Juli 2017

Ray Kroc: Die wahre Geschichte von McDonald’s

Die wahre Geschichte von McDonald's Book Cover
Die wahre Geschichte von McDonald’s Ray Kroc Finanzbuchverlag Erschienen am: 13.04.2017 Seiten: 291 ISBN: 978-3-95972-057-1 Übersetzerin: Almuth Braun

Inhalt:

Er ist der Mann hinter dem goldenen “M” und einer “Vom Tellerwäscher zum Millionär”-Geschichte, die ihresgleichen sucht: Ray Kroc, der Gründer von McDonald’s. Nur wenige Unternehmer können wirklich von sich behaupten, dass sie unsere Art zu leben für immer verändert haben. Ray Kroc ist einer von ihnen. Doch noch viel inetressanter als Ray Kroc, die Businesslegende, ist Ray Kroc, der einfache Mann.

Ganz im Gegensatz zum typischen Start-up-Gründer oder Internetmillionär war er bereits 52 Jahre alt, als er auf die McDonald-Brüder traf und sein erstes Franchise eröffnete. Was folgte, ist legendär, doch kaum einer kennt die Anfänge. In seiner öffiziellen Autobiografie meldet sich der Mann hinter der Legende selbst zu Wort.

Ray Kroc ist ein begnadeter Geschichtenerzähler und unverwüstlicher Enthusiast – er wird Sie mit seiner McDonald’s-Story mitreisen und ispirieren. Sie werden ihn danach nie mehr vergessen. (Klappentext)

Rezension:

Anfangs ist er noch ratlos. Wie soll er das essen, was er in die Hände gedrückt bekommen hat? Er hat doch kein Besteck.

Doch bald ist er fasziniert von der Schnelligkeit, der Ordnung und dem System, welches er im Restaurant der McDonald-Brüder vorgefunden hat und beginnt zum Entsetzen seiner Frau seinen sicheren Job nach und nach aufzugeben und schließlich sein erstes eigenes Restaurant als Franchise zu eröffnen.

Bald stoßen Freunde dazu und der kometenhafte Aufstieg einer beispiellosen Unternehmensgeschichte beginnt.

Es ist die Geschichte des fleischgewordenen amerikanischen Traumes vom Tellerwäscher zum Millionär. Kein anderer verkörpert sie so sehr im Amerika der Nachkriegszeit wie Ray Kroc, der mit standardisierten Fertigungsverfahren das Essverhalten erst der Amerikaner, dann der ganzen Welt, revolutionierte.

Erzählt wird sie von ihm, der mehr als einmal beinahe in den unternehmerischen Ruin gerutscht wäre, und erst in seiner zweiten Lebenshälfte Erfolg hatte. Er erzählt auch von der Faszination des Ergreifens von Chancen, unternehmerischen Glück und der Religiosität von Hamburgern.

Faszinierend ist es in dieses Stück amerikanischer Esskulturgeschichte einzutauchen, mag man aus gesundheitlicher Sicht davon halten, was man will. Es sind die detailreichen Anekdoten, die diese Biografie so faszinierend machen, die Hintergründe der Schnellimbissküchen der Botschaften mit dem gelben „M“.

Natürlich ist es einseitig. Für die McDonald-Brüder, deren Nachfahren den Film „The founder“ als Rehabilitierung ihrer Großväter sehen, die ihrer Meinung nach mehr am Erfolg von Ray Kroc hätten beteiligt werden müssen, hat dieser nur ein Kopfschütteln übrig.

Auch sind die negativen Seiten der Ernährungsphilosophie des Unternehmens noch kein Gesprächsthema, wie in heutiger Zeit. Das Buch natürlich, wurde 1977 veröffentlicht. Die Probleme, denen sich McDonald’s heute stellen muss, waren zu Krocs Zeit noch nicht gegeben.

Wer aber abseits von Hamburger und Filet-o-Fish etwas mehr über eine amerikanische Erfolgsgeschichte lesen möchte, findet sie hier faszinierend erzählt. Große Erfolge werden thematisiert, ebenso warum der Hula-Burger es nie in Serie geschafft hat.

Heute gibt es einige Versuche, den Konzern, der ursprünglich nur Hamburger und Pommes anbot, wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Mit einem heutigen Ray Kroc würde es dem Konzern sicher gelingen.

