigen Elementen durchaus weiter entwickelt ist als das britische Pendant.

Dazu kommt eine sehr interessant gestaltete Verbindung zwischen der realen und der magischen Welt, welche einem beim Lesen in den Bann zu ziehen vermag. Bis auf das erste Kapitel erleben wir dabei die Geschichte beinahe durchgängig aus der Perspektive des Hauptprotagonisten.

Stetig wird die Spannung durch das rasante Erzähltempo hochgehalten, wodurch jedoch an einigen Stellen Brüche im Text zu offensichtlich sind, als das man sie ignorieren könnte. Nicht an vielen ist es so, aber doch hin und wieder, folgen Zeilen aufeinander, die zu verschiedenen Figuren gehören, ohne dass dies beim Erstlesen deutlich wird.

Mancher Übergang zwischen einzelnen Szenen wirkt etwas hart, sicher ohne dass dies gewollt wäre, aber dies sind Kleinigkeiten, die in ihrer Gesamtheit nicht wirklich ins Gewicht fallen. Da macht die Ausgestaltung der Charaktere und das World-Building viel wett. Hier liegen Kaafs Stärken. Wirklich störende Logikfehler sind auch nicht zu finden. Der Autor scheint gute Testleser oder Lektoren gehabt zu haben, was sich auch nicht bei jedem Book on Demand sagen lässt. Sogwirkung garantiert.

Für die Zielgruppe wunderbar geeignet und jeden, der gerne in magische Welten a la Harry Potter eintaucht, jedoch keine bloße Kopie lesen möchte, ist “Lucian Mason und der Splitter des Schicksals” ein spannender Reihenauftakt, dessen Schauplätze und Figuren man sich wunderbar vorstellen kann, auch die Art der Magie und die Schwierigkeiten vor denen sich Lucian und seine Freunde sehen, sind auf eine Art anders, die eine gewisse Eigenständigkeit darstellen.

Herausstellen möchte ich am Ende noch einmal die Vielschichtigkeit in der Gestaltung des Hauptcharakters, was unglaublich Spaß macht, dieses Werk zu lesen.

Schon jetzt wunderbar, darf man gespannt sein auf die weiteren Bände, vor allem, wenn der Autor es schafft, die wenigen Punkte zu verbessern, die hier zu Abzügen in der B-Note führen. Patric J. Kaaf darf man glauben, dass ihm das gelingt.

Ich freue mich bereits darauf, das nächste Schuljahr mit Lucian Mason zu erleben.

Autor:

Schon immer von Games und Filmen fasziniert, wollte Patrick J. Kaaf in diese Branche Fuß fassen. Als dies nicht funktionierte, begann er auf Anregung hin, seine Ideen aufzuschreiben. So entstand u. a. sein Roman “Lucian Mason und der Splitter des Schicksals”, der den Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe bildet.

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Raquel J. Palacio: Pony

Inhalt:
Silas muss hilflos mit ansehen, wie eines Nachts drei Fremde auftauchen und seinen Vater entführen. Als am nächsten Tag ein geheimnisvolles Pony vor seiner Tür auftaucht, weiß Silas, was er zu tun hat: Er begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, um seinen Pa zu finden – eine Reise, auf der er es mit unerwarteten Gefahren, gut gehüteten Familiengeheimnissen und den Geistern der Vergangenheit zu tun bekommt. (Klappentext)

Rezension:

Vieles ist besonders an Silas, der allein mit seinem erfinderischen Vater auf einer Farm lebt. Der intelligente, aber zurückhaltende Junge hat einst einen Blitzschlag überlebt. Seit dem ist das Abbild eines Baumes auf seinem Rücken zu sehen, bei dem er vor dem Gewitter Schutz suchte. Auch sein einziger Freund ist besonders.

Ein Geist, den nur Silas selbst sehen kann. Lange sind es glückliche Tage, in denen Vater und Sohn für einen Wettbewerb versuchen, das beste Foto vom Mond zu schießen, doch eines Tages wird Silas’ Vater von zwei Männern entführt. Der Junge nimmt all seinen Mut zusammen und begibt sich auf eine Reise, nach der nichts mehr so sein wird, wie zuvor.

Der neue Roman der Jugendbuchautorin Raquel J. Palacio entführt uns in eine Zeit voller Pioniergeist, jedoch auch kurz vor Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs und in ein großes Abenteuer. Der mystisch angehauchte Roadtrip zu Pferde erzählt von einer Suche, auf der der kleine Protagonist nur eines finden wird. Sich selbst. Dabei verwebt die Schriftstellerin Fiktion und Realität, zusammen mit ihrer Liebe zur Fotografie. In spannend angehauchten Kapiteln erzählt die Autorin diese wundersame Geschichte, die eine gänzlich andere Tonalität anschlägt, als zuvor ihr fulminanter Debütroman.

Das muss man mögen, doch sind die Ansätze, in die Geschichte hineingezogen zu werden, von Beginn an vorhanden. Der kleine Hauptprotagonist, ein phantasiebegabtes und intelligentes Kind, hält sich nicht für mutig, wächst jedoch im Verlauf der Handlung immer wieder über sich hinaus. Palacio hat offenbar ein Händchen für sich wandelnde Kindercharaktere, mit denen sie ein Identifikationspotential schafft, welches über die gesamte Lektüre trägt.

Das ist auch notwendig. Immer wieder entstehen einzelne Längen, da Übergänge teilweise holprig wirken und die Verbindung zwischen Mystik und Realität, eingewoben in dieser fiktionalen Geschichte nicht immer stimmig daherkommt. Klar definierte Antagonisten stehen im Gegensatz zu Charakteren, die dem Zwölfjährigen im Verlauf der Handlung zu Verbündeten werden. Palacio hat mit dieser Mischung eine Geschichte geschaffen, die vom Über-sich-hinaus-wachsen ebenso erzählt, wie von der Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft, was einem mit Silas, dessen Gefühlswelten umhergeworfen werden, mitfühlen lässt.

