Dumont

Filmblick: Was man von hier aus sehen kann

Was man von hier aus sehen kann

Mit dem Jahreswechsel möchten wir einen Blick auch auf große und kleine Literaturverfilmungen beginnen und begeben uns als erstes auf die Suche nach Okapis. Diese scheue Waldgiraffe erscheint Luises (Luna Wedler) Großmutter Selma (Corinna Harfouch) in ihren TrĂ€umen. Immer wenn das passiert, stirbt am nĂ€chsten Tag jemand in Ort. Nur wer, ist unklar. Das ganze Dorf hĂ€lt sich bereit: letzte Vorbereitungen werden getroffen, Geheimnisse enthĂŒllt, GestĂ€ndnisse gemacht, Liebe erklĂ€rt
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Trailer zum Film “Was man von hier aus sehen kann”, mit Luna Wedler und Corinna Harfouch, nach der Romanvorlage von Mariana Leky. (Quelle: Studiocanal)

Die Romanvorlage von Mariana Leky, erschienen im Jahr 2017 bei DuMont, avancierte schnell zum Beststeller und ist ab dem 29. Dezember 2022 in den deutschen Kinos zu sehen. Hierzulande ĂŒber 800.000-mal verkauft, kann man den Roman inzwischen in ĂŒber 22 Sprachen weltweit lesen, das Hörbuch wurde fĂŒr tacheles!/Roof Music 2017 von Sandra HĂŒller eingesprochen.

Die Buchvorlage:

Irgendwo im Westerwald – Mariana Lekys weiser und warmherziger Bestsellerroman ĂŒber ein Dorf in der Provinz und seine skurrilen Bewohner

Selma, eine alte WesterwĂ€lderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nĂ€chsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fĂŒrchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzĂ€hlt Mariana Leky in ihrem Roman.

>Was man von hier aus sehen kann< ist das PortrĂ€t eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhĂ€ngt. Aber es ist vor allem ein Buch ĂŒber die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungĂŒnstigsten Bedingungen wĂ€hlt. FĂŒr Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu ĂŒberbrĂŒcken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan 
 (Inhalt lt. Verlag)

Die Autorin: Mariana Leky wurde 1973 in Köln geboren und ist eine deutsche Autorin. Nach einer Buchhandelslehre studierte sie 1993 Germanistik und Empirische Kulturwissenschaften in TĂŒbingen, bevor sie das universitĂ€re Studio Literatur und Theater besuchte. Zudem studierte sie Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim. Erste Kurzgeschichten entstanden, wofĂŒr sie Preise gewann, u. a. beim Allegra-Wettbewerb. Ir DebĂŒt erschien 2001, 2004 ihr Roman “Erste Hilfe”. Mit “Was von von hier aus sehen kann” gelang ihr 2017 der Durchbruch. Mariana Leky lebt in Berlin.

Und wie sieht’s aus? Lust bekommen? Dann, ab den 29. Dezember 2022 ab ins Kino.

Website Film
Instagram: @studiocanal / @dumontbuchverlag / @jetztundmorgen

<strong>Gewinnspiel</strong> (bereits beendet)

In Zusammenarbeit mit Verlag und der Marketing-Agentur Jetztundmorgen haben wir auch noch eine kleine Überraschung fĂŒr euch vorbereitet.

Ihr könnt etwas gewinnen.

Schreibt mir bis einschließlich 24.12.2022 per E-Mail an info@findosbuecher.com, welches Tier Großmutter Selma im Traum erscheint. Unter den Einsendenden entscheidet dann das Los. Folgendes könnt ihr gewinnen:

  • Den Roman als Taschenbuch
  • Ein Filmplakat
  • Das Hörbuch, gesprochen von Sandra HĂŒller
  • Eine Kinokarte (im Gewinn enthalten, wenn der Gewinner seinen Wohnsitz in Deutschland hat, da die Karte nur innerhalb Deutschlands gĂŒltig ist)

Steht der Gewinner fest, wird dieser per E-Mail benachrichtigt.

In der E-Mail sollte zudem eure Adresse stehen, damit ich nach Auslosung euch den Gewinn zukommen lassen kann. Teilnehmen dĂŒrfen alle mit Wohnsitz Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Da die Kinokarte nur innerhalb Deutschlands gĂŒltig ist, gilt das Gewinnspiel ohne diese, wenn der Gewinner in Österreich oder der Schweiz lebt. Einen Ersatz dazu gibt es nicht. Das Gewinnspiel steht ansonsten nicht in Zusammenhang mit Facebook oder Instagram.

FĂŒr den Verlust der Postsendung auf den Postweg wird keine Haftung ĂŒbernommen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Jetzt zum Rechtlichen:

Ich freue mich auf zahlreiche Einsendungen und wĂŒnsche euch viel GlĂŒck.

Euer findo.

Wer hat gewonnen?

Vielen Dank fĂŒr eure zahlreiche Teilnahme. Ich habe einige Einsendungen bekommen und werde heute den Gewinn auslosen und den/die GlĂŒckliche benachrichtigen.
Das PĂ€ckchen macht sich dann nach den Feiertagen zu euch auf den Weg. Ich wĂŒnsche euch allen noch schöne Feiertage und ein gesundes neues Jahr.

An die jenigen, die diesmal leider nicht gewonnen haben, seid bitte nicht traurig. Vielleicht klappt’s beim nĂ€chsten Mal.

