Januar 2018

Mats Strandberg: Die Überfahrt

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Mats Strandberg Die Überfahrt Fischer Tor Erschienen am: 24.05.2017 Seiten: 507 ISBN: 978-3-596-29599-9 Übersetzerin: Antje Rieck-Blankenburg

Inhalt:

Die Passagiere an Bord der schwedischen Ostseefähre Baltic Charisma wollen vor allem eins: sich amüsieren, und zwar um jeden Preis. Ob sie nach der Liebe ihres Liebens suchen oder vor den Dämonen ihres Alltags fliehen – die Nacht ist lang, und der Alkohol fließt reichlich.

In dem ganzen Trubel bleiben die beiden dunklen Gestalten unbemerkt, die sich übers Autodeck an Bord schleichen: eine Mutter und ihr Kind. Mit ihnen betritt ein uraltes Grauen das Schiff, und es wird zur tödlichen Falle… (Klappentext)

Rezension:

Mitte der 1990er Jahre sank die Fähre Estonia vor der schwedischen Küste und brachte zahlreichen Menschen den Tod in in der eisigen Kälte der Ostsee. Auch heute noch das nationale Trauma eines landes, welches der gemeine Leser mit Bullerbü-Romantik und Ikea-Regalen assoziiert.

Zu Unrecht, denn das flächenmäßig größte aller skandinavischen Länder hat so viel mehr zu bieten. Unter anderem, wenn nordische Krimikunst auf klassischen Horror trifft, einen der grausamsten und erschreckensten Romane, welcher das Grauen in unsere Welt einbringt.

Zum Anfang ist noch alles normal, verhältnismäßig.. Die Unruhe vor der Fahrt, dass Gewusel an Kai und Anlegestelle, dem Boots-Terminal und die Gäste, die ihren Gedanken nachhängen. Vertieft in ihre ganz eigenen Probleme.

Die ewig alleinstehende und einsame Rentnerin, der Junge, der sich wünscht, dass seine Eltern, die sich auseinander gelebt haben, scheiden lassen, der Teenie, die eigentlich nicht mitfahren möchte aber dazu “gezwungen wird” oder die Freundinnen, die einfach Spaß um jeden Preis haben wollen.

Doch, mit ihnen schleicht sich jahrhundertealtes Grauen an Bord, welches die Überfahrt zu einem Kampf auf Leben und Tod machen und sie mit dem schrecklichsten aller Schicksale konfrontieren wird.

Schwedens Zeitung “Dagens Nyheter” bewarb den Krimi mit der Ettiketierung, Mats Strandberg wäre: “Dder schwedische Stephen King.”, doch ist diese Auszeichnung kaum zu halten.

Zwar ist die Geschichte in jeder ihrer einzelnen Seiten empfehlenswert, der Spannungsbogen wird kontinuierlich aufgebaut, doch gelingt der Spagat zwischen dem Großmeister der Horrorliteratur und schwedischen Krimi nur mäßig.

Das ist vollkommen in Ordnung, braucht sich Strandberg dennoch nicht dahinter zu verstecken. Tatsächlich wirkt die Art des Erzählens, die den Leser in größtmöglicher Sicherheit wiegt, um ihn dann ins kalte salzige Ostseewasser zu werfen, auch so.

Die Chraktere allesamt nachvollziehbar machen eine glaubwürdige Entwicklung zum Guten wie zum Bösen, je nach Aufteilung der Handlungsstränge, durch. Die handlungen widerum verdichten sich gegen Ende so, dass durchaus Raum für eine noch nicht geschriebene Fortsetzung besteht. So bleibt es spannend bis zur letzten Zeile.

Der Schreibstil ist nicht hochtrabend und fordernd, reicht aber für vollkommene gute Unterhaltung aus, doch muss man die Erzählstruktur aus abwechselnder Sicht der einzelnen Protagonisten mögen, sowie Blut abkönnen und akzeptieren, dass die wirklichen Vertreter ihres Genres eben nicht mit angezündeten Teelichtern leben, sondern im Blutrausch ihre Opfer in den Abgrund reißen.

Wer allzu zart besaitet ist, für den ist Mats Strandbergs Lektüre nichts, alle anderen erleben ein interessantes Stück modernen Horrors, der die moderne schwedische Literatur noch ein Stück gefahrintensiver werden lässt.