Im Gegensatz zu “Wunder” behalten wir die Perspektive des Hauptprotagonisten bei, sein für die anderen Charaktere unsichtbarer Freund Mittenwool dient sowohl als Rat- als auch Impulsgeber. Natürlich ist, abgesehen von den mystischen Elementen, die Geschichte insgesamt sehr generisch erzählt. Wendungen wirken aus der erwachsenen Sicht heraus sehr gewollt, funktionieren jedoch im jüngeren Lesealter sicher besser. Trotzdem schafft es die Autorin sowohl Protagonisten als auch Schauplätze vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Eine Pferdegeschichte für Jungen hat man zudem ja auch nicht so häufig.

Sprachlich gibt es keinerlei Besonderheiten, dafür ganz viele Anspielungen auf Literatur oder die Geschichte der Fotografie, die die Autorin selbst im Nachwort erläutert. Jedes Kapitel wird zudem mit einem Foto eingeläutet, was das Ganze abrundet. Palacio hat mit ihrem Roman nicht das Level ihres Debüts halten können. Zu schnell verflüchtigt sich diese Geschichte, auch fehlt es diesem Western für Kinder etwas zu sehr an Tempo. Für die Zielgruppe ist dies jedoch vielleicht ausreichend.

Autorin:
Raquel J. Palacio ist das Pseudonym von Raquel Jaramillo, einer amerikanischen Verlegerin und Autorin. Sie wurde 1963 geboren und arbeitete zunächst als Art-Direktorin, Illustratorin und Buchcover Design und veröffentlichte verschiedene Kinder- und Jugendbücher, seit 2006 beim New Yorker Verlag Workman, für den sie seit dem in verschiedenen Positionen tätig war. 2013 war sie Jurymitglied des Kinder- und Jugendprogramms des Internationalen Literaturfestivals Berlin. Ein Jahr zuvor veröffentlichte sie ihr erstes eigenes Werk “Wunder”, welches in mehreren Sprachen übersetzt und verfilmt wurde. 2014 wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

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Rick Riordan: Percy Jackson 3 – Der Fluch des Titanen

Inhalt:

Hilfe, die Titanen rüsten zum Krieg! Percy muss unbedingt bis zur Sonnenwende die Göttin Artemis befreien, die in die Klauen der finsteren Mächte geraten ist. Ein Abenteuer, das ihn und seine Freunde den gefährlichsten Kreaturen der griechischen Mythologie gegenübertreten lässt – und tödliche Gefahren birgt … (Klappentext)

Bücher der Reihe

Rick Riordan: Percy Jackson 1 – Diebe im Olymp
Rick Riordan: Percy Jackson 2 – Im Bann des Zyklopen
Rick Riordan: Percy Jackson 3 – Der Fluch des Titanen
Rick Riordan: Percy Jackson 4 – Die Schlacht und das Labyrinth
Rick Riordan: Percy Jackson 5 – Die letzte Göttin
Rick Riordan: Percy Jackson 6 – Der Kelch der Götter

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Rezension:

Überall, wo der Sohn des Poseidon auftaucht, scheint sofort höllisches Chaos hereinzubrechen, so ist es auch bei dieser Mission der Fall, als Percy und seine Freunde zwei neue Halbblute ausfindig machen und ins Camp der Halbblute bringen wollen. Nicht nur, dass sie es quasi sofort mit einem Monster aufnehmen müssen, so dann werden auch noch Percys Freundin Annabeth und die Göttin Artemis entführt. Eine gefährliche Suche beginnt, bei der der Sohn des Poseidon auf alte Feinde trifft und finstere Mächte sich erheben.

Gleichsam Wellen sind die einzelnen Abenteuer durchstrukturiert, mit denen der amerikanische Schriftsteller Rick Riordan seine Protagonisten konfrontiert, nur dass diese von Band zu Band an Durchschlagskraft zunehmen. Während der erste Band einen verhältnismäßig ruhigen Auftakt, wenn man noch nicht weiß, wie sich die Geschichte entwickeln wird, hat und der zweite zwar im Tempo zunimmt und mehr zwischenmenschliche Konflikte aufs Korn nimmt, wirkt dieser Folgeband der Jugendbuchreihe noch eine Spur härter, auch ist das Erzähltempo praktisch sofort dort, wofür man bei den Vorgängern noch Zeit bekam, sich einzufinden.

So bleibt mehr Zeit Geschichte zu erzählen, zwischen den Seiten bekommen die Figuren ausgiebiger Konturen, als das noch zuvor der Fall war, was allerdings dazu führt, dass erstmalig kleinere Längen störend überhandnehmen, trotzdem der Autor auch hier gerade so die Kurve bekommt, und die Balance zwischen kompakten Kapiteln und detaillierten Erzählen bewahrt. Auch in diesem Band, den man nicht gelesen haben sollte, ohne die Vorgeschichte zu erkennen, gibt es eine klare Aufteilung der Figuren zwischen Gut und Böse, doch mutet Rick Riordan auch hier seiner Leserschaft einige Grautöne zu. Wohltuend zwischen den ganzen anderen Schreibenden, die es sich mit der Ausgestaltung ihrer Welten oft genug viel zu einfach machen.

Die Erzählung fügt sich, wie auch schon in den Bänden zuvor, harmonisch in unsere Welt ein, aber auch die Götterwelten sind einstweilen vorstellbar, sowie die Götterfiguren selbst, die durch weitere Charaktere ergänzt werden. Auch hier hilft wieder ein Glossar am Ende des Buches, den Überblick zu behalten. Manche Szenen-Übergänge wirken etwas holprig, wenn auch unlogische Brüche glücklicherweise fehlen. Trotzdem kann man sich alles in allem gut in die Geschichte hineinversetzen und ist am Ende geneigt, dieser weiter zu folgen.

