Krimi

Kyle Perry: Die Stille des Bösen

Inhalt:

Das Verschwinden einer Gruppe Teenager in der abgeschiedenen Wildnis der tasmanischen Berge versetzt das Städtchen Limestone Creek in Alarmbereitschaft. In den Achtzigern sind hier schon einmal junge Mädchen verschollen, und die Legende des Hungermanns verfolgt die Gemeinde noch immer.

Als schließlich die übel zugerichtete Leiche eines der Mädchen am Fuß eines Berges gefunden wird, fällt der Verdacht auf wilde Tiere. Doch Detective Badenhorst ist skeptisch – warum ist die Leiche barfuß? Und wie kommen ihre Schuhe auf den Gipfel des Felsens, fein säuberlich zugeschnürt? (Klappentext)

Rezension:

Jeder Ort hat seine ihm ganz eigenen Geheimnisse und nicht alle legen wert darauf, entdeckt zu werden und so quält sich ein kleiner Ort inmitten Tasmaniens mit der grausigen Legende des Hungermanns, der der Meinung der Einheimischen nach, in den 1980er Jahren mehrere Mädchen hat verschwinden lassen. Als plötzlich erneut mehrere Teenager verschwinden und die Geister der Vergangenheit geweckt zu sein scheinen, werden Ereignisse von ungeheurer Tragweite in Gang gesetzt.

Er hockt in den Bergen versteckt, um zu töten.
Er hockt in den Höhlen versteckt, um zu warten.
Der Hungermann, der Hungermann,
er steht auf kleine Mädchen,
auf die hübschen Gesichter aus unserem Städtchen.
Glaub ja nicht, was die Erwachsenen sagen,
der Hungermann wird’s wieder wagen.
Drum geh ich da oben nie allein durch den Wald,
sonst kommt der Hungermann und macht mich kalt.

Kyle Perry: Der Hungermann

So beginnt das Thriller-Debüt des australischen Sozialarbeiters Kyle Perrys, der seine Leserschaft in die magische und auch harte Welt der größten Insel Australiens mitnimmt und auf eine Berg- und Talfahrt sondergleichen schickt. Dabei hält sich der Autor nicht großartig mit einer ausführlichen Einführung der Protagonisten auf. Zu umfangreich ist die Seitenzahl.

Man wird später noch genug Zeit haben, die Charaktere kennen zu lernen. Die Geschichte beginnt sofort mit der auslösenden Handlung und setzt sich in einem immer höheren Erzähltempo fort. Der Schreibstil wirkt zunächst hölzern, je mehr die Protagonisten durch Perry geformt werden, um so feingliedriger jedoch wird die Handlung, die aus Sicht der Charaktere kapitelweise erzählt wird.

Dabei hat sich der Autor viel vorgenommen. Erzählt wird von der Eigensinnigkeit der Kleinstadtbewohner ebenso, wie von den Gegensätzen zwischen Einheimischen und Fremden, ganz normalen Teenager-Problemen und Erscheinungen unserer Zeit in ihren schrecklichsten Formen. Das funktioniert, da Perry in seinem Debüt nichts an Schilderungen ausspart, die Handlung jedoch nur gerade so ausbreitet, wie es notwendig ist, den Geschehnissen zu folgen und ansonsten bis beinahe zum Ende im Unklaren zu bleiben.

Die Protagonisten sind mit Ecken und Kanten versehen, bleiben fast durchgehend glaubwürdig. Nur zum Ende hin wirkt die Geschichte eine Spur zu dick aufgetragen. Da merkt man das Debüt dann doch, ansonsten wird ein Spannungsbogen von Beginn an gezogen, den man mit leichtem Schauer verfolgt. Pluspunkt, Perry bleibt in seinen Schilderungen von Gewalt zurückhaltend, setzt diese nur dort, wo es für die Handlung notwendig und folgerichtig erscheint. Ansonsten ist „Die Stille des Bösen“ ein Psychothriller mit hohem Kriminalromananteil.

Wem dies liegt, kann sich gerne auf die Spuren des Hungermanns begeben. Mit aller Vorsicht.

Autor:
Kyle Perry lebt in Tasmanien und arbeitet als Therapeut und Sozialarbeiter in verschiedenen Highschools, Jugendeinrichtungen und Entzugskliniken. Er stammt aus der Gegegnd der Great Western Tieras, die in seinem Debüt eine bedeutende Rolle spielen. “Die Stille des Bösen” ist sein Erstlingswerk.

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G.D. Abson: Natalja Iwanowa 1 – Tod in Weißen Nächten

Inhalt:

Diese Stadt kann tödlich sein. Eine junge Frau verschwindet im Halblicht der Weißen Nächte Sankt Petersburgs. Kommissarin Natalja Iwanowa wird beauftragt, dem Verschwinden der schwedischen Studentin nachzugehen. Unter Hochdruck ermittelt sie, da der Vater des Opfers extrem vermögend ist und ihre Chefs einen schnellen Ermittlungserfolg wollen.

Der Fall scheint gelöst, als sie eine komplett verbrannte Leiche finden. Neben den Überresten: Zena Dahls Handtasche, auf der Fingerabdrücke sichergestellt werden können. Doch Natalja ist sich sicher, dass jemand im Hintergrund die Fäden zieht und setzt alles daran, die wahren Zusammenhänge aufzudecken. Und bringt damit nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr. (veränderte Inhaltsangabe)

Bücher der Reihe:

G.D. Abson: Natalja Iwanowa 1 – Tod in Weißen Nächten
G.D. Abson: Natalja Iwanowa 2 – Blutrot ist das Schweigen

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Rezension:

„Alle taten so, als wären sie jemand anderes, und niemand war noch er selbst.“

G.D. Abson: Natalja Iwanowa 1 – Tod in Weißen Nächten

Die Stadt und ihre glänzenden Fassaden sind Kulissen für Ränkespiele der Mächtigen und jenen, die ein Stück vom großen Kuchen abhaben möchten. In solch einer Gesellschaft integer zu bleiben, ist nicht einfach, zuweilen unmöglich. Doch die Hauptprotagonistin Natalja Iwanowa, dieses neuen Autoren-Debüts, versucht genau das. Auftakt einer Krimireihe durch die Straßen Sankt Petersburgs.