Der schwankende Fährboden ist bedingt durch den Wellengang und das Wetter, kann aber manchmal ganz andere Ursachen haben. Betet, dass ihr dann nicht an Bord seid und dem Grauen dort ausweichen müsst, wo ihr nicht ausweichen könnt. Gute Fahrt.

Autor:

Mats Strandberg wurde 1976 geboren und ist ein schwedischer Schriftsteller und Journalist. Er schreibt regelmäßig für die schwedische Zeitung Aftonbladet und veröffentlichte erstmals 2006 einen Roman.

Seine Engelsfors-Trilogie erschien ab 2011, erst sein Horrorroman “Die Überdfahrt” machte ihn jedoch auf einen Schlag bekannt. Er wurde im Bereich Jugendliteratur für den August Prize nominiert. 2004 wurde er vom schwedischen Zeitungsverband zum Kolumnisten des Jahres gewählt. Er lebt mit seinem Partner in Stockholm.

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Bruno Preisendörfer: Deutschland 2 – Als unser Deutsch erfunden wurde

Als unser Deutsch erfunden wurde Book Cover
Als unser Deutsch erfunden wurde Reihe: Deutschland – 2 Galiani Berlin Erschienen am: 09.06.2016 Seiten: 472 ISBN: 978-3-86971-126-3

Inhalt:

Martin Luther hat mit seinen Wirken das Leben und denken, nicht zuletzt das religiöse Denken der Deutschen nachhaltig geprägt. Wie aber lebten der Prediger und seine Zeitgenossen, damals im 16. Jahrhundert?

Wir schauen Handwerkern und Händlern über ihre Schultern, Hans Sachs beim Versemachen und Luthers Frau Katharina bei der Haushaltsführung. Wir erleben Dürer beim Malen und die Fugger beim Wirtschaften.

Vom Aufwachsen in der Lutherzeit bishin zur Beisetzung erleben wir den Alltag unserer Vorfahren und fürchten uns vor dem Jüngsten Gericht. Eine Reise in unsere Geschichte. (eigene Inhaltsangabe)

Bücher der Reihe:

Bruno Preisendörfer: Deutschland 1 – Als Deutschland noch nicht Deutschland war

Bruno Preisendörfer: Deutschland 2 – Als unser Deutsch erfunden wurde

Bruno Preisendörfer: Deutschland 3 – Als die Musik in Deutschland spielte

[Einklappen]

Rezension:
Vor allem für die jenigen, die glauben, dürfte einer der größten Deutschen kein Geringerer als Martin Luther sein. Der Württemberger Prediger, der das wuchernde und korrupte katholische Glaubenssystem in Frage stellte und damit einen ungeher großen Stein ins Rollen brachte, vermag uns heute noch zu faszinieren.

Doch, wer war der Mann, dessen Wirken erst 2017 im großen Jubiläum Tribut gezollt wurde? Welche Veränderung brachte der Reformator in das Denken der Menschen, wie genau prägte er den künftigen komplizierten Glaubensmechanismus, der fortan das Leben im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bestimmen sollte?

Wie lebten er und seine zeitgenossen, von Dürer bishin zu den umtriebigen Fuggern? Was aßen sie, auf welchen Stand waren Bildung oder gar die Medizin, in einer Zeit, in der die Pest wütete und Frauen haufenweise auf die Scheiterhaufen landeten?

Wie wuchsen Kinder auf, wie unterschied sich das Leben von Bauern und Städtern, vom Erbadel bishin zu durch neue Wirtschaftszweige gewordenen Neureichen? Bruno Preisendörfer nimmt seine Leser mit, auf eine Zeitreise, in ein Jahrhundert, welches die Deutschen, die noch gar keine waren, nachhaltig prägen sollte.

Es ist ungemein schwer, ein Sachbuch zu bewerten, welches in seiner Thematik gut recherchiert wurde, dessen Funke aber nicht überspringen möchte. “Als unser Deutsch erfunden wurde”, wirkt wie ein Pädagoge, der zwar fachlich versiert ist, alleine keine Begeisterung entfachen kann, einen Sachverhalt so zu vermitteln, dass man auch gewillt ist, mehr zu erfahren.