Auch hier merkt man die Vorkenntnisse Riordans, der diese gekonnt umgearbeitet seiner Zielgruppe zugänglich gemacht hat und aus dessen Feder inzwischen ein ganzes Universum entstanden ist. Zum ersten Mal jedoch auch, welche Schwächen Jugendbuch-Welten mitunter haben, wenn man sich pro Band nur so wenige Seiten Zeit nimmt.

Autor:

Rick Riordan wurde 1964 in San Antonio, Texas, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Zunächst studierte er Englisch und Geschichte, später unterrichtete er Anglistik und Sozialwissenschaften an einer High School in San Francisco. In Kalifornien und Texas unterrichtete er griechische Mythologie. Durch seinem Sohn inspiriert, sowie durch ein Schulprojekt “Kreatives Schreiben”, begann die Geschichte um Percy Jackson Gestalt anzunehmen, welche er 2005 veröffentlichte, dem weitere Werke und Reihen folgten.

Seit 2018 unterstützt er ein Segment des Verlags Disney Hyperion, indem unter dem Imprint Rick Riordan Presents mythologisch inspirierte Jugendbücher von Angehörigen der jeweiligen Kulturen erscheinen. Seine Werke wurden mehrfach verfilmt und ausgezeichnet, u. a. mit dem Mark Twain Award 2008 oder den Children’s Choice Book Award 2011.

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Rick Riordan: Percy Jackson 2 – Im Bann des Zyklopen

Inhalt:
Auch Percys siebtes Schuljahr verläuft alles andere als ruhig: Erst gerät sein bester Freund Grover in die Gewalt eines Zyklopen und dann vergiftet auch noch jemand den Baum der Thalia im Camp der Halbgötter und hebt so dessen magische Kräfte auf. Jetzt kann nur noch das goldene Vlies helfen! Wird es Percy gelingen, Grover und das Camp zu retten?

Bücher der Reihe

Rick Riordan: Percy Jackson 1 – Diebe im Olymp
Rick Riordan: Percy Jackson 2 – Im Bann des Zyklopen
Rick Riordan: Percy Jackson 3 – Der Fluch des Titanen
Rick Riordan: Percy Jackson 4 – Die Schlacht und das Labyrinth
Rick Riordan: Percy Jackson 5 – Die letzte Göttin
Rick Riordan: Percy Jackson 6 – Der Kelch der Götter

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Rezension:

Nach einem temporeichen Auftakt laufen Buchreihen nicht selten in Gefahr, in beinahe zu ruhige Fahrwasser zu geraten, da nach Einführung der Figuren im Hauptband zumeist oft das eigentliche World-Building beginnt. Fährten werden gelegt, Grundlagen für Szenarien mehr und mehr ausgestaltet und Protagonisten bekommen weitere Ecken und Kanten. In Teilen ist dies auch so mit diesem Band, der eine andere Tür in der Welt Percy Jacksons aufmacht, doch der Autor Rick Riordan beginnt, ohne großartiges Vorgeplänkel, gleich mit den ersten Seiten seine Figuren in ein wieder rasantes Abenteuer zu verwickeln.

Die Vorzeichen im Camp der Halbblüter sind einstweilen düster, als der Baum der Thalia zu sterben beginnt und damit die Grenzen des Areals durchlässiger für allerhand Kreaturen werden, denen sich die Bewohner um Chiron, Dionysos oder Schüler wie Percy und Clarisse erwehren müssen, zudem ist auch noch Grover während seiner Suche nach Pan verschwunden. Alleine durch eine Traumverbindung gelingt es ihn, mit seinem besten Freund Kontakt aufzunehmen, weshalb sich Percy gegen Widerstände, gemeinsam mit seiner Freundin Annabeth auf eine gefährliche Reise begibt. Doch nicht in jedermanns Interesse liegt es, dass sie ihr Ziel erreichen und den Satyr befreien.

Wie auch im ersten Band bilden kompakt gehaltene Kapitel Grundlage dieses Jugendromans, der sich wieder allerhand Anleihen aus der griechischen Mythologie zum Vorbild nimmt und dieses Alleinstellungsmerkmal noch zu verfeinern weiß. Rasant ist dabei das Erzähltempo, ebenso detailreich ist die weitere Ausgestaltung dieser Welten, in denen Rick Riordans Figuren versuchen, das Schicksal zu wenden. Auf unseren Weg lernen wir dabei weitere Protagonisten kennen und, mitunter, fürchten.

Getreu dem Genre gibt es auch hier klare Gegenüber, doch haben beide Seiten Ecken und Kanten und Beweggründe, die sich aus dem Handlungsverlauf heraus ergeben. Nichts bleibt Schwarz oder Weiß. Viele Grautöne sind hier im Spiel, dessen Zusammenhänge sich lose anhand von Mythen und Legenden entlang hangelt. Wie auch schon beim Auftakt macht dies die Geschichte ungemein spannend. Mitfiebern ist angesagt, wobei deren reiche Momente immer wieder auch mit einzelnen Prisen Humor durchbrochen werden. Für junge Lesende vielleicht genau die richtige Mischung, um ab und zu durchatmen zu können. Aber auch so fühlt man sich gut unterhalten.

Perspektivisch wird die Handlung weiterhin aus der Sicht des Hauptprotagonisten erzählt, was es angenehm macht, diese zu verfolgen. Andere Facetten kommen dadurch zum Tragen, dass entweder Percy die beobachtende oder erfahrende Position einnimmt. Für eine Fantasy-Geschichte ist es angenehm, da dadurch nicht allzu viele unlogische oder zu harte Brüche entstehen. Nur ein paar Stellen lassen kurz aufmerken, noch einmal zurückblättern, um sicherzugehen, dass man wirklich nichts überlesen hat.