Wer an klassische Kriminalromane oder Ermittlungsgeschichten denkt, mag zunächst im englischsprachigen oder skandinavischen Raum spielende Werke im Blick haben. Doch auch anderswo lassen sich Erzählungen dieses klassischen Genres ansiedeln.

G. D. Abson zeigt uns, wie dies aussehen kann. Sein gewählter Schauplatz ist nichts weniger als Russlands Tor zum Westen und, wie man bereits nach wenigen gelesenen Seiten merkt, gut gewählte Kulisse, in die sich sowohl ein spannendes Szenario unterbringen, als auch der Zwiespalt beschreiben lässt, in dem die gesamte russische Gesellschaft seit den 1990er Jahren steckt. Wie lebt es sich im Versuch, ehrlich zu bleiben, in Putins Russland?

Hauptprotagonistin, ist die einer klassischen Ermittlerin, die abgesehen von ihren privaten Problemen auch noch mit undurchsichtigen Vorgesetzten zu kämpfen haben. Schon zu Beginn erahnt man die Ränkespiele, die sich von Seite zu Seite immer mehr anhäufen, und die Handlung beeinflussen werden. Dabei ist Natalja Iwanowa zunächst die einzige Figur, die Sympathieträgerin ist, zugleich vielschichtig beschrieben und für die Leserschaft fassbar gemacht wird.

Die Handlung indes wird mit fortschreitendem Verlauf immer rasanter. Der Zwiespalt der Protagonisten immer deutlich sichtbarer. Hier hilft, dass der Autor zuvor Einblicke aus anonym gehaltener Quelle (so das Nachwort) aus dem russischen Polizeialltag erhalten hat. G. D. Abson beschreibt, wie Willkür und Korruption die Arbeit von ermittelnden Personen beeinflussen und was dies mit einer Gesellschaft macht, in der man praktisch gezwungen ist, sich selbst der Nächste zu sein. Die Ehrlichen bleiben auch hier die Dummen.

Das liest sich rasant. Nur etwas zu oft stolpert man beim Lesen über Absätze und ganze Kapitel mit dem Gefühl, etwas Entscheidendes gerade überlesen zu haben, ohne dies fassen zu können. Hier merkt man dem Autoren sein Debüt an und darf dennoch hoffen, dass sich dies im Verlauf der weiteren Bände einpendelt.

Dies wäre wünschenswert, denn ansonsten weiß Abson die Elemente eines Kriminalromans gekonnt einzusetzen und seine Leserschaft Detail um Detail zu entwirren. Zum Ende hin einzelne Punkte in der Handlung, die überraschen, andere, die hätten nicht sein müssen. Insgesamt jedoch ein solider Auftakt, der sich lohnt, weiter verfolgt zu werden. Spannende Grundlagen und Ansätze für Fortsetzungen wurden hier in jedem Fall gelegt.

Autor:

G.D. Abson wuchs auf Militärbasen in Deutschland und Singapur auf, bevor er nach Großbritannien zurückkehrte und unter anderem Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Russland studierte. Heute lebt und arbeitet er als selbstständiger Business-Analyst im Süden Englands. «Tod in Weißen Nächten» ist sein Debüt.

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Veit Etzold: Clara Vidalis 8 – Höllenkind

Inhalt:

Es ist ein einmaliges Ereignis für den vatikan und ganz Rom: die Verbindung der alten römischen adelsfamilien Sforza und Visconti durch eine prunkvolle Hochzeit in der Sixtinischen Kapelle. Doch plötzlich krümmt sich die Braut vor Schmerz, und auf ihrem strahlend weißen Hochzeitskleid erblühen große rote Flecke. Bevor irgendjemand eingreifen kann, bricht sie tot zusammen.

Der zuständige Ermittler des Vatikans, Commendatore Adami, ahnt, dass er allein in diesem außergewöhnlichen Fall nicht weiterkommt. In Rom kursiert schon länger der Name einer Patho-Psychologin, die bereits in einen Fall von Satanismus involviwert gewesen war: Clara Vidalis vom LKA Berlin … (Klappentext)

Reihenfolge der Bücher:

Veit Etzold: Clara Vidalis 1 – Final Cut

Veit Etzold: Clara Vidalis 2 – Seelenangst

Veit Etzold: Clara Vidalis 3 – Todeswächter

Veit Etzold: Clara Vidalis 4 – Der Todenzeichner

Veit Etzold: Clara Vidalis 5 – Tränenbringer

Veit Etzold: Clara Vidalis 6 – Schmerzmacher

Veit Etzold: Clara Vidalis 7 – Blutgott

Veit Etzold: Clara Vidalis 8 – Höllenkind

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Rezension:

Schon beim Lesen der ersten Zeilen des hier vorliegenden Thrillers möchte man an ein Eigenleben der Protagonisten glauben. Wie sonst ist dieser neue Fall von Clara Vidalis zu erklären, der nun aus der Feder Veit Etzolds vorliegt?

Vorab, die Geschehnisse sind im Klappentext zur Genüge beschrieben. Mehr muss man nicht verraten. Es sei jedoch festgestellt, dass man die vorangegangenen Bände der Reihe nicht gelesen haben muss, um der Geschichte, insbesondere den Hauptprotagonisten folgen zu können.

Der Autor hat die Einführung in seine Geschichten mittlerweile perfektioniert und legt auch hier wieder den Fokus auf die eigentliche Handlung, wenn auch Kenntnisse aus anderen Bänden zumindest Anspielungen erkennen lassen. Bemerkungen der Protagonisten in Bezug auf vergangene Fälle sind mit Sternchen-Verweis zu den anderen Werken der Reihe versehen.