Zitate von Gedichten etwa, werden nur schwer lesbar im Fließtext untergebracht, welches weder den Augen förderlich ist, noch dem Verständnis. Absätze und eine Schreibweise, eben in Gedichtform, Zeile für Zeile, hätten hier gut getan.

Auch das Einfädeln der Personenbiografien, die an das Werk selbst hintenan gestellt wurden, hätte den Erläuterung der Themen gut getan. Auch die breitere Fächerung des Inhalts ist hier nicht förderlich. Der Leser schweift ab, überfliegt, um zur nächsten interessanten Stelle zu gelangen, von denen es gleich wohl viele gibt.

Den Vorsatz, einen Zeitrahmen von nahezu einem Jahrhundert und einem Stückchen mehr zu umfassen, versucht Preisendörfer redlich. Fachlich ist ihm das einigermaßen gelungen.

Tatsächlich lässt die Grobheit eines Gesamtüberblicks die Detailliertheit vermissen, die die Konzentration auf einzelne Themen, eines Ausschnitts aus dieser Zeit, hätte bewirken können. Die gleiche Schwäche, wie beim Vorgänger, der thematisch in die Nachfolgezeit einzuordnen ist.

Ein paar Seiten mehr, die Einwebung der hintenangestellten Biografien und eine verlegerische Entscheidung, Reime nicht als Fließtext unterzubringen, hätten hier geholfen.

So aber bleibt der Eindruck eines Geschichtsbuches, welches die Faszination für Luther und seine Zeitgenossen zwar versucht, zu erläutern, es aber nach dem Schließen des Buchdeckels nicht zu halten vermag.

Autor:
Bruno Preisendörfer wurde 1957 in Kleinostheim/Unterfranken geboren und ist ein deutswcher Schriftsteller für Sachbücher und Belletristik. Nach der Schule und verschiedenen Stationen in Süddeutschland arbeitete er zunächst als Angestellter in einem Obdachlosenheim.

Anschließend studierte er Germanistik, Politikwissenschaften und Soziologie. 1982 zog er nach Berlin, wo er das Studiom abschloss. 1997 promovierte er. Von 1987 bis 1997 arbeitete er in verschiedenen Ressorts eines Zeitungsmagazins, nevor er 1995 redaktionsleiter wurde.

Als Redakteur arbeitete er zudem für die Zeitschrift “Freibeuter”. Heute arbeitet er vor allem als freier Schriftsteller. Der Autor ist mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit den NDR Kultur-Sachbuch-Preis, 2016.

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Franziska Seyboldt: Rattatatam, mein Herz

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Rattatatam, mein Herz Franziska Seyboldt Kiepenheuer & Witsch Erschienen am: 11.01.2018 Seiten: 253 ISBN: 978-3-462-05047-9

Inhalt:

„An guten Tagen wache ich auf und bin eine Schildkröte. Dann spaziere ich bepanzert bis an die Zähne durch die Straßen. Tunnelblick an und los. An schlechten Tagen wache ich auf und bin ein Sieb.

Geräusche, Gerüche, Farben plätschern durch mich hindurch wie Nudelwasser, ihre Stärke bleibt an mir kleben und hinterlässt einen Film, der auch unter der Dusche nicht abgeht. Ich taumele durch den Tag, immer auf der Suche nach etwas, woran ich mich festhalten kann.“ (Klappentext)

Rezension:
Wovor hatten Sie zuletzt Angst? Vor dem kläffenden Nachbarshund, den der Besitzer scheinbar nicht unter Kontrolle hat? Vor der Spinne, die sich gemächlich von der Zimmerdecke direkt vor ihrer Nase abseilt?

Vor zu engen, kleinen Räumen oder davor, vor vielen Menschen eine Rede halten zu müssen? Ängste, Phobien gibt es in den vielfältigsten Formen und Ausprägungen. Nahezu vor allen Dingen kann man Abneigungen entwickeln.

Was aber, wenn die menschliche Antenne, die uns vor Überreaktionen normalerweise schützt, nicht mehr funktioniert? Was, wenn plötzlich unser größter Alptraum überhand und die Angst in unseren Körpern einzieht und nicht mehr loslässt?