Rick Riordan versteht es, sich nicht in allzu viele Details zu verlieren, sondern immer nur genau so viel zu erzählen, wie man gerade benötigt, um die Handlung zu verfolgen. Schauplätze und Figuren sind im Allgemeinen sehr gut vorstellbar, bleiben nur hin und wieder etwas blass, wobei die Hoffnung auf die Fortsetzungen liegt, dass diese noch mehr Facetten hinzufügen. Einstweilen ist dies für eine direkte Fortsetzung, die man ohne den Vorgänger nicht gelesen haben sollte, in Ordnung. Als Stand Alone funktioniert das Werk, nochmals die Warnung, nicht.

Mich konnte Rick Riordan wieder in seinem Bann ziehen, wobei ich für die Beibehaltung des Glossars am Ende des Werks ausgesprochen dankbar bin. Sonst gelänge es mir nicht, einen Überblick über die griechischen Götter und Mythen zu behalten, derer sich der Autor hier bedient hat. So kann man die Bücher weiterhin ohne große Vorkenntnisse, eben nur mit dem Wissen der vorherigen Bände, schmökern. Für die Zielgruppe angehender Fantasy-Leser halte ich auch diesen Band für gelungen.

Wenn man über ganz wenige Brüche oder Wendungen hinweg sieht, die nicht funktionieren, empfiehlt sich damit auch “Im Bann des Zyklopen”.

Autor:

Rick Riordan wurde 1964 in San Antonio, Texas, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Zunächst studierte er Englisch und Geschichte, später unterrichtete er Anglistik und Sozialwissenschaften an einer High School in San Francisco. In Kalifornien und Texas unterrichtete er griechische Mythologie. Durch seinem Sohn inspiriert, sowie durch ein Schulprojekt “Kreatives Schreiben”, begann die Geschichte um Percy Jackson Gestalt anzunehmen, welche er 2005 veröffentlichte, dem weitere Werke und Reihen folgten.

Seit 2018 unterstützt er ein Segment des Verlags Disney Hyperion, indem unter dem Imprint Rick Riordan Presents mythologisch inspirierte Jugendbücher von Angehörigen der jeweiligen Kulturen erscheinen. Seine Werke wurden mehrfach verfilmt und ausgezeichnet, u. a. mit dem Mark Twain Award 2008 oder den Children’s Choice Book Award 2011.

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Rick Riordan: Percy Jackson 1 – Diebe im Olymp

Inhalt:

Percy dachte immer, er sei ein ganz normaler, legasthenischer Junge. Falsch gedacht: Sein Vater ist der Meeresgott Poseidon – und die fiesesten Gestalten der griechischen Mythologie haben Percy ins Visier genommen! Zum Glück gibt es noch andere Halbgottkinder wie ihn, und gemeinsam haben sie eine Chance – vielleicht. (Klappentext)

Bücher der Reihe

Rick Riordan: Percy Jackson 1 – Diebe im Olymp
Rick Riordan: Percy Jackson 2 – Im Bann des Zyklopen
Rick Riordan: Percy Jackson 3 – Der Fluch des Titanen
Rick Riordan: Percy Jackson 4 – Die Schlacht und das Labyrinth
Rick Riordan: Percy Jackson 5 – Die letzte Göttin
Rick Riordan: Percy Jackson 6 – Der Kelch der Götter

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Rezension:

Wenn einem ständig Missgeschicke passieren, so dass man gezwungen wird, ständig die Schulen zu wechseln, man ohnehin mit ADHS und Legasthenie und einen gemeinen Stiefvater zu kämpfen hat, kann man dann gleich auch im Museum von einer Lehrerin angegriffen werden, die sich als Furie entpuppt.

Spätestens jedoch als er und seine Mutter vom mythischen Minotaurus angegriffen werden und seine Mutter dabei ums Leben kommt, ist klar. der zwölfjährige Percy ist etwas besonderes. Halbgott, um genau zu sein, was jedoch heißt, dass weitere Herausforderungen nur darauf warten, auf ihn zu treffen. Ein großes Abenteuer zwischen den Fronten griechischer Mythen- und Göttergestalten beginnt.

In die Kerbe der großen Internatsliteratur und Fantasy für Jugendliche haben nach Joanne K. Rowlings Erfolgen viele eingeschlagen, nachdem sie wie diese derartige Szenarien in eine Fantasywelt verpflanzten, die je nach Ausarbeitung mehr oder weniger gut funktionieren. Auch wenn die britische Autorin ebenso dergleichen nicht erfunden hat, so hat sie diese Art von Literatur durchaus auf ein anderes Level gehoben. Nachahmenden ist dies oft genug nicht ganz so gut gelungen. Zu offensichtlich sind oft Anleihen und Kopien. Rick Riordan nimmt man dagegen sofort ab, etwas eigenständiges und damit neues geschaffen zu haben.

Im sehr kompakt gehaltenen Auftaktband geht es gleich rasant zur Sache. Sofort werden wir Lesende in eine Aneinanderreihung von Abenteuer geworfen, die einen kaum zu Atem kommen lässt, wie auch der junge Hauptprotagonist plötzlich nicht nur mit eigenen bisher unerkannten Kräften zurechtkommen, sondern sich im Dickicht göttlicher Intrigen zurechtfinden muss. Die damit aufkommende Dynamik wird durch eine Vielzahl von Figuren aufrecht gehalten, allesamt mit Ecken und Kanten versehen, wie auch Percy selbst, der mit seinen Freunden gegen unbekannte Mächte bestehen soll.

Der Autor versteht es handlungstreibende Elemente herauszuarbeiten, wie auch Freundschaft, Mut und andere Charaktereigenschaften in den Mittelpunkt zu stellen, die das Geschehen beeinflussen. Dabei gelingt Riordan seine Protagonisten zahlreiche Grauschattierungen zuzuschreiben, schon Percy Jackson ist vielschichtig durch ADHS und Legasthenie, die ihn an seine Grenzen bringen, wenn er etwa mit der Göttergestalt Prokrustes konfrontiert ist.