Es ist ein moderner Thriller, der kompakt und vor allem in schnellen Erzähltempo kaum Atempausen lässt, nachdem die Geschichte ins Rollen gekommen ist. Dabei verfolgen wir mehrere zunächst unabhängige Handlungsstränge, die erst nach und nach ein Gesamtbild ergeben. Im Gegensatz zu manch anderen Werken, greifen diese schlüssig ineinander und auch Wendungen werden sinnvoll zu Ende geführt. Cliffhanger gibt es zahlreiche.

Das Leben war eine Hölle, die bis zum Tod ging.

Veit Etzold: Clara Vidalis 8 – Höllenkind

Besonders plastisch wird es für die jenigen, die den Vatikan und seine Gebäude, die sie umgebende Stadt Rom und vielleicht auch das ferne Florenz schon einmal mit eigenen Augen gesehen haben. Veit Etzold zieht mit seinen Beschreibungen die Lesenden förmlich in diese Szenarien. Die Protagonisten, nicht nur die Hauptfiguren sind wunderbar differenziert ausgestaltet und vielseitig.

Fast wirkt es, als würde man sich mit den Protagonisten im gleichen Raum befinden. Man fühlt das römische Kopfsteinpflaster, die Erhabenheit der römischen Villen in jeder einzelnen Zeile, sowie die menschlichen Tragödien ihrer Protagonisten, die der Autor so wunderbar in Szene setzt. Gekonnt im Wechsel von Handlungssträngen und Orten.

Mit einem überraschenden Twist, auf dem ich beim Lesen nicht im Leben gekommen wäre, setzt Etzold zudem den Grundstein für weitere Geschichten um Clara Vidalis, einer Reihe, die wohl nur dann beendet wird, wenn dem Autoren die Ideen ausgehen. Zumindest aktuell wirkt es nicht so, als ob dies der Fall wäre.

Autor:

Veit Etzold wurde 1973 in Bremen geboren und ist ein deutscher Schriftsteller, zudem Hochschullehrer für marketing. Nach seiner Ausbildung studierte er Anglistik, Kunstgeschichte, Medienwissenschafen und General Management in Oldenburg, London und Barcelona. Im jahr 2005 promovierte er in Medienwissenschaften.

Neben Belletristik verfasst er Sachbücher in diesem Bereich. An der Hochschule Aalen unterrichtet er Storytelling, marketing und Positionierung. 2010 wurde sein erster Thriller veröffentlicht. Bei Bastei Lübbe und Droemer Knaur erfolgten weitere. Bekannt ist er für seine Reihe um die Berliner Kriminalkommissaren Clara Vidalis. Etzold lebt in Berlin.

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Florian Schwiecker/Michael Tsokos: Eberhardt & Jarmer 1 – Die 7. Zeugin

Inhalt:

Ein Verbrechen. Sieben Zeugen. Und kein Motiv.

Berlin-Charlottenburg, ein Sonntagmorgen wie jeder andere auch: Nikolas Nölting verlässt das haus, winkt seiner Tochter Lily noch einmal zu und schwingt sich aufs Fahrrad. Wenige Minuten später betritt er eine Bäckerei – und schießt plötzlich um sich. Ein Mensch ist tot, zwei weitere verletzt. Motiv? Fehlanzeige.

Die Tat scheint völlig sinnlos, und vor Gericht schweigt Nölting hartnäckig. Sein Anwalt, der aufstrebende Strafverteidiger Rocco Eberhardt, steht vor einem Rätsel – bis Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer eine überraschende entdeckung macht, die dem Fall eine völlig neue Wendung gibt. (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Rezension:

Sobald sich der Rechtsmediziner Michael Tsokos mit anderen Schreibwütigen die Bälle zuspielt, darf man heutzutage einen rasant verlaufenden und mitunter sehr blutig-detailreichen Thriller erwarten, doch nun liegt in Kooperation mit dem Strafverteidiger und Autoren Florian Schwiecker ein eher ruhig verlaufender, dennoch spannender Krimi vor.

Die Ausgangslage ist schnell klar, tatsächlich passiert nach dem eigentlichen Moment, der schon im Klappentext ausreichend erläutert wird, zunächst nicht viel, stattdessen begeben sich die beiden Schriftsteller mit ihrer Leserschaft vor Gericht, um einen der aufsehenerregensten Prozesse Berlins zu verfolgen. Der Täter klar ersichtlich, der Tathergang sowie so, die Verurteilung sicher. Nur das Motiv fehlt, da der Hauptprotagonist beharrlich schweigt.

Dies ist Dreh- und Angelpunkt eines John Grishams würdigen Plots, der ruhig daherkommt und unterschwellige Spannung nach und nach aufbaut, die sich nur punktuell entlädt. Der Weg ist das Ziel. Darum geht es.

Schön, dass es in der Krimilandschaft Deutschlands auch einmal verhältnismäßig ohne Aufsehen funktioniert, eine Geschichte zu erzählen, in der weder die Hauptprotagonisten, noch nebenfiguren selbst eine größere Rolle spielen, sondern hier eindeutig für die Nachfolgebände vorbereitet werden.

Das Duett aus Rechtsmediziner und Anwalt muss sich erst noch finden, so bleibt im Auftaktband ersterer noch verhältnismäßig blass, gibt nur Impulse und wirkt im Gegensatz zum anderen Protagonisten noch unscheinbar.

Das funktioniert, da die geschichte trägt und sowohl rechtsmedizinische Szenarien als auch der Gerichtsprozess annähernd real dargestellt werden. Der große Showdown kommt vor Gericht viel selterner vor als es US-Serien zuweilen suggerieren.