Kurzweilig erzählt, verteilt sich die Personengeschichte Ray Krocs auch in Buchform in mundgerechte Häppchen, die dennoch detailreich, mit einer Prise Optimismus und unternehmerischer Freude eine sättigende Mahlzeit ergibt. Sättigender als mache Fleischbeilage zwischen zwei Brötchenhälften und Ketchup.

Ray Kroc ist der Steve Jobs der Systemgastronomie, Feindbild und Vorbild zugleich. Kritik ist hier zugelassen, doch wird der Leser hier  vorwiegend ins Gelingen verliebt sein müssen. Kroc jedenfalls, gelang erstaunlich viel.

Autor:

Ray Kroc wurde 1902 in Oak Park, Illinois geboren und arbeitete nach der Schule als Pianospieler in Bars, Restaurants und Kaufhäusern, bevor er als Vertreter einer Firma für Milkshake-Maschinen auf Touren ging, um das Küchenzubehör zu verkaufen. Auch im Verkauf von Pappbechern war er tätig, bevor er auf die McDonald-Brüder traf.

Fasziniert von der Schnelligkeit der Systemgastronomie der Brüder, erwarb er eine Franchise-Lizenz und gründete sein erstes eigenes Restaurant in Des Plaines, Illinios.

1961 kaufte er das Unternehmen der McDonald-Brüder und eröffnete rund um die Welt McDonald’s-Restaurant, erweiterte das Systemgastronomie und Immobilien-Geschäft stetig. er wurde in der Liste des Times-Magazines der “100 einflussreichsten Personen des 20. Jahrhunderts” aufgenommen und schrieb 1977 seine Autobiografie. Er starb 1984 an Herzversagen.

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Michel Houellebecq: Unterwerfung

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Unterwerfung Michel Houllebecq Dumont Seiten: 272 Taschenbuch Seiten: 978-3-8321-6359-4

Handlung:

Unterwerfung beschwört ein Frankreich herauf, in dem eine autoritäre muslimische Partei schleichend die Macht übernimmt – auf demokratischen Weg und mit Hilfe der intellektuellen Elite.

Schonungslos und mit großer erzählerischer Kraft zeigt Michel Houellebecq in seinem bislang wohl kontroversesten Roman, wie sich die Menschen freiwillig in ein System fügen, das alle Grundwerte der westlichen Welt verneint. (Klappentext)

Rezension:

Schreckensszenario, Schwarz-Weiß-Denken, populistische Denke, Provokation. Als Michel Houellebecqs Roman zunächst in Frankreich erschien, überschlugen sich die Kommentatoren der Feuilletons im Kulturbetrieb.

Beschrieben wird eine nicht allzu ferne Zukunft, in der ein Muslim Präsident eines laizistischen Frankreichs wird und innerhalb von Monaten das Land nach seinen Glaubensvorstellungen ausrichtet.

Plötzlich sieht man in der Stadt der Liebe Frauen nur noch verhüllt, Schulen und Universitäten ohne islamischer Ausrichtung werden zu Einrichtungen zweiter Klasse, in den Zügen gibt es ein muslimisches Menü und mehrmals täglich ruft, nicht mehr vereinzelt, der Muezin zum Gebet.

Zudem ist es auch in Frankreich nun erlaubt, mehrere Ehefrauen zu haben. Während dieser Umwälzungen begleiten wir den Literaturprofessor Francois, der nicht konvertieren will und daher seine universitäre Laufbahn beenden muss, durch die sich wandelnde Welt, die anhand der Gegensätze zu zerbrechen droht. Auch ihm stellt sich bald die Frage, ob es nicht besser ist, den islamischen Glauben anzunehmen. Wie wird er sich entscheiden?

Die Geschichte kommt nur langsam ins Rollen und tritt dann auf der Stelle. Ein Vorankommen ist nicht erkennbar, wenn auch einige Abschnitte durchaus an erzählerischen Tempo zulegen. Houellebecq hält dies aber nicht durch, zum Leidwesen des Lesers.

Dabei bürgen Handlung und darin befindliche Protagonisten durchaus Potential. Wie gerne hätte man noch mehr über die gesellschaftlichen Umwälzungen erfahren?

Wie viel Spannung hätte die Reduzierung der privaten Befindlichkeiten, insbesondere der Hauptfigur, gebracht? So aber bekommt der Leser eine noch nicht ganz reife Geschichte, die zwar viel über literarische Klassiker der Franzosen philosophieren, dem gemeinen Leser aber unbefriedigt zurücklässt.