Legasthenie und ADHS als determinierende Elemente einzubinden, verpasst der Geschichte ein Alleinstellungs- und Identifikationsmerkmal in der Jugendliteratur und damit eine Verknüpfungsmöglichkeit für zahlreiche Lesende, die sonst gerade in Bezug auf männliche Protagonisten entweder bloße Dumpfbacken oder Figuren ohne Fehl und Tadel vorgesetzt bekommen. Hier ist dies geradezu wohltuend anders.

Die Geschichte selbst wird aus der Perspektive der Hauptfigur heraus erzählt, wobei die Stimmung, damit auch die Wortwahl im Erzählstil zwischen jugendlichen Leichtsinn, Übermut, Ernsthaftigkeit, aber auch ganz viel diffizilen Humor schwankt. Da macht es dann auch Freude, die Erzählung auch als älterer Lesende zu verfolgen. Große Lücken oder unklare Brüche sind indes nicht zu finden, wenn auch die Schwierigkeit zumindest anfangs besteht, sich in die Handlung einzufinden. Für nicht oder nur wenig mythologisch Bewanderte hilft hier jedoch ein Glossar, sich in der Göttergestaltenwelt zurechtzufinden.

“Diebe im Olymp” ist ein Auftakt voller Wendungen und durchaus überraschender Twists mit Anleihen der klassischen Heldenreise, bei der ein Protagonist dazulernen und über sich hinauswachsen muss. Der Autor weiß zudem mit gekonnten Sätzen eine phantastische Welt in die reale einzubinden und vor dem inneren Auge auferstehen zu lassen, was manchmal zu irren Gedankenspielen führen kann. Und die sind großartig.

Rick Riordan kann begeistern und macht einem Lust auf mehr, von Percys Weg durch die griechische Sagenwelt zu erfahren. Unweigerlich fragt man sich, warum ein gewisser deutscher Verlag zwar unermüdlich die Bücher um diese Welt auflegt, dennoch marketingtechnisch nicht mehr herausholt. Das Potenzial ist ja vorhanden. Warum diese Reihe hierzulande noch immer eher im Schatten von “Harry Potter” läuft, weiß der Geier. Oder Zeus.

Ich zumindest freue mich schon auf die weitere Lektüre.

Autor:

Rick Riordan wurde 1964 in San Antonio, Texas, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Zunächst studierte er Englisch und Geschichte, später unterrichtete er Anglistik und Sozialwissenschaften an einer High School in San Francisco. In Kalifornien und Texas unterrichtete er griechische Mythologie. Durch seinem Sohn inspiriert, sowie durch ein Schulprojekt “Kreatives Schreiben”, begann die Geschichte um Percy Jackson Gestalt anzunehmen, welche er 2005 veröffentlichte, dem weitere Werke und Reihen folgten.

Seit 2018 unterstützt er ein Segment des Verlags Disney Hyperion, indem unter dem Imprint Rick Riordan Presents mythologisch inspirierte Jugendbücher von Angehörigen der jeweiligen Kulturen erscheinen. Seine Werke wurden mehrfach verfilmt und ausgezeichnet, u. a. mit dem Mark Twain Award 2008 oder den Children’s Choice Book Award 2011.

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Filmblick: Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Ratten, überall Ratten! Sie schlummern in Brotkästen, tanzen auf Tischplatten und klauen Torten dreist unter den Augen der Bäcker… Was also braucht jede Stadt? Einen geschickten Rattenfänger! Auftritt Maurice – ein gewiefter sprechender Kater, der die perfekte Masche entdeckt hat, um sich eine goldene Nase zu verdienen. Gemeinsam mit dem naiven Menschenjungen und Flötenspieler Keith und einer kunterbunten Truppe schlauer sprechender Ratten zieht er von Dorf zu Dorf, um die Bewohner um ihr Geld zu erleichtern. Alles läuft wie am Schnürchen, bis das ungewöhnliche Team in dem entlegenen Dorf Bad Blintz ankommt und feststellen muss, dass ihr Plan diesmal nicht aufgeht. Doch Maurice wäre nicht Maurice, wenn er nicht mit jeder Menge List und Tricks versuchen würde, das düstere Geheimnis des kleinen Städtchens zu lüften… (Filmwebsite)

Film-Trailer “Maurice, der Kater” (Telepool)

Wer zuletzt das Gefühl gehabt hatte, das Haustier wäre mehr als nur verständig, der hat unbedingt Recht. Doch entführt “Maurice, der Kater” nicht nur Katzen- und Ratten-Fans in eine wundersame Welt. Das Kinderbuch als Teil der Scheibenwelt von Terry Pratchett, welches dem Autor die Carnegie-Medaille einbrachte, flimmert ab den 9. Februar 2023 über die Leinwände der deutschen Kinos. Wir durften schon eher rein und können sagen, es lohnt sich.

Meist geht mir Fantasy ab. Ich habe mit diesem Genre kaum Berührungspunkte, zumal in schriftlicher Form dies meist als, zumindest gefühlte, Endlos-Serie bzw. -Reihe konzipiert wird und so habe ich auch noch keine einzige Geschichte der Scheibenwelt mir zu Gemüte geführt. Um so mehr war ich gespannt, wie der Film für mich funktioniert, der jetzt gar kein Hintergrundwissen hat, aber auch, wie die Fans Terry Pratchetts diese Umsetzung aufnehmen. Zur Preview waren alle vertreten. Ältere, jüngere, Fans und solche wie mich, die man jetzt nicht unbedingt als Hardcore-Fans bezeichnen würde.