Grundsteine für weitere Bände werden hier gelegt, in dieser bisher gelungensten Autoren-Kombi, an der Tsokos beteiligt ist, mit Luft nach Oben, die sicher noch ausgefüllt werden wird. Kurzweilige Kapitel ermöglichen ein schnelles Vorankommen, tun dem Spannungsbogen keinen Abbruch und machen neugierig auf mehr.

Ob die Art des Gerichtskrimis vorhersehbar ist oder nicht, gegen Ende wird das Motiv klar, darum geht es hier, meines Erachtens nicht. Wer liest, weiß in diesem Fall mehr als die Hauptprotagonisten selbst. Vielleicht sind wir es einfach nicht mehr gewohnt, Krimis mit diesem Aufbau zu lesen?

Autoren:

Michael Tsokos wurde 1967 in Kiel geboren und ist ein deutscher Rechtsmediziner und Professor an der Charite Berlin. Seit 2007 leitet er dort das Institut für Rechtsmedizin und das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin-Moabit. Zudem ist er als Autor von Sachbüchern und Thrillern, oft in Kombination mit anderen Autoren tätig.Seit 2014 engagiert er sich als Botschafter des Deutschen Kindervereins.

Florian Schwiecker wurde 1972 in Kiel geboren und ist vom Beruf Strafverteidiger. 2017 erschien sein erster Thriller. Für eine Zeitung schreibt er regelmäßig eine Thriller-Kolumne. Der Autor lebt in Berlin.

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Joachim B. Schmidt: Kalmann

Inhalt:

Kalmann Odinsson ist der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn. Er hat alles im Griff. Kein Grund zur Sorge. Er ist ein waschechter Isländer, auch wenn sein Vater amerikaner war, und ein Original, das in den beinahe ausgestorbenen Dorf dafür sorgt, dass alles seinen Gang geht. er wuchs bei seinem Großvater auf, der ihm das Jagen beibrachte, wie man aus Grönlandhai den besten Gammelhai der Insel herstellt und auch sonst alles, was ein Mann im Leben wissen muss.

Was sich Kalmann am meisten wünscht, ist eine Frau, doch erst einmal muss er aus dem Schlamassel wieder herauskommen, in den er geraten ist, als er eines Winters eine Blutlache im Schnee entdeckte. Und wenn die Räder in Kalmanns Kopf auch manches Mal rückwärtslaufen, wendet er mit seiner naiven Weisheit alles zum Guten. Kein Grund zur Sorge. (Klappentext)

Rezension:

Island einmal nicht als Kulisse eines Thrillers oder faden Naturromans, entführt uns der auf der Insel lebende Schriftsteller Joachim B. Schmidt in das sterbende Dorf Raufarhöfn und hat dabei ein gesellschaftliches Porträt auf kleinsten Raum geschaffen.

Was Joanne K. Rowling in ihrem Roman “Ein plötzlicher Todesfall” ausufernd erzählt, beschreibt Schmidt fasst Schmidt hier in kompakter Form und versucht dabei die Eigenarten Islands und seiner Bewohner einzufangen.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Kalmann, Naturbursche und Isländer, nicht unbedingt ein Sympathieträger, aber auch nicht vollkommen anstößig, wie so viele protagonisten dieses kleinen Romans.

Der letzte Jäger des Grönlandhais, der traditionell erst von seinem Großvater, jetzt von ihm selbst, zu Gammelhai verarbeitet wird, ist eigensinnig und impulsiv, für manchen Gegenüber fast unberechenbar, sorgt jedoch mit seiner Art für einen gewissen Zusammenhalt oder aber wenigstens Zusammenspiel der bewohner des Ortes, zumal er in die unmittelbare Handlung praktisch hineinstolpert.

Landschaftliche Beschreibungen und die Überlegungen Kalmanns, die dieser über das unmittelbare Geschehen und der Dorfbewohner anstellt, sind die großen Stärken des Autoren. Diese tragen die Handlung und lassen mit fortschreitender Seitenzahl doch eine gewisse Spannung aufkommen, die jedoch an der einen oder anderen Stelle zu sehr ins Kitschige abtriftet.

Als lesende Person wird man so immer wieder aus der geschichte hinausgeworfen, um sich dann erneut einfinden zu müssen, zudem das diffuse “Krankheits”-Bild zwar vom Autoren gewollt ist, es die Sache jedoch nicht unbedingt besser macht.

Hier hätte ein wenig mehr konkretisierung, auch beschäftigung mit den Mischformen und Graustufen bestimmter medizinischer Sachen gut getan, wo doch die Grundidee für die Geschichte an sich trägt und dazu geneigt ist, übliche Erzählschemen zu durchbrechen. Vielleicht gelingt dies dem Autoren beim nächsten Roman noch ein wenig besser.

Autor:

Joachim B. Schmidt ist ein Schweizer Journalist und Schriftsteller, der zunächst eine Ausbildung zum diplomierten Hochbauzeichner absolvierte. Mit einer Kurzgeschichte gewann er einen Schreibwettbewerb und veröffentlichte erstmals 2013 seinen ersten Roman. Als Journalist und Touristenquide arbeitet er in Reykjavik, Island, wohin er 2007 ausgewandert ist. Sein Roman “Kalmann” erschien 2020 bei Diogenes.

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Anja Goerz: Wenn ich dich hole

Wenn ich dich hole Book Cover
Wenn ich dich hole Anja Goerz Erschienen am: 23.10.2020 dtv Seiten: 256 ISBN: 978-3423-21833-7

Inhalt: Ein abgelegenes Haus in Nordfriesland.

Ein Schneesturm, der jedes Vorankommen unmöglich macht.

Ein kleiner Junge in größter Gefahr.

Eine ganze Familie wird von den Schatten der Vergangenheit eingeholt.