Das Szenario wiederum ist strittig und unrealistisch, könnte jedoch von den Populisten der Welt missbraucht werden.

In einer Zeit wohlgemerkt, in der der Front National in die französische Nationalversammlung eingezogen und Le Pen dem höchsten Staatsamt so nahe wie noch nie ist, überall in Europa Rechtsverdreher (Sic!) in die Parlamente finden oder teilweise Regierungsbeteiligung erlangen.

Fünfzig Seiten mehr Beschreibungen des gesellschaftlichen Wandels hätten gereicht, um die Mängel dieses Romans auszugleichen. So aber bleibt „Unterwerfung“ nicht nur ein mittelmäßig interessantes Gedankenspiel, sondern auch der Eindruck einer nicht vollständigen und zu Ende erzählten Geschichte.

Autor:

Michel Houellebecq wurde 1958 geboren. Nach der Schule arbeitete er u.a. als Informatiker bei einem Beratungsunternehmen, wechselte später ins Landwirtschaftsministerium und schrieb zu dieser zeit schon an seinem ersten Roman, diverse Gedichte und Kurzgeschichten.

2015 erschien sein Roman “Unterwerfung” an dem Tag, an dem ein terroristischer Anschlag auf das satiremagazin “Charlie Hebdo” stattfand, unter dessen Zeichnern er einen Freund hatte, der dabei ums Leben kam.

Darauf hin brach Houllebecq die Bewerbung seines Romans ab und zog sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Einige Monate später nahm er jedoch wieder einige Auftritte wahr.

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Kristine Bilkau: Die Glücklichen

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Die Glücklichen Kristine Bilkau Verlag: Luchterhand Hardcover Seiten: 301 ISBN: 978-3-630-87453-1

Inhalt:

Isabell und Georg sind ein Paar, dessen Glück durch die Geburt ihres Sohnes vervollkommnet wird. Das Leben in der gut situierten Wohngegend könnte nicht schöner sein, doch mit der Gründung einer Familie wächst der gesellschaftliche Druck. Um so mehr, als dass die berufliche Existenz plötzlich auf der Kippe steht.

Plötzlich zittert die Bogenhand der Cellistin Isabell und der Zeitungsverlag, in dem Georg arbeitet, muss Stellen abbauen. Die gutbürgerliche existenz ist plötzlich gefährdet. Der soziale Abstieg beginnt erst schleichend, dann immer schneller. Beide versuchen nun auf unterschiedliche Art und Weise mit der neuen Situation umzugehen. (eigener Text)

Rezension:

Eigentlich könnte es nicht besser laufen. Isabell und Georg sind ein glückliches Paar. Der Sohn gerade geboren, leben sie in einem gut situierten Stadtteil einer deutschen Großstadt. Die Straßen sind gesäumt von Cafes, man kauft Bio, die Läden sind exklusiv.

Sie arbeitet als Cellistin und er bei einem Zeitungsverlag als Journalist. Doch, die Existenzen beider sind bedroht. Isabell will nach der Geburt ihres Sohnes der Wiedereinstieg ins Berufsleben nicht gelingen. Die Bogenhand zittert. Georgs Zeitungsverlag geht Pleite und entlässt seine Angestellten. Die neue Situation ist für beide ungewohnt. Die Cellistin ohne rechte Aussicht auf ein erneutes Engagement, der Journalist muss entdecken, dass die Zeitungen nur noch Nachricht von Gestern sind.

Isabell und Georg müssen sich neu orientieren, die Fassade nach außen aufrecht zu erhalten, fällt aber schwer. Als dann noch Georgs Mutter stirbt und vorher eine Mieterhöhung ins Haus flattert, scheint der soziale Abstieg nicht mehr aufhaltbar.

Die Grundidee der Gesellschaftskritik, die Bilkau hier aufführt. ist richtig und durchaus zu diskutieren. Der Druck, was wir sein und wie wir auf andere wirken wollen, wächst mit dem Gehalt, genau so wie der Willen, den einmal geschaffenen Standard auch zu halten.

Doch, wenn es einmal nicht mehr gelingt, wie nötig ist es, eine Fassade aufrecht zu erhalten, von der man weiß, dass man diesem Druck nicht standhalten wird können? Probleme, wie sie bezeichnend sind für unser Leben, hier in Form einer gutbürgerlichen Künstlerfamilie, die von den beruflichen Veränderungen vor vollendeten Tatsachen gestellt wird.