Es funktioniert. Von der ersten Minute an, ziehen die Figuren, herrlich eingesprochen von Bastian Pastewka, Janin Ullmann und Jerry Hoffmann einem in ihren Bann, unterstützt durch zahlreiche Anspielungen auf die Scheibenwelt, die ich mir irgendwann einmal alle erklären lassen oder selbst erschließen muss (Je nachdem, was länger dauert.). Sie müssen in jedem Fall vorhanden gewesen sein. Irgendwo im Saal hat immer jemand geschmunzelt, gekichert, gelacht. Das Motiv der vielbesagten Schildkröte habe aber selbst ich erkannt. Während für die Erwachsenen sicherlich die Referenzen an die Vorlage wichtig waren, haben Kinder mit “Maurice, der Kater” ein spannendes Abenteuer zum Anschauen, liebevoll animiert in einem sehr plastisch wirkenden Stil, teilweise überzeichnet bis ins Urkomische. Spannend für die Kleinsten ist es außerdem. Für leicht schreckbare Kinder ist es an manchen Stellen mit Vorsicht zu genießen. Ansonsten, geht ins Kino oder holt den Film euch später nach Hause. Es lohnt sich, Maurice, dem Erstaunlichen zu folgen.

Das erste Märchen von der Scheibenwelt.

Die Geschichte vom Rattenfänger: mit Witz, Ironie und tieferer Bedeutung genial neu erzählt.

Maurice ist ein geschäftstüchtiger Kater, der auf Scheibenwelt mit einer Truppe schlauer Ratten unterwegs ist. Man veranstaltet zünftige Rattenplagen, organisiert die Befreiung mit Hilfe eines Flötenspielers und teilt sich den Lohn. Das funktioniert, bis die Ratten auf ein Buch der Menschen stoßen, das bei ihnen ein soziales Gewissen und nationalen Ehrgeiz weckt. Sie beschließen, ein eigenes Königreich zu gründen …
(Inhalt lt. Verlag)

Website I Agentur Jetztundmorgen

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Sergej Lukianenko: Quazi

Quazi Book Cover
Quazi Sergej Lukianenko Heyne Erschienen am: 13.11.2017 Seiten: 397 ISBN: 978-3-453-31852-6

Inhalt:

Russland in naher Zukunft. Nach einer mysteriösen Katastrophe hat sich die Welt auf dramatische Weise verändert: Auferstandene, sogenannte Quazis, leben nun Seite an Seite mit den Menschen.

Eine Tatsache, mit der sich der Moskauer Polizeibeamte Denis Simonow nicht abfinden kann, denn er hegt einen ganz privaten Hass auf die Quazis. Doch dann wird ihm einer der Auferstandenen als Partner zugeteilt – in einem Fall, der tief in das Geheimnis um die Quazis führt… (Klappentext)

Rezension:

Das Spiel um die Zukunft der Menschen beginnt harmlos. Der russische Polizeibeamte Denis Simonow bekommt einen Quazi zugeteilt, um in einem Kriminalfall zu ermitteln. Es gibt nur ein Problem, Quazis sind anders als normale Menschen und Simonow zutiefst verhasst.

Bald stoßen die beiden ungleichen Ermittler in Geheimnisse vor, die zutiefst beunruhigen. Steht den Menschen nach der nicht näher definierten großen Katastrophe ein weiteres Unglück bevor, welches sie entgültig zu vernichten und die Quatzi zum Herrscher über den Planeten zu werden droht? Oder ist friedliche Koexistenz möglich?

Dazu müssen Denis und der Quazi Michael ihre Vorurteile über Bord werfen und zusammenarbeiten. Doch, können sie einander trauen?

Sergej Lukianenko schickt seine Leser mit dem Roman “Quazi” wieder einmal auf eine phantastische Reise durch ein düsteres Zukunftsszenario für Russland, welches auch hierzulande zum Bestseller asvancieren dürfen.

Klar und spannend geschrieben, legt die Geschichte ein rasantes Tempo vor und behandelt die großen Themen: Sind die Menschen wirklich die Krone der Schöpfung? Gibt es Leben nach dem Tod und wenn ja, zu welchen Preis könnte dies möglich sein?

Ist dies überhauopt erstrebenswert und wie weit würde man gehen, um praktisch Unsterblichkeit zu erlangen? Selbst, wenn das Zwischenstadium eine Art Höllendasein (Nein, kein Schreibfehler.) wäre.

Der Leser wird in die Geschichte hinein geworfen, direkt ins kalte Wasser. So, wie der Beginn, sind auch die Protagonisten. Scharfkantig und nicht immer sympathisch, werden am Rande moralische Fragen in die Handlung eingewoben.

Zudem merkt man auch diesem Monumentalwerk der Fantasy wieder an, dass der Autor ein Psychologiestudium hinter sich hat. So schnell gelingt es kaum einen anderen seine Leser in den Bann zu ziehen und in den Strudel dicht aufeinander folgender Ereignisse hinen zu ziehen.

Die Geschichte selbst, sie wirkt. Als Einzelband, wie auch als Reihenauftakt, was bei Lukianenko durchaus möglich wäre. Allein, sicher ist dies nicht.

Stetiger Spannungsaufbau und ein rasantes Erzähltempo sorgen für gute Unterhaltung, welche man bei dem Autor auch erwarten darf. Nicht mehr und nicht weniger. Hohe Literatur ist dies nicht, jedoch gibt es im Fantasy nur weniges was auf vergleichbarer Höhe agieren kann.

Der Leser erlebt die Berg- und Talfahrt aus der Sicht des Hauptprotagonisten und betet darum, dass es nie so sein wird, wie in diesen Zeilen beschrieben. Die Story jedoch weiterzuverfolgen, wäre wünschenswert.

Auch um der Anspielungen auf den Alltag und große politische Fragen unserer Zeit willens. Dies macht Lukianenko hier wieder sehr geschickt, dass es förmlich zur Suche danach einlädt. Für alle anderen, die nicht danach fahnden, ergibt sich dennoch ein spannendes Abenteuer, gespickt mit den großen Fragen der Menschen.

Was wäre wenn..? Die Antwort (z.B. nach einem Leben nach dem Tod, zum Preis des Verlusts bestimmter Eigenschaften aus dem vorherigen Leben) muss der Leser selbst finden. Ein großer Fantasy-Roman aus der Feder des russischen Meister-Autoren über Toleranz, Freundschaft, Mut, Zusammenhalt, Leben, Tod und eine Gesellschaft der Zukunft, die es zu entdecken gilt.