Viele GrĂŒĂŸe,

findo

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Der virtuelle Spendenhut

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Mieko Kawakami: Heaven

Inhalt:

Sie sind beide Außenseiter und Opfer ĂŒbler Mobbing-Attacken und haben doch noch kein Wort miteinander gewechselt: der vierzehnjĂ€hrige namenlose Ich-ErzĂ€hler und seine Klassenkameradin Kojima. Als Kojima aber beginnt, Nachrichten zu schreiben, entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden, entsteht etwas Schönes, Zartes. Bald jedoch wird die gerade geschlossene Freundschaft auf eine harte Probe gestellt.

In ihrem packenden Roman erzÀhlt Mieko Kawakami die Geschichte zweier Jugendlicher, die anders sind, in einer Gesellschaft, die kein Anderssein ertrÀgt, und stellt damit abermals ihr schriftstellerisches Talent unter Beweis.
(Klappentext)

Rezension:

Mobbing wird definiert als fortgesetzte Handlung zumeist psychischer, aber auch körperliche Gewalt und Ausgrenzung gegenĂŒber SchwĂ€cheren ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum und das Ausnutzen ĂŒberlegener KrĂ€fte durch stĂ€rkere Personen. In zahlreichen Varianten kommt dies vor, verdeckt oder offen, und erstreckt sich auf Menschen aller Altersgruppen und sozialer Schichten. Wie gibt man einer solchen Thematik, die schon in der RealitĂ€t kaum flĂ€chenwirksam diskutiert wird, fast immer nur dann, wenn sich die Opfer nicht anders zu helfen wissen, als zum Äußersten zu greifen, um sich dem zu entziehen, Raum, zumal in einer von Grund auf eher zurĂŒckhaltenden Gesellschaft?

Die japanische Autorin Mieko Kawakami hat dies versucht und erzĂ€hlt die Geschichte zweier SchĂŒler, wie sie wohl ĂŒberall auf der Welt vorkommt. Aus der Perspektive eines namenlosen Ich-ErzĂ€hlers erleben wir von Beginn an die Grausamkeiten, denen er sich ausgesetzt sieht, aufgrund einer Fehlstellung seiner Augen.

Er beschreibt die körperlichen Schmerzen und psychischen QuĂ€lereien, die ihm immer mehr verzweifeln und resignieren lassen, bis er eines Tages ein Brief von einer ebenso gequĂ€lten MitschĂŒlerin erhĂ€lt.

ZunĂ€chst nur wenige Worte, formen sich schließlich SĂ€ĂŒtze und ein reger Briefwechsel daraus. Kojima gibt dem Jungen Halt und wird selbst plötzlich gesehen. Zarte Bande, die von den Peinigern Beider nicht unbemerkt bleiben, was Konsequenzen haben wird. Dieses Zusteuern auf die Katastrophe, die Unausweichlichkeit, das Drama, man ahnt das schon zu Beginn, hofft und bangt, gerĂ€t gleichfalls der beiden Protagonisten in einem Sog, den man sich nicht entziehen kann.

Aber warum hatte ich Angst? Weil sie mich verletzten? Wenn ich fĂŒrchtete, verletzt zu werden, warum tat ich dann nichts? Was hieß das ĂŒberhaupt: verletzt? Warum wehrte ich mich nicht? Warum ergab ich mich einfach? Was hieß das: sich ergeben? Wovor hatte ich Angst? was ist Angst? Doch so lange ich auch grĂŒbelte, zu einem Ergebnis kam ich nicht.

Mieko Kawakami: Heaven

Die Autorin schafft es die Verzweiflung des vierzehnjÀhrigen Ich-ErzÀhlers zwischen den Zeilen mit zunehmenden Seiten immer mehr einzustreuen, eindrucksvoll die inneren Monologe, die ErklÀrungsversuche des Protagonisten, ebeenso wird das Sinnfreie im Dialog mit einem der Mobber deutlich, dessen Sicht dem Opfer immer mehr die Luft zum Atmen nimmt. Kurze SÀtze der Unausweichlichkeit wechseln mit ausufernden, die den Jungen immer mehr in die Tiefe ziehen. Der weg von Kojima nimmt einen anderen Verlauf.

Was bleibt da noch? Das Ende gibt kaum Antworten und bleibt halbwegs offen. So ist das auch im realen Leben. Ein Opfer findet keine einfachen ErklĂ€rungen, braucht sie auch nicht, da sie nicht helfen. Nur Hilfe von Außen schafft dies, was schwer genug ist. Wer vertraut sich von selbst schnell genug jemanden an? Das schaffen nur wenige sofort. So bleibt der Leidensweg meist lang. Im Land der Autorin ist die Quote von FĂ€llen von Burnout sehr hoch, ebenso wie die Suizidrate derer, die mit den Konsequenzen einer Gesellschaft, in der jeder fĂŒr sich bleibt, nicht mehr zurechtkommen. Mieko Kawakami gibt all jenen, nicht nur in Japan, eine Stimme, die so bitter nötig ist.

Autorin:

Mieko Kawakami wurde 1976 in Osaka geboren und ist eine japanische Schriftstellerin und SĂ€ngerin. Bekannt wurde sie mit einen Roman, der 2020 in mehreren Sprachen ĂŒbersetzt wurde, im Deutschen unter den Titel “BrĂŒste und Eier”. Das Buch wurde vom Time Magazine zu den zehn besten BĂŒchern des Jahres gewĂ€hlt. Doch bereits 2006 debĂŒtierte sie als Lyrikerin und veröffentlichte in Japan ihren ersten Roman. FĂŒr ihr Werk erhielt sie zahlreiche LiteraturĂŒpreise, darunter den Akutagawa-Preis und den Murasaki-Shikibu-Preis.