(Klappentext)

Rezension:

Familiengeschichten funktionieren in Kriminalromanen sehr gut, zumal, wenn die schreibende Person, die Handlungsorte gut kennt und so eröffnet sich gleich mit den ersten Seiten von “Wenn ich dich hole”, ein atmospärischer Krimi, der uns Lesende in die Gefilde Nordfrieslands einführt. Handlungsort ist die winterlische Idylle eines kleinen Ortes, in dem sich bei beginnender Dunkelheit Fuchs und Hase gute Nacht sagen.

Die Düsterheit der Handlung ist schon mit den ersten Zeilen zu spüren. Erzählt wird aus wechselnder Perspektive und mit Hilfe von Zeitsprüngen ein klassisches Familiendrama. Ein Geheimnis, ein sich darauf aufbauender, langsam hochschaukelnder Konflikt, vorangetrieben durch, leider, klischeehafte Figuren.

Die dörfliche Zusammensetzung ist gut dargestellt. Auch die Dynamik innerhalb einer kleinen, oberflächlich zusammenhaltenden Gemeinschaft ist fassbar, die mit zunehmender Anzahl der kurzweiligen Kapitel ihre Risse offenbahrt. Die Beschränkung auf wenige Hauptprotagonisten ist hier sehr gelungen, für die Kürze der Geschichte jedoch auch notwendig. Dazu ein wenig norddeutsches Platt. Fertig ist der wohlig-schaurige Provinzkrimi.

Die Kapitel vermögen das Lesepublikum bei Stange zu halten, jedoch vermag der kaum unerträglich werdende Nervenkitzel, der sonst in diesem Genre zu finden ist, kaum aufkommen. Die Autorin hat hier eine sehr ruhige Art, eine Geschichte zu erzählen, an den Tag gelegt, leider mit den zeitlichen Rückblicken der Gedankenwelt einer der Protagonisten sehr schnell die Auflösung verraten. Anja Goertz hat sich hier leider selbst gespoilert, was selbst unerfahrenen Krimi-LeserInnen ins Auge stechen dürfte.

Der Verlag ordnet die Geschichte, deren Ende durchaus eine Fortsetzung zulässt, als Thriller ein. Kriminalroman wäre wahrscheinlich das passendere Genre. Dennoch, wer gerne norddeutsch angehauchte Krimis liest, sich von manchem Klischee nicht stören lässt, für den der Weg zum Ziel, nicht die Auflösung selbst wichtig ist, der findet hier Lesestoff, wenn er auch den Spannungsbogen, nun ja, nicht überspannt.

Autorin:

Anja Goertz wurde 1968 in Niebüll geboren und ist eine deutsche Hörfunkmoderatorin und Autoin. Nach ihrer Arbeit als Fotografin begann sie 1989 ein Praktikum bei Radio Schleswig-Holstein, arbeitete als Reporterin und Moderatorin für verschiedene Rundfunkformate. 1994 wechselte sie zu N-Joy, vier Jahre später zu Sat1.

Später erarbeitete sie Content für verschiedene Radiosender. Parallel ist Goertz als Sachbuch- und Romanautorin tätig. 2011 erschien ihr Debütroman, 2014 ihr Sachbuch “Der Osten ist ein Gefühl”. “Wenn ich dich hole”, ist ihr Krimi-Debüt.

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Michael Tsokos: Fred Abel 4 – Zerrissen

Zerrissen Book Cover
Zerrissen Reihe: Fred Abel – 4 Rezensionsexemplar/Thriller Knaur Taschenbuch Seiten: 400 ISBN: 978-3-426-52549-4

Inhalt:

Rechtsmediziner Dr. Fred Abel, stellvertretender Leiter der BKA-Einheit “Extremdelikte”, muss als Gutachter in einem besonders schweren Fall aussagen. Ein heikler Umstand: Das Opfer ist die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao.

Kurz darauf landen zwei spektakuläre Morde auf Abels Sektionstisch. Seit Monaten ermittelt die Berliner Polizei gegen vier Brüder eines libanesischen Clans. Abel erkennt, dass die Machenschaften der Brüder schon länger seinen Weg kreuzen, und stellt eigene Nachvorschungen an. Doch das bleibt dem Clan nicht verborgen, und plötzlich ist das Leben von Abels schwangerer Lebensgefährtin Lisa in höchster Gefahr. (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Michael Tsokos: Fred Abel 1 – Zerschunden

Michael Tsokos: Fred Abel 2 – Zersetzt

Michael Tsokos: Fred Abel 3 – Zerbrochen

Michael Tsokos: Fred Abel 4 – Zerrissen

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Rezension:

Wechselhafte und dicht geschriebene Thriller scheinen zurzeit in Mode. Wer möchte, findetr da viel Lesestoff. Spannend sind vor allem die, die sich an tatsächliche Geschehnisse anlehnen. Schließlich schreibt das wahre Leben mitunter die besten Geschichten, die, hätte man sie erfunden, mehr oder weniger auf Unglauben stoßen würden. Doch ist es auch hier notwendig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Der Rechtsmediziner Michael Tsokos ist jemand, den dieser Spagat beim Schreiben gelingt. Seine Inspiration ist oft genug auf den Sektionstischen der Rechtsmedizin zu finden. So auch die Grundlagen für den neuen Fall um Rechtsmediziner Dr. Fred Abel.

Die Gemengenlage der Spree-Metropole und noch einige andere Fälle aus dem Erfahrungsschatz des Autoren bilden erneut die Grundlagen für eine spannende Verwicklung, in der schon zum vierten Mal die Figur des Protagonisten Dr. Fred Abel die Hauptrolle einnimmt.

Gleich mehrere Fälle werden so fiktionalisiert verwoben, so dass nicht nur erneut berufliche und private Grenzen der handelnden Personen sich vermischen, sondern auch eine dichte Taktung kaum Spannungstiefen erscheinen lassen. Kurzweilig sind die schnell zu lesenden Kapitel zu lesen. Ein Sog entsteht, den man sich als LeserIn kaum entziehen mag.