Franziska Seyboldt hat über ihre Erfahrungen, ihren Kampf mit ihrer Angst geschrieben. Entstanden ist eine spannende Auseinandersetzung, ein Dialog mit der Psychose und ein Kampf, ein selbstbestimmtes Leben zurück zu gewinnen.

„Rattatatam, mein Herz“, ist kein Ratgeber, soll es auch nicht sein, sondern Seyboldts Weg, ihre Ängste zu bekämpfen. Dies tut sie erfolgreich und beschreibt innere Auseinandersetzungen so amüsant wie möglich, so ernst wie nötig und gibt sich damit der Öffentlichkeit preis, dem Problem ein Gesicht.

Dies ist die Stärke des Erfahrungsberichts, der den steinigen Weg aufzeigt, mit welchen Schwellen Betroffene zu kämpfen haben, welche Rückschläge sie hinnehmen müssen, bis sie erste Erfolge wahrnehmen können.

Es ist ein unscheinbar daherkommendes Schriftstück, welches einen um so größeren Eindruck beim Leser hinterlässt, ohne die Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit von Ratgebern zu beinhalten, die die Einfachheit vorgaukeln, einen Weg in ein Leben ohne Ängste zu finden.

Franziska Seyboldt zeigt, warum Ängste zu ihren und unseren Leben gehören, auf welche Probleme sie für sich gestoßen ist und dass Anerkennung gerade dort ist, wo man sich zu seinen Ängsten bekennt und sich anderen mitteilt.

Sie zeigt, warum die Hilfe anderer wichtig sein und dass es mitunter sehr langwierig werden kann, bis sich die Angst selbst entlarvt. Das beeindruckende Portrait einer Frau, die sich lange von ihren Phobien unterkriegen lassen hat, ihre Angst am Ende jedoch besiegt.

Für alle Betroffenen und solchen, die verstehen wollen, eine beeindruckende Lektüre.

Autorin:
Franziska Seyboldt wurde 1984 geboren und studierte nach der Schule Modejournalismus und Medienkommunikation in Hamburg. Seit 2008 lebt und arbeitet sie in Berlin.

Als Autorin und Redakteurin schreibt sie Artikel für die taz und schreibt ihre eigene Kolumne über psychische Erkrankungen. Sie ist Autorin mehrerer Bücher für Kinder und Erwachsene. Dies ist ihr drittes Buch.

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Kurzblick: VDSIS – Von der Straße ins Studio

Natürlich ist das ein Buchblog und das wird auch im nun gerade angebrochenen neuen Jahr so bleiben, doch hin und wieder sind Ausblicke über den kulturellen Tellerrand erlaubt und genau dafür gibt es die Kategorie -Kurzblick-.

Hier gehört alles hinein, was nicht mit Büchern, Buchmessen, Lesungen oder gar Reisen zu tun hat. Selbst die haben hier eine, wenn auch sehr vernachlässigte, eigene Rubrik. Unser heutiger Ausflug führt uns in die Musik.

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VDSIS – Von der Straße ins Studio

Es ist so ein Zufallsfund, den ich hier präsentiere. Kennt wahrscheinlich jeder. Man sucht etwas, googlet nach einem bestimmten Thema, liest sich rein und klickt dann hier und dort, landet sichließlich ganz woanders.

Ich zumeist auf Youtube, wo mir dann das eine oder andere Video heraufgespült wird, welches Youtube meint, ich mir unbedingt anschauen muss. Und da ich gerade Zeit hatte, habe ich das tatsächlich getan und diese tolle Entdeckung gemacht.

Das Kürzel VDSIS ist eher unscheinbar, doch präsentiert sich dahinter ein hochspannendes Projekt. Alleine, weil es das gibt, lohnt sich schon die Vorstellung und je mehr man darüber erfährt, um so interessanter wird es.

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Ausgeschrieben bedeutet VDSIS nichts anders als “Von der Straße ins Studio” und bezeichnet ein Rapp-Projekt für Kinder und Jugendliche, welches 2010 ins Leben gerufen wurde.

Im Rahmen des Vereins SMOG e.V: (wieder so ein Kürzel), Schule machen ohne Gewalt e.V., arbeiten hier Jugendliche in Workshops zusammen, drehen gemeinsam Musik-Videos, nehmen an Auftritten und Studio-Aufnahmen teil. Mitunter mit selbst geschriebenen Texten, unterstützt von deutschen Rappern, Produktionsfirmen und professionellen Agenturen.