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Tom Chesshyre: Slow Train

Slow Train - Eine LiebeserklÀrung an Europa heute in 25 Stationen Book Cover
Slow Train – Eine LiebeserklĂ€rung an Europa heute in 25 Stationen Tom Chesshyre Dumont Reise/mairdumont Erschienen am: 14.04.2020 Seiten: 334 ISBN: 978-3-7701-6696-1 Übersetzerin: Astrid Gravert

Inhalt:

Die Freiheit auf Schienen genießen – dafĂŒr begibt sich Tom Chesshyre auf eine abenteuerliche Zugreise quer durch Europa, von London ĂŒber die Ukraine bis nach Venedig. Das eigenetliche Reiseziel, Europa und seine Bewohner kennenlernen.

Tom Chesshyre reist ohne genauen Plan, eben dorthin, wohin die Schienen fĂŒhren, und freundet sich unterwegs mit seinen Mitreisenden an – und natĂŒrlich mit dem ein oder anderen Schaffner. Ein persönlicher Reisebericht, der zeigt, was Europa zusammenhĂ€lt. Und eine leidenschaftliche Einladung, sich mit dem nĂ€chsten Zug selbst auf den Weg zu machen. (Klappentext)

Rezension:

Als Groß-Britannien sich dafĂŒr entscheidet, die EuropĂ€ische Union zu verlassen, besteigt der Reiseschriftsteller Tom Chesshyre einen Zug und begibt sich auf die Suche nach eben dem, wovon sich so viele seiner Landsleute entfernt zu haben scheinen. Was ist das, dieses Europa? Welche Bedeutung hat der Begriff, der fĂŒr die Einen Hoffungsschimmer und Sehnsuchtsort, fĂŒr die anderen ProjektionsflĂ€che allen Übels darstellt?

Was können wir heute noch von diesem Zusammenhalt fĂŒr uns mitnehmen, der zunehmend zu bröckeln beginnt. Mit einem Interrailticket durchquert der Autor den Kontinent, von West nach Ost, Endstation Venedig.

Reiseberichte sind Momentaufnahmen bestimmter ZustĂ€nde und zumeist sehr subjektiv. Da nimmt sich dieser von Tom Chesdshyre nicht aus, dessen Liebe zu ZĂŒgen bereits auf den ersten Seiten auffĂ€llt. Der Leser begleitet den Autor von Station zu Station, die Kapiteleinteilung folgt der Reiseroute. EindrĂŒcklich sind die Schilderungen von Begegnungen im Zug, kurzen Momenten der Beobachtung an den Bahnsteigen. Passieren tut nicht viel.

Tom Chesshyre lĂ€sst sich treiben und ĂŒberraschen, ob von belgischen Schaffnern oder im Museum der zerbrochenen Beziehungen, irgendwo im ehemaligen Jugoslawien. Das macht nichts. Interessant sind ohnehin die Gedanken des Briten, die mit zunehmender Entfernung von zu Hause immer mehr zum dortigen politischen Geschehen schweifen. Werden in einem Europa, in dem sich die Staaten immer mehr von einander entfernen, Reisen wie diese noch möglich sein?

Am Rande der Bahnsteige, Bahnhöfe, zeigen sich fĂŒr Autor und LeserInnen, wie Europa heute noch wirkt und was das fĂŒr die Menschen bedeuten kann, etwa im gebeutelten Kosovo oder in der von den jĂŒngsten Auseinandersetzungen mit Russland geplagten Ukraine.

Sachlich, doch immer auch mit viel Emotionen verbunden, beschreibt Chesshyre was er sieht ohne ins Kitschige abzugleiten. Nur manchmal ist das Technische, die Eisenbahnliebhaberei dann doch etwas zu viel des Guten. Fans des Rollwerks auf Schienen kommen jedoch auf ihre Kosten. Liebhaber von Reiseberichten, ohnehin.

Ein PlĂ€doyer fĂŒr Europa, ob nun innerhalb eines politischen Gebildes, so doch als Gemeinschaft, in der ein jeder sein eigenes Leben lebt und doch auf den jeweils Anderen einwirkt. Die Eisenbahn verbindet heute noch ganze LĂ€nder und Regionen, funktioniert auch dort zuweilen, wo Politik gerade auseinander triftet.

Auf persönlicher Ebene scheint noch zu klappen, was offiziell immer schwieriger wird. Tom Chesshyre beobachtet, saugt auf und spricht mit den Menschen, hört zu. Das Reisen auf Schienen macht neugierig, verbindet, verÀndert Blickwinkel. Einen hauch davon kann man aus diesem Bericht mitnehmen. Damit ist dann schon ein Anfang gemacht.

Autor:

Tom Chesshyre wurde 1971 geboren und ist ein britischer Reiseschriftsteller. FĂŒr verschiedene Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte er mehrere Reportagen, u.a. bei The Times. Auch fĂŒr National Geographic war er bereits tĂ€tig. Über das Zugreisen schrieb er bereits mehrere Reiseberichte. Chesshyre lebt in London.