Bilkau lässt ihre Protagonisten zunächst einmal in Selbstmitleid und Ignoranz ob der Probleme versinken. Fast über die gesamte Seitenanzahl kommen dem Leser die Figuren arrogant und blind gegenüber ihrer Situation vor. Von der Negativität, dem Pessimismus, in dem man beim Lesen versinkt, einmal ganz abgesehen. So etwas möchte man nicht lesen, auch wenn Bilkau einen Erzählstil an den Tag legt, der ihrer Figuren würdig ist. Das Buch kommt genau so bürgerlich rüber, wie Isabell und Georg selbst wirken wollen.

Die Sprache schön, alleine sie erreicht den Leser nicht. Ein klassischer Fall, von: “Was nützt die schönste Formulierung, wenn sie die Leser nicht erreicht.” Ein Mantra, welches über die gesamte Handlung wie ein Damoklesschwert hängt und leider nicht aufgelöst wird.

In der Realität würde man in der Situation der beiden wahrscheinlich darüber nachdenken, sich umzuorientieren und nach neuen Ansätzen und Ideen suchen, oder zur Überbrückung einen Job annehmen, den man sonst nicht machen würde.

Derartige Passivität und Blindheit lässt einem jedoch nur kopfschüttelnd zurück und so ist der Ansatz zwar lobend, ein tiefgreifend gesellschaftliches Problem aufzugreifen, triftet aber hier wie seine Protagonisten in trostlose Mittelmäßigkeit. Dagegen helfen dann auch die wenigen positiven Punkte nicht mehr, die sich finden lassen.

Autorin:

Kristine Bilkau wurde 1974 in Hamburg geboren und ist eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Nach der Schule studierte sie an der Universität Hamburg und arbeitete als Journalistin für Frauen- und Wirtschaftsmagazine.

Im Jahr 2008 nahm sie an einem Literaturwettbewerb teil und war im darauffolgenden Stipendiatin der Autorenwerkstatt des Literarischen Collquiums Berlin. Nach mehreren schriftstellerisch-schulischen Stationen veröffentlichte Bilkau ihren ersten Roman im Jahr 2015. Auch eine Theateradaption ihres Romans “Die Glücklichen” gibt es inzwischen. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

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Rebecca Makkai: Ausgeliehen

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Ausgeliehen Rebecca Makkai List Verlag Taschenbuch ISBN: 978-3-548-61134-1 Übersetzerin: Mirjam Pressler

Handlung:

Der zehnjähriger Ian ist süchtig nach immer neuen Geschichten. Lucy Hull, Bibliothekarin in der Stadtbücherei von Hannibal, ist dabei seine Komplizin. Sie hilft ihm, die geliehenen Bücher an seiner strengen Mutter vorbeizuschmuggeln.

Eines Morgens traut Lucy ihren Augen kaum. Ian, von zu Hause ausgerissen, kampiert zwischen den Regalen. Er hat einen Plan: Geschickt lotst er sie in Richtung highway und mitten hinein in eine abenteuerliche Reise. (Klappentext)

Bemerkung:

Die Taschenbuchausgabe scheint vergriffen. Ich selbst habe sie nur gebraucht erworben. Es gibt jedoch eine Hardcover-Ausgabe mit anderen Cover, die bei Ullstein verlegt wird.

Rezension:

Wenn man als Autor zu viel möchte, es aber nicht schafft, auch nur eine Idee komplett aus- und zu Ende zu führen, passiert genau das. Dann entstehen solche, vorsichtig ausgedrückt, unausgegorenen Geschichten, wie diese von Rebecca Makkai geschriebene. Das Hauptthema ist dabei noch das interessanteste.

Ein kleiner Junge durchlebt die Liebe zur Literatur heimlich, da er jedes Buch an seiner strenggläubigen Mutter vorbeischmuggeln muss. Behilflich ist ihn dabei die Bibliothekarin der Kinderbuchabteilung seiner Stadtbibliothek, die er kurzer Hand entführt und auf einen Roadtrip quer durch das Land entführt.

Doch, gleich auf den ersten Seiten beginnen die erzähltechnischen Probleme der Autorin. Geschrieben aus der Ich-Perspektive Lucy Hulls, der erwachsenen Protagonistin, reiht sich ein Klischee an ein anderes. Gedanken werden angeregt aber nicht zu Ende geführt.