Die Texte greifen Themen auf, die Kinder und Jugendliche bewegen und gesellschaftlich mitunter kontrovers diskutiert werden (sollten).

So sollen die Kinder, dass ist das erklärte Ziel, alternative Wege aufgezeigt bekommen, Emotionen zu verarbeiten, sich mitzuteilen und zu präsentieren lernen.

Das Gemeinschaftserlebnis steht dabei im Vordergrund und hat bisher nicht nur zahlreiche Videoclips auf den hauseigenen Youtube-Kanal hervorgebracht, sondern auch mehrere Preise, sowie die notwenidge mediale Aufmerksamkeit, von der solche Projekte leben.

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Ein Rappmusical ist inzwischen ebenso entstanden, wie auch ein Film, der demnächst präsentiert werden soll.

Wenn es so weit ist, wird im Blog natürlich wieder darauf aufmerksam gemacht werden. Versprochen.

Die klangliche und musikalische Qualiät ist, soweit ich das beurteilen kann, sehr hoch, jedoch nicht das Hauptmerkmal, auf das wert gelegt wird.

Das Projekt zeigt jedoch, inzwischen in Deutschland, Schweiz und auch Österreich, was die gemeinsame Arbeit an einem Interesse bewirken kann und kann viel mehr als nur Musik anbieten.

So z.B. Workshops zu verschiedenen Themen, wie etwa das Entwickeln eines Videos von der ersten Idee bis zur Nachbereitung des Endproduktes. Motivationstraining und Selbstreflexion inklusive.

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Ein Projekt ist VDSIS, welches mit seiner Arbeit auch die Integrationsdebatte beeinflusst hat und noch vieles mehr. Auf Homepage und Youtube-Kanal, die ich euch beide hier verlinke, findet ihr noch mehr Informationen und vielleicht stößt es ja bei dem einen oder anderen musikbegabten Kind auf Interesse?

VDSIS beeinflusste mit seinen Beiträgen auch die laufende Integrationsdebatte.

Einfach mal im Bekanntenkreis umschauen. Vielleicht gibt es ja einen kleinen Musiker oder Schauspieler, der sich ausprobieren mag? Bewerbungen und Interessenten werden jedenfalls gerne gesehen.

Mitmachen bei VDSIS:
http://www.vonderstrasseinsstudio.com/talentforderung/

Das Projekt selbst: Von der Straße ins Studio

Euer findo.

Der Beitrag wird unterstützt von VDSIS. Bildentnahmen sind abgesprochen und Eigentum von VDSIS.

Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

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Joanne K. Rowling: Was wichtig ist

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Was wichtig ist Joanne K. Rowling Carlsen Erschienen am: 30.11.2017 Seiten: 75 ISBN: 978-3-551-58777-0

Inhalt:

“Wir brauchen keine Magie, um unsere Welt zu verwandeln, wir tragen alle Kraft, die wir brauchen, bereits in uns.” (Klappentext)

Abschlussrede von Joanne K. Rowling vor Studenten der Harvard University, 2008.

Rezension:

Eine Frau, der man ihren Erfolg gönnen mag, ist Joanne K. Rowling zweifellos. Aus Armut und Erfolglosigkeit heraus, schrieb sie sich mit den Geschichten um den Zauberlehrling Harry Potter in die Herzen von Millionen Lesern weltweit.

Daraüber hinaus engagiert sie sich für wohltätige Zwecke, nutzt ihren Einfluss um auf die Arbeit in der Erforschung der Krankheit Multiple Sklerose aufmerksam zu machen, oder auch auf Sozialarbeit im Rahmen verschiedener Projekte um Kinder und Jugendliche.

Was aber ist wirklich wichtig? Sind es unsere messbaren Erfolge, wie das nächste Gehalt, die berufliche Stellung, materielle Sicherheit? Oder doch die Kraft der Phantasie, die man von Kindesbeinen an besitzt, aber als Erwachsener manchmal droht, aus den Augen zu verlieren?

In ihrer Rede vor einem Abschlussjahrgang der Studenten der Harvard University hat sich die erfolgreichste Autorin der Neuzeit an einer Antwort versucht.