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Reinhold Messner: Gobi

Gobi - Die WĂŒste in mir Book Cover
Gobi – Die WĂŒste in mir Reinhold Messner Dumont/mairdumont Erschienen am: 25.01.2019 Seiten: 272 ISBN: 978-3-7701-8294-7

Inhalt:

Mit 60 Jahren wagt Reinhold Messner einen letzten großen Grenzgang zwischen Leben und Tod. Einem alten Traum folgend, will er die LĂ€ngsdurchquerung der WĂŒste Gobi versuchen – allein und völlig auf sich gestellt. Die 2000 Kilometer lange Wanderung durch die Westgobi und ĂŒber das Altai-gebirge wird fĂŒr ihn zu einer nie dagewesenen Grenzerfahrung, physisch und psychisch, und zu einem Akt der Selbstbestimmung mit ungewissem Ausgang. (Klappentext)

Rezension:

Um so mehr Technologie und Infrastruktur entwickelt werden, um so bezwingbarer ist die Natur. EisflĂ€chen werden schon aufgrund des Klimawandels ĂŒberwindbar. Berge schrumpfen förmlich zu HĂŒgeln. Die Zeiten, in denen Bergsteiger und Abenteurer fĂŒr kleine Fehler mit ihren Leben bezahlen mussten, sind auf wenige Momente zusammengeschrumpft.

Und doch, die Natur ist weiterhin in vielen Momenten unberechenbar. Der Bergsteiger und Extrem-Abenteurer Reinhold Messner machte sich 2004 auf, zu einer seiner letzten Expeditionen, dieses Mal nicht in der Vertikalen, sondern dem Horizont entgegen. LĂ€ngs durch die WĂŒste Gobi.

Es ist ein eindrĂŒcklicher Erfahrungsbericht der hier neu aufgelegt wird. UrsprĂŒnglich 2005 in einem anderen Verlag erschienen, wird mit dieser Neuauflage einem der grĂ¶ĂŸten Abenteurer unserer Zeit noch einmal Tribut gezollt. Reinhold Messner hat in seinem Leben von Anfang an gezeigt, was mit genug Demut vor der Natur zu erreichen ist, nicht zuletzt, wenn man auf die örtlichen Gegebenheiten achtet und die Hilfe der Menschen vor Ort annimmt.

Der Bergsteiger, der nach 60 Lebensjahren ahnt, dass seine KrĂ€fte fĂŒr kĂŒnftige Unternehmungen der Superlative nicht mehr ausreichen werden, wollte es 2004 noch einmal wissen und begab sich auf einen Trip, der fast mehr noch als die Besteigung des Mount Everest, ihn fordern sollte.

Die Gobi, uns EuropĂ€ern nahezu unbekannte WĂŒste, Heimat eines stolzen Reitervolkes, Dschingis Khan. Mehr Assoziationen hat der DurchschnittseuropĂ€er wohl nicht, um so faszinierender war fĂŒr den SĂŒdtiroler die Erfahrung, sich von Nomadenlager zu Lager, von Jurte zu Jurte durchzuschlagen.

Immer im Kampf mit den wechselhaften Temperaturen, den Durst und den durch die Expeditionen geschundenen eigenen Körper, durchquerte er dieses Land und lernt ĂŒberall hilfsbereite Menschen kennen, deren Land und Gesellschaft sich im Umbruch befinden. Auf Basis seiner unmittelbar dort entstandenen Notizen beschreibt er seine inneren KĂ€mpfe, wirft einen Blick zurĂŒck in seine Kindheit und den Herausforderungen des Abenteuers in der damaligen und in unserer Zeit.

Ein Bericht, der immer dann stark ist, wenn Messner seinen Blick auf Landschaft und Menschen schweifen lÀsst oder von seiner Familie erzÀhlt, jedoch SchwÀchen insbesondere in der LÀnge aufweist. Schwierig ist es teilweise nachzuvollziehen, wenn man reisetechnisch ganz anders gestrickt ist, wobei schwer zu sagen ist, ob diese einmaligen Erfahrungen als Reise zu bezeichnen sind. Wenn schon, dann als ewige immerwÀhrende Suche, Selbstfindung.

Reinhold Messner ist vieles in seinem Leben gelungen. Auch das Scheitern, welches natĂŒrlich andere Extreme aufwies, als wir es im Laufe unseres Lebens kennenlernen. Dieser Trip brachte ihn jedoch an körperliche Grenzen, die ihn fast zum Abbruch der Expedition zwingen sollten. Diesen inneren Kampf mit sich selbst Zeile fĂŒr Zeile nachvollziehbar zu machen, ist die Leistung des Autors Messner, dessen Abenteuer JungentrĂ€ume real werden ließen. Die Gobi als gnadenlose Herausforderung und Weg zur Selbsterkenntnis. Positiv wie negativ.

Autor:

Reinhold Messner wurde 1944 in Brixen/SĂŒdtirol geboren und ist ein italienischer Extrembergsteiger, Abenteureer, Buchautor und Regionalpolitiker. Auf seinen Expeditionen bestieg er alle vierzehn Achttausender ohne zusĂ€tzlichen Sauerstoff und hat zudem zahlreiche Erstbesteigungen vorzuweisen.

Desweiteren durchquerte er die Antarktis , Grönland und die WĂŒste Gobi. Er ist zudem BegrĂŒnder der Messner Mountain Museen und Autor zahlreicher Publikationen, rund um das Bergsteigen und seiner Geschichte. Er saß fĂŒnf Jahre lang im Europa-Palarment undist auch regionalpolitisch aktiv gewesen.