Es geht um Clan-Kriminalität, Kindesmisshandlung, Drogenkriminalität und noch so einiges mehr. Die Grenze um Too-much-Moment ist nicht weit, wird zwar gestreift, dennoch nicht überschritten. Wenn auch nur, gerade noch so. Haarscharfe Wendungen sind folgerrichtig, wenn man sich auch manchmal beim Lesen selbst bremsen muss, um den einen oder anderen Spannungsmoment wirklich aufzunehmen, da der für die nachfolgende Handlung wichtig werden könnte.

Das funktioniert hier noch, auch wenn der Autor das eine ums andere Mal etwas zu sehr ins Medizinische abdriftet. Das dürfte den Fans von Tsokos nicht neu sein, jedoch andere Thriller-Leser vielleicht abschrecken.

Den vierten Band der Reihe kann man losgelöst von den vorangegangenen lesen. Keinerlei Faktenwissen darasu notwendig. Wer jedoch schon mehr Geschichten um die Rechtsmediziner Abel und Herzfeld gelesen hat, dem werden Anspielungen und Zusammenhänge auffallen, zudem auch, dass Tsokos immer geübter wird, wahrheit und Fiktion zu verbinden.

Die ersten Bände lesen sich nicht ganz so flüssig, wie dieser nun vorliegende. Um so erfreulicher, dass auch hier Ausssicht auf Fortsetzung besteht.

Autor:

Michael Tsokos wurde 1967 in Kiel geboren und ist ein deutscher Rechtsmediziner und Professor an der Charite in Berlin. Er leitet seit 2007 das dortige Institut für Rechtsmedzin, gleichzeitig das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berrlin-Moabit. Zudem ist er Leiter der Gewaltschutzambulanz der Charite. 1998-99 nahm er an der Exhuminierung und Identifizierung von Leichen aus Massengräbern des Bosnienkrieges und im Kosovo teil.

2004-05 war er im Auftrag des Bundeskriminalamtes zur Identifizierung der Tsunami-Opfer in Thailand täig. Er ist Autor mehrerer Fachzeitschriften, populärer Sachbücher und Mitautor mehrerer Thriller. Seit 2014 ist er Botschafter des Deutschen Kindervereins. Tsokos lebt mit seiner Familie in Berlin.

Wolf-Ulrich Schüler arbeitet als Journalist und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Köln.

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Bo Svernström: Carl Edson 2 – Spiele

Spiele Book Cover
Spiele Carl Edson – 2 Rezensionsexemplar/Thriller Rowohlt Taschenbuch Seiten: 608
ISBN: 978-3-499-27630-9
Übersetzerin: Ulla Ackermann

Inhalt:

Robert Lindström hütet ein Geheimnis: In einem Wutanfall tötete er seinen besten Freund. Aber war es wirklich so? Als Elfjähriger des Mordes beschuldigt, wurde er aufgrund seines Alters nie verurteilt. Als Erwachsener lebt er zurückgezogen. Bis ihn Lexa kontaktiert. Sie ist Journalistin und schreibt ein Buch über den Fall.

Ihre Theorie: Robert ist unschuldig. Zur gleichen Zeit wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Im gleichen Stockholmer Vorort, in dem Robert aufwuchs. Und in dem er mit Lexa den Ereignissen von damals nachgeht. Zufall? Hauptkommissar Carl Edson von der Reichsmordkommission leitet die Ermittlungen, und seltsame Zwischenfälle führen ihn immer näher an die Wahrheit über Robert. (Klappentext)

Bücher der Reihe

Bo Svernström: Carl Edson 1 – Opfer

Bo Svernström: Carl Edson 2 – Spiele

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Rezension:

Skandinavische Krimis versinken entweder in ihrem melancholisch anmutenden Mehltau oder funktionieren. Grautöne gibt es dazwischen nur selten. Dem Schweden Bo Svernströms ist mit seinem Nachfolge-Band um Kriminalhauptkommissar Carl Edson jedoch ein solches Werk gelungen. Vielschichtig und zunächst in Teilen etwas zu komplex ist die Geschichte gezeichnet, die den Fokus auf den zweiten Hauptprotagonisten anfangs legt, dessen eigene Vergangenheit zum Dreh- und Angelpunkt wird.

Nur, Robert Lindström kann sich schlechterdings an diese fast nicht erinnern, doch eine aufgefundene Kinderleiche wird für ihm und die Journalistin Lexa zum Anlass, diese noch einmal nachzuspüren. Nicht wissend, welche Geister der Vergangenheit sie wachrufen.

Vielschichtig sind die Protagonisten der ermittelnden Seite gezeichnet, die sich hier aufgliedert in die üblichen Kommissare, die jedoch auch unterschiedliche Parts in den Rollenverhältnissen besetzen, sowie Robert und Lexa, die irgendwo zwischen diesen und der anderen, zunächst nicht näher definierten Seite stehen.

Verkompliziert wird dies durch per Kapitel abgegrenzte Zeitsprünge und Erzählperspektivwechsel, in die man sich Lesende/r erst einmal hineinfinden muss. Das ist gewöhnungsbedürftig, lässt diverse Längen entstehen und funktioniert erst mit zunehmender Seitenzahl.

Der Band lässt sich als Einzelband lesen. Lücken bemerkt man nicht, so sie vorhanden sind, wenn man den Vorgänger “Opfer” nicht kennt. Positiv hervorzuheben ist , dass Bo Svernström ohne phantastisch anmutende Wendungen auskommt und trotzdem den Fall so auflösen lässt, wie man es kaum auf der Rechnung hat.

Selbst geübte Krimileser dürften damit über die Runden kommen, einmal nicht mit Schema F konfrontiert zu werden. Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden ebenso glaubwürdig dargestellt, wie die Motive der Protagonisten, wenn auch der Autor bewusst Lücken lässt. Das Kopfkino darf mitspielen. Blutig wird das ganze nur im Auge des Betrachters, fast nicht in den Textzeilen selbst.