Wie bewertet man eine Rede, deren Wirkung man nicht nachvollziehen kann, zumal, wenn diese vor einer Gruppe von Menschen gehalten wurde, die ohnehin sehr priviligiert sind?

Wer in Harvard studiert, tut dies, weil er ein Stipendium dafür bekommen hat, besondere Fähigkeiten, besonderes Wissen hat oder aus einflussreichen, wohlhabenden Familien kommt, oder im schlechtesten Fall einen ungeheuren Kredit aufgenommen hat, um sich das Studium leisten zu können.

Wie beurteilt man etwas, dessen Eindruck man nicht teilen kann, weil man die Original-Sprache der Rede nur grundsätzlich beherrscht, sich diese jedoch mehrfach anhören müsste, um vollends zu begreifen und von der man schon von vorn herein weiß, dass sie in der Übersetzung wahrscheinlich viel verloren hat, die zudem hauptsächlich von der Person lebt, die sie nicht nur geschrieben, sondern auch vorgetragen hat?

Fragen, die sich der Leser dieser kleinen Verschriftlichung stellen darf und auch sollte, um der Beurteilung gerecht zu werden. Zumal man sie ohnehin wohl.

In den Weiten des World Wide Web finden würde, nahezu kostenfrei und von der anzunehmen ist, dass sie sich wahrscheinlich nicht verkaufen würde, wenn sie von einer weniger bekannten und auch wichtigeren Person gehalten worden wäre. Trotzdem ist “Was wichtig ist”, doch ein kleines Juwel, wenn man es auch nicht überbewerten sollte.

Joanne K. Rowling erinnert hier daran, was uns zudem macht, was wir sind. Dass das Scheitern viel sicherer ist, als so mancher Erfolg, und dass wir uns immer wieder zurückbesinnen sollten, auf unsere Phantasie, die dazu geeignet ist, uns über schwierige Zeiten hinweg zu tragen.

Gerade erfolgsorientierte Menschen vergessen dies vielleicht, so dass die Lektüre nicht unbedingt schadet. Auch, wenn man ehrlich sein muss, man nichts vermissen wird, wenn man sie nicht gelesen hat.

Durchsetzt mit einer Brise britischen Humors wird diese Rede besonders in ihren letzten Sätzen sehr stark, wenn auch Passagen mit aus dem Beginn in Erinnerung bleiben werden.

Alles andere wird nach und nach durch unsere Phantasie ersetzt werden. Diese ihren Raum zu geben, ist Rowlings Anliegen vor den Harvard Absolventen gewesen. Mehr braucht es auch oft nicht.

Autorin:

Joanne K. Rowling wurde 1965 geboren und ist Schriftstellerin, Drehbuch-Autorin und Schirmherrin verschiedener Wohltätigkeitsorganisationen. Nach ihrem Studium arbeitete sie u.a. als Lehrerin und für Amnesty International, bevor sie 1997 ihren ersten Roman veröffentlichte.

Dieser und die darauf folgenden Bände verkauften sich über 450 Millionen Mal und wurden in über 80 Sprachen übersetzt und verfilmt. Mehrere Zusatzbücher schrieb sie für wohltätige Zwecke.

Sie ist zudem Drehbuchautorin und Co-Autorin eines im Harry Potter Universum spielenden Theaterstücks am Londoner West End. Für ihre schriftstellerische und karikative Arbeit erhielt Rowling zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Order of the British Empire und den Hans Christian Andersen Preis.

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Andreas Stammkötter: Goldkehlchen

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Goldkehlchen Andreas Stammkötter Gmeiner Verlag Erschienen am: 04.02.2013 Seiten: 278 ISBN: 978-3-8392-1380-3

Inhalt:

Im Umfeld des Thomanerchors ereignen sich seltsame Dinge: Das Grab Johann Sebastian Bachs in der Leipziger Thomaskirche wird geöffnet, die rechte Hand des Komponisten verschwindet.

