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Stephen King: Das Institut

Das Institut Book Cover
Das Institut Stephen King Heyne Erschienen am: 09.09.2019 Seiten: 768
ISBN: 978-3-453-27237-8
Übersetzer:
Bernhard Kleinschmidt

Inhalt:

Der Spielplatz war von einem mindestens drei Meter hohen Maschendrahtzaun umgeben. An zwei Ecken sah Luke Kameras. Sie waren so verstaubt, dass sie wahrscheinlich lange nicht gereinigt wurden. Hinter dem Zaun war nichts als Wald, meistens Tannen…

Was immer das Institut darstellte, es stand also inmitten eines alten Waldes, inmitten von nirgendwo. Was den Spielplatz anging, war Lukes erster Gedanke: Wenn es einen Gefängnishof für Kinder im Alter von sechs bis sechszehn gäbe, dann sähe der exakt so aus. (Klappentext)

Rezension:

Es ist die Geschichte, die man vom amerikanischen Großmeister des Horrors erwartet und dennoch enthält “Das Institut” für seine Leser wieder Überraschungen bereit, die einem erstaunen und erschaudern lassen. Zunächst jedoch setzt Stephen King auf ein altes funktionierendes Rezept, eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen als Protagonisten als Sympathiefiguren in Szene zu setzen und strickt eine phantastische Coming-of-Age-Geschichte, wie es die Spezialität des Autoren von “Es” oder der Novelle “Die Leiche” (“Stand by me”) geworden ist.

Im Zentrum des Ganzen, Luke Ellis, ein zwölfjähriger Junge, hochintelligent, der bereits die Zulassung für zwei amerikanische Universitäten in der Tasche hat und eines Nachts entführt und in eine mysteriöse Einrichtung verbracht wird, wo er zusammen mit anderen Kindern grausame Tests durchlaufen muss. Wozu ist zunächst nicht klar, doch der Junge merkt bald, dass nach einer gewissen Anzahl von Untersuchungen Kinder verschwinden und nicht mehr zurückkehren. Ihm wird klar, dass er fliehen muss. Doch, dies ist bisher niemanden gelungen.

“Meinst du, unser Erinnerungsvermögen ist ein Segen oder ein Fluch?”

Luke Ellis, Hauptprotagonist von “Das Institut”.

Der zweite Hauptstrang dieser sich mit zunehmender Seitenzahl immer rasanter gestaltenden Erzählung, geht es um Tim, einen ehemaligen Polizisten, der als eine Art Nachtwächter in einem verschlafenen Nest anheuert, um mit der Vergangenheit abzuschließen und sich neu zu orientieren. Später führen beide Handlungsstränge zusammen, zu einem fulminanten Showdown, dessen Ausgang hier nicht verraten werden soll.

Stephen King gelingt es hier, zwei sympathische Hauptprotagonisten zu schaffen, die zunächst alleine und später gemeinsam sich gegen das Böse stellen müssen. Was das ist und wozu dies dient, ist zu Beginn nicht klar, spielt jedoch auch keine Rolle, doch hat der Autor genügend Material zu einer Erzählung zusammen verflochten, was zeigt, wozu dieser eigentlich fähig ist.

Verschwörungstheorien, die bröckelnde Fassade amerikanischer Kleinstädte, der Hillbilly-Faktor, der die Atmosphäre schafft und eine Gruppe von Kindern, die in einem besonderen Moment zu ungewöhnlichen Mitteln greifen müssen, um nicht nur sich zu retten. Daraus ist eine interessante und vielschichtige Geschichte entstanden, die einem kaum loslässt. Keine Seite ist hier zu viel oder zu wenig geschrieben worden.

Doppelperspektisch erzählt, lullt Stephen King seine Leser zunächst ein, um Zeile zu Zeile Horrorelemente einfließen und wirken zu lassen, wenn gleich sich solche Elemente im Gegensatz zu anderen Werken von ihm wohl in Grenzen halten. Eine schlüssige Handlung ist es, welche diesen Pageturner auszeichnet, wo auch Wendungen gelingen, an denen andere Schriftsteller scheitern würden. Zudem ist auch die Handlung der Gegenseite verständlich und nachvollziehbar aufgebaut.