Der Fokus liegt hier auf der Psyche und in den gesellschaftlichen Verhältnissen, einmal jedoch nicht skandinavische Ermittler als seelische Fracks serviert zu bekommen, ist eine Wohltat. Trotz der Längen, die dennoch vorhanden sind, ein gut zu lesender Krimi, mit Tendenz zum Positiven. Man darf also gespannt sein, ob und wie sich diese Reihe in der Feder des Autoren noch entwickelt.

Autor:

Bo Svernström, Jahrgang 1964, promovierte in schwedischer Literatur und arbeitete jahrelang als Journalist für Aftonbladet, eine der größten schwedischen Zeitungen. «Opfer» ist sein Debütroman, der in elf Ländern bisher erscheint. Der Autor lebt mit seiner Familie in Stockholm.

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Donato Carrisi: Mila Vanquez 4 – Enigmas Schweigen

Enigmas Schweigen Book Cover
Enigmas Schweigen Reihe: Mila Vanquez – 4 Thriller Erschienen am: 24.07.2020 Seiten: 375 ISBN: 978-3-85535-078-0 Übersetzer: Susanne Van Volxem/Olaf Matthias Roth

Inhalt: Auf einem einsamen Bauernhof weist alles auf einen brutalen Mord an einer ganzen Familie hin – nur von den Leichen fehlt jede Spur.

Kurz darauf wird ein Verdächtiger festgenommen, doch der am ganzen Körper mit Zahlen tätowierte Mann, den die Medien bald “Enigma” nennen, schweigt hartnäckig. Auf Drängen ihrer früheren Vorgesetzten übernimmt die ehemalige Polizistin Mila Vasquez die ermittlungen. Sie findet heraus, dass Enigmas Tätowierungen Koordinaten in einem ominösen Videospiel darstellen. Und als sie ihnen folgt, stößt sie auf eine geheimnisvolle wie gefährliche virtuelle Schattenwelt, in die sie immer tiefer hineingezogen wird… (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Donato Carrisi: Mila Vanquez 1 – Der Todesflüsterer

Donato Carrisi: Mila Vanquez 2 – Die Totenjägerin

Donato Carrisi: Mila Vanquez 3 – Diener der Dunkelheit

Donato Carrisi: Mila Vanquez 4 – Enigmas Schweigen

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Rezension:

Einfach und dennoch ausgeklügelt, setzte das System Enigma, welches zur Verschlüsselung von Nachrichten im Zweiten Weltkrieg seitens der Deutschen verwendet wurde, Maßstäbe und beeinflusste vor der Entkodierung mitunter entscheidend den Kriegsverlauf. Auch heute noch ist dieses Grundprinzip Bestandteil vieler Programme zur Absicherung von Nachrichten und so ist es nicht verwunderlich, dass zumindest die Idee dahinter Eingang in die Kriminalliteratur findet.

Hier, fulminant umgesetzt im mehrdeutigen Titel “Enigmas Schweigen”, des italienischen Schriftstellers Donato Carrisi.

Ausgangssituation ist der Mehrfachmord an einer Familie auf einem einsamen Gehöft, auf dem sich die zuständigen Ermittler keinen Reim machen können. Der Täter ist zwar schnell gefasst, die Opfer sind jedoch zunächst unauffindbar. Nur ein unbeschreibliches Chaos und viel Blut zeugen von der brutalen Tat, Motiv und Hergang bleiben unklar.

Die Lösung sehen die Ermittler in der ehemaligen Kollegin Mila Vasquez, die sich vor über einem Jahr aus dem aktiven Dienst zurückgezogen hatte, um nun ebenso einsam und abgeschieden mit ihrer Tochter zu leben, wie die Opfer selbst. Für die einstige Polizistin liegen die Anhaltspunkte buchstäblich auf der Haut des Täters. Ein rasant mörderisches Spiel beginnt, dem sich Vanquez nicht entziehen kann.

So viel zum Inhalt, dieses aus der Perspektive der Hauptprotagonistin geschriebenen Thrillers, der schon mit den ersten Seiten zunächst vorhersehbare, dann immer mehr überraschende Wendungen aufweist und ein sich stets steigendes Erzähltempo, welches der Autor nutzt, um die Düsternis der Atmosphäre zu verdeutlichen.

Dabei sind erstaunlich wenig Logikfehler angefallen, tatsächlich fallen diese jedoch nicht ins Gewicht, so dass sie beim Lesen schnell in Vergessenheit geraten. Der Wechsel der Erzählorte, ob diese nun die reale oder virtuelle Welt umfassen, trägt ebenso zum Spannungsaufbau bei, was mitunter von anderen AutorInnen bereits viel schlechter umgesetzt wurde. Donato Carrisi hat hier jedoch das richtige Maß gefunden.

Die Darstellung konkurrierender Ermittler, sowie der Wechsel zwischen Solo-Protagonistin und Team überzeugt. Carrisi konzentriert sich hier nicht auf ein Protagonisten-Schema, um dies so zu formulieren, sondern verwebt geschickt mehrere Ebenen. Festgestellt sei auch, dass man diesen Band ohne die Vorgänger zu kennen, sehr gut lesen kann.

Nur das Notwendige, was man als lesende Person unbedingt wissen muss, im Privatbereich der Ermittelnden kommt zur Sprache. Überfrachtet wird hier nichts.

Und dies ist vielleicht zugleich die einzige Schwäche im Erzählstil. Mehrere Szenen hätte ich mir persönlich etwas ausführlicher gewünscht, da Carrisi gut schreiben kann und weiß, an welchen Stellen bei diesem klassischen Thriller er zupacken kann.

Rein von diesem Band ausgehend, lohnt es sich, die Reihe zu verfolgen und um weitere Werke in das Lese-Repertoire aufzunehmen.