Am nächsten Morgen erkranken einige Chormitglieder und die österlichen Feierlichkeiten müssen erstmals in der 800-jährigen Geschichte der Thomaner abgesagt werden. Die Kommissare Kroll und Wiggins tappen zunächst im Dunkeln, bis sich zwei junge Sänger in die Ermittlungen einmischen… (Klappentext)

Rezension:

Eine Geschichte, die alle Zutaten hat. Eine gute Vorlage in Form von nachvollziehbaren Lokalkolorit, logisch handelnde und sich entwickelnde Protagonisten, eine spannende Thematik und ein Schreibstil, der einem nicht schon nach ein paar Seiten eben diese überfliegen lässt.

So könnte Andreas Stammkötters Krimi, der sich die Messestadt als Dreh- und Angelpunkt ausgesucht hat, einer der ganz Großen sein, die Leipzigs Literaturbetrieb zu bieten hat. Doch “Goldkehlchen” ist allenfalls ein Krimi wie ein im Stimmbruch befindlicher Thomaner.

Dabei beginnt die Geschichte an sich vielversprechend. Das Grab von Johann Sebastian Bach, Leipzigs “Hauskomponisten” sozusagen, wird aufgebrochen, Teile des Gebeins werden entwendet und anschließend werden zudem auch noch so viele Thomaner krank, dass man in der Stadt an der Pleiße darüber nachdenken muss, erstmals die kirchlichen Osterfeierlichkeiten abzusagen.

Eine verwirrte und ahnungslose Polizei, zwei halbstarke Sänger, die Detektiv spielen und mehr herausfinden, als ihnen lieb sein kann, all das hätte schon gereicht, rutscht dann jedoch trotz des anhaltend flüssigen Schreib- und Erzählstils soweit ab, dass der Funke nicht überspringen mag.

Tatsächlich wechseln etwa zur Hälfte die Hauptprotagonisten so, dass es fast so scheint, als würde aus einem Jugendbuch plötzlich der Erwachsenen-Krimi, den der Autor eigentlich schreiben wollte, wobei letzterer das Ziel des Autoren gewesen ist. Nur sollte man sich vielleicht von Anfang an für eines der beiden Genrezweige entscheiden.

Retten tut jedoch der Fokus auf die städtische High-Society, zu der die Mitglieder der Thomaner, und die Eltern der Kinder, die zumindest in der Stadt leben, auf jeden Fall gehören und der Blick auf deren Abgründe, sowie die überaus vowitzigen und schlauen Youngsters, die für die Goldkehlchen ermitteln und den Polizisten Wiggins und Kroll den Rang ablaufen.

Das hat wirklich Spaß gemacht, auch wenn natürlich der Chor allenfalls nur noch für die Geschichte der Stadt eine Bedeutung hat, wo längst nur noch zu den Festtagen die Thomanerkirche einigermaßen gefüllt sein dürfte. Darum geht’s hier aber nicht.

Doch aus Grabschändung, Familienproblemen, “Attentaten” auf die kleinen Sänger, hätte man so viel mehr machen könnnen, so dass dieser Krimi leider nur im Mittelfeld anzusiedeln ist. Zumal das Leipziger Kolorit Hintergrundkulisse bleibt und auch kaum Funken überspringen lässt. Da gibt es andere Geschichten, in denen dieses besser zur Geltung kommt.

An sich sehr schade.

Autor:

Andreas Stammkötter wurde 1962 in Bottrop geboren und ist seit 1993 in Leipzig als Rechtsanwalt tätig. Er ist auf Bau-, Architekten- und Vergaberecht spezialisiert.

Er war viele Jahre als Dozent an der Fachschule für Bauwesen in Leipzig tätig und ist zudem Vorsitzender der deutschen Gesellschaft für Baurecht, für die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt. Er schreibt Artikel für verschiedene Fachzeitschriften und Autor mehrerer Krimis mit dem Handlungsort Leipzig.

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Hampton Sides: Die Polarfahrt

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Die Polarfahrt Hampton Sides mare Erschienen am: 01.10.2019 Seiten. 576 ISBN: 978-3-86648-243-2 Übersetzer: Rudolf Mast

Inhalt:

Der Nordpol galt als Problem, als Ende der Welt und ungelöstes Geheimnis. Ein blinder Fleck auf den Landkarten. Ein verrückter Zeitungsverleger, auf der Jagd nach Sensationsgeschichten, kaufte ein Schiff, erkor einen Kapitän und schickte 1879 dreiunddreißig Männer ins Eis, die die Theorie eines offenen Polarmeeres überprüfen sollten.

Doch, die USS Jeanette blieb im Packeis stecken. Fortan kämpfte die Besatzung des Schiffes um ihr Überleben. Meilenweite Märsche über das gefrorene Meer, Schneeblindheit, Erfrierungen, Stürme und Hunger brachten die Mannschaft an ihre physischen und psychischen Grenzen. Hampton Sides erzählt ihre Geschichte. (abgewandelter Klappentext)

Rezension:

So unscheinbar, wie sie wirkt, diese Welt aus Schnee, Fels und Eis, so unverzeihlich geht sie mit begangenen Fehlern um. Es ist eine scheinbar endlose und abweisende Gegend, die Nordpolarregion, gerade deswegen ungeheuer fasznierend.

Hampton Sides ist eingetaucht in die Gegend umbarmherziger Kälte und hat sich auf Spurensuche begeben. Herausgekommen dabei ist ein faszinierender und facettenreicher Bericht über die wohl eindrücklichste und vom grausigen Schicksal verfolgte Erkundungsexpedition, die es in diese Gegend verschlagen hat.

Vor wenigen Jahrhunderten noch war gänzlich wenig über die kälteste Region des Erdballs bekannt, und der Drang sich zu beweisen war besonders bei den Männern der damals noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika besonders groß.

Es ist hier die Geschichte junger Offiziere und Naturforscher, Ärzte und Meteorologen, aber auch eine Erzählung unglaublicher menschlicher Kraft und großer Pionierleistungen, die der Autor zu Tage gefördert und dicht recherchiert eine geeignete Plattform gibt.

Eindrückklich wird geschildert, wie groß das Verlangen bei den Männern dieser Generation, die in Zeiten kurz vor der Elektrifizierung der Infrastruktur, der Erfindung der Glühbirne und wegweisenden Maschinen, wie die Dampfmaschine, sich zu beweisen und welche Bedeutung die Erkundung der letzten weißen Flecken auf den Landkarten für die Menschen hatte.

Intensiv begleitet der Leser auf Grundlage von Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, ausführlich geschildert, die Vorbereitungen zu einer Expedition, die dann doch sprichwörtlich im Eis stecken bleiben musste.

Geschildert wird die Auswirkungen von Sensationsgier, schon damals als es noch keine anderen Medien als Zeitungen gab, und welche fatalen Folgen kleinste Fehler schon bei der Planung haben konnten, zudem welchen Gefahren Entdecker damals auf noch unbekannten Terrain ausgesetzt waren.

Das alles wird klar und deutlich, kurzweilig und über die Maßen so spannend geschildert, wie nur wahre Geschichte sein kann. Hier merkt man in jeder einzelnen Zeile, die intensive Rechercheleistung von Hampton Sides, der den Weg in die Katastrophe und für zu wenige Teilnehmer der Expedition wieder hinaus, beschreibt.

Durchsetzt und aufgelockert wird dieses Sachbuch mit den Fotos aller Teilnehmer dieser Polarfahrt und Karten auf den Innenseiten des Buchdeckels.

Die hochwertige Aufmachung und die erzählte, gut recherchierte Geschichte, deren Expeditionsmitglieder für die künftige Kartographie und Naturforschung trotz Scheiterns wichtige Erkenntnisse brachten, ist es wert, erfahren und weiter verbreitet zu werden.

Der Leser wird dem Leid der Besatzung der USS Jeanette so nachempfinden können, als wäre er selbst Mitglied dessen, auf das es einem kalt den Rücken hinunter laufe. Eine unbedingte Empfehlung, die außerhalb des Eisschrankes gelesen und gut sichtbar in jedes Regal gehört.

Autor:

Hampton Sides wurde 1962 in Memphis/Tennessee geboren und ist ein US-amerikanischer Historiker, Autor und Journalist. Er schloss sein Geschichtsstudium an der Yale University ab und hielt danach Gastvorlesungen an verschiedenen Institutionen der USA.

Er ist Berichterstatter für die Zeitschrift “Outside” und arbeitet für das “National Geographic Magazine”, sowie verschiedenen großen Zeitungen, u.a. die “The Washington Post”. Er ist Autor mehrerer Bücher mit geschichtlichen Themen und lebt mit seiner Familie in Santa Fe/New Mexico.

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