Der Autor, dessen Geschichte vielleicht etwas zu sehr amerikanische Elemente verpackt, hat hier ein Meisterwerk geschaffen, welches ein wenig unter dem Handwerk des Übersetzens zu leiden hatte. Hätte es Verlag und Übersetzer ein Bein abgebrochen, als Fußnote Begriffe wie “Nachtklopfer” zu erklären?

Nur die wenigsten Leser außerhalb Amerikas dürften damit etwas anzufangen wissen. Zur Information, damit ist eine Position etwas unterhalb eines Nachtwächters gemeint. So etwas sorgt für Atmosphäre, stört jedoch ein wenig beim Lesefluss.

Kurzatmig, folgeschnell ist die Handlung, die mit zunehmender Seitenzahl an Tempo gewinnt und eine Sogwirkung zeigt, derer man sich kaum zu entziehen weiß. Stephen King verlässt sich darauf jedoch nicht allein, sondern schafft ein Gedankenkonstrukt zwischen amerikanischer Einöde und Verschwörungstheorien, die einem die Schauer den Rücken hinunterlaufen lassen.

Der Autor zeigt damit, dass er immer noch in der Lage ist, eine grandiose Geschichte zu schreiben. Ich würde sogar soweit gehen, “Das Institut” eine moderne Version von “Es” zu nennen, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Querverweise zu anderen Werken von King nicht ausgenommen, wobei jetzt keine Kenntnisnahme notwendig ist, um in die Ungeheuerlichkeiten dieses Romans abzutauchen.

Der Großmeister des amerikanischen Horrors mit einer Geschichte wie “Es” und einem zwölfjährigen Protagonisten, der über sich hinauswachsen muss. Ungeachtet des Mikros und der kleinen Kamera da drüben an der Wand lohnt es sich, diese zu verfolgen.

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Autor:

Stephen Edwin King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Unter verschiedenen Pseudonymen und unter seinem eigenen Namen verfasste er vor allem Horror-Literatur, aber auch zahlreiche Kurzromane.

Seine Bücher wurden in über 50 Sprachen übersetzt, womit King zu den meistgelesenen und kommerziell erfolgreichsten Autoren der Gegenwart zählt. Nach der Schule studierte er Englisch, unterrichtete in diesem Fach und arbeitete in verschiedenen Berufen, bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte. Sein Werk „Carrie“ erschien 1974 in deutscher Übersetzung als erstes Werk von King. Zahlreiche seiner Werke wurden verfilmt.

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Stephen King: Es

Es Book Cover
Es Stephen King Heyne Erschienen am: 08.04.2011 Taschenbuch Seiten: 1543 ISBN: 978-3-453-50403-5

Inhalt:

Es. Das Böse in Gestalt eines namenlosen Grauens. In Derry, Maine, schlummert das Böse in der Kanalisation: Alle 28 Jahre wacht es auf und muss fressen. Sieben Freunde entschließen sich, dem Grauen entgegenzutreten und ein Ende zu setzen. Stephen Kings Meisterwerk über die Mysterien der Kindheit und den Horror des Erwachsenseins.

(Klappentext)

Rezension:

Wenn es so etwas wie ein Urwerk des modernen Schauer- oder Horror-Romans gibt, ist es sicherlich die Erzählung “Es”. Geschrieben vom Großmeister des Horror-Genres selbst, Stephen King. Zum 70. Geburtstag und zum Auftakt der Neuverfilmung des Klassikers, der in den 90er Jahren für Furore sorgte, hat der Heyne-Verlag dem Roman ein neues Cover spendiert und lässt eine neue Generation den Gruselklassiker neu erleben.

Das umfangreiche und ausschweifende Werk erzählt die Geschichte einer Gruppe von Kindern, die allesamt in Außenseiter-Rollen gedrängt, ums physische und psychische Überleben kämpfen.