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Delphine de Vigan: LoyalitÀten

LoyalitÀten Book Cover
LoyalitÀten Delphine de Vigan Dumont Verlag Erscheinen am: 12.10.2018 Seiten: 174 ISBN: 978-3-8321-8359-2

Inhalt:

Theo ist ein vorbildlicher Sohn: selbststĂ€ndig, fĂŒrsorglich und ein guter SchĂŒler. Er scheint zu funktionieren. Doch eine Lehrerin schlĂ€gt Alarm, und auch die Mutter seines besten Freundes beobachtet ihn mit Misstrauen. Die beiden Frauen haben die richtige Ahnung: Theo ist mit seinem Leben ĂŒberfordert und sucht einen gefĂ€hrlichen Ausweg. (Klappentext)

Rezension:

Es gibt Romane, die zunĂ€chst so unscheinbar sind, dass sie bereits auf den ersten Seiten vermögen zu ĂŒberraschen und dann immer noch mit einem großen Knall aufwarten können. Solch ein Werk ist der Autorin delphine de Vigan gelungen. Die französische Schriftstellerin beschreibt in “LoyalitĂ€ten” eine Welt kaputter Erwachsener, die die Probleme der Kleinsten kaum wahrnehmen, so dass diese immer mehr in einen Strudel Richtung Katastrophe hineingeraten.

Hauptfigur ist der zwölfjĂ€hrige Theo. zurĂŒckhaltend und verschlossen, gilt er als unkompliziert. Seine Noten sind gut. Diese Fassade bröckelt jedoch mit dem Verlassen des SchulgebĂ€udes, wenn der Junge zwischen seinen geschiedenen Eltern hin- und herpendeln muss. Die Mutter misstrauisch, ob des vorangegangenen Aufenthaltes bei seinem Vater, der Vater arbeits-, kraft- und mutlos, dazwischen der Junge, der allem versucht gerecht zu werden und seinen Kummer in Alkohol ertrĂ€nkt, den er sich ĂŒber seinen besten Freund Matthi beschafft.

Die Erwachsenen um ihn herum, nehmen die wachsenden probleme kaum war, haben selbst mit sich genug zu kĂ€mpfen, selbst seine Lehrerin, die die ersten Anzeichen zu deuten weiß. Mit unaufhaltsamen Schritten naht die Katastrophe. Immer grĂ¶ĂŸer und bedrohlicher. Doch, Theos Umgebung ist so sehr in einem Netz aus LoyalitĂ€ten gefangen, dass ihnen der wahre Gefangene entgleitet. Immer mehr.

In wechselnden Kapiteln erzÀhlt die Autorin kurzweilig diese Geschichte, die mehr Aufmerksamkeit verdient als sie bekommt. Ohne erhobenen zeigefinger, auch wenn das erste Lesens des Inhaltes so klingen mag, nÀhert sie sich der Wahrnehmung der beiden gerade noch kindlichen und fast jugendlichen Hauptfiguren an, die als Einzige SympathietrÀger sind.

Selbst die Protagonistin Helene, Theos Klassenlehrerin, ist zunĂ€chst einfach nur nervig, auch wenn de Vigan es schafft, sie im Verlauf der Handlung etwas differenzierter zu beschreiben. Alle anderen Erwachsenen taugen zu nichts Positiven, als den Kontrast zur Verletztheit der Kinder darzustellen, die ungeschĂŒtzt immer mehr die Kontrolle verlieren. Insbesondere eben Theo.

Um Distanz zu schaffen wird nur den beiden Erwachsenen, die zunĂ€chst nur ansatzweise begreifen, die ich-Perspektive zugebilligt. Alles andere wird in der dritten Person erzĂ€hlt und bekommt dadurch einen grĂ¶ĂŸeren Kontrast, der die Wirkung noch einmal verstĂ€rkt. Die Wirrungen der GefĂŒhlswelt der Kinder und die Zerrissenheit Theos, die schiere Ausweg- und Hoffnugnslosigkeit hĂ€tte die Autorin noch mehr ausbauen können.

Noch ein paar Seiten mehr den Jungen zu widmen, der so befĂŒrchtet man beim Lesen kurzzeitig, beinahe Randfigur wird, was de Vigan dann doch glĂŒcklicherweise nicht passiert, hĂ€tten dem Gesamteindruck gut getan. Dennoch ist “LoyalitĂ€ten” eine gut erzĂ€hlte Geschichte, die es wert ist, gelesen zu werden, um seinen Blick zu schĂ€rfen.

So Ă€hnlich beschrieben kommt sie wahrscheinlich tausendfach in der RealitĂ€t vor. Wie oft sind wir da, um den SchwĂ€chsten zu helfen, ohne die Angst vor richtigen und falschen LoyalitĂ€ten zu haben? DarĂŒber nachzudenken lohnt sich.

Autorin:

Delphine de Vigan wurde 1966 geboren und zĂ€hlt zu den wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Neben ihrer Arbeit in einem Meinungsforschungsinstitut schrieb sie, zunĂ€chst unter Pseudonymk, ihre ersten Romane, welche ab 2001 veröffentlicht wurden. 2007 gelang ihr mit “No & ich” der Durrchbruch, seit dem lebt sie vom Schreiben.

Sie erhielt mehrfach Auszeichnungen, u.a. den Prix des Libraires 2008. Ihre Romane wurden bereits in ĂŒber 20 Sprachen ĂŒbersetzt, teilweise auch verfilmt.