Autor:

Donato Carrisi wurde 1973 geboren und ist ein italienischer Schriftsteller und Drehbuchautor. Zunächst studierte er Rechtswissenschaften in Rom, spezialisierte sich dabei auf Kriminologie und Verhaltensforschung und beschäftigte sich dabei mit Serienmördern, was ihn später zu seinem ersten Thriller inspirierte. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Anwalt, wandte sich jedoch der Schriftstellerei zu und schrieb diverse Drehbücher für Film und Fernsehen.

Sein erster Thriller wurde 2010 ins Deutsche übersetzt, ein Jahr zuvor wurde Carrisis Debütroman mit dem Premio Bancarella ausgezeichnet. Der Autor lebt frei arbeitend in Rom, schreibt zudem Kolumnen für den Corriere della Sera.

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Paula Bach: Ira Schwarz 1 – Goldjunge

Goldjunge Book Cover
Goldjunge Reihe: Ira Schwarz – 1 Rezensionsexemplar/ Krimnalroman ullstein Taschenbuch Seiten: 512 ISBN: 978-3-548-28888-8

Inhalt:

Köln, 1967: Protestmärsche und die Musik der Beatles ziehen durch die Stadt. Da wird die brutal zugerichtete Leiche eines sechszehnjährigen Jungen gefunden. Die Polizei fahndet nach einem Täter aus dem linken Milieu, doch Kriminalhauptmeisterin Ira Schwarz zweifelt an der Schuld des Verdächtigen.

Als ein weiterer Junge tot aufgefunden wird, befürchtet Ira, einem Serienmörder auf der Spur zu sein. Gemeinsam mit dem Journalisten Ben Weber ermittelt sie auf eigene Faust und bringt damit nicht nur sich selbst in tödliche Gefahr… (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Paula Bach: Ira Schwarz 1 – Goldjunge

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Rezension:

Manchmal hat man als Leser/in das Gefühl, dass bei all dem Mord und Todschlag, den man zwischen den Regalwänden finden kann, die Recherche der Schreiberlinge zu kurz gekommen ist. Zu oft wird nur Wert auf die Ausgestaltung der Hauptprotagonisten gelegt, Hintergründe und Setting bleiben dabei auf der Strecke. Nicht so bei Beate Sauer, die unter dem Pseudonym Paula Bach nun diesen zeitgeschichtlichen Kriminalroman zu Papier gebracht hat.

Es sind die Jahre des gesellschaftlichen Umbruchs, in denen wir uns mit der Hauptprotagonistin Ira Schwarz begeben, die zum Einen teil davon ist, zugleich aber auch dessen, was andere Teile der Gesellschaft für das Establishment halten.

Die Kriminalhauptmeisterin ist Mitglied der weiblichen Kriminalpolizei, von den männlichen Kollegen spöttisch und kritisch beäugt, am Beginn ihrer Laufbann und stolpert an der Seite eines alteingesessenen Beamten in ihren ersten Fall hinein, der im Panorama der etwa zeitgleichen Geschehnisse um den Kindermörder Jürgen Bartsch nicht bezeichnender sein könnten.

Stück für Stück legt die Protagonistin die Spuren frei und stößt dabei auf so manches Geheimnis, welches ihre Gegenspieler am liebsten Vergessen machen wollen. Und dies nicht nur auf der Seite des eigentlichen Täters. Hier gelingt der Autorin das Kunststück das Zeitpanorama kunstvoll mit den Handlungssträngen zu verweben, die sie ihren Figuren zugedacht hat und dies ist glaubwürdig, bis ins kleinste Detail.

Nicht nur die Morde stehen im Vordergrund, sondern auch das Aufbrechen von gesellschaftlichen Strukturen, die sich bis in die 1960er Jahre noch halten konnten, dann jedoch in ihre Bestandteile, wenn auch zuerst langsam, zerfielen.

Dies beides in einem immer schneller werdenden Erzähltemp zu schaffen, ist die große Stärke von Paula Bach aka Beate Sauer, die damit einen bemerkenswerten Reihenauftakt geschaffen hat, der sich lohnt, weiter zu verfolgen.

Der mitreisende Schreibstil und die wechselnde Sicht, der andere Handlunngsstrang folgt dem ehrgezigen Journalisten Ben Weber, dessen Weg sich mit dem ira Schwarz’ kreuzt, runden dies ab.

Positiv anzumerken ist ebenfalls die im Nachgang von der Autorin vorgenommene historische Einordnung, in der dargestellt wird, welche Gegebenheiten den Tatsachen entsprechen, wo Abwandlungen von der historischen Wahrheit geschahen und warum. Viel zu selten findet man dies bei den im historischen Kontext spielenden Kriminalromanen, so dass hier Autorin und Verlag sich einen großen Gefallen getan haben.

Einzig die sich anbändelnde Beziehungsgeschichte der beiden Hauptprotagonisten hätte jetzt nicht sein müssen. Das aber, ist Geschmackssache.

Wer gerne zeitgeschichtliche Krimis liest, mit nachvollziehbarer Handlung, die temporeich ausgestaltet ist und eine Stufe weniger brutal ist als das, was zu oberst auf den Büchertischen zu finden ist, kann mit “Goldjubnge” nichts falsch machen.

Autorin:

Paula Bach ist das Pseudonym von Beate Sauer, die 1966 geboren wurde. Sie ist eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Bekannt wurde sie durch ihre historischen Romane, unter Pseudonym veröffentlichte sie bereits mehrere Kriminalromane.

Nach dem Abitur studierte sie, arbeitete dann als freie Mitarbeiterin für diverse Zeitungen und absolvierte eine journalistische Ausbildung. 1999 erschien ihr erster Roman. Für ihre Werke wurde sie bereist mehrfach ausgezeichnet. Die Autorin wurde u.a. 2006 für den Friedrich-Glauser Preis nominiert und erhielt 2015 den Silbernen Homer in der Kategorie Beziehung & Gesellschaft.

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