Egal, ob nun der Brillenträger, Asthmatiker oder Übergewichtige, sie alle haben ihr Päkchen an Schmähungen zu tragen, die ihnen von der Erwachsenenwelt, mehr noch aber von ihren Altersgenossen entgegen gebracht werden. Dies bessert sich nicht, als im Jahrer 1958 plötzlich Kinder und Jugendliche verschwinden. Darunter Georgie, der kleine Bruder des stotternden aber charismatischen Bill, der später einmal ein erfolgreicher Schriftsteller sein wird.

Bill und seine Freunde begeben sich auf Spurnsuche und begegnen einem Grauen, welches ihre schlimmsten Alpträume zum Leben erweckt. 28 Jahre später, der Kampf beinahe vergessen, längst sind aus den Kindern von einst gestandene Frauen und Männer geworden, holt sie der Schrecken wieder ein.

Es ist immer noch lebendig und gefährlich. Bill und seine Freunde schicken sich an, dem Monster erneut entgegen zu treten. Wird es gelingen, Es erneut zu besiegen?

Sprunghaft erzählt, in einander fließenden Abschnitten, wechselt die Erzählung zwischen den Jahren und den Charakteren hin und her. Ein stilmittel, was für Spannung sorgt und diese auch bis zur letzten Seite hält, insgesamt aber über Gebühr benutzt wird und zur Verwirrung beitragen kann.

Wer sich jedoch auf die Geschichte einlässt, erlebt eine wundersame Erzählung, in der es Stephen King Zeile für Zeile gelingt, den Gegensatz zwischen Kindehit und Erwachsenen-Welt im Detail herauszuarbeiten und die Charaktere fortlaufend zu entwickeln.

Der Leser, auch der, der keine der beiden Verfilmungen vor Augen hat, spielt die Geschichte vor eben diesen ab und kann sich der Faszination von Pennywise nicht entziehen, ebenso wenig wie die Kinder, die ihrem Verderben entgegen gehen und dagegen ankämpfen müssen.

Ein klarer Schreibstil, durchsetzt mit, trotz des Genres oder gerade deswegen, unglaublich viel Witz und Humor, lassen einem die Charaktere ans Herz wachsen, die alle vielschichtig beschrieben werden.

Auch Nebenprotagonisten kommt ein hoher Stellenwert zu, der diese manchmal noch interessanter scheinen lässt, als es die Hauptfiguren tun. Der Autor beschreibt auch die Umgebung sehr anschaulich, fast als stünde man selbst in einer verstaubten aber dennoch lebendigen amerikanischen Kleinstadt der 1950er bzw. 1980er Jahre.

Freunde des Horrorgenres kommen wahrscheinlich nicht umhin, dieses Großwerk zu lesen, doch sollte man dies vielleicht, trotz seines Umfangs als Einstieg in diese Welt verwenden. Ansonsten könnte das Ende leicht enttäuschen, welches nicht so stimmig passen möchte, wie der überwiegende Part der Geschichte. Tatsächlich ist es beinahe zu abgedreht und unwirklich, wo doch die Geschichte sonst sehr harmonisch im Stil wirkt.

Dennoch, die Phantasien der Kindheit, Alpträume in vielerlei Gestalt, liebenswert, teilweise auch herrlich verrücke Protagonisten (Piep-Piep!) machen den Wälzer zu einem Kleinod des Horror-Romans, den man durchaus frönen sollte.

Autor:

Stephen Edwin King wurde 1947 in Portland, Maine, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Unter verschiedenen Pseudonymen und unter seinem eigenen Namen verfasste er vor allem Horror-Literatur, aber auch zahlreiche Kurzromane.

Seine Bücher wurden in über 50 Sprachen übersetzt, womit King zu den meistgelesenen und kommerziell erfolgreichsten Autoren der Gegenwart zählt. Nach der Schule studierte er Englisch, unterrichtete in diesem Fach und arbeitete in verschiedenen Berufen, bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte.

Sein Werk „Carrie“ erschien 1974 in deutscher Übersetzung als erstes Werk von King. Zahlreiche seiner Werke wurden verfilmt.

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