Unbedingte Leseempfehlung.

Autor:

Sergej Lukianenko wurde 1968 in Karatau/heutiges Kasachstan geboren und ist ein erfolgreicher Science-Fiction- und Fantasy-Schriftsteller. Er studierte nach der Schule zunächst Medizin in Alma-Ata und arbeitete als Psychiater.

Anfang der 1980er Jahre begann er Kurzgeschichten zu bveröffentlichen und etablierte sich sehr bald als erfolgreicher Autor. Heute lebt er in Moskau. International bekannt wurde er durch seine Science-Fiction-Reihe “Die Wächter”, deren erste Bücher verfilmt wurden.

2005 lief der Film, der in Russland mehr als 15 Million Dollar einspielte, in Deutschland an. Lukianenko erhielt zahlreiche russische und internationale Preise, darunter den Deutschen Phantastik-Preis 2010. Zahlreiche Werke von ihm sind noch nicht übersetzt.

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Kai Meyer: Die Spur der Bücher

Die Spur der Bücher Book Cover
Die Spur der Bücher Kai Meyer Fischer FJB Erschienen am: 24.08.2017 Hardcover ISBN: 978-3-8414-4005-1

Inhalt:

Eine Stadt im Bann der Bücher. Mercy Amberdale ist in Buchläden und Antiquariaten aufgewachsen. Sie kennt den Zauber der Geschichten und besitzt das Talent der Bibliomantik. Für reiche Sammler besorgt sie die kostbarsten Titel, pirscht nachts durch Englands geheime Bibliotheken.

Doch dann folgt sie der Spur der Bücher zum Schauplatz eines rätselhaften Mordes: Ein Buchhändler ist inmitten seines Ladens verbrannt, ohne dass ein Stück Papier zu Schaden kam. Mercy gerät in ein Netz aus magischen Intrigen und dunklen Familiengeheimnissen, bis die Suche nach der Wahrheit sie zur Wurzel aller Bibliomantik führt. (Klappentext)

Einordnung:

Der Band ist der Auftakt zu einer Reihe, um die Vorgeschichte zur “Seiten der Welt”-Trilogie.

Rezension:

Leser wissen es schon immer. Büchern liegt eine geheimnisvolle Kraft zu Grunde. Die sagenumwobene Magie der Bibliomantik. Bibliomanten wissen diese Kraft zu nutzen, um Dinge zu erschaffen oder sich zu verteidigen und Leser von Kai Meyer wissen darum spätestens seit dem Auftakt der “Seiten der Welt”-Trilogie.

Dies nun ist ihre Vorgeschichte. Wie begann sich die Adamitische Akadamie nach dem Zusammenbruch des Scharlachsaals und der damit verbundenen Enthronisierung zweier altehrwürdiger Familien der Bibliomantik zu etablieren, die fortan die Geschicke dieses magischen Zweigs kontrollieren sollte?

Wie entstand sie überhaupt und ist Bibliomantik wirklich besser, wenn ihnen Romane zu Grunde liegen, anstatt Fortsetzungsgeschichten auf billigen Zeitungspapier?

Diesen und vielen weiteren Fragen geht Kai Meyer nach und schickt seine Protagonisten Mercy Amberdayle, Tempest und Philander auf eine abenteuerliche Reise durch das viktorianische London, welches gerade ins Industriezeitalter aufbricht, was Einfluss auch auf die Papierherstellung und gedruckte Werke hat.

Dabei wird von Beginn an nicht gerade zimperlich mit den Figuren umgegangen, die allesamt sehr klar und deutlich vor Augen geführt werden und sicher in den nächsten Bänden noch weiter an Farbe und Tiefe gewinnen.

Spannend geht es dabei zur Sache, Langeweile kommt nicht auf. Der Autor wirft seine Leser von einem Ereignis ins andere. Das tut dem Lesefluss sehr gut. Man möchte dran bleiben, immer mehr erfahren und kann sie förmlich spüren, diese Büchermagie.

Doch, der Autor möchte vieles und das an manchen Stellen zu schnell. Zwischen einzelnen Abschnitten fehlen Sätze, die ein Übergang sanft gestalten. Wie als hätte Meyer diese vergessen. So wird der Leser auch mal schnell ins kalte Wasser geworfen und hat nicht selten das Gefühl, irgendetwas wichtiges gerade überlesen zu haben. Hat er nicht, denn es steht einfach nicht geschrieben.

Brüche sind grundsätzlich nicht immer schlecht, in dieser Häufigkeit ist es aber, so empfunden, kein guter Stil und trägt eher zur Verwirrung denn zum Verständnis bei. Stilistisch ist das aber auch schon die einzige Schwäche.

Entschädigt wird der Leser jedoch durch eine phantastische Welt, von der jeder Leser insgeheim hofft, dass es sie gibt, der Begegnung mit bekannten und neuen interessanten Protagonisten und einem großartigen Abenteuer. Auf dass nicht wenige der Spur der Bücher folgen werden.

Autor:

Kai Meyer wurde 1969 in Lübeck geboren, wuchs im Rheinland auf und studierte einige Semester Film, Theater und Philosophie. Danach voluntierte er bei einer Tageszeitung und arbeitet seit 1995 als freier Schriftsteller.

Sein erstes Buch veröffentlichte er im Alter von 24 Jahren, inzwischen sind es um die 50 Romane für Erwachsene und Jugendliche. Darunter einige unter seinem Pseudonym “Alexander Nix”. Seine Werke wurden mit dem Deutschen Bücherpreis und dem Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Die Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt.

