Bilderbuch

Entengrütze und der Geruch von Erdbeeren

Mit den Fingern streiche ich vorsichtig über das Papier, erfahre Glätte und Unebenheiten, an einer Stelle ist das Papier rauh. Ich reibe vorsichtig zwei Finger aneinander, und verbinde fortan einen neuen Geruch mit Büchern, der so zuvor noch nicht mit ihnen in Verbindung stand. Der Duft von frischen Erdbeeren steigt mir in die Nase, ein Gefühl von Sommer kommt auf, doch schaue ich durch das Fenster sehe ich das Wetter unschlüssig, öffne ich das Fenster kommen mir die Gerüche (und der Lärm) der Straße entgegen. Ich wohne inmitten der Stadt.

Der Sommer existiert plötzlich nur noch auf den Papier.

Ein Kinderbuch aus Lettland ist es, was dieses Hin und Her auslöst. Geschrieben hat es die Autorin Lote Vilma Vitina, auch die liebevollen Illustrationen stammen von ihr. Erschienen ist “Der kleine Dichter und der Duft”, in der deutschen Übersetzung von Lil Reif bei Mirabilis. Der Dichter folgt einer Wolke nach draußen, Gerüche inspirieren ihn. Die mich in den Sommer versetzende Erdbeere duftet tatsächlich. Im Vorsatzpapier ist sie zu finden.

Im Frankfurter Ostpark geht es nicht ganz so idyllisch zu. Enten und Nilgänse sind sich nicht grün, da kann noch so viel Entengrütze für alle vorhanden sein. Missgunst bestimmt den Tag. Schnell geraten die schöne Gans Nilgül und der schlaue Enterich Hausen zwischen die Fronten ihrer Vogelscharen. Es wäre doch einfacher für alle, an einem Strang zu ziehen. Nur, wie zusammenfinden, wenn vermeintliche Unterschiede als kaum zu überwindende Barrieren erscheinen? Doch Freundschaft und Zusammenhalt können viel bewirken.

Liebevoll illustriert von Viktoria Wagner erleben “Nilgül und Hausen” in der Geschichte aus der Feder von Riccarda Gleichauf dieses große Abenteuer. Und alle kleinen Leser und Leserinnen (oder allen, denen diese wunderschöne Geschichte vorgelesen wird) können sich nicht nur an den Ententeich träumen, die beiden Hauptfiguren laden auch zum Singen ein. Drei Lieder, abrufbar bei Youtube oder per QR-Code runden Text und Bild ab. Dieses Kinderbuch ist interaktiv, im besten Sinne.

Geschichten für die Kleinsten, interaktiv oder haptisch erlebbar, so lieb, dass ich keine Sterne-Bewertung, sondern einfach nur beide Bücher allen ans Herz legen möchte, die gerne ihre oder andere Kinderbuchregale sinnvoll auffüllen möchten. Wer kann schon etwas gegen dönerfutternde Enten sagen oder Erdbeeren?

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Claude K. Dubois: Akim rennt

Akim rennt Book Cover
Akim rennt Kinderbuch Moritzverlag Hardcover Seiten: 96 ISBN: 978-3-895652-684

Handlung:

Kurz zuvor hatte Akim noch mit anderen Kindern Krieg gespielt, nun bricht selbiger über sein Dorf herein, in dem er lebt. Bomben fallen, es gibt Tote und Verletzte. Das Dorf wird von Soldaten besetzt, doch Akim kann fliehen.

Im Chaos des Krieges aber wird er von seiner Mutter getrennt. Auf der Flucht lernt er Hunger und Kälte kennen aber auch Menschen, die sich seiner annehmen. Angekommen schließlich im Lager einer Hilfsorganisation geschieht das Unglaubliche. Er trifft seine Mutter wieder.

Rezension:

Die Geschichte ist schnell erzählt und leicht zu verstehen, nachzuvollziehen, weshalb hier kaum von Spoilern gesprochen werden kann. Denn, hauptsächlich handelt es sich um ein Bilderbuch und die Texte, eigentlich nur ein paar Sätze sind so verständlich, dass Erstleser, Schulanfänger damit mehr als zurechtkommen, wenn sie gerade angefangen haben Sätze flüssig zu lesen. Es geht hier aber auch mehr um die Bilder.

In beeindruckenden Schwarz-Weiß-Brauntönen gezeichnet, wird die Figur des kleinen Akim greif- und die Schrecken des Krieges, von Flucht und Vertreibung nachvollziehbar. Dabei bezieht sich Dubois nicht auf einen bestimmten Krieg, Ortsangaben werden nicht gemacht. Die Geschichte spielt in allen Konfliktregionen dieser Welt.

Dies ist die Stärke Dubois’. Ohne viele Worte, nur mit Zeichnungen eine ganze Geschichte zu erzählen. Es ist ein Kinderbuch für alle Kleinen, die beginnen, angesichts der aktuellen Situation in Europa und der Welt Fragen zu stellen.

Kinder bekommen mehr mit als Erwachsene denken. “Akim rennt” sollte dennoch nur begleitend gelesen werden. Zu erdrückend, ernst und komplex ist die Thematik. Es ist aber auch ein Buch für Erwachsene, die mal etwas anderes in den Händen haben wollen als politischer Hetz-Literatur a la Sarrazin und Co.

In Zusammenarbeit mit PRO ASYL und Amnesty International entstand dieses beeindruckende Werk, welches sich lohnt zu besitzen und zurecht den Deutschen Jugendliteratur-Preis bekommen hat. Für 12 Seiten Text (immer nur ein paar aussagekräftige kurze Sätze pro Seite), der Rest sind Zeichnungen. Weniger ist auch hier mehr.

Autor:

Claude K. Dubois, geboren 1960 in Verviers, Belgien, unterrichtet Illustration an einer berühmten Kaderschmiede dieses Faches, dem Institut Saint-Luc in Lüttich/Liège/Luik, wo sie auch selbst studiert hat. Sie veröffentlichte mehr als 40 Bilderbücher, von denen einige bereits im deutschsprachigen Raum erschienen sind.

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