Die Hauptprotagonisten sind zwar sympathisch aber handeln unschlüssig und ohne Ziel. Man erfährt weder, warum eine erwachsene Frau sich so von einem zehnjährigen Nerd übertölpeln lässt, noch warum dieser Hull quer durch das Land schickt. Sonnebebrillt und asthmatisch an ihrer Seite sitzend.

Auch die Familiengeschichte der Bibliothekarin ist für sich genommen interessant genug, einen eigenen Roman zu tragen, fügt sich hier aber gleichsam schlecht ein und warum die Autorin so permanent mit der Sexualisierung eines Kindes herumspielt, liegt nur begründet in der Einführung einer kruden Nebenfigur, was zwar hauptthematik sein möchte aber auch nicht wirklich funktioniert.

Zu allem Überfluss gesellt sich dann noch eine Möchtergern-Verfolgungs-Agenten-Geschichte dazu. Handlungsstränge allesamt lose und kaum ein stimmiges Gesamtbild ergebend.

Bei alledem sollte man meinen, dass wenigstens das Erzähltempo anzieht, doch auch hier hat die Autorin die Ruhe weg. tatsächlich plätschert die Geschichte so dahin. Ruhiger geht’s teilweise auf keinen anderen Roadtrip zu.

Bei “Tschick” hat das einst funktioniert, hier offenbaren sich dadurch nur noch mehr die Stolperfallen, denen die Autorin erlegen ist. Man merkt, dass es ihr erster Roman ist und hofft, dass sie sich in ihren nachfolgenden Geschichten erheblich verbessert hat.

Dennoch, es ist kein schlechter Roman. Wenn man über die so ausführlich beschriebenen Schwächen hinwegsieht, funktioniert es. Rebecca Makkai gelingt es dann und wann doch, zu unterhalten, die Gedanken des Lesers festzuhalten und uns in eine, hierzulande sehr kritisch gesehene Seite amerikanischen Alltags einzuführen.

Wenn man ihr etwas Positives zurechnen möchte, dann ist es überhaupt dies, dass sie den Finger in eine Wunde legt, die vor allem den großen starrsichtigen Freikirchen nicht gefallen dürfte, die die Bibel nur allzu wörtlich auslegen und eine Null-Toleranz-Grenze gegenüber Andersdenkenden verfolgen.

Daraus alleine hätte man trotzdem noch viel mehr machen können. Man darf nur hoffen, dass es Rebecca Makkai in ihren weiteren Arbeiten mit dieser oder anderen Thematiken besser gelingt.

Autorin:

Rebecca Makkai wurde 1978 geboren und ist Verfasserin von mehreren Romanen und Kurzgeschichten. Ihr erster Roman erschien 2011 und war in der Top-Ten-Liste 2011, der Schriftsteller-Debüts, zudem in der Auswahl des Chicago Magazines der besten Geschichten des Jahres.

Ihr Roman wurde in über sieben Sprachen übersetzt. Auch ihr Nachfolge-Roman füllte einige Bestenlisten und gewann mehrere Preise. Eine Novelle, die sich der Thematik AIDS annimmt, ist von ihr in Vorbereitung.

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Konrad Heiden: Adolf Hitler

Adolf Hitler Book Cover
Adolf Hitler Konrad Heiden Europaverlag Erschienen am: 23.11.2016 Hardcover ISBN: 978-3-95890-117-9

Inhalt:

Konrad Heiden hat den Aufstieg Adolf Hitlers von Anfang an begleitet. Aus nächster Nähe beobachtet er die Auftritte des Demagogen, arbeitet das Gewöhnliche und Spießbürgerliche, vor allem aber das Diabolische und Krankhafte an Hitlers Wesen heraus und schildert Geschichte, während sie passiert.

Bavor das ganze Ausmaß des Schreckens bekannt war, das Hitler und die Nationalsozialisten über Europa bringen sollten, warnt er bereits auf eindringliche Weise vor den Absichten dieses Mannes und der bevorstehenden Katastrophe.

Seine schonungslose psychologische Durchleuchtung des “Führers” liefert den Schlüssel, um Hitlers Ideen und politische Ziele zu durchschauen und um zu verstehen, was für die Welt von Anfang an auf den Spiel stand. (Klappentext)

Rezension:

Künftige Forscher werden vieles sehen, was uns heute noch entzogen ist; manches werden sie aus ihrer Ferne kaum glauben, was die Gegenwart breit erlebt, aber selten lang bewahrt.