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Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 2 – Freitag auf der Messe

An einem der Abende, an denen die Forenmitglieder des Büchertreffs ihren Messetag ausklingen lassen, habe ich mich von Divina Michaelis dazu überreden lassen, einen ihrer Romane zu lesen. Zwar nicht mein Genre aber was nicht ist oder warum auch nicht, ich werde einen jedenfalls in naher Zukunft lesen und rezensieren.

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Andrej Djakow: Dunkelheit – Die St.-Petersburg-Trilogie

Dunkelheit - Die St.-Petersburg-Trilogie Book Cover
Dunkelheit – Die St.-Petersburg-Trilogie Andrej Djakow Science Fiction Heyne Taschenbuch Seiten: 1135 ISBN: 978-3-453-31760-4

Inhalt:

Wir schreiben das Jahr 2033. Ein Atomkrieg hat weite Teile der Welt verwüstet. Nur in den gigantischen U-Bahn-Netzen der Städte konnten die Menschen überleben. So wie der zwölfjährige Waisenjunge Gleb, der sein Dasein im Untergrund der St. Petersburger Metro fristet. Eines Tages wird er jedoch mit einer Gruppe von Gefährten auf eine gefährliche Expedition geschickt, die sie an die verstrahlte Oberfläche führt. Für Gleb beginnt das größte Abenteuer seines Lebens… (Klappentext)

Einordnung:

Die Rezension bezieht sich auf die Gesamtausgabe der Trilogie von Andrej Djakow, die im Taschenbuch-Format bei Heyne erhältlich ist. Die Teile (Die Reise ins Licht; Die Reise in die Dunkelheit; Hinter dem Horizont) kann man auch einzeln erwerben, sollten jedoch unbedingt in der Reihenfolge gelesen werden.

Bei den einzelnen Bänden ist jeweils eine Karte des Metro-Systems von St. Petersburg zu finden, die bei der Gesamtausgabe fehlt, jedoch zur Orientierung der Handlungsorte nützlich sein kann. Die Geschichte spielt im Metro 2033/2034-Universum von Dmitry Glukhovsky, welches man widerum nicht gelesen haben muss, um der Handlung folgen zu können.

Rezension:

Die Welt ist nach einem verheerenden Atomkrieg eine andere als wir sie kennen. Auf der Oberfläche bevölkern Mutanten des Ökosystems die einst dem Menschen untertan gemachte Erde und Homo Sapiens lebt zurückgedrängt im löchrigen Schutz der bröselnden U-Bahn-Systeme längst vergangener Städte. So auch Gleb, der als Waisenjunge sein Dasein in einer Metrostation Sankt Petersburgs fristet. Ohne Eltern aufwachsend, die bei einem Krieg zwischen mehreren Metro-Stationen umgekommen sind, begeht er seinen trostlosen Alltag als ein Stalker von einer seiner Expeditionen zurückkehrt.

Dieser und andere moderne Abenteurer halten die Metro am leben, beschaffen wichtige Dinge wie Medikamente oder sonstige Materialien von der verstrahlten Oberfläche, an denen es unter der Erde mangelt. Gleb bewundert diese Männer in ihren Schutzanzügen und wird promt von Taran, einer dieser Stalker, ausgewählt, in künftig zu begleiten.

Und Gleb nutzt diese Chance, der Trostlosigkeit zu entfliehen. Für den Zwölfjährigen erweißt sich jedoch bald das große Abenteuer als schmaler Grad zwischen Leben und Tod.

Andrej Djakow schafft mit seiner Trilogie, was dem Erfinder des Science-Fiction-Szenarios Glukhovsky nicht gelungen ist. Die Qualität der Geschichte über drei Bände lang zu halten, dabei kein Wort zu viel oder zu wenig zu schreiben und überdies, die Figuren ans Herz qwachsen zu lassen.

Der zwölfjährige Hauptprotagonist ist mit seiner anfangs kindlichen, später erwachsen wirkender Sichtweise, ein positiver Sympathieträger mit charakterlich vielen Facetten. Genau so wie Taran, der kantig unnahbar erscheint, dennoch über einen guten Kern verfügt. Der Autor lässt die Charaktere sich entfalten, Fehler begehen, Abenteuer bestehen und Verluste erleiden, und sie daran wachsen. Ein großes Plus, dass selbst aus der schlimmsten Katastrophe Hoffnung erwachsen kann.

Mit viel Einfallsreichtum gelingt es Djakow positive und ruhige Momente mit schnellen und spannungsgeladenen Situationen zu wechseln, so dass die Seitenzahl gut zu bewältigen ist. Schließlich kann man die drei Romane auch einzeln und nicht nur hintereinander weg lesen, sollte dies aber der Reihenfolge nach tun.

Nachdem ich von “Metro 2034” von Dmitry Glukhovsky enttäuscht war, bin ich froh, in der selben Richtung doch noch mal einen neuen Versuch gewagt zu haben. Mit einem Autor, der offenbar aus den Fehlern seines Vorgängers gelernt hat.

Dies tut dem spannenden und zum Nachdenken anregenden Szenario gut, welches sich all die jenigen antun sollten, denen Konflikt und Machtstreben in der Welt noch nicht genug sind. Der Mensch hat das Potential sich auszulöschen und es ist nicht sicher, ob die darauffolgende Natur das Häuflein Überlebende positiv und einladend in die neue Welt mit aufnimmt.

Sorgen wir dafür, dass es gar nicht so weit kommt und wir dieses Gedankenspiel wirklich nur Gedanken sein lassen können, die im flüssigen Schreibstil Glukhovskys davon zeugen, dass wir es in der Hand haben, wie sich unsere Zukunft gestaltet.

Autor:

Andrej Gennadjewitsch Djakow wurde 1978 geboren und ist ein russischer Schriftsteller. er lebt in St. Petersburg und arbeitet als Auditor für Qualitätsmanagement. Für die Buchserie des Metro-2033-Universiums schrieb er eine großteils ins Sankt Petersburg spielende trilogie und zählt zu den beliebtesten Autoren des Science-Fiction-Szenarios.

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