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Birgit Weidt: Das LĂ€cheln der Vergangenheit

Das LĂ€cheln der Vergangenheit Book Cover
Das LĂ€cheln der Vergangenheit Rezensionsexemplar/Sachbuch Mairdumont Taschenbuch Seiten: 239 ISBN: 978-3-7701-8291-6

Inhalt:

Neukaledonien, Archipel am anderen Ender der Welt. Hier begibt sich Birgit weidt auf die Suche nach der geschichte hinter einem mysteriösen Talisman. Sie taucht ein in eine Welt, in der Schamanen die Zukunft aus PalmblĂ€ttern voraussagen, Unterschiede zwischen den Geschlechtern anhand von Wurzeln erklĂ€rt werden und Frauen ihre Gesichtsfalten tragen wie kostbaren Schmuck. Eine Reise, die den Blick fĂŒr das Magische öffnet, das uns ĂŒberall und jederzeit umgibt. (Klappentext)

Rezension:

Unweit von Australien und doch am anderen Ende der welt erstreckt sich eine kleine Gruppe von Inseln, die in Europa kaum jemand kennt, und doch (noch) französisches Überseegebiet sind. Neukaledonien. Das ist die Heimat der Muskatnuss und das Gebiet des weltgrĂ¶ĂŸten Nickelvorkommens. Und es war das Sehnsuchtsziel von Birigt Weidt.

Die freie Journalistin machte sich auf, um zu erfahren, wie die Menschen dort leben, was sie bewegt und beschĂ€ftigt, wie sehr ihr Leben sich von unserem unterscheidet und um ein Geheimnis zu lĂŒften. Doch die Reise hĂ€lt mehr Überraschungen und Begegnungen bereit, als die Autorin zu trĂ€umen gewagt hĂ€tte.

Sie erlebt uralte BrĂ€uche, die Wirkung von tropischen Regen und warum die Ă€lteren Bewohner dieser SĂŒdseeinseln das Wasser scheuen. Doch vor allem öffnen die Bewohner Grande Terres, Lifou und Ouveas ihre Herzen und geben Einblick in ihr Leben. Fortan ist Weidt der Faszination Neukaledoniens erlegen.

Reisereportagen mĂŒssen den Spagat schaffen, journalistisch neutral aber gut recherchiert, spannend erzĂ€hlt zu sein, aber auch die persönliche Komponente, den Eindruck, mit einzubringen. Kippt die Waage Richtung einer Seite entsteht ein Ungleichgewicht, welches entweder dazu fĂŒhrt, dass man es nur noch mit reinem Faktenwissen zu tun hat oder zur anderen Seite, und dann hat der Leser eine GefĂŒhlsduselei sondergleichen vor Augen.

Birgit Weidt zumindest gelingt dieser Spagat weitgehend sehr gut, wenn auch zum Ende hin ein paar Ausrutscher zu verzeichnen sind. Doch, die autorin schafft es ungemein ein GefĂŒhl des Fernwehs zu erzeugen. Praktisch so, als wĂ€re man mit dabei, begleitet die Autorin auf ein Insel-Filmfest und beobachtet sie beim Vollrichten eines uralten Brauches, um Einblick in das Leben der Ureinwohner zu erhalten.

Viel erfĂ€hrt man darĂŒber, doch hat man unweigerlich das GefĂŒhl selbst Neukaledonien bereisen zu mĂŒssen, um das Geschriebene nachzuvollziehen. Der Sand in den Schuhen, das Ploppen der KokusnĂŒsse, wenn sie reif von der Palme auf den Boden fallen, und die Suche nach dem richtigen Mittelweg zwischen Tradition und Moderne.

An manchen Stellen wirkt die Autorin selbst etwas ĂŒberdreht, starkes Kontrastprogramm zur sonst nĂŒchtern und beobachtend gehaltenen ErzĂ€hlweise, die Informationen ĂŒber die Inselwelten so ganz nebenbei einfließen lassen.

Wie sehen die Einwohner die Zukunft dieser bedrohten Idylle, wo Chancen, was macht es aus, dieses Leben? Birigt Weidt sucht diese Fragen und antworten darauf zwar nicht, doch stĂ¶ĂŸt sie darauf, lĂ€sst sich treiben. Sie begegnet Businessfrauen, die ganz aus ihrer traditionellen Rolle fallen und KĂŒnstler, die sich von der sie umgebenden Natur inspirieren lassen, Wunderheiler und HĂ€uptlinge, denen in der Gesellschaft immer noch ein hoher Stellenwert zukommt.

Der Leser wird sich wĂŒnschen, dass die Menschen Neukaledoniens auch weiter so ihren Weg gehen können und wird mit einer FĂŒlle von EindrĂŒcken die letzte Seite umschlagen, vielleicht eine Reise buchen, so als wĂ€re man (fast) da gewesen. Und das ist doch etwas.

Wer dann immer noch nicht genug hat, kann auch die auf ihren Reisen durch die SĂŒdsee gesammelten Rezepte nachkochen. Damit wĂ€re man dann auch endlich reif fĂŒr die Inseln.

Autorin:

Birgit Weidt wurde 1962 geboren und lebt in Berlin. Die freie Journalistin schreibt Reisereportagen u.a. fĂŒr GEO Saison, DIE ZEIT, Frankfurter Allgemeine Zeitung und NZZ. Zuletzt wurde sie fĂŒr ihre Reportagen mit den unabhĂ€ngigen Journalistenpreis des NiederlĂ€ndischen BĂŒros fĂŒr Tourismus & Convention ausgezichnet

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Bruno Preisendörfer: Deutschland 2 – Als unser Deutsch erfunden wurde

Als unser Deutsch erfunden wurde Book Cover
Als unser Deutsch erfunden wurde Reihe: Deutschland – 2 Galiani Berlin Erschienen am: 09.06.2016 Seiten: 472 ISBN: 978-3-86971-126-3

Inhalt:

Martin Luther hat mit seinen Wirken das Leben und denken, nicht zuletzt das religiöse Denken der Deutschen nachhaltig geprÀgt. Wie aber lebten der Prediger und seine Zeitgenossen, damals im 16. Jahrhundert?

Wir schauen Handwerkern und HĂ€ndlern ĂŒber ihre Schultern, Hans Sachs beim Versemachen und Luthers Frau Katharina bei der HaushaltsfĂŒhrung. Wir erleben DĂŒrer beim Malen und die Fugger beim Wirtschaften.

Vom Aufwachsen in der Lutherzeit bishin zur Beisetzung erleben wir den Alltag unserer Vorfahren und fĂŒrchten uns vor dem JĂŒngsten Gericht. Eine Reise in unsere Geschichte. (eigene Inhaltsangabe)

BĂŒcher der Reihe:

Bruno Preisendörfer: Deutschland 1 – Als Deutschland noch nicht Deutschland war

Bruno Preisendörfer: Deutschland 2 – Als unser Deutsch erfunden wurde

Bruno Preisendörfer: Deutschland 3 – Als die Musik in Deutschland spielte

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Rezension:
Vor allem fĂŒr die jenigen, die glauben, dĂŒrfte einer der grĂ¶ĂŸten Deutschen kein Geringerer als Martin Luther sein. Der WĂŒrttemberger Prediger, der das wuchernde und korrupte katholische Glaubenssystem in Frage stellte und damit einen ungeher großen Stein ins Rollen brachte, vermag uns heute noch zu faszinieren.

Doch, wer war der Mann, dessen Wirken erst 2017 im großen JubilĂ€um Tribut gezollt wurde? Welche VerĂ€nderung brachte der Reformator in das Denken der Menschen, wie genau prĂ€gte er den kĂŒnftigen komplizierten Glaubensmechanismus, der fortan das Leben im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bestimmen sollte?

Wie lebten er und seine zeitgenossen, von DĂŒrer bishin zu den umtriebigen Fuggern? Was aßen sie, auf welchen Stand waren Bildung oder gar die Medizin, in einer Zeit, in der die Pest wĂŒtete und Frauen haufenweise auf die Scheiterhaufen landeten?

Wie wuchsen Kinder auf, wie unterschied sich das Leben von Bauern und StÀdtern, vom Erbadel bishin zu durch neue Wirtschaftszweige gewordenen Neureichen? Bruno Preisendörfer nimmt seine Leser mit, auf eine Zeitreise, in ein Jahrhundert, welches die Deutschen, die noch gar keine waren, nachhaltig prÀgen sollte.

Es ist ungemein schwer, ein Sachbuch zu bewerten, welches in seiner Thematik gut recherchiert wurde, dessen Funke aber nicht ĂŒberspringen möchte. “Als unser Deutsch erfunden wurde”, wirkt wie ein PĂ€dagoge, der zwar fachlich versiert ist, alleine keine Begeisterung entfachen kann, einen Sachverhalt so zu vermitteln, dass man auch gewillt ist, mehr zu erfahren.

Zitate von Gedichten etwa, werden nur schwer lesbar im Fließtext untergebracht, welches weder den Augen förderlich ist, noch dem VerstĂ€ndnis. AbsĂ€tze und eine Schreibweise, eben in Gedichtform, Zeile fĂŒr Zeile, hĂ€tten hier gut getan.

Auch das EinfĂ€deln der Personenbiografien, die an das Werk selbst hintenan gestellt wurden, hĂ€tte den ErlĂ€uterung der Themen gut getan. Auch die breitere FĂ€cherung des Inhalts ist hier nicht förderlich. Der Leser schweift ab, ĂŒberfliegt, um zur nĂ€chsten interessanten Stelle zu gelangen, von denen es gleich wohl viele gibt.

Den Vorsatz, einen Zeitrahmen von nahezu einem Jahrhundert und einem StĂŒckchen mehr zu umfassen, versucht Preisendörfer redlich. Fachlich ist ihm das einigermaßen gelungen.

TatsĂ€chlich lĂ€sst die Grobheit eines GesamtĂŒberblicks die Detailliertheit vermissen, die die Konzentration auf einzelne Themen, eines Ausschnitts aus dieser Zeit, hĂ€tte bewirken können. Die gleiche SchwĂ€che, wie beim VorgĂ€nger, der thematisch in die Nachfolgezeit einzuordnen ist.

Ein paar Seiten mehr, die Einwebung der hintenangestellten Biografien und eine verlegerische Entscheidung, Reime nicht als Fließtext unterzubringen, hĂ€tten hier geholfen.

So aber bleibt der Eindruck eines Geschichtsbuches, welches die Faszination fĂŒr Luther und seine Zeitgenossen zwar versucht, zu erlĂ€utern, es aber nach dem Schließen des Buchdeckels nicht zu halten vermag.

Autor:
Bruno Preisendörfer wurde 1957 in Kleinostheim/Unterfranken geboren und ist ein deutswcher Schriftsteller fĂŒr SachbĂŒcher und Belletristik. Nach der Schule und verschiedenen Stationen in SĂŒddeutschland arbeitete er zunĂ€chst als Angestellter in einem Obdachlosenheim.

Anschließend studierte er Germanistik, Politikwissenschaften und Soziologie. 1982 zog er nach Berlin, wo er das Studiom abschloss. 1997 promovierte er. Von 1987 bis 1997 arbeitete er in verschiedenen Ressorts eines Zeitungsmagazins, nevor er 1995 redaktionsleiter wurde.

Als Redakteur arbeitete er zudem fĂŒr die Zeitschrift “Freibeuter”. Heute arbeitet er vor allem als freier Schriftsteller. Der Autor ist mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit den NDR Kultur-Sachbuch-Preis, 2016.

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Dennis Freischlad: Diesseits der Tage

Diesseits der Tage Book Cover
Diesseits der Tage Dennis Freischlad maidumont Erschienen am: 24.07.2017 Seiten: 319 ISBN: 978-3-7701-8287-9

Inhalt:

“Das GlĂŒck Kubas bleibt eine simple Rechnung: Dreißig Leute gehen vorbei, siebenundzwanzig davon lachen und grĂŒĂŸen.” Dennis Freischlad taucht in das wahre Leben auf der Karibikinsel ein. Einen Sommer lang fĂ€ngt er Stimmungen und Momente ein, lĂ€sst sich treiben in der Hauptstadt Santiago de Cuba, tanzt und boxt, was die Beine und FĂ€uste hergeben.

Er findet heraus, warum ein kubanischer Haushalt ohne Schaukelstuhl undenkbar ist und mit welchen sieben gesten man in jedem GesprÀch unter Kubanern besteht. Ein berauschendes Kuba-Tagebuch und das faszinierende PortrÀz eines Landes in der Schwebe. (Klappentext)

Rezension:

Abgesehen vom fulminanten Fehler im Klappentext, Santiago de Cuiba als Hauptstadt des Inselstaates zu bezeichnen, wenn ĂŒberhaupt, dann nur Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, liegt mit “Diesseits der Tage” ein Reisebericht vor, der die Leser nur so dahin treiben lĂ€sst.

Und das ist auch schon die einzige QualitĂ€t des Textes, der von einem Land “in der Schwebe” berichten soll. alleine, er tut nichts dergleichen. natĂŒrlich werden einzelne ZustĂ€nde und Marotten beschrieben, der Autor spielt stilsicher mit Klischees, was wirklich neues erfĂ€hrt man nicht.

Eher Zustands- als Reisebericht ist der Text, der manchmal so einschlÀfernd ist wie der Rauch kubanischer Zigarren.

Mit den fachlichen Hintergrundwissen, was mein Beruf so mit sich bringt, bin ich durchaus in der Lage Reiseberichte einzuschÀtzen und dem entsprechend an das hier Aufgeschriebene herangegangen. Aus wie vielen Teilen des landes berichtet der Autor?

BemĂŒht er nicht nur Klischees, sondern fördert Dinge zu Tage, die einem jetzt als normaler Tourist nicht ins Auge springen wĂŒrden? Wie objektiv ist der Text? Versucht der autor nicht nur persönliches mit einzubringen, sondern auch einen Blick auf die Gesellschaft zu werfen?

Ja und nein muss man hier wohl sagen. TatsĂ€chlich beschreibt der Autor sehr gefĂŒhlvoll und emotional seinen Einblick in das Leben der Einheimischen, die ihn fĂŒr ein paar Monate beherbergten und auch sonst spĂŒrt man die Liebe zum karibischen Lifestyle in jedem einzelnen Satz.

Doch, wer einen ausgewogenen Bericht, etwa in Form der “Gebrauchsanweisung fĂŒr”-BĂŒcher des Konkurrenzverlages oder etwas Vergleichbares wie “Wer singt erzĂ€hlt – Wer tanzt, ĂŒberlebt”, aus dem selben Hause sucht, sucht vergebens.

TatsĂ€chlich verspĂŒrt man nach dem Lesen nicht gerade die Lust, dorthin zu verreisen, wo die Zeit gerade jetzt Spannendes bereithĂ€lt. Ein Land im Umbruch, eine gesellschaft auf der Suche und zwischen den Zeiten.

Das hÀtte der Autor hier mit hineinbringen können, in einzelnen Momenten ist der Versuch erkennbar, alleine hier ist er nicht angekommen. Der Leser vermag die Stimmungen Kubas nicht wirklich einzufangen.

TatsĂ€chlich ermĂŒdet der Schreibstil eher, als dass er dazu einlĂ€dt, das nĂ€chste Flugticket zu buchen. Ein netter Versuch, ein Land schmackhaft zu machen. Bei mir nur leider, ist der Funke ganz und gar nicht ĂŒbergesprungen. Darauf ein Glas Rum.

Autor:

Dennis Freischlad wurde 1979 in Hessen geboren und brach die Schule ab, um spĂ€ter in Indien und Sri Lanka zu leben. Als Farmer, Bibliothekar, Übersetzer, Hotelmanager und Koch jobbend, ließ er sich zwischen den Orten treiben und veröffentlichte 2013 sein erstes Buch.

Neben Dichtungen veröffentlichte er auch seine ReiseeindrĂŒcke und brach 2014 zu einem mehrmonatigen Roadtrip durch Amerika auf. 2017 veröffentlichte er seinen reisebericht ĂŒber seinen Aufenthalt auf der Karibikinsel Kuba.

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