Konrad Heiden “Adolf Hitler – Die Biografie”, Europa Verlag.

Als das Grauen noch nicht in seiner Gänze abzusehen war, als das friedliche Europa erste Risse bekam, beobachtete ein Journalist die Ursache dessen, welche ein paar Jahre später zur größten Katastrophe der (unsrigen) jüngeren Geschichte führen sollte, sehr genau.

Messerscharf analysierte Konrad Heiden die Reden Adolf Hitlers, der von der Rolle des “Trommlers” zu Deutschlands Diktator aufstieg, und seiner Gehilfen.

Beobachtete, wie Röhms SA die Gegner der Nationalsozialisten einschüchterte, wie Ehrenwort um Ehrenwort gegeben und gebrochen wurde und wie sich eine Reihe vorab gescheiterter Existenzen nahm, was ihnen die Demokratie ohne Demokraten so bereitwillig und ahnungslos überließ.

Konrad Heiden schrieb darüber und entstanden ist dabei eine Schrift, die Hitlers Werdegang scharfsinnig analysiert und demaskiert.

Er, der er wegen seiner Tätigkeit selbst ins Exil flüchten muss, sitzt anfangs noch in den Kellern, wo die Nazis ihre ersten Versammlungserfolge feierten, spricht mit Parteimitgliedern und Weggefährten des Österreichers, der bald Deutschland beherrschen wird und ahnt die drohende Katastrophe.

Der Journalist arbeitet akribisch die Ziele Hitlers, die dieser in “Mein Kampf” formuliert heraus, stellt sie dessen Reden gegenüber und beobachtet sich anbahnende Bündnisse und das Entstehen neuer Konfliktherde. Ein Dampfkochtopf Deutschland, der explodieren wird. Die Frage ist nur, wann?

Mit der Neuauflage der ersten Biografie über Adolf Hitler holt der Europa Verlag ein Stück seiner Geschichte wieder in das Programm und dieses hat es in sich.

Neutral aber neugierig analysierend, beobachtend und abwartend hat es Konrad heiden fertig gebracht, Zeitgeschichte ohne Scheuklappen festzuhalten oder die Leser in eine bestimmte Richtung zu treiben.

Die sollen sich selbst ein Bild machen, Heiden zeigte nur den Weg auf, den Hitler und seine Kumpanen bereit waren, zu gehen. Und damit auch die Ziele und die wahren Absichten einer menschenverachtenden Diktatur, ihre Irrwege. Schonungslos, diese Weitsicht des Einen, erschreckend das Wissen, dass sich dennoch so viele haben blenden lassen (wollen).

Aneinandergereiht, kurze Kapitel, beschäftigt sich Heiden zuerst mit der Kindheit und Jugend Hitlers, seinen Werdegang über Linz, Wien und München, sowie seinen entgültigen Griff zur Macht und der Beseitigung aller Konkurrenz 1934.

Immer wieder beruft er sich auf Quellen, die er um deren Selbstschutz Willen nicht nennen kann. Nicht im Jahr seines Schreibens, 1936. Es ist das erste umfassende Werk, welches neutral berichtet und gerade heute noch gut zu lesen ist, wo der Friedensgarant Europa, der einst als Absicherung gegen Kriege auf den Kontingent in seiner Einheit wieder zerbröselt.

Diese Einheit hat Konrad Heiden, wie er so vieles andere vorausgesehen hat, als Lösung gegen Hitler betrachtet. Europa sollte auf ihn hören. Denn heute gibt es wieder einige der Vorzeichen, vor denen Konrad Heiden seine Generation einst warnen wollte.

Autor:
Konrad Heiden wurde 1901 in München geboren und studierte dort Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Für die Frankfuirter Zeitung arbeitete er anfangs als Hilfsredaktuer und begleitete seit 1921 die Aktionen und Auftritte Adolf Hitlers.

Nach mehreren Wechseln verschiedener Redakteursstellen arbeitete er als freier Journalist und Schriftsteller und flüchtete 1933 ins Exil, in die Schweiz.

1936/1937 erschien seine Biografie über Adolf Hitler im Zürcher Europa Verlag, die später Grundlage für zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten über den Diktator und den Nationalsozialismus wurde. 1940 emigrierte er in die USA und erhielt Ende der 50er Jahre deren Staatsbürgerschaft. 1966 starb Heiden in